Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden
Die Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden (EMBG) war ein Unternehmen der Schwerindustrie im elsässischen Grafenstaden bei Straßburg. Nachdem das zugehörige Gebiet im Rahmen des Friedensvertrag von Versailles 1919 wieder französisch wurde, trug das Unternehmen den Namen Société Alsacienne de Constructions Mécaniques.
Geschichte
1826 gründete André Koechlin in Mülhausen im Elsass das Maschinenbauunternehmen André Koechlin & Cie und stellte dort Dampfmaschinen, Turbinen, Spinn- und Webmaschinen sowie ab 1839 auch Dampflokomotiven her. Der weitere Werdegang des Unternehmens ist eng verknüpft mit der Geschichte Elsass-Lothringens. Nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 musste Frankreich das Elsass an das 1871 neu gegründete Deutsche Reich abtreten. Damit fielen auch die nunmehrige Elsässische Maschinenbaugesellschaft Andreas Köchlin & Cie. in Mülhausen und die Maschinenwerkstätte Rollé & Schwillgué in Straßburg-Grafenstaden an das Deutsche Reich. Die beiden Werke wurden 1872 zur Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden vereinigt.
Die Waagenfabrik „Rollé & Schwillgué“, die vor allem Dezimalwaagen nach dem Patent eines Benediktinermönchs aus dem Jahre 1821 baute, wurde 1837 von der Straßburger Maschinenbaugesellschaft gekauft, die die Werkstatt ein Jahr später mit einer Belegschaft von 40 Arbeitern nach Grafenstaden, wenige Kilometer südlich von Straßburg, verlegte. Im Jahr 1846 begann die Fabrikation von Schlepptendern, ab 1856 auch von Lokomotiven.[1]
Nach der Annexion Elsass-Lothringens durch das Deutsche Reich zogen viele Elsässer, die sich als Franzosen fühlten, in die Gegend um Belfort. Dort, also auf französischem Territorium, wurde 1872 die Société Alsacienne de Constructions Mécaniques, kurz SACM, eröffnet. Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919 gelangten Elsass-Lothringen und damit auch die Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden wieder zu Frankreich, worauf letztere mit der SACM fusionierte. Der fusionierte Betrieb lief unter dem französischen Namen weiter. Das Werk in Belfort wurde noch bis 1926 betrieben und 1928 von Thomson-Houston und Alsthom, der heutigen Alstom, übernommen.
Nach der Besetzung des Elsass 1941 musste das Werk zwangsweise unter der Leitung der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik (MWF) Lokomotiven der Baureihe 44 und der Baureihe 52 an die Deutsche Reichsbahn liefern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Werk wieder unter französischer Leitung geführt.
1951 wurden im Werk erstmals Diesellokomotiven gebaut, die Fertigung von Dampflokomotiven dagegen um 1955 aufgegeben. Die Produktion von Diesellokomotiven wurde bis 1965 fortgeführt.
Produktionszahlen
Nach der Fusion der beiden Werke wurde eine gemeinsame Fabriknummernzählung, beginnend mit der Nummer 2118, aufgenommen, da Köchlin bis dahin 1.412 und Grafenstaden 705 Lokomotiven gebaut hatte. Der Dampflokbau endete mit der Fabriknummer 8174. Da unter 11 Fabriknummern keine Lokomotiven geliefert wurden, hatte das fusionierte Unternehmen SACM demzufolge 6.042 Dampflokomotiven gefertigt.
Die von 1951 bis 1965 gebauten Diesellokomotiven erhielten eine eigene Zählung ab Fabriknummer 10001 und 20001. Entstanden sind so unter anderem auch die Diesellokomotiven der Eisenbahnen des Saarlandes, die später zur Deutschen Bundesbahn gelangten. Im 10.000er-Bereich, hauptsächlich Bauart B-dh, wurde die Fabriknummer 10199 erreicht, in den 20.000er-Nummernbereich, Bauart C-dh, wurden nur 23 Maschinen eingeordnet.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Rollé (Schnell- und Brückenwaagen-Fabrik). In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 26. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 300 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Zur Lokomotivfertigung in Grafenstaden siehe Lothar Spielhoff: Dampflokomotiven: Bahnen in Elsaß-Lothringen – Wechselvolle Geschichte 1846 bis 1960, Düsseldorf 1991.