Eich (Wermelskirchen)
Die Eich ist heute eine Straße in Wermelskirchen im Rheinisch-Bergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen. Sie verläuft von Südwest von der Burgerstraße nach Nordost zur Kölner- und Telegrafenstraße. Sie war bis zum Bau der B 51n, genannt Dellmannstraße, die Hauptachse des Verkehrs in Wermelskirchen. Sie wurde benannt nach dem ursprünglichen Stadtteil Eich der noch im Wappen als Eiche symbolisch dargestellt ist. Daneben steht ein Schwan für den Stadtteil "Schwanen" und die Kirche für den Stadtteil "Dorf". Ein Bezug des Namens "Eich" zu den sieben Schöffen-Eichen am ehemaligen Gerichtsplatz am "Schwanen" muss man ausschließen.
Geschichte
Die Erstnennung der Eich findet sich 1379 mit Ecke van der Eeck. Am 24. August 1462 ernennt Herzog Gerhard von Berg den Wilhelm zor Eych dem er 634 Florin schuldet, zum Kellner auf Schloss Burg, bis zur Abzahlung dieser Schuld. Gleichzeitig erhält der Wilhelm Geleit. Im Jahre 1469 zahlte "eyne maitgen op me gaedam", also "ein Mädchen auf dem Gaddem" vier Albus an Steuern.
Das Kellneramt auf Schloss Burg war sicher eine nicht unbedeutende Funktion in der damaligen Landes-Verfassung. Der Kellner war ursprünglich als Burgbeamter zuständig für das leibliche Wohl der Burgbesatzung. Die Bezeichnung leitet sich ab vom Keller als dem Ort der Lagerung der herrschaftlichen Naturaleinkünfte, für den er zuständig war. Sein Aufgabenbereich umfasste die Erhebung und Abrechnung der landesherrlichen Einnahmen die im Amtskeller und -scheuer gesammelt wurden, sowie die Anlage von Zins- und Einnahmenregistern. Auf Schloss Burg besaß der Kellner auch die niedere Gerichtsbarkeit. Das erste erhaltene Burger Lagerbuch wurde 1692 erstellt.
Das Geleit wird sich auf den allgemeinen Schutz und Schirm des Landesherrn bezogen haben. Die Summe von 634 Florin, auch Gulden genannt, stellte einen nicht unerheblichen Wert dar und entsprach etwa einem Bauerngut.
Die Eich als Zollstation
Die Eich lag an dem weiträumigen Handelsweg von Brügge nach Köln und weiter nach Dortmund bis ins Baltikum und nach Novgorod. Um 1774 bis 1776 wurde unter Kurfürst Carl Theodor ein Teil dieses bedeutenden Handelsweg zur Chaussee ausgebaut. Ein Plan zur Anlage dieser Chaussee liegt vor. An dieser stark frequentierten Fernverbindung lagen viele Zollstellen.
Schon für 1398 wird eine Zollstelle für Lennep mit einem Beizoll in Wermelskirchen bezeugt. Noch 1802 wird die Zollstelle auf einer historischen Karte mit einem Schlagbaum an der Eich bebildert und mit "Barriere" beschriftet. Das Haus mit der Zahl 10 ist das heutige "Hotel zur Eich", die Nr. 46 kennzeichnet darin die Mündung der Telegrafenstrasse. Einer der letzten Zolleinnehmer war Peter Schmidt zur Eich.
Die Bürgerhäuser
Die Haus-Nr. "Eich 6-8" an der Eich sind die sog. "Bürgerhäuser", die seit 2009 hauptsächlich von der Musikschule Wermelskirchen genutzt werden. Außerdem befinden sich hier ein Saal für Ratssitzungen, ein Trauzimmer und die sog. "Querbacher Stube" der Querbacher Heimatgruppe. Die Eich Nr. 8 wurde 1763 von Adolph Schmidt, Schmied und Zollpächter, nach dem großen Stadtbrand von 1758 erbaut. Er war der Vater von Peter Schmidt (siehe nebenstehende Abbildung) Auf der Wetterfahne standen die Buchstaben AS, für Adolph Schmidt und MCS für Maria Catherina Schmidt seiner Ehefrau, sowie die Jahreszahl 1763.
- Musikschule
Eich 8 (Baujahr 1763) - Musikschule
Eich 6 - Wetterfahne auf dem Haus Eich 8 von 1763
Auel Brass Hötte
An der Eich befanden sich einige kleine verwinkelte Gassen mit kleinen Häuschen die z. T. "Hütte" genannt wurden, darunter auch die sog. "Auel Brass Hötte". Dabei steht mundartlich Auel für hochdeutsch alt und Hötte für Hütte. Das Wort Brass bezeichnet den Besitzer, die Familie Brass. Diese Familie besaß das große "Gaddemer Gut" am Markt in Wermelskirchen und seit 1662 ein Haus an der sog. "Kenkhauser Gasse", der heutigen Telegrafenstrasse, wo heute das Haus mit der Nr. 5 steht. Dieses Haus wurde 1806 von Johann Brass an Witwe Peter Arnold vom Stein verkauft die 1828 im Urkatasters als Eigentümerin genannt wird.
Noch 1818 bei der Erbteilung Brass wird das "Land bei den Eichhäusern" aufgeführt. Eine Zeichnung aus der Erinnerung aus seiner Kindheit hat Architekt Max Heinrichs ca. 1920 hinterlassen; er war der Sohn des ersten Stadtchronisten von Wermelskirchen Peter Joseph Heinrichs.
Wegen seiner absonderlichen Dachform nannte man das Gebäude mundartlich "dat Schriefpolt", hochdeutsch "das Schreibpult".
Waschteich der Eich am Säulenstiel
Hinter der ehemaligen Bahntrasse, heutigen Dellmannstrasse, lag früher ein großer Teich der als Waschteich diente. An seinem Rand standen drei, z. T. überdachte Stege, worauf die Hausfrauen kniend ihre Wäsche wuschen. Als im Jahre 1857 der Carl Wilh.Dorfmüller und die Geschwister Gottl. vom Stein mehrere Parzellen als Wasch- und Bleichplatz verkauften, wurde sie kartiert. Diese Karte des Teiches hat sich bis heute erhalten. Noch 1911 wird in einer Karte von "Schumachers Park" dieser Teich eingezeichnet.
Quellen und Literatur
- Fischer,O., "Stucker Pöttchen" und die "Brasstränke", Wermelskirchener Zeitung 18. Mai 1943, Nr. 114, StadtA Wermelskirchen, Nachlass O. Fischer
- Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, Jülich-Berg I, 1326, Nr. 38
- Schumacher,G., (Hrsg.) Wermelskirchen – Bilder aus der Vergangenheit..., Remscheid 1983
- Breidenbach,K.J., Schon 1398 eine Landwehr mit Zollstelle..., Rhein.Berg.Kalender, Berg.Gladbach 1987
- Lexikon des Mittelalters, Bd. IV, Sp. 1097, Sp. 1790, München 1989
- Buse,K.-D./Frantz,J., Abgabenlisten..., Wermelskirchen 1991
- Seibt,F., u. a.(Hrsg.) Transit Brügge – Novgorod, Eine Strasse..., Essen 1997
- Weber,R., Der Weber-Plan... für Wermelskirchen, Wermelskirchen 2004
- Breidenbach,N.J., Alte Häuser und Höfe im Wupperviereck in Wermelskirchen, Schloß Burg, Remscheid, Hückeswagen, Wipperfürth, Kürten, Lindlar, Odenthal, Burscheid, Wermelskirchen 2011, ISBN 978-3-9802801-2-9