Falkplatz
Falkplatz | |
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Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Prenzlauer Berg |
Angelegt | 20. Jahrhundert |
Neugestaltet | 21. Jahrhundert |
Einmündende Straßen | Gleimstraße (nördlich), Am Falkplatz (östlich), Gaudystraße (südlich), Schwedter Straße (westlich) |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußgänger, Radfahrer |
Technische Daten | |
Platzfläche | 44.800 m²[1] |
Der Falkplatz ist ein Platz im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg des Bezirks Pankow. Er entstand nach dem Hobrecht-Plan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Geschichte
Nach 1900: Anlage eines Schmuckplatzes
Zur flächen- und verkehrsmäßigen Erweiterung hatte James Hobrecht einen Bebauungsplan ausgearbeitet, den der Berliner Magistrat 1862 beschloss; der Plan war in Abteilungen gegliedert. Das spätere Gebiet des Verwaltungsbezirks Prenzlauer Berg wurde unter Abteilung XI geführt. Inmitten der vorgesehenen quadratischen Flächenaufteilung zur Bebauung mit Wohnhäusern und der Schaffung von Straßen waren größere Flächen frei zu halten, die den Bewohnern Licht und Luft gewährleisten und auch dem Brandschutz dienen sollten. Die erste derartig geplante und gestaltete Fläche inmitten der Gleim- (als Straße 19 angelegt und 1892 bzw. 1902 benannt), Gaudy-, Schwedter Straße und (der Straße) Am Falkplatz trug die Bezeichnung Platz 1. Gartenarchitekten kümmerten sich zumeist um eine ansprechende Gestaltung wie auch hier.[2] Am 16. Januar 1906 erhielt die neue Grünanlage den Namen Falkplatz zu Ehren von Adalbert Falk (1827–1900), preußischer Jurist und Kultusminister.
Grundstücke mit der postalischen Adresse des Platzes selbst gab es nicht, bebaut wurden die Ostseite (fünf Häuser mit der Adresse Am Falkplatz) sowie die nördliche Seite der Gleimstraße (Parzellen 49–61).
Zwischen 1945 und 1990
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Ruinen der zerstörten Häuser in der Umgebung beseitigt worden waren, hatte die Bezirksverwaltung einen Teil der Platzfläche als Spielplatz für die Kinder der Umgebung wieder einrichten lassen.
Der Künstler Stefan Horota gestaltete in den 1980er Jahren zahlreiche Tierfiguren für den Platz, darunter „Schimpansenkinder“, einen Eisbären und ein Walrosspaar. Die Tiere sind nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Spiel gedacht.
In den Häusern der Straße Am Falkplatz hatten sich in den 1950er und 1960er Jahren unter anderem eine Kohlenhandlung (Nummer 2) und eine privat betriebene Gaststätte (Nummer 1, Eckhaus zur Gaudystraße) angesiedelt.[3]
Seit 1990
Erst nach der politischen Wende mit neuen Verwaltungsstrukturen und Möglichkeiten, in der Nähe der früheren Mauer bauen zu können, ließen Investoren südlich des Falkplatzes, wo sich seit den 1930er Jahren die „Kolonie (Kleingartenanlage) an der Schwedter Straße“ befunden hatte, die Max-Schmeling-Halle errichten. Der Straßenabschnitt der Schwedter Straße zwischen Am Falkplatz und Gleimstraße ist seitdem für den durchgehenden Kraftfahrzeugverkehr gesperrt.
Der Spielplatz auf dem Platzareal wurde vollständig neu gestaltet und Liegewiesen eingerichtet.[4][5]
Besonderheiten
Natur
Auf dem Platz stehen zahlreiche Bäume, darunter ein Lederhülsenbaum und drei Balkan-Rosskastanien, die geschützte Naturdenkmale sind (siehe diese Liste). Im Jahr 2014 mussten vier Bäume auf dem Platz wegen ihrer Schäden gefällt werden.[6] Schon im Jahr 2011 fiel eine etwa 20 Meter hohe Kastanie aus der Anfangszeit des Schmuckplatzes den Kettensägen zum Opfer; die Anwohner und Interessenten sollten durch Spenden die Anpflanzung eines Ersatzbaumes ermöglichen.[7]
Kunst
Ein Wasserspiel auf dem Platz wird mittels Regenwasser betrieben. Auf dem Spielplatz fällt eine als Flugpionier gestaltete Betonskulptur auf.
Im September 1995 entstand auf der Grünanlage anlässlich der ersten UN-Klimakonferenz in Berlin eine „lebende Sonnenuhr“, die mithilfe von Pflanzen und – von Kindern geformten – Tonsteinen hergerichtet wurde. Eine regelmäßige Pflege der großflächigen „grünen Uhr“ erfolgte nicht, sodass der Gnomon und ein zuerst mit aufgestellter Totempfahl schließlich 2003 entfernt wurden. Von den mehr als 50 sehr unterschiedlich geformten und gestalteten Tonsteinen sind noch einige erhalten, der gemauerte Halbkreis wird indes von Moos überwuchert (Stand: Frühjahr 2015).[8]
Falkplatz ist unter anderem auch das Label des Musikkünstlers Oliver Deutschmann.[9]
Nutzung und Informationen
Weil der Falkplatz häufig zum Grillen genutzt wurde, erließ das Bezirksamt im Jahr 2009 ein entsprechendes Verbot. Weil sich daran nicht alle Besucher des Platzes halten, gibt es seit Jahren Streit zwischen den Anwohnern, Politikvertretern und Besuchern. Ein Kompromiss zur Einrichtung einer als Grillplatz ausgewiesener Fläche ist noch nicht in Sicht (Stand: Frühjahr 2015).
Eine Gedenktafel am Falkplatz informiert über das Leben der Bewohner zwischen 1961 und 1990, als für das Betreten des Mauervorlandes ein Passierschein benötigt wurde.
In der Umgebung
Die Umweltschule am Falkplatz (Adresse: Gleimstraße 49) liegt an der Nordostecke des Falkplatzes. Das Schulgebäude entstand 1913–1916 als Luisenstädtisches Gymnasium,[10] 1928 erhielt die Lehranstalt den Namen Heinrich-Schliemann-Schule, den es in leicht abgewandelter Form als Heinrich-Schliemann-Gymnasium[11] auch bis 1954 behielt. Danach diente das Bauensemble unter anderem als Kinder- und Jugendsportschule. Im Jahr 1994 erhielt sie ihre heutige Funktion als Grundschule und 2004 den Namen Schule am Falkplatz.[12]
Die Westseite des Falkplatzes (Schwedter Straße) stößt einerseits auf einen Zugang zum Mauerpark, andererseits beginnt an der Nordwestecke der Gleimtunnel (1905 eröffnet). An dieser Stelle mündet auch der Schwedter Steg, eine Fußgänger- und Fahrradbrücke von der Behmstraße her.
Rund um den Platz haben sich Cafés, Imbissgeschäfte und Gaststätten angesiedelt.
Um Luxussanierungen der Häuser in der Umgebung und die Vertreibung der bisherigen Mieter zu verhindern, hat der Berliner Senat im Jahr 2014 eine Erhaltungssatzung Falkplatz beschlossen.[13]
Literatur
- Annett Gröschner, Olaf Lippke: Grenzgänger.Wunderheiler.Pflastersteine. Die Geschichte der Gleimstraße in Berlin. BasisDruck, 1998, ISBN 3-86163-091-5.
Weblinks
- Falkplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Falkplatz und Umgebung. Bezirksamt Pankow
Einzelnachweise
- Fläche aus Google Earth grob ermittelt.
- Geschichte des Gleimviertels gleimviertel.de
- Zimmermann, Adolf. In: Fernsprechbuch für Gross-Berlin (DDR), 1957, S. 274. „Gaststätte Adolf Zimmermann“. Kohlen. In: Berliner Adreßbuch, 1957, S. 256. „Kohlenhandlung und Fuhrbetrieb Heinrich Jäger“.
- Falkplatz. berliner-stadtplan.com
- Bilder vom Spielplatz auf ihrspielplatz.de
- Baumfällungen auf dem Falkplatz, abgerufen am 31. März 2015.
- Spendenaktion: Eine neue Kastanie auf dem Falkplatz. kieze-im-dialog.de; abgerufen am 31. März 2015.
- Sonnenuhren in Berlin und Umgebung. Die Sonnenuhr auf dem Falkplatz am Mauerpark, abgerufen am 30. März 2015.
- Oliver Deutschmann; Falkplatz 10. de.juno.co.uk; abgerufen am 31. März 2015.
- Gleimstraße 49. In: Berliner Adreßbuch, 1916, III, S. 285 (Schuldirektor war Prof. Dr. P. Weyel).
- Gleimstraße 49. In: Berliner Adreßbuch, 1940, Teil 4, S. 289. „Heinrich-Schliemann-Gymnasium“ (hier befanden sich ein Standesamt und drei Dienstwohnungen).
- http://www.schule-am-falkplatz.de/ueberuns/geschichte/index.php Über uns (Memento vom 18. April 2014 im Internet Archive)
- Stefan Strauss: Teure Mieten in Berlin. Luxus-Stopp im Kiez. In: Berliner Zeitung, 28. März 2014.