Fischerrain
Der Fischerrain (Schweinfurterisch: Fischerree, Ortsbezeichnung: am Fischerrain) ist ein Stadtviertel in der kreisfreien Stadt Schweinfurt und Teil der Altstadt. Die am Main gelegene einstige Fischersiedlung unbekannten Alters und Ursprungs, mit Funden aus dem ersten Jahrtausend v. Chr., wurde bald der Reichsstadt Schweinfurt angegliedert.
Fischerrain Stadtviertel in Schweinfurt | |
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Höhe: | 215 m |
Fläche: | 2,4 ha[1] |
Postleitzahl: | 97421 |
Vorwahl: | 09721 |
Fischerrain mit Main |
Lage
Der Fischerrain liegt in der südwestlichen Ecke der Altstadt, im rechten Winkel zwischen Main und Altem Friedhof. Zwischen Main und Fischerrain verläuft die Bahnstrecke Bamberg–Schweinfurt Hbf. Unweit westlich des Fischerrains liegt der DB-Haltepunkt Schweinfurt Mitte.
Der Fischerrain grenzt (von Norden im Uhrzeigersinn) an die Schultesstraße (vormals: Steinweg), den Albrecht-Dürer-Platz (vormals: Holzmarkt), den östlichen Teil der Straße Fischerrain (einst Innerer Stadtgraben), die Bahnlinie mit parallel laufender Gutermann-Promenade (einst Leinritt am Main) und den Alten Friedhof.
- Fischerrain. Katasterplan von 1907
- Fischerrain vor dem Zweiten Weltkrieg
Geschichte
Erstes Jahrtausend v. Chr.
Vor der Zeitenwende war der Fischerrain bereits besiedelt. Bei Ausgrabungen im Jahr 2016 stieß man auf Funde der Hallstattzeit (800 bis 450 vor Chr.) und Latènezeit (450 vor Chr. bis zur Zeitenwende).[2]
Mittelalter und frühe Neuzeit
Die Ausgrabungen gaben auch viele Hinweise auf eine mittelalterliche Handwerkersiedlung, mit Funden von Keramik, Ziegel und Knochen. Der Fischerrain war ursprünglich eine eigenständige Siedlung und wurde bereits 1383 in den Annalen von Nikolaus Sprenger als Fischersiedlung genannt. Er gehört nicht zum Bereich der baulichen Stadterweiterung, liegt aber dennoch unmittelbar außerhalb des ersten Mauerrings mit den inneren Stadttoren. Ursprung und Zeitpunkt der Angliederung der Fischersiedlung an die Reichsstadt Schweinfurt sind unbekannt. Die Siedlung lag bis zur Stadterweiterung 1436/37 noch außerhalb der Stadtmauer und hatte auch danach noch einen eigenen Schultheißen. Seitdem besaß das Quartier mit dem Fischertor einen eigenen Stadtzugang, durch den die Fischer zu jeder Tageszeit ungehinderten Zugang zum Main hatten, ohne Torsperre oder Sperrgeld.[3]
Am Westrand des Quartiers, am Alten Friedhof, liegt die im letzten Krieg fast vollständig zerstörte Gasse An den Brennöfen, benannt nach den Öfen der Häfner. Dort befand sich ein im Zweiten Stadtverderben 1553 zerstörtes und 1560 endgültig beseitigtes Karmeliterkloster.[4] Im Eckhaus Mainaussicht 63 wohnte der Schweinfurter Heimatforscher Hubert Gutermann (1892–1974). Von ihm stammt der Schulbuchklassiker Alt Schweinfurt.
Ordinari-Schiffahrt
Die Fischer übten auch die Mainschifffahrt aus. Von den 1846 noch 58 ansässigen Berufsfischern betrieben sieben die Ordinari-Schiffahrt. 1738 wurde eine Ordinarifahrt zur Beförderung von Gütern nach Würzburg eingeführt, 1773 nach Bamberg und 1843 über den Ludwig-Donau-Main-Kanal nach Nürnberg und Regensburg, sowie in Gegenrichtung nach Frankfurt am Main. Im bayerischen Urkataster von 1808 ist neben einem vorwiegend militärisch genutzten Hafen auf der Maininsel Bleichrasen ein ziviler Hafen westlich neben dem Fischerrain an der heutigen Heilig-Geist-Kirche eingezeichnet. Er wurde wieder vollständig zugeschüttet und überbaut (siehe auch Hafen Schweinfurt, Neuzeit).
Fischhäuser und Restaurants
Der Fischerrain hatte bis ins frühe 20. Jahrhundert, als die Stadt noch ein bedeutender Weinort war (siehe: Schweinfurt, Weinbau), in einer typisch fränkischen Mischung zahlreiche Fischhandlungen, Weinrestaurants und Brauereien.[5]
- „Die aus Fischern, Bäckern, Büttnern, Häfnern, Färbern, Bier- und Weinwirtschaften mit Fischbäckereien und anderen Handwerkern bestehende Lebensgemeinschaft mit dem nahen Fluß hatte noch lange Zeit ihr Eigenleben.“[3]
Heute bestehen noch die Fischhandlungen Stein und Dittmar und zwei Restaurants. Die traditionsreiche kleinere Weinwirtschaft Gößwein, die 1816 erstmals urkundlich erwähnt wurde,[3] war in den Nachkriegsjahrzehnten das führende Restaurant Schweinfurts. Heute wird sie als Weinrestaurant Hess weitergeführt.
Brauereien
Am Fischerrain gab es insgesamt drei Brauereien, die alle um die Gasse Fischersteig lagen und nicht mehr existieren. Dort waren das Stammhaus der Brauerei Hagenmeyer, die 1988 an anderer Stelle schloss und die 1878 gegründete Brauerei Rauschert/Ebersberger. Zudem gab es in den 1980er Jahren die Gasthausbrauerei Zum Rossknecht im Albrecht-Dürer-Center.[4]
Gegenwart
Das Stadtbild des Fischerrains wird vom Main her seit Anfang des 20. Jahrhunderts von der Heilig-Geist-Kirche beherrscht, die aber außerhalb des Quartiers, nördlich der Schultesstraße steht.
Der Fischerrain wurde gegen Ende des 20. Jahrhunderts behutsam saniert und kriegsbedingte Baulücken am Mainufer wurden geschlossen. Eine der letzten großen Kriegs-Baulücken der Altstadt, im Westen des Fischerrains, An den Brennöfen, wurde ebenfalls geschlossen. Die Gebäude wurden 2020 fertiggestellt.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Gemessen im BayernAtlas, Fläche ohne Alten Friedhof
- mainpost.de: Tiefe Keller am Fischerrain, 8. November 2016. Abgerufen am 30. April 2020.
- Paul Ultsch: Damals in Schweinfurt. Band 1: Als die Stadtmauer noch Begrenzung war. Buch- und Idee-Verlags-GmbH, Schweinfurt, ISBN 3-9800480-1-2, S. 72
- Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de
- schweinfurtfuehrer.de abgerufen am 10. Januar 2016
- 1. Preis des Architektenwettbewerbes zur Bebauung An den Brennöfen. Abgerufen am 2. März 2017.