Endotracheale Intubation
Bei der endotrachealen Intubation (kurz oft auch als Intubation bezeichnet) wird ein Endotrachealtubus (flexibler Schlauch, meist aus Kunststoff) durch den Mund (orotracheal), die Nase (nasotracheal) oder über ein Tracheostoma in die Luftröhre (Trachea) eingebracht. Mithilfe eines Ballons (Cuff, s. u.) werden die Atemwege vor dem Eindringen von Sekreten (Aspiration) geschützt und eine sichere künstliche Beatmung ermöglicht. Die endotracheale Intubation gilt heute als Standardmethode der Atemwegssicherung. Sie wird in der Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin bei Patienten in Narkose, bei Bewusstlosigkeit oder akuten Störungen der Atmung, etwa im Rahmen der Wiederbelebung eingesetzt.
Endotrachealtubus
Der Endotrachealtubus ist ein leicht gebogener, in der Ausführung für Erwachsene ca. 25–30 cm langer Kunststoffschlauch (früher wurde auch Gummi als Material verwendet), dessen äußerer Durchmesser in etwa dem Kleinfingerdurchmesser des Patienten entspricht. Am hinteren (maschinen- bzw. behandlerseitigen) Ende hat der Tubus einen Anschlussstutzen für ein Beatmungs- bzw. Narkosegerät oder einen Beatmungsbeutel. Das gegenüberliegende (patientenseitige) Ende ist abgeschrägt, um das verletzungsfreie Einführen durch die Stimmlippen zu erleichtern. Ein bis zwei Fingerbreit darüber ist (meist) ein kleiner Ballon angebracht, der sogenannte Cuff (deutsch: Manschette). Dieser kann über einen am Tubus befestigten Schlauch mit Luft befüllt werden (z. B. über eine Luer-Spritze), um die Luftröhre vollständig abzudichten; der einzige Weg in die Lunge führt dann über den Tubus. Das Risiko einer Aspiration ist damit vermindert.
Es gibt mehrere Arten von Endotrachealtuben. Am häufigsten werden vorgeformte, relativ starre Tuben verwendet, die nach ihrem Erstbeschreiber, dem britischen Anästhesisten Ivan Whiteside Magill (1888–1986) benannt sind. Sie sind in Herstellung und Handhabung verhältnismäßig einfach, bieten jedoch die Gefahr, einen verhältnismäßig großen Raum außerhalb des Patienten zu beanspruchen; außerdem können sie abgeknickt und dabei vollständig verschlossen werden. Daher wird u. a. für Operationen im Gesicht, am Hals (z. B. Struma-Operationen) oder auch in Bauchlage vielfach ein biegsamer Tubus verwendet, dessen Design auf Philip D. Woodbridge (1895–1978) zurückgeht. Er verdankt seine Flexibilität und zugleich Knickfestigkeit einer Metallspirale, die in die Hülle aus sehr weichem Kunststoff eingearbeitet ist. Diese Woodbridge-Tuben nennt man daher auch Spiraltuben.
Traditionell wurden für Kinder bis zum Alter von 8 Jahren häufig Tuben ohne Cuff eingesetzt. Wegen der Verengung der Luftröhre hinter den Stimmbändern (subglottische Enge) dichtet bei Kindern ein Tubus in passender Größe meist ausreichend ab. Vorteil ist, dass eine mögliche Schädigung der Schleimhäute durch den aufgepumpten Cuffballon oder durch harte Kunststofffalten des Cuffs beim Einsatz ungecuffter Tuben verhindert werden kann. Nachteil ist, dass ein zu klein gewählter Tubus ohne Cuff nicht abgedichtet werden kann und ein risikobehafteter Tubuswechsel erforderlich werden kann. Bei modernem Cuffmaterial sowie engmaschiger Kontrolle des Cuffdrucks hat sich im Rahmen von Intubationsnarkosen der Einsatz gecuffter Tuben bei Kindern als sicher erwiesen.[1] Insbesondere bei Notfällen wird inzwischen der Einsatz von gecufften Tuben empfohlen, da bei zu kleinem Tubus die Gefahr eines Tubuswechsels entfällt.[2][3] Zur Regulation des Cuffdrucks wurde auch die Verwendung eines Cuffdruckregulators empfohlen.[4]
Es gibt auch spezielle Tuben, die innen in zwei Hälften längsgeteilt sind – sog. Doppellumentuben (von lat. lumen: „Licht“, in diesem Falle im Sinne von „lichte Öffnung“). Sie sollen eine seitengetrennte (unabhängige) Beatmung beider Lungenflügel (bzw. die Beatmung eines einzelnen Lungenflügels bei gleichzeitiger Ruhigstellung des anderen) ermöglichen, was bei einigen Eingriffen in der Thoraxchirurgie erforderlich ist. Diese Technik wird mitunter auch als endobronchiale Intubation bezeichnet, da die Spitze des Tubus in einem Hauptbronchus zu liegen kommt.
Anwendungsgebiete
Eine endotracheale Intubation wird angewendet, um Patienten, die selbst nicht ausreichend atmen oder nur unzureichende Schutzreflexe besitzen, einen gesicherten Beatmungsweg zu verschaffen. Die Intubation verhindert die Verlegung der oberen Atemwege und bietet aufgrund des aufblasbaren Cuffs einen sehr guten Schutz vor Aspiration. Rachensekret, Mageninhalt, Blut oder Fremdkörper können bei korrekt durchgeführter Intubation nicht oder allenfalls in geringer Menge in die Lunge gelangen.
Im Einzelnen kommt eine endotracheale Intubation in folgenden Situationen in Frage (bzw. ist sogar geboten):
- bei allen Patienten, deren Schutzreflexe nicht ausreichend funktionieren. Dies kann u. a. durch einen Herz-Kreislaufstillstand, durch eine Narkose oder eine Intoxikation (Vergiftung) verursacht sein.
- bei nicht oder nicht ausreichend spontan atmenden Patienten (bei respiratorischer Insuffizienz), die eine Unterstützung bei der Atmung benötigen. Dies kommt hauptsächlich in der Intensivmedizin, bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung im Rahmen der Notfallmedizin[5] und bei Narkosen vor. Einige Narkotika haben als Nebenwirkung eine Reduktion des Atemantriebs, die bis zu einem Atemstillstand führen kann. Auch Muskelrelaxantien führen, indem sie die gesamte Muskulatur und somit auch das Zwerchfell erschlaffen lassen, zu einem (im Rahmen einer Narkose gezielt herbeigeführten) Atemstillstand.
- bei diagnostischen Maßnahmen an den Luftwegen, z. B. Bronchoskopie
- bei endoskopischen Operationen an den Atemwegen, wie z. B. Lasertherapie oder Stenting der Bronchien
- bei blutenden Verletzungen im Bereich der oberen Atemwege, um eine Aspiration zu verhindern
- bei Anschwellen der oberen Atemwege mit Erstickungsgefahr (z. B. aufgrund einer Insektenstichallergie oder auch einer Reizgasvergiftung)
Die endotracheale Intubation ist in Deutschland eine Maßnahme, die dem Grundsatz nach dem ärztlichen Personal vorbehalten und für die eine entsprechende Ausbildung und Übung erforderlich ist. Im Rettungsdienst wird sie notfalls auch von entsprechend qualifizierten Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitätern mit entsprechender Zusatzausbildung (NKI) ausgeführt. In anderen Ländern werden allerdings Intubationen auch routinemäßig von nichtärztlichem Personal ausgeführt.
Vorgehen
Die endotracheale Intubation geschieht in der Regel durch direkte Laryngoskopie (konventionelles Vorgehen), wobei ein Laryngoskop zur Darstellung der Glottis benutzt und der Tubus unter direkter Sicht eingeführt wird. Diese Technik lässt sich in der Regel nur bei komatösen oder narkotisierten Patienten anwenden, es sei denn in bestimmten Ausnahmefällen, bei denen man zuvor eine Lokalanästhesie des Kehlkopfs durchgeführt hat. Dabei sollte der (erwachsene) Patient in die sogenannte Jackson-Position (benannt nach Chevalier Jackson, amerikanischer Laryngologe, 1865–1958) gebracht werden, also mit hochgelegtem Kopf und überstrecktem Nacken. Eine Alternative stellt die fiberoptische Intubation dar. Diese funktioniert gegebenenfalls unter Lokalanästhesie mittels eines flexiblen Endoskops, des sogenannten Bronchoskops, oder einer transportablen, halbstarren Intubationsfiberoptik.
Nach erfolgreicher Intubation wird der Tubus vom Intubierenden gehalten, bis er gegen Verrutschen gesichert („fixiert“) ist; gegebenenfalls ist der Schutz des Tubus durch einen Beißkeil zweckmäßig.
In bestimmten Fällen kann ein blinder, das heißt ein Intubationsversuch ohne laryngoskopische Sicht nasal unternommen werden. Diese Methode wurde von dem bereits oben erwähnten Ivan Magill eingeführt. Sie eignet sich besonders für die Intubation des wachen Patienten bei schwierigen Intubationsbedingungen, insbesondere wenn kein Bronchoskop zur Verfügung steht. In Zeiten vielfältiger Alternativen (s. u.) wird die blinde Intubation nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt.
Vielen Medizinern bereitet die Intubation erhebliche Probleme, obwohl sie eine wichtige ärztliche Maßnahme bei der Behandlung lebensbedrohlicher Notfälle darstellt. Dies ist unter anderem auf mangelnde Gelegenheiten zum Erlernen zurückzuführen, aber auch auf die „handwerklichen“ Ansprüche dieser Prozedur, die für eine sichere Durchführung häufiges Üben erfordert. Deshalb steht in vielen Kliniken ein Team zur Reanimation bereit, das in der Regel durch die Anästhesieabteilung oder die Intensivstation gestellt wird.
Das Erlernen der Intubationstechnik kann zunächst am Modell erfolgen; verschiedene Hersteller bieten Übungspuppen an, die allerdings die sehr unterschiedlichen Atemwegsbedingungen nicht immer einwandfrei abbilden können. Das am Modell Gelernte kann dann z. B. in der Anästhesieabteilung unter Aufsicht vertieft werden.
Wichtig für die erfolgreiche Intubation sind eine ruhige Vorgehensweise, eine geeignete Arbeitshöhe, gute Sicht mittels des Laryngoskopes, effiziente Absaugmöglichkeit, die ausreichende Ruhigstellung des Patienten, gegebenenfalls ein Führungsstab im Tubus (bei Spiraltuben obligat) und geschultes Assistenzpersonal.
Zur Kontrolle der richtigen Tubuslage gibt es folgende sichere Kritierien:[6]
- die Einführung des Tubus unter Sicht
- bei Auskultation (Abhören mit dem Stethoskop) ein nach dem Einführen auf beiden Seiten gleiches Beatmungsgeräusch (wobei als Auskultationspunkte der 5. Interkostalraum in der mittleren Axillarlinie, etwa in Höhe der Brustwarzen, und die Mohrenheimsche Grube zweckmäßig sind)
- der Nachweis von Kohlendioxid in der Ausatemluft mittels Kapnometrie
- eventuell die Kontrolle durch eine Bronchoskopie (insbesondere bei Verwendung eines Doppellumentubus)
- die korrekte Lage der Tubusspitze in einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs
Komplikationen
Eine gefährliche Komplikation ist die Fehlintubation in den Ösophagus (Speiseröhre) statt in die Trachea (Luftröhre). Nicht rechtzeitig erkannt und korrigiert, führt eine Fehlintubation zu einer Sauerstoffunterversorgung des Organismus mit den möglichen Folgen Hirnschaden, Herzinfarkt und Tod. Vor Einführung der Routinemessung des exspiratorischen Kohlendioxids (Kapnometrie) Anfang der 1980er Jahre war diese Komplikation gefürchtet; allerdings ist die Kapnometrie im Rettungsdienst bisher weiterhin die Ausnahme. In bestimmten Ausnahmesituationen, nämlich wenn der Patient noch gleichzeitig über eine Eigenatmung verfügt, führt eine nicht gleich erkannte oesophageale Intubation zwar nicht zwangsläufig zu einem Sauerstoffmangelschaden, kann jedoch einen Magenriss zur Folge haben.[7] Leichenversuche haben gezeigt, dass die Insufflation von etwa 6 Liter Luft eine Magenruptur herbeiführt.[8]
Eine fehlgeschlagene Intubation wird vor allem dann zur Komplikation, wenn man den Patienten nicht anderweitig ausreichend beatmen kann. Vor allem nach fehlgeschlagenen Intubationsversuchen können durch Schwellungen und Blutungen die Atemwege verlegt sein. Deshalb ist es wichtig, vor Routineintubationen (zum Beispiel in der Anästhesie) auf überraschende Schwierigkeiten eingestellt zu sein und im Falle eines „schwierigen Atemweges“ planmäßig nach einem Algorithmus vorzugehen. In Operationsabteilungen wird dazu meist ein spezieller Wagen mit Material für eine schwierige Intubation vorgehalten.
Eine gefürchtete Komplikation ist die sogenannte Aspiration, das Eindringen von Mageninhalt in das Bronchialsystem, während des Intubationsvorgangs. Das Risiko dafür ist bei einer zu flachen Narkose bzw. Bewusstlosigkeit, insbesondere aber bei Patienten mit vollem Magen, in Situationen eines Darmverschlusses (Ileus) oder auch bei Hochschwangeren erhöht. In solchen Fällen wird – normale Atemwegsanatomie vorausgesetzt – eine sogenannte RSI (Rapid Sequence Induction), auch Ileuseinleitung genannt, durchgeführt. Ein Hauptcharakteristikum ist dabei der Verzicht auf eine Maskenbeatmung nach Injektion der Narkosemittel. Zur Minimierung des Aspirationsrisikos bei Routinenarkosen müssen Patienten daher grundsätzlich einige Stunden im Vorfeld nüchtern bleiben.
Als weitere Gefahr besteht die Möglichkeit der Verletzung der Stimmbänder oder der Aryknorpel, sehr selten auch eines Risses der Trachea, insbesondere bei Verwendung eines Führungsstabes.
Wird der Tubus versehentlich über die Aufzweigung der Luftröhre hinaus in einen der beiden Hauptbronchien vorgeschoben, wird nur ein Lungenflügel belüftet. Dabei wird wegen der Form der Bifurkation typischerweise der rechte Hauptbronchus intubiert. Daher gehört die oben angeführte Auskultation der Lungen und ggf. die Lagekorrektur des Tubus zum Standardvorgehen unmittelbar nach erfolgter Intubation.
Bei Langzeitbeatmungen kann der Druck des Cuffs Nekrosen oder Ulzerationen der Tracheaschleimhaut verursachen. Daher ist eine Überwachung des Cuff-Drucks auf Intensivstationen und bei längeren Narkosen üblich; vielfach wird sie grundsätzlich bei allen Intubationsnarkosen angewendet.
Eine weitere Komplikation ist die Beschädigung oder die Lockerung von Zähnen, insbesondere der vorderen oberen Schneidezähne, durch Kontakt mit dem Laryngoskop.
Zudem kann durch die Reizung des Parasympathikus, einem Teil des vegetativen Nervensystems, in sehr seltenen Fällen ein reflektorischer Atemstillstand oder gar Herzstillstand im Gefolge einer Intubation auftreten.
Sonderformen
Weniger häufig ist die in der Lungenchirurgie und z. B. in der Wirbelsäulenchirurgie gebräuchliche selektive endobronchiale Intubation, bei der der Tubus bis in einen Hauptbronchus zur Belüftung nur eines Lungenflügels geführt wird.
Auch in der Notfallmedizin kann die endobronchiale Intubation in Extremfällen eingesetzt werden. Lässt sich bei einem bewusstlosen Patienten ein eingeatmeter Fremdkörper nicht nach oben entfernen und sitzt er zu tief für eine Koniotomie, so kann man versuchen, ihn mit dem Tubus in einen Hauptbronchus nach unten zu schieben, sodass der andere Lungenflügel anschließend belüftet werden kann und der Patient eine Überlebenschance hat. Nach der so erfolgten Sicherung der Vitalfunktion muss anschließend natürlich eine Entfernung des Fremdkörpers sowie eventuell eine Reinigung und Spülung mittels Bronchoskopie erfolgen, um eine Lungenentzündung zu vermeiden.
Alternative Atemwegssicherung
Gelingt eine Atemwegssicherung mittels endotrachealer Intubation nicht (schwierige Intubation), stehen eine Reihe alternativer Verfahren zur Verfügung. Eine Beutel-Masken-Beatmung stellt die Sauerstoffversorgung sicher, bis der Patient wieder erwacht. Ein Videolaryngoskop kann die Sicht auf die Glottis verbessern. Weiter stehen mit Larynxmaske, Larynxtubus und Combitubus verschiedene Alternativen zur Verfügung. Ist auf keine Weise eine Sauerstoffversorgung oder Intubation möglich (Cannot-ventilate-cannot-intubate-Situation), bleibt als letztes Mittel die Koniotomie, bei der ein chirurgischer Zugang zum Atemtrakt in Höhe des Kehlkopfes geschaffen wird, indem die Membran (Ligamentum conicum) zwischen Ringknorpel und Schildknorpel eröffnet wird.
Bei längerer Beatmung stellt die Tracheotomie eine Alternative zur endotrachealen Intubation dar. Die Tracheotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem durch die Halsweichteile ein Zugang zur Luftröhre geschaffen wird. Indikationen zur Tracheotomie können beispielsweise die Notwendigkeit einer Langzeitbeatmung nach Unfällen oder Operationen, neurologische Erkrankungen mit Störungen des Schluckreflexes, Strahlenbehandlung am Kopf oder Hals oder Kehlkopflähmungen sein.
Geschichte
Ein erster Bericht über eine endotracheale Intubation und anschließende Beatmung von Tieren stammt aus dem Jahr 1543. Andreas Vesalius wies in diesem Bericht darauf hin, dass eine solche Maßnahme unter Umständen lebensrettend sein könne. Er blieb jedoch unbeachtet.
Im Jahr 1858 schrieb der englische Narkosepionier John Snow über endotracheal durchgeführte Chloroformnarkosen[9] bei Kaninchen.[10] 1869 führte dann der deutsche Chirurg Friedrich Trendelenburg erstmals eine endotracheale Intubation am Menschen zur Narkoseführung durch. Hierbei brachte er den zum Schutz vor Aspiration von Blut mit einer aufblasbaren Manschette[11] versehenen[12] Tubus nach temporärer Tracheotomie über ein Trachostoma ein.[13][14]
1878 nahm der Glasgower Chirurg William Macewen mittels eines Metalltubus die erste orotracheale (durch den Mund-Rachen-Raum in die Luftröhre erfolgte) Intubation vor. Mit seiner Arbeit über die orale Intubation bei Diphtherie trug J. O’Dwyer 1887[15] zum Bekanntwerden des Verfahrens bei. Karl Maydl berichtete 1893[16] über einige HNO-ärztliche Eingriffe nach oraler Intubation. Eine den heute üblichen Verfahren ähnliche Methode, mit einer aufblasbaren Gummimanschette an einem halbsteifen Trachealtubus, verwendete später[17] auch Viktor Eisenmenger.[18] Der endotrachealen Überdruckbeatmung, wie sie heute weltweit Standard ist,[19][20] wurde ab 1905 der Weg durch Ludolph Brauer bereitet.[21][22]
In den Jahren des Ersten Weltkrieges erarbeiteten insbesondere Ivan Magill und Robert Reynolds Macintosh tiefgreifende Verbesserungen in der Anwendung der Intubation. Nach Macintosh wird der gebräuchlichste auswechselbare Spatel des Laryngoskops benannt, nach Magill die Biegung eines Tubus sowie die Magill-Zange, die u. a. zum Positionieren des Tubus bei der nasalen Intubation geeignet ist.
Die ablehnende Haltung des einflussreichen Chirurgen Ferdinand Sauerbruch verhinderte in Deutschland eine Verbreitung der Intubation vor dem Zweiten Weltkrieg, die unter anderem von Franz Kuhn vertreten wurde.
Literatur
- Hans-Joachim Hartung, Peter M. Oswald, G. Petroianu: Die Atemwege. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2001. ISBN 3-8047-1735-7.
- H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 21–23.
- P. Biro, T. Pasch: Die schwierige Intubation. Huber, Bern 1998. ISBN 3-456-82495-5.
- P. Kleemann: Fiberoptische Intubation. Thieme, Stuttgart 2000. ISBN 3-13-106881-7.
- Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz. In: AWMF online. 2017 (Website (Leitlinie)).
Weblinks
Einzelnachweise
- Markus Weiss, A. Dullenkopf, J. E. Fischer, C. Keller, A. C. Gerber: Prospective randomized controlled multi-centre trial of cuffed or uncuffed endotracheal tubes in small children. In: British Journal of Anaesthesia. 103, 2009, S. 867, doi:10.1093/bja/aep290.
- S.G. Russo, U. Trieschmann, T. Nicolai: Atemwegsmanagement bei Kindern in Notfallsituationen. In: Notfall + Rettungsmedizin. 17, 2014, S. 105, doi:10.1007/s10049-013-1808-5.
- Ian K. Maconochie, Robert Bingham, Christoph Eich, Jesús López-Herce, Antonio Rodríguez-Núñez, Thomas Rajka, Patrick Van de Voorde, David A. Zideman, Dominique Biarent: European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation 2015. In: Resuscitation. 95, 2015, S. 223, doi:10.1016/j.resuscitation.2015.07.028.
- CDR-Cuffdruckregulator. In: Anästhesie Intensivtherapie Notfallmedizin. Band 20, Heft 2, (April) 1985, S. X (Medizintechnik Hermann Schmidt).
- Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. Urban & Fischer, München u. a. 1999, ISBN 3-437-41410-0, S. 14.
- Martin Bachmann: Beatmung. Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 95–130, hier: S. 102–109 (Intubation).
- Lars Schmitz-Eggen: Die Risiken der endotrachealen Intubation. In: rettungsdienst.de. 30. Januar 2017, abgerufen am 5. Januar 2022.
- J. E. Reiger, C. Eritscher, J. Trattnig, F. Sterz: Ist die traumatische Magenruptur eine seltene Komplikation nach kardiopulmonaler Reanimation? Bericht über zwei Fälle. In: Zeitschrift für Gastroenterologie. Band 52, Nr. 5. Thieme, Mai 2014, ISSN 0044-2771, S. P34, doi:10.1055/s-0034-1376018 (thieme-connect.de [abgerufen am 5. Januar 2022]).
- Gordon L. Snider: Historical perspective on mechanical ventilation: from simple life support system to ethical dilemma. In: American Review of Respiratory Diseases. Band 140, 1989, S. 2–7.
- H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 1–32, hier: S. 21.
- Friedrich Trendelenburg: Tamponade der Trachea. In: Archiv für Klinische Chirurgie. Band 12, 1871, S. 121 ff.
- Christoph Weißer: Anästhesie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 54 f., hier: S. 54.
- Ludwig Brandt: Die Chirurgie im Zeitalter der Anästhesiologie. In: Notfallmedizin. Band 16, 1990, S. 445–455.
- H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. 1973, S. 21.
- J. O’Dwyer: Über die Intubation bei Diphtherie. In: J. Med. Rec. Band 32, 1887, S. 557 ff.
- K. Maydl: Über die Intubation des Larynx als Mittel gegen das Einfließen von Blut in die Respirationsorgane bei Operationen. In: Wiener medizinischen Wochenschrift. Band 43, 1893, S. 57 und 102.
- V. Eisenmenger: Zur Tamponade des Larynx nach Prof. Maydl. In: Wiener medizinische Wochenschrift. Band 43, 1893, S. 199 ff.
- H. Orth, I. Kis: Schmerzbekämpfung und Narkose. 1973, S. 21.
- Hans Christian Niggebrügge: Die Geschichte der Beatmung - Analyse und Neubewertung am Beispiel der Geschichte des „Pulmotor“ Notfallbeatmungs- und Wiederbelebungsgeräts der Lübercker Drägerwerke. Universität zu Lübeck (Dissertation), 2011, abgerufen am 23. Dezember 2021.
- Florian Keßler: Protektive maschinelle Beatmung bei Allgemeinanästhesien. Kantonsspital Baselland - Standort Liestal, 7. Dezember 2016, abgerufen am 23. Dezember 2021.
- Christoph Weißer: Anästhesie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 54 f., hier: S. 54.
- Heike Petermann: Meilensteine: Der Weg zur patientenorientierten Beatmung. In: Drägerheft. November 2008, S. 14, abgerufen am 23. Dezember 2021.