Feistritztalbahn
Die Feistritztalbahn ist eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 760 mm in der Steiermark, die heute noch von Weiz nach Birkfeld führt.
Weiz–Birkfeld–Ratten | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | 42,2 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 760 mm (Bosnische Spur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die heute von der Feistritztalbahn Betriebs-GmbH betriebene Bahnlinie Weiz–Birkfeld wurde (nachdem der ursprüngliche Termin, 1. Oktober 1911, nicht zu halten gewesen war)[1] am 14. Dezember 1911 eröffnet.[2] Die ursprüngliche Lokalbahn-AG Weiz–Birkfeld beauftragte die k.k. österreichische Staatsbahnen mit der Betriebsführung der Bahnlinie. Der Anschluss an das normalspurige Streckennetz erfolgt im Bahnhof Weiz, dem Endpunkt der normalspurigen Landesbahn Gleisdorf–Weiz. Bis Dezember 2014 wurde noch von der Steiermärkischen Landesbahn ein Güterverkehr zwischen Weiz und Oberfeistritz aufrechterhalten.
Der Bau der Fortsetzung nach Ratten wurde während des Ersten Weltkrieges begonnen, musste jedoch mangels Arbeitskräften wieder eingestellt werden. 1922 wurde das Teilstück als Schleppbahn zum Braunkohlenbergwerk in Ratten in Betrieb genommen. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Feistritz-Bergbau- und Industrie A.G. den Bau durch Kauf übernommen und sich verpflichtet, bis 25. Februar 1931 die Strecke Birkfeld–Ratten–Rettenegg auf eigene Kosten von einer Industriebahn in eine öffentliche, schmalspurige Lokalbahn für Personen- und Frachtenverkehr auszugestalten.[3] Da die Strecke bis Ratten nur als Industriebahn errichtet worden war, war es trotz gleicher Spurweite wegen unterschiedlicher Brems- und Kupplungssysteme nicht möglich, direkte Züge von Ratten über Birkfeld hinaus zu führen. Das bewirkte für Kohlentransporte ein zweimaliges Umladen (in Birkfeld und Weiz), ehe die Kohle in normalspurigen Güterwagen weitertransportiert werden konnte. Hohe Transportkosten waren die Folge.[4]
Am 29. Mai 1930 wurde die vom Land Steiermark erworbene Industrieschleppbahn Birkfeld–Ratten, nunmehr ausgebaut als öffentliche Bahnlinie und der Lokalbahn Weiz–Birkfeld angeschlossen, von Bundespräsident Wilhelm Miklas (1872–1956) dem Verkehr übergeben.[5] Ein bereits 1913 erwogener Weiterbau bis Rettenegg, der durch den Anschluss an die seit 1902 bestehende Feistritzwaldbahn das Erreichen der Südbahn in Steinhaus am Semmering zumindest für den Gütertransport ermöglicht hätte, wurde nie verwirklicht, ebenso wenig wie der im selben Jahr in Niederösterreich beabsichtigte Bau einer Strecke von Edlitz an der Aspangbahn zur steiermärkischen Landesgrenze bei Trattenbach und, von diesem Punkt, eine allfällige unter zwei Baukilometern liegende Verbindung mit der Feistritzwaldbahn.[6]
1942 ging die Bahngesellschaft in den Besitz des damaligen Reichsgaues Steiermark und damit nach dem Zweiten Weltkrieg an die Steiermärkischen Landesbahnen über. Die Schließung des Bergwerkes in Ratten 1960 führte zum Wegfall des Haupt-Güterkunden in Ratten, die allgemeine Motorisierung zum Rückgang der Passagierzahlen im Personenverkehr. Dennoch waren die Landesbahnen bestrebt, den Betrieb durch den Einsatz von Diesellokomotiven aus der Serie VL 11–16 und neuer Güterwagen zu modernisieren.
Im Jahre 1971 wurde wie auch bei der Murtalbahn ein fahrplanmäßiger Bummelzugverkehr mit Dampflokomotiven eingeführt, der rasch zu einem festen Bestandteil des touristischen Angebotes der Region wurde.
Es kam zur Einstellung des öffentlichen Personenverkehrs im Teilstück Birkfeld–Ratten (28. Februar 1971) und Weiz–Birkfeld (2. Juni 1973). Schließlich wurde der Abschnitt Birkfeld – Ratten (1. Juli 1980) auch für den Güterverkehr eingestellt. Nach Abtragung der Gleisanlagen von Birkfeld nach Ratten (1981) wird der Bummelzugbetrieb seit 1994 durch den Verein „Club U44, Freunde der Feistritztalbahn“ organisiert. Güterverkehr wurde bis 15. August 2015 im Abschnitt Weiz–Oberfeistritz fahrplanmäßig betrieben, wichtigstes Frachtgut war Talkum aus dem Tagbau am Rabenwald der Luzenac Naintsch Mineralwerke, die zur Rio-Tinto-Gruppe gehören.
Die Strecke führt durch drei Tunnels und über einige markante Viadukte. Der längste davon, der Grubviadukt, ist 276 Meter lang.[7]
Ende April 2019 kündigte ein Investor an, die Feistritztalbahn als Teststrecke für neue Technologien der Schienenfahrzeugindustrie zu nutzen. Dabei war auch eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs ab frühestens 2024 angedacht. Zum Einsatz kommen sollten „straßenbahnähnliche Garnituren“.[8]
Im August 2021 wurde bekannt, dass das Bundesdenkmalamt die Bahnstrecke neuerlich unter Denkmalschutz stellen werde, nachdem eine frühere Unterschutzstellung wieder aufgehoben worden war. Gleichzeitig wurde bekannt, dass ein Gesellschafter des Eigentümerunternehmens auch diese Unterschutzstellung anfechten wolle.[9]
Streckenverlauf
Vom Bahnhof Weiz ausgehend, überwindet die Schmalspurbahn zunächst kurvenreich den Geländerücken zwischen Weizbach und Fladnitzbach, von dessen Niederung aus sie am Übergang des Raasbergs in das Riedelland ebenso windungsreich Richtung Nordosten trassiert wurde, um das hügelige Gelände zum Feistritztal hin zu überwinden. Dabei werden die Oberläufe zahlreicher südostwärts laufender Bäche ausgefahren und vor dem Kulminationspunkt bei Hart-Puch das Tal der Ilz mittels des Grub-Viadukts gequert. Bergab geht es anschließend nach dem kurzen Scheiteltunnel in einem Seitengraben des Feistritztales nach Oberfeistritz, wo mit einem weiteren Viadukt das Tal an seine östliche Talflanke hin überbrückt wird. Nun geht es über Anger linksufrig weiter, den sich verengenden Talschleifen folgend. Lediglich bei Koglhof werden zweimal scharfe Biegungen des Flusses durch kurze Durchstiche abgekürzt. Der Bahnhof von Birkfeld wurde, im Gegensatz zur Ortsmitte, am Talboden angelegt.
Ab hier wurde die Strecke abgetragen, ist aber als Radweg erhalten.[10][11] Die Bahnstrecke hielt sich dabei bis Ratten stets an die westliche Talflanke rechts der Feistritz.
Triebfahrzeuge
Feistritztalbahn / Club U44
- Dampflok Kh.101 * – wurde in Jenbach bei der Zillertalbahn einer Hauptuntersuchung unterzogen und stand seit der Saison 2013 im Einsatz. Derzeit abgestellt wegen Kesselschadens.[12]
- Dampflok 83 180 (ex-JDŽ) – nicht betriebsbereit abgestellt in Birkfeld
- Dampflok U.44 * – befindet sich in zerlegtem Zustand im Heizhaus Birkfeld.
- Dampflok U.8 * – befindet sich betriebsbereit in Birkfeld
- Dampflok U.7 – befindet sich zerlegt für eine spätere Aufarbeitung in Oberfeistritz; einzelne Teile der Lok in Birkfeld.
- Diesellok JW 200 – betriebsbereit in Weiz (blaue Lackierung)
- Diesellok Jung – betriebsbereit in Birkfeld (orange Lackierung)
- Draisine 616.912 (ex ÖBB) – betriebsbereit in Birkfeld (gelbe Lackierung)
* gemietete Fahrzeuge, im Besitz der Steiermärkischen Landesbahnen
STLB
- Diesellok VL 16 – (von der FTB angemietet) nicht betriebsbereit in Birkfeld (orange Lackierung)
- Diesellok VL 15 – abgestellt in Weiz (orange Lackierung mit hellblauem Dach)
- Diesellok VL 14 – abgestellt in Weiz (orange Lackierung)
- Diesellok VL 12 – (von der FTB angemietet) betriebsbereit in Birkfeld (rote-grün-weiße Lackierung)
- Diesellok VL 11 – abgestellt in Weiz (orange Lackierung)
- Diesellok VL 22 (ex-JDŽ, mit Funkfernsteuerung ausgerüstet) – nach Murau überstellt (rot-grün-weiße Lackierung)
- Diesellok VL 23 (ex-JDŽ) – nach Murau überstellt (orange Lackierung mit grüner Bauchbinde)
- Diesellok VL 8 – betriebsbereit in Weiz (orange Lackierung)
- Diesellok RT 3 – in Weiz (rot-grün-weiße Lackierung)
- Draisine X44 – betriebsbereit in Weiz (rote Lackierung mit blauem Dach)
Zitate
Die Grazer Morgenpost schrieb am 12. Dezember 1911[Anm. 1] zur Eröffnung der Feistritztalbahn Folgendes:
„Aus Birkfeld schreibt man uns vom 10. d. M. unter anderem: Fix und fertig ist der Bahnhof! Heute liest man in den Tagesblättern, daß die Eröffnung der Lokalbahn endlich am 14. d. M. stattfinden soll […]. Ein starkes, unermüdliches Komitee arbeitet mit Umsicht und Eifer; verschiedene Dekorationen sind fertiggestellt, die Einladungen sind geschrieben und harren nur auf die Einsetzung des endgültigen Tages der Eröffnung. Möge der erste Zug nun recht bald um die Ecke kommen und sein Pfiff in den Bergen Birkfelds seinen Widerhall finden, damit die aufgeregten Gemüter wieder zur Ruhe kommen und dem trauten Alpenwinkel Birkfelds neues Leben geben und ihm neuer Verkehr erschlossen wird![13]“
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Feistritztalbahn Weiz–Anger–Birkfeld. In: Grazer Volksblatt, Morgen-Ausgabe, Nr. 197/1911 (XLIV. Jahrgang), 30. April 1911, S. 5, oben links. (online bei ANNO). .
- Tagesberichte. Der erste Zug nach Birkfeld. In: Grazer Volksblatt, Morgen-Ausgabe, Nr. 572/1911 (XLIV. Jahrgang), 15. Dezember 1911, S. 4, oben rechts. (online bei ANNO). .
- Aus den Alpenländern. Steiermark. (…) Weiz, 23. Juli. In: Neues Grazer Tagblatt, Erste Morgenausgabe, Nr. 511/1921 (XXXI. Jahrgang), 30. Juli 1921, S. 4 Mitte. (online bei ANNO). .
- Manfred Hohn: „8. Die Kohlenbahn Birkfeld-Ratten und die Bahnen bei den Bergbauen Kogl, St. Kathrein und Ratten.“ In: „Feldbahnen in Österreich.“ Leykam, Graz 2011, ISBN 978-3-7011-7766-0, S. 72 und 84.
- (Bildunterschrift:) Die feierliche Eröffnung der Bahnlinie Birkfeld–Ratten. (…). In: Wiener Bilder, Nr. 23/1930 (XXXV. Jahrgang), 8. Juni 1930, S. 27. (online bei ANNO). .
- Ratten. Eisenbahntag. In: Grazer Volksblatt, Morgen-Ausgabe, Nr. 484/1913 (XLVI. Jahrgang), 21. Oktober 1913, S. 8, Spalte 1. (online bei ANNO). .
- das digitale eisenbahn fotoarchiv (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- „So-geht-es-mit-der-Feistritztalbahn-weiter.“
- Von Raimund Heigl | 14 00 Uhr, 19 August 2021: Nach Aufhebung 2017: Feistritztalbahn wieder unter Denkmalschutz gestellt. 19. August 2021, abgerufen am 20. August 2021.
- Die Oststeiermark / Radtour Feistritztalradweg R8. Abgerufen am 1. August 2021.
- Joglland - Waldheimat / Feistritztal Familienradweg R8. Abgerufen am 1. August 2021.
- Hauptuntersuchung (Memento vom 4. Juni 2015 im Internet Archive) der Dampflok Kh.101
- Alfred Niel: „Vom Dampfroß zur E-Lok. Die Eisenbahn in Österreich“. Styria Verlag, Graz 1987, ISBN 3-222-11745-4.
Anmerkungen
- Unrichtige Quellenangabe: Die Grazer Morgenpost stellte mit 31. Dezember 1904 ihr Erscheinen bleibend ein. – Siehe: Die „Grazer Morgenpost“ (…). In: Grazer Volksblatt, Morgen-Ausgabe, Nr. 1/1905 (XXXVIII. Jahrgang), 1. Jänner 1905, S. 3, Mitte rechts. (online bei ANNO). sowie Gesamtkatalog, Österreichischer Bibliothekenverbund.