Euchroit
Euchroit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Cu2[OH|AsO4]·3H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Euchroit | |
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(Größe: 2,0 × 1,9 × 0,8 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Cu2[OH|AsO4]·3H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.DC.07 (8. Auflage: VII/D.07) 42.06.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-disphenoidisch; 222[2] |
Raumgruppe (Nr.) | P212121[1] (Nr. 19) |
Gitterparameter | a = 10,06 Å; b = 10,51 Å; c = 6,10 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Häufige Kristallflächen | {010}, {100}, {110}, {101}, {0kl}, {h0l}, gestreift parallel [010][3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,44; berechnet: 3,47[3] |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {101} und {110} |
Bruch; Tenazität | uneben bis schwach muschelig; spröde |
Farbe | smaragdgrün bis lauchgrün, bläulichgrün im durchlicht |
Strichfarbe | hellgrün |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,695 nβ = 1,698 nγ = 1,733[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,038[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 28 bis 30° (gemessen); 34° (berechnet)[4] |
Euchroit ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt überwiegend idiomorphe Kristalle mit dicktafeligem, isometrischem oder prismatischem Habitus von smaragdgrüner bis lauchgrüner Farbe bei hellgrüner Strichfarbe. Die Kristallflächen zeigen einen glasähnlichen Glanz.
Mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4 liegt Euchroit zwischen den Referenzmineralen Calcit (3) und Fluorit (4), lässt sich also gut mit einem Taschenmesser ritzen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Euchroit von Herrn von Heldreich in der Kupfer-Lagerstätte Svätodušná (Svätoduska) nahe Ľubietová (deutsch Libethen) im slowakischen Okres Banská Bystrica und beschrieben 1823 durch August Breithaupt, der das Mineral aufgrund seiner smaragdgrünen Farbe nach den griechischen Worten εὐ eu d. h. ‚gut, schön‘ und χρῶμα chrṓma d. h. ‚Farbe‘ benannte.
Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg aufbewahrt (Register-Nr. 21335).[3]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Euchroit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Cloncurryit, Legrandit, Nevadait, Nissonit, Spencerit und Strashimirit die unbenannte Gruppe VII/D.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Euchroit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DC.07 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Euchroit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.06.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Euchroit bildet sich in der Oxidationszone einiger kupferhaltiger, hydrothermaler Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Azurit, Malachit, Olivenit und Strashimirit auf.
Als seltene Mineralbildung konnte Euchroit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[5] Neben seiner Typlokalität Svätodušná (Svätoduska) bei Ľubietová trat das Mineral in der Slowakei bisher nur noch in der Lagerstätte Farbište bei Poniky auf. Die slowakischen Fundorte gehören zusammen mit der „Mina de Carlés“ in der spanischen Gemeinde Salas (Asturien) aufgrund ihrer reichhaltigen Euchroitfunde zu den bekanntesten Fundorten für dieses Mineral.
Der bisher einzige bekannte, deutsche Fundort ist die „Grube Grüneau“ (Grüne Au, Grünau) bei Schutzbach in Rheinland-Pfalz.
In Österreich fand man Euchroit unter anderem in einer Magnesit-Grube, dem „Danielstollen“ im Revier Schwarzleo und einer prähistorischen Halde am Schwarzleograben nahe Hütten (Gemeinde Leogang) in Salzburg sowie am Graschberg und an der Flirscher Skihütte in Nordtirol.
In der Schweiz ist mit der Mürtschenalp im Murgtal (St. Gallen) ebenfalls bisher nur ein Fundort für Euchroit bekannt.
Weitere Fundorte sind unter anderem die „Nadbuck Mine“ bei Silverton (New South Wales) und die „Dome Rock Copper Mine“ in South Australia in Australien, die Kupferlagerstätte Zapachitsa (Zapacica) in der bulgarischen Gemeinde Swoge; bei Sierra Gorda in der chilenischen Región de Antofagasta, die Minen von „Kamariza“ bei Aghios Konstantinos (Kamariza) in der griechischen Gemeinde Lavrio (Attika), die Minen von Montevecchio in der Gemeinde Arbus (Sardinien) in Italien, Moldova Nouă in Rumänien, Horní Slavkov (Schlaggenwald) in der tschechischen Region Karlovarský kraj (Karlsbad) sowie die „Copper Cliff Mine“ im Missoula County (Montana), die „Number Eight Mine“ (Blue Star Mine) im Eureka County (Nevada) und die „Sterling Mine“ am Sterling Hill im Sussex County (New Jersey) in den Vereinigten Staaten von Amerika.[6]
Kristallstruktur
Euchroit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19) mit den Gitterparametern a = 10,06 Å; b = 10,51 Å und c = 6,10 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- J. F. A. Breithaupt: Euchroït. Diprismatischer Oliven-Malachit, In: Vollständige Charakteristik des Mineral-Systems, Arnoldischen Buchhandlung Dresden (1823), S. 266–267 (PDF 313,4 kB)
- W. Haidinger: Notice respecting euchroite, a new mineral species, In: The Edinburgh Journal of Science, Band 2 (1825), S. 133–135 (PDF 210,7 kB)
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 647 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 497.
- Webmineral - Euchroite
- Euchroite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,5 kB)
- Mindat - Euchroite
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Euchroit
- Fundortliste für Euchroit beim Mineralienatlas und bei Mindat