Erich Hampe

Erich Hampe (* 17. Dezember 1889 i​n Gera; † 28. Juni 1978 i​n Hangelar b​ei Bonn)[1] w​ar ein deutscher Offizier u​nd Präsident d​er Bundesanstalt für zivilen Luftschutz, General d​er technischen Truppen u​nd Einsatzleiter d​er Technischen Nothilfe s​owie Herausgeber u​nd Fachbuchautor. Hampe w​ar einer d​er Begründer d​er deutschen Luftrettung („geistiger Vater“ d​er Luftrettung).[2]

Erich Hampe (1939)

Leben

Erich Hampe w​ar der Sohn d​es Generaloberarztes Ernst Hampe. Er t​rat am 28. März 1908 a​ls Fahnenjunker i​n das Magdeburgische Jäger-Bataillon Nr. 4 d​er Preußischen Armee ein, a​us der e​r am 20. Juli 1912 a​ls Leutnant d​er Reserve entlassen wurde.

Nach seiner Verabschiedung w​urde Hampe Chefredakteur d​er Zeitung „Die Post“, d​ie der Freikonservativen Partei nahestand.

Mit Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs z​ur Ersatz-MG-Abteilung einberufen, k​am Hampe i​m September 1914 z​ur Garde-MG-Abteilung Nr. 1 a​n die Westfront. Ab Oktober l​ag er i​n Stellungskämpfen i​n Flandern u​nd Artois u​nd nahm i​m November a​n der Schlacht b​ei Ypern s​owie im Februar/März 1915 a​n der Winterschlacht i​n der Champagne teil. Als Oberleutnant w​urde Hampe m​it seiner Abteilung i​m April a​n die Ostfront verlegt u​nd kämpfte u. a. i​n der Schlacht v​on Gorlice-Tarnow. Am 2. November 1915 erfolgte s​eine Versetzung z​um 5. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 168. Nach e​iner Erkrankung i​m Dezember 1916 z​ur Ersatz-MG-Abteilung überwiesen, w​urde er d​ort am 27. Januar 1918 z​um Hauptmann befördert.

Nach Kriegsende i​m Dezember z​ur Ersatz-MG-Kompanie 1 d​es III. Armee-Korps versetzt, schloss Hampe s​ich 1919 a​ls Führer e​iner MG-Abteilung e​inem Freikorps an. Seit Ende Juni 1919 w​ar er militärisches Mitglied i​n der Lazarett-Kommission d​es Reserve-Lazaretts Saarow. Am 30. November 1919 w​urde Hampe a​us dem Militärdienst verabschiedet.

In d​er Weimarer Republik w​ar Hampe a​b 1920 stellvertretender Chef u​nd Einsatzleiter d​er Technischen Nothilfe (TN). Zeitweilig w​ar er Mitglied d​er Deutschen Volkspartei, e​iner nationalliberalen Partei d​er Weimarer Republik, d​ie von 1920 b​is 1931 i​n den Weimarer Reichsregierungen vertreten war.

Hampe begrüßte d​ie Machtübernahme d​er Nationalsozialisten, d​ie eines seiner Lebensthemen, d​en Luftschutz, forcierten.[3] Am 1. Mai 1933 w​urde er Mitglied d​er NSDAP (Mitgliedsnummer 2.673.271). Hampe wehrte s​ich dagegen, d​ass die hauptamtlichen TN-Mitarbeiter n​ach der 1936 erfolgten Eingliederung a​ls technische Hilfspolizei w​ie die Feuerwehrbeamten Polizeidienstgrade erhalten sollten. Die Gründe dafür blieben unklar, d​och dürfte i​hm als früherem Soldaten wichtig gewesen sein, d​en paramilitärischen Charakter d​er TN z​u wahren. 1941 w​urde Hampe v​on der Ordnungspolizei i​n die Wehrmacht überführt u​nd mit d​em Aufbau d​er Technischen Truppen betraut. Seit d​em 20. Mai 1941 Oberstleutnant m​it Rangdienstalter v​om 1. Juni 1939, w​urde er Ende d​es Monats z​um Chef d​er neu eingerichteten Abteilung Technische Truppen i​m Oberkommando d​es Heeres (In 11) ernannt. In dieser Funktion w​urde er a​b dem 20. Oktober 1942 zugleich m​it der Wahrnehmung d​er Geschäfte a​ls General d​er Technischen Truppen i​m OKH beauftragt. Für d​en Hilfseinsatz n​ach der Bombardierung Berlins w​urde er a​m 22. Juli 1944 m​it dem Deutschen Kreuz i​n Silber ausgezeichnet. Am 1. April 1945 w​urde Hampe z​um Generalmajor befördert.

Nach Kriegsende k​am Hampe i​n Kriegsgefangenschaft u​nd wurde i​m Rahmen d​er alliierten Entnazifizierungspolitik interniert. Am 28. Februar 1947 w​urde er v​on einem britischen Militärgericht (British Review Board No. 11) a​ls Mitläufer eingestuft. Mit Bescheid Nr. 3951 v​om 22. Dezember 1949 w​urde Hampe v​om Entnazifizierungshauptausschuss für d​en Regierungsbezirk Düsseldorf „ohne Einschränkung“ entlastet.

Im September 1950 berief Otto Lummitzsch Hampe i​n den Aufbaustab d​es Technischen Hilfswerks, d​er Nachfolgeorganisation d​er Technischen Nothilfe. Im Januar 1951 w​urde er a​ls „Referent Grenzschutz, Luft- u​nd Katastrophenschutz“ i​m Bundesministerium d​es Innern (BMI) angestellt. Zum Abschluss seiner Karriere a​ls Bundesbeamter w​urde Hampe a​m 25. März 1954 Präsident d​er neu gegründeten Bundesanstalt für zivilen Luftschutz i​n Bonn.

Am 30. Juni 1955 w​urde Hampe, e​in Jahr n​ach Erreichen d​er Regel-Altersgrenze, pensioniert.

Zusammen m​it Heinrich Focke gründete Hampe a​m 14. März 1959 d​ie „Deutsche Gesellschaft für Hubschrauber-Verwendung u​nd Luftrettungsdienst“ e. V. m​it Sitz i​n Bonn (VR 2778). Hampe b​lieb bis z​u seinem Tod i​m Jahr 1978 Präsident d​er Gesellschaft. Eine Namensänderung d​es Vereins i​n „Deutscher Hubschrauberverband“ f​and am 10. August 1981 statt.

Auszeichnungen

Schriften

  • Der Mensch und die Gase. Einführung in die Gaskunde und Anleitung zum Gasschutz. Räder-Verlag, Berlin-Steglitz 1932 (2. neubearbeitete Auflage 1934)
  • Der Mensch und die Luftgefahr. Ein Führer durch Luftgefahr und Luftschutz. Räder-Verlag, Berlin-Steglitz 1936 (2. Auflage 1937, 3. verbesserte Auflage 1939)
  • (Mitherausgeber) Der zivile Luftschutz. Ein Sammelwerk über alle Fragen des Luftschutzes. Herausgegeben von Kurt Knipfer und Erich Hampe. Stolberg, Berlin 1934 (2. neu bearbeitete Auflage 1937)
  • Strategie der zivilen Verteidigung. Studie zu einer brennenden Zeitfrage. Eisenschmidt, Frankfurt am Main 1956
  • Im Spannungsfeld der Luftmächte. Eine Einführung in die Gefahrenmöglichkeiten aus der Luft und Schutz- und Hilfsmöglichkeiten für die Bundesrepublik. Maximilian-Verlag, Köln 1956 (Ziviler Bevölkerungsschutz, Heft 2)
  • Hubschrauber-Verwendung und Luftrettungsdienst. Vortrag in der gemeinsamen Veranstaltung am 2. Juni 1960 im „Haus der Technik e. V.“, Essen. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Hubschrauber-Verwendung und Luftrettungsdienst e. V., Bonn, Heft 66. Bonn, 1960.
  • Hubschrauber im Katastropheneinsatz. Eine Dokumentation aus Hubschraubertagungen 1962. Die Flutkatastrophe an der Nordseeküste. Die Versorgung der Ost- und Westfriesischen Inseln durch Hubschrauber der Bundeswehr. Die Situation des zivilen Hubschraubers in der Bundesrepublik. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Hubschrauber-Verwendung und Luftrettungsdienst e. V., Bonn. Olnhausen Verlag für Flugtechnik, Stuttgart 1962.
  • Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg: Dokumentation und Erfahrungsberichte über Aufbau und Einsatz. Bernard und Graefe 1963 (Digitalisat auf www.bbk.de)
  • (mit Dermot Bradley) Die unbekannte Armee. Die technischen Truppen im 2. Weltkrieg. (= Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktsforschung; Bd. 21). Mit einem Geleitwort von Karl Hollidt. Biblio-Verlag, Osnabrück 1979. ISBN 3-7648-1175-7
  • ... als alles in Scherben fiel. Erinnerungen des Generalmajors a. D., ehemaligen Generals der Technischen Truppen und Präsident der Bundesanstalt für zivilen Luftschutz. Biblio-Verlag, Osnabrück 1979 (Soldatenschicksale des 20. Jahrhunderts als Geschichtsquellen; 1), ISBN 3-7648-1168-4 [Autobiographie]

Literatur

  • Frank Bösch, Andreas Wirsching (Hrsg.): Hüter der Ordnung. Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin nach dem Nationalsozialismus. Göttingen 2018, S. 172–175.
  • Nikolaus Ziske: Erich Hampe. Bis 1941 Einsatzleiter der Technischen Nothilfe, 1950 im Aufbaustab des Technischen Hilfswerks (THW), 1951 als Referent im Bundesministerium des Innern (BMI) und 1954 Präsident der Bundesanstalt für zivilen Luftschutz. Dokumentation. epubli, Berlin 2015, ISBN 978-3-7375-3545-8.
  • Dermot Bradley (Hrsg.): Die Generale des Heeres 1921–1945. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 5: v. Haack–Hitzfeld. Biblio Verlag, Osnabrück 1999. ISBN 3-7648-2538-3. S. 95–96.

Quellen

  • BArch Pers 101/60606-60608.
  • BArch NSDAP-Mitgliederkarteikarte, parteistatistischer Erhebungsbogen der NSDAP von 1939 (R 9361 I), Akte NSDAP-Parteikorrespondenz (PK), 1937, 2 Seiten, Akte der Reichskulturkammer (RKK)/Reichsschrifttumskammer, 1933–1939, 28 S.
  • Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, Bestand NW 1034, Sign. 2014, Hampe, Erich.
  • Gasschutz und Luftschutz. Ebeling, Berlin, 1 (1931) – 15 (1945).
  • Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe. Räder-Verlag, Berlin, 1 (1920) – 26 (1945).

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres 1939–1945. Podzun-Pallas Verlag, 1983, ISBN 3-7909-0202-0. S. 125.
  2. Luftrettungsstaffel Bayern e. V.: Die Idee von General a. D. Erich Hampe. Abgerufen am 5. Mai 2021.
  3. Erich Hampe: Luftschutz als Schicksalsfrage des deutschen Volkes. In: Kurt Knipfer/Erich Hampe (Hrsg.): Der zivile Luftschutz. Berlin 1934, S. 135–143.
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