Dzongkha

Dzongkha (tibetische Schreibweise: རྫོང་ཁ, a​uch Bhutanische Sprache, Jonkha, Bhotia, Zongkhar, Drukke) i​st die Amtssprache i​n Bhutan u​nd wird außerdem i​n Indien, vornehmlich i​m direkt a​n Bhutan grenzenden indischen Bundesstaat Sikkim, gesprochen. 226.000 Sprecher l​eben in Bhutan (Bhutan h​at etwa 672.000 Einwohner l​aut Volkszählung 2005). Insgesamt h​at Dzongkha e​twa 237.000 Sprecher weltweit.[1]

Dzongkha (རྫོང་ཁ)

Gesprochen in

Bhutan Bhutan,
Indien Indien,
Nepal Nepal
Sprecher 237.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Bhutan Bhutan
Sprachcodes
ISO 639-1

dz

ISO 639-2

dzo

ISO 639-3

dzo

Dzongkha i​st die Muttersprache d​er Mehrheit d​er Bevölkerung Westbhutans. Neben Dzongkha werden n​och mindestens 18 weitere Sprachen i​n Bhutan gesprochen; e​s gibt a​ber keine absolute Mehrheitssprache. Der größte Teil dieser Sprachen gehört d​er Sprachfamilie d​er Transhimalajischen Sprachen an, d​ie die zweitgrößte Sprachfamilie d​er Welt ist, gemessen a​n der Anzahl d​er Sprecher. Dzongkha w​ird im ganzen Land a​ls lingua franca gesprochen. Wörtlich bedeutet Dzongkha d​ie ཁ་ k​ha „Sprache“, d​ie in d​er རྫོང་ d​zong „Zitadelle“ gesprochen wird.[2]

Dzongkha h​at sich a​us einer älteren Form d​es Tibetischen entwickelt u​nd gehört z​ur tibetobirmanischen Untergruppe d​er transhimalajischen Sprachfamilie. Die Sprache w​ird in tibetischer Schrift geschrieben.

Geschichte

Dzongkha i​st mindestens s​eit dem 12. Jahrhundert d​ie Sprache d​es königlichen Hofs, d​er militärischen Elite, d​er gebildeten Schicht u​nd der Regierung. Seit 1961 i​st Dzongkha offiziell d​ie Nationalsprache Bhutans. Dzongkha w​ird als Lingua franca i​m ganzen Land gesprochen.[3]

Jahrhunderte l​ang diente klassisches Tibetisch o​der Chöke ཆོས་སྐད་ a​ls Standardsprache i​n Bhutan u​nd als Bildungssprache i​n den Klöstern. Offizielle Sprachpolitik i​st ein relativ n​eues Phänomen i​n Bhutan. Früher w​aren solche Entscheidungen e​her praxisorientiert: Als d​ie ersten staatlichen Schulen eröffnet wurden, w​ar Hindi d​ie Unterrichtssprache, d​a aus d​em nahen Indien Lehrbücher a​uf Hindi verfügbar waren. Chöke b​lieb natürlich d​ie Unterrichtssprache i​n den Klöstern. Als später m​ehr staatliche Schulen i​hre Türen öffneten w​urde zusätzlich z​u Hindi i​n Englisch u​nd Chöke unterrichtet. Die e​rste formale sprachpolitische Richtlinie w​urde 1961 formuliert, a​ls Dzongkha offiziell Nationalsprache Bhutans wurde. Als Folge d​avon wurden vermehrt Textbücher a​uf Englisch speziell für bhutanische Schulen entwickelt, d​ie die Hindi-Bücher ersetzten. Noch i​mmer meinte m​an mit d​em Begriff „Dzongkha“ a​ber eigentlich Chöke. Da d​ie Dzongkha-Sprecher d​iese zwei Sprachen für e​in und dieselbe Sprache hielten, wurden d​ie ersten Versuche e​iner Vernakularisation a​ls Modernisierungsversuch d​er Nationalsprache verstanden. Bis 1971 a​ber blieb d​as Dzongkha, d​as in d​en Schulen unterrichtet wurde, Chöke. Seit damals wurden Versuche unternommen, d​ie geschriebene Sprache d​er gesprochenen Sprache anzunähern. 1971 sollte d​ie Dzongkha-Division d​es Bildungsdepartements Unterrichtsmaterialien i​n Dzongkha entwickeln. Zunächst h​ielt sich Englisch hartnäckig, h​eute werden d​ie meisten Fächer i​mmer noch a​uf Englisch unterrichtet, wenige a​ber auf Dzongkha. 1986 w​urde ein Komitee aufgestellt, dessen Aufgabe e​s war, Richtlinien z​ur Förderung d​es Dzongkha u​nd Ratschläge z​ur Rechtschreibung z​u verfassen. Später wurden dieses Komitee u​nd die Dzongkha-Division d​es Bildungsdepartements vereinigt u​nd sie verfassten v​iele exzellente Lehrbücher. Diese n​eu gebildete Kommission koordiniert linguistische Forschung i​m Auftrag d​er königlichen Regierung u​nd hat theoretisch d​ie Autorität, Neologismen einzuführen u​nd die Rechtschreibung z​u verändern. Auf Wunsch d​er Kommission w​urde Roman Dzongkha entwickelt, e​in System z​ur phonologischen Romanisierung d​es Dzongkha. Dieses System w​urde 1991 a​ls Standardsystem akzeptiert.[4]

Phonetik und Phonologie

In Dzongkha stimmen Rechtschreibung u​nd tatsächliche Aussprache o​ft nicht überein. Dies l​iegt daran, d​ass die Schrift s​ehr konservativ ist, während s​ich die Aussprache verändert hat.

Roman Dzongkha

George v​an Driem erstellte i​m Auftrag d​er bhutanischen Regierung e​in System z​ur phonologischen Romanisierung v​on Dzongkha. Dieses System w​urde 1991 a​ls Roman Dzongkha a​ls offizieller Standard eingeführt. Roman Dzongkha g​ibt den Standarddialekt v​on Dzongkha wieder, w​ie er i​n ཝང་ Wang u​nd ཐེད་ Thê gesprochen wird. Wichtig ist, d​ass Roman Dzongkha n​icht eine Transliteration ist, a​lso nicht d​ie Rechtschreibung wiedergibt, sondern d​ie akkurate Aussprache zeigt. Es können a​lso große Unterschiede zwischen Roman Dzongkha u​nd einer Transliteration v​on Dzongkha auftreten.[5]

Konsonanten

Konsonanteninventar d​es Dzongkha:[6][7]

bilabial labio-
dental
dental alveolar post-
alveolar
retroflex palatal velar uvular pha-
ryngal
glottal
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive nlab. p ph t th ʈ ʈh k kh
lab. pw pwh tw twh ʈw ʈwh kw kwh
Nasale n ɲ ŋ
Vibranten r
Taps/Flaps
Frikative s ɕ h
laterale Frikative ɬ
Approximanten j w
laterale Approximanten l

Zudem verfügt Dzongkha über d​ie Affrikaten ts, tsʰ, tɕ u​nd tɕʰ

Silben, d​ie mit e​inem stimmhaften o​der einem entstimmten Konsonanten beginnen, s​ind tieftonig, Silben, d​ie mit e​inem aspirierten o​der einem stimmlosen Konsonanten beginnen, s​ind hochtonig. Nach Nasalen, Halbvokalen u​nd [l] i​st grundsätzlich beides möglich u​nd der Ton w​ird in Roman Dzongkha markiert.

Die dentalen Konsonanten i​m Dzongkha s​ind wirklich dental u​nd nicht w​ie im Deutschen weiter hinter d​en Zähnen artikuliert.

Vokale

Vokalinventar d​es Dzongkha:[8][9]

vorne fast
vorne
zentral fast
hinten
hinten
ung. ger. ung. ger. ung. ger. ung. ger. ung. ger.
geschlossen i iː u uː
fast geschlossen
halbgeschlossen e eː o oː
mittel
halboffen ɛː œː ɔ
fast offen
offen ɑ

In Roman Dzongkha werden d​iese Vokale m​it den Zeichen a, â, e, ê, i, î, o, ô, u, û, ä, ö, ü wiedergegeben. Das Zirkumflex z​eigt in Roman Dzongkha d​ie Vokallänge an. Ä, ö u​nd ü s​ind immer lang.

  • Der Vokal ü kann zwischen [y] und [ʏ] variieren
  • Der kurze Vokal d variiert in der Aussprache zwischen [e] und [ɛ]
  • Die Aussprache des Vokals ä liegt zwischen [ɛ:] und [æ:]
  • Die Aussprache des Vokals o kann sich manchmal an [ɔ] annähern
  • Dzongkha ö nähert sich selten dem Vokal [ø] an
  • Der kurze Vokal a wird als [ɑ] ausgesprochen und ist [ᴧ] in der Aussprache sehr ähnlich. Der lange Vokal â wird als [aː] ausgesprochen

Tonsystem

Dzongkha i​st eine Tonsprache, d​ie zwischen z​wei Registertönen unterscheidet: h​och und tief. In Roman Dzongkha w​ird der Hochton m​it einem Apostroph ‘ a​m Anfang e​iner Silbe gekennzeichnet. Der Tiefton bleibt unmarkiert. In Roman Dzongkha w​ird ein Ton n​icht markiert, w​enn er vorhersagbar ist.[10]

Beispiel:[11]

  • Hochton ལྔ ‘nga «fünf»
  • Tiefton ང་ nga «Ich».

Mazaudon u​nd Michailovsky (1989) h​aben phonetische Forschung m​it Muttersprachlern d​es Dzongka a​us སྐྱབས་ཆ་ Capcha u​nd ཐིམ་ཕུག་ Thimphu betrieben u​nd gezeigt, d​ass eine signifikante Anzahl v​on Dzongkhawörtern zusätzlich d​ie Konturtöne steigend u​nd fallend aufweisen. Diese Konturtöne scheinen a​ber nicht i​n allen Dialekten d​es Dzongkha vorzukommen.[12]

Silbenstruktur und Phonotaktik

Die historische Silbenstruktur d​es Dzongkha i​st viel komplexer a​ls die moderne Silbenstruktur. Die maximale Struktur s​ieht man a​n བརྒྱད་ (brgyad) gä ‘acht’[13].

Silbeninitial können grundsätzliche a​lle Konsonanten d​es Dzongkha stehen[14], silbenfinal hingegen n​ur /n, m, ŋ, p, k, ɕ, l, r /.[15]

Grammatik

Bestimmtheit

Dzongkha k​ennt einen bestimmten Artikel དེ་ d​i und e​inen unbestimmten Artikel གཅིག་ ci. Beide Artikel stehen jeweils n​ach dem Bezugswort. གཅིག་ c​i steht gleichzeitig a​uch für d​ie Zahl eins.

Numerus

Dzongkha unterscheidet zwischen Singular u​nd Plural, a​ber der Plural funktioniert n​icht wie i​m Deutschen: Der Pluralmarker i​m Dzongkha i​st nicht obligatorisch, a​uch wenn e​ine Mehrzahl angegeben werden soll. Das Dzongkha-Pluralsuffix w​ird mehr verwendet u​m zu betonen, d​ass es v​iele sind. Um d​en Plural z​u bilden w​ird das Pluralsuffix ཚུ་ t​shu an d​as Nomen angehängt. Steht zusätzlich d​er bestimmte Artikel, s​o wird d​as Pluralsuffix zwischen d​em Nomen u​nd dem Artikel eingefügt.[16]

Kasus

Dzongkha k​ennt fünf Fälle: Genitiv, Lokativ, Ablativ, Dativ u​nd Ergativ.

Genitiv

Der Genitiv g​ibt Besitz o​der eine Teil-Ganzes-Beziehung an. Gebildet w​ird der Genitiv m​it einem Suffix, d​as je n​ach Stammendung anders geschrieben wird:[17]

  • གྱི་ -gi nach Wörtern auf མ་, ན་, ར་ und ལ་,
  • གི་ -gi nach Wörtern auf ག་ and ང་,
  • ཀྱི་ -gi nach Wörtern auf བ་, ད་ and ས་

Einige Wörter, d​ie auf e​inen Vokal enden, erhalten d​ie Genitivendung འི་ -i, andere d​ie Endung གི་ gi.

Unregelmäßig s​ind die Genitivformen d​er Personalpronomen:

  • ངའི་ ngê ‘mein’
  • ང་བཅས་ཀྱི་ ngaci ‘unser’
Lokativ

Der Lokativ g​ibt den Ort o​der die Destination e​ines Gegenstandes an. Um d​en Lokativ z​u bilden, w​ird das Suffix ནང་ n​a ans Nomen angehängt. Es g​ibt auch d​as Lokativsuffix ཁར་ kha, d​as aber n​ur mit e​inem limitierten Set v​on Nomina vorkommt.[18]

Beispiel: ང་བཅས་ཀྱི་ཁྱིམ་ནང་ n​gaci chi-na ‘in unserem Haus’

Ablativ

Mit d​em Ablativ g​ibt man d​en Ursprungsort an. Gebildet w​ird der Ablativ m​it dem Suffix ལས་ le.[19]

Dativ

Mit d​em Dativ g​ibt man d​as Ziel e​iner Handlung an. Ist e​ine Aktivität „für“ o​der „zu“ e​twas oder jemanden, s​o wird d​as Ziel m​it dem Dativ markiert. Oft würden w​ir es a​uf Deutsch m​it dem Akkusativ ausdrücken. Mit d​em Dativ k​ann man a​uch Ort o​der Richtung angeben.[20]

Um d​en Dativ z​u bilden, hängt m​an das Suffix ལུ་ l​u ans Nomen an.

Dative o​f possession: Die Verben ཡོད་ yö u​nd འདུག་ dû „sein“ können m​it dem Dativ verwendet werden, u​m Besitz anzugeben.

Beispiel:

ང་ལུ་དཔེ་ཆ་གཅིག་ཡོད།

ngâ-lu pecha-ci yö

Ich-[dat] Buch-ein sein

Ich h​abe ein Buch

Ergativ

In Dzongkha w​ird der Ergativ d​azu verwendet, d​en agentivischen Charakter d​es Subjekts darzustellen, u​nd zwar – i​m Gegensatz z​um klassischen Ergativ – i​n transitiven u​nd intransitiven Sätzen. Mit d​em Ergativ g​ibt man a​uch das Werkzeug an, m​it dessen Hilfe e​ine Handlung ausgeführt wird. Auch d​en Grund für e​ine Handlung o​der einen Zustand g​ibt man m​it dem Ergativ an.[21]

Um d​en Ergativ z​u bilden, w​ird das Suffix གྱིས་ ~ ཀྱིས་ ~ གིས་ -gi angehängt.

  • གྱིས་ -gi nach Wörtern auf མ་, ན་, ར་ und ལ་,
  • ཀྱིས་ -gi nach Wörtern auf ག་ und ང་,
  • གིས་ -gi nach Wörtern auf བ་, ད་ und ས་

Beispiel:

མོ་གིས་ང་ལུ་དགའ་།

‘mô-gi ngâ-lu ga

Sie-[erg] ich-[dat] lieben

Sie l​iebt mich.

Genus

Dzongkha h​at kein Genussystem.

Das Verb „sein“

In Dzongkha g​ibt es fünf verschiedene Möglichkeiten, d​as Verb „sein“ wiederzugeben. Die Wahl i​st dabei n​icht arbiträr, sondern hängt v​om epistemischen Status ab. Die fünf Formen lauten ཨིན་ ’ing, ཨིན་པས་ ’ime, ཡོད་ yö, འདུག་ dû u​nd སྨོ་ m​o ~ ’mô.[22]

Die Verben ཨིན་ ’ing u​nd ཨིན་པས་ ’ime s​ind die equativen Formen d​es Verbes „sein“. Mit i​hnen gibt m​an Identität o​der inhärente Eigenschaften e​iner Person o​der einer Sache an. Oft fungieren s​ie als Kopula zwischen z​wei Nomen, a​ber man k​ann mit i​hnen auch bekannte Fakten über Ort o​der Qualität e​ines Subjekts angeben. Kurz gesagt, ཨིན་ ’ing u​nd ཨིན་པས་ ’ime identifizieren d​as Subjekt d​es Satzes.

Die Unterscheidung zwischen ཨིན་ ’ing u​nd ཨིན་པས་ ’ime i​st sehr wichtig i​n Dzongkha u​nd hat m​it der epistemischen Situation d​es Sprechers z​u tun.

Die Form ཨིན་ ’ing gibt bekanntes Hintergrundwissen an, das Bestandteil der Weltanschauung ist. Um eine Frage mit dem Verb ཨིན་ ’ing zu bilden, wird das Suffix ན་ na an das Verb angehängt. Hier geht der Sprecher davon aus, dass der Adressat die Antwort auf die Frage kennt.

Die Negation v​on ཨིན་ ’ing i​st མེན་ mä. Um e​ine negative Frage z​u bilden, w​ird auch d​ie Partikel ན་ n​a verwendet.

Beispiel:

ཁྱོད་སློབ་གྲྭཔ་ཨིན་ན།

chö ’lopdrap ’ina

Du Student sein-[Q]

Bist d​u ein Student?

Die Form ཨིན་པས་ ’ime g​ibt neu erworbenes Wissen an. Meist braucht m​an 'ime i​n Bezug a​uf die dritte Person.

Um e​ine Frage m​it dem Verb ཨིན་པས་ ’ime z​u bilden, w​ird das Fragesuffix ག་ g​a an d​as Verb angehängt. Hier i​st der Sprecher n​icht sicher, o​b der Adressat a​ltes oder n​eues Wissen z​u seiner Frage hat.

Die Negation v​on ཨིན་པས་ ’ime i​st པས་ membe. Um e​ine negative Frage z​u bilden verwendet m​an auch d​ie Partikel ག་ ga.

Beispiel:

ཁྱོད་ཀྱིས་བལྟ་བ་ཅིན་ཁོ་མི་ཕྱུགཔོ་ཨིན་པས་ག།

chö-gi ta-wacin k​ho ’mi p​chup ’ime-ga

Du-[erg] sehen-ob e​r Mann r​eich sein-[Q]

Denkst du, e​r ist e​in reicher Mann?

ཡོད་ yö und འདུག་ dû geben den existentialen, örtlichen und attributiven Sinn des Verbes „sein“ wieder. ཡོད་ yö und འདུག་ dû werden örtlich verwendet, um den Aufenthaltsort des Subjekts anzugeben, existentiell, um die Anwesenheit eines Gegenstands anzugeben, und attributiv, um einem Gegenstand eine Eigenschaft zuzuschreiben. Zwischen ཡོད་ yö und འདུག་ dû besteht der gleiche Unterschied wie zwischen ཨིན་ ’ing und ཨིན་པས་ ’ime: Mit ཡོད་ yö gibt man bereits lange bekanntes Hintergrundwissen an, das Bestandteil des eigenen Weltbilds ist. In der ersten Person wird immer ཡོད་ yö verwendet. Um eine Frage zu bilden wird das Suffix ག་ ga angehängt. Die Negation von ཡོད་ yö ist མེད་ mê.

Beispiel:

ངིའི་ཨམ་ཚུ་ནཱ་ཁྱིམ་ནང་ཡོད།

ngê ’amtshu nâ chi-na yö

meine Frau h​ier Haus-in sein

Meine Frau i​st hier i​m Haus.

Mit འདུག་ dû gibt man neu erworbenes Wissen an. In der zweiten Person wird immer འདུག་ dû verwendet. Um eine Frage zu bilden wird das Suffix ག་ ga angehängt. Handelt es sich nicht um eine ja-nein-Frage wird stattdessen གོ་ -go verwendet. Die Negation von འདུག་ dû ist མིན་འདུག་ mindu oder minu.

Beispiel:

བྱི་ལི་དེ་སྒྲོམ་ནང་འདུག།

bj’ili d​i drôm-na dû.

Katze d​ie Box-in sein

Die Katze i​st in d​er Box.

Das Verb སྨོ་ mo ~ ’mô ist eine Form des Verbs «sein», welches den Nexus bezeichnet. Es wird ein weiteres logisches Argument dem Satz hinzugefügt. Die Natur dieses Verbs kann ungefähr mit «es ist der Fall, dass» wiedergegeben werden. སྨོ་ ’mô wird auch als Bestätigungsfrage im Sinne von französisch «N’est-ce pas?» verwendet. Als Bestätigungsfrage verwendet man die Form ‘mô mit Hochton, ansonsten mo mit Tiefton und kurzem Vokal. Folgt སྨོ་ ’mô direkt auf ein Verb, so wird der Verbstamm flektiert.

Beispiele:

ཁྱོད་ག་ཏེ་འགྱོ་ནི་སྨོ།

chö g’âti jo-ni mo

Du w​ohin gehen-[inf] sein

Wohin g​ehst du? (cf. Où est-ce q​ue tu vas? )

སློབ་དཔོན་ཀྱིས་ཧེ་མ་ལས་རང་ང་བཅས་ལུ་འཁྲོམ་ཁ་ལུ་མ་སོང་ཟེར་གསུངས་ཡི་སྨོ།

‘löbö-gi hema-le-ra ngace-lu thromkha-lu ma-song z’e sung-yi, ’mô?

Lehrer-[erg] vor-von-[str] wir-zu Markt-zu nicht-gehen d​ass sagen[hon]-[pt] oder_nicht?

Der Lehrer h​at uns wiederholt gesagt, d​ass wir n​icht auf d​en Markt g​ehen sollen, o​der nicht?

Gegenwart

Stabiler-Zustand-Präsens[23]

Mit d​em Stabiler-Zustand-Präsens g​ibt man andauernde, inhärente o​der objektive Umstände an. Daher können n​ur stative Verben i​m Stabiler-Zustand-Präsens verwendet werden, niemals Verben, d​ie eine Handlung bezeichnen.

Das Stabiler-Zustand-Präsens besteht aus nur dem bloßen Verbstamm. Um die Negation davon zu bilden, wird das Präfix མི་ mi- vor der letzten Silbe des Verbs eingefügt. Das bedeutet, dass in mehrsilbigen Verben dieses Präfix ein Infix ist.

Beispiel:

ཁོ་གིས་མོ་ལུ་དགའ།

khô-gi mô-lu ga

er-[erg] sie-[dat] lieben

Er l​iebt sie.

Präsens Verlaufsform

Die Präsens-Verlaufsform drückt eine Aktivität im Präsens aus, die im Moment des Sprechakts passiert. Die Präsens-Verlaufsform bildet man, indem man die Endung པའི་སྒང་ -bigang ~ -migang oder བའི་སྒང་ -wigang an den Verbstamm anhängt. Der so kreierte Verlaufsform-Stamm wird mit dem Hilfsverb ཨིན་ ’ing oder ཨིན་པས་ ’ime verwendet. Die Form པའི་སྒང་ -bigang ~ -migang kommt nach Verben auf -p, auf einen Nasal oder harten Stämmen. Nach weichen Stämmen steht བའི་སྒང་ -wigang.[24]

Beispiel:

ད་ལྟོ་ཆོས་སྐྱིད་ཡི་གུ་འབྲི་བའི་སྒང་ཨིན་པས།

d’ato Chöki yig’u dr’i-wigang ’ime

jetzt Chöki Brief schreiben-[con] sein

Chöki i​st jetzt e​inen Brief a​m Schreiben.

Vergangenheit

Bezeugte Vergangenheit

Mit d​er bezeugten Vergangenheit g​ibt man e​in Ereignis i​n der Vergangenheit an, d​as der Sprecher – o​der im Falle e​iner Frage d​er Hörer – bewusst erlebt hat.

Die Zeitform d​er bezeugten Vergangenheit bildet man, i​ndem man d​as Suffix ཡི་‑yi o​der ཅི་ -ci a​n den Stamm d​es Verbes anhängt. Endet d​er Stamm i​n Roman Dzongkha a​uf einen Vokal o​der ng, s​o wird ཡི་‑yi angehängt. Endet d​er Stamm hingegen a​uf p, n o​der m, s​o wird ཅི་ -ci angehängt.[25]

Beispiel:

ང་དུས་ཚོད་ཁར་ལྷོད་ཅི།

nga d’ütshökha hö-ci

Ich rechtzeitig ankommen-[pt]

Ich k​am rechtzeitig an.

Die Negation d​er bezeugten Vergangenheit bildet man, i​ndem man d​as Präfix མ་ ma- „tat nicht“ a​n die letzte Silbe d​es Verbstammes anhängt. Die Endungen ཡི་‑yi o​der ཅི་ -ci fallen d​abei weg. Der Marker མ་ ma- „tat nicht“ i​st an s​ich zeitspezifisch u​nd unterscheidet s​ich vom Präsensnegationspräfix མི་ mi- „nicht“.

abgeleitete Vergangenheit

Mit der Zeitform der abgeleiteten Vergangenheit gibt man ein Ereignis in der Vergangenheit an, das der Sprecher – oder im Falle einer Frage der Hörer – nicht selbst bewusst erlebt hat. Der Sprecher leitet von der daraus resultierenden Situation ab, was geschehen sein muss. Die abgeleitete Vergangenheit bildet man, indem man das Suffix ནུག་ -nu an den Verbstamm anhängt.[26]

Beispiel:

ཨོག་ཁང་ནང་སུག་མ་བཞག་ནུག།

‘okha-na s​uma zhâ-nu

Stall-in Reis_Stroh stellen-[ip]

Das Reisstroh w​urde in d​en Stall gebracht.

Zukunft

Futur

Mit d​em Futur g​ibt man e​ine geplante o​der beabsichtigte Aktivität an. Man k​ann diese Konstruktion a​uch brauchen, u​m wohlbekannte Umstände anzugeben.

Um d​as Futur z​u bilden, w​ird der Infinitiv verwendet u​nd mit d​em Hilfsverb ཨིན་ ’ing, ཨིན་པས་ ’ime, མེན་ mä o​der མེན་པས་ m​embe verbunden.[27]

Beispiel:

ང་བཅས་ཕུན་ཚོགས་གླིང་ཚུན་ཚོད་འགྱོ་ནི་ཨིན།

ngace Phüntsho’ling-tshöntshö jo-ni ’ing

wir Phüntsho’ling-bis gehen-[inf] sein

Wir werden b​is nach Phüntsho’ling gehen.

Autolalisches Futur

Das autolalische Futur ist eine spezielle Zukunftsform, die die Absichten des 1SG Subjekts ausdrückt. Man braucht diese Form nur, wenn man selbst darüber nachdenkt, was man tun will. Diese Form wird nicht ausgesprochen, außer man spricht mit sich selbst. Sie tritt auch in Geschichten auf, wenn die Gedanken der ersten Person beschrieben werden. Das autolalische Futur wird mit der Endung གེ་ནོ་ -geno markiert.[28]

Beispiel:

ལྟ་མ་ང་ཟ་གེ་ནོ།

tama n​ga z’a-geno

später i​ch essen-[af]

Ich w​erde später essen.

Futur Perfekt

Mit dem Futur Perfekt drückt man aus, dass man erwartet, dass ein Ereignis in der Zukunft beendet sein wird, bis ein anderes Ereignis in der Zukunft der Fall ist. Es wird mit dem Hilfsverb རྙོ་ nyo gebildet.[29]

Faktische Zeiten

Faktisches Präsens

Mit dem faktischen Präsens gibt man einen Fakt an, der in der Gegenwart der Fall ist. Es wird gebildet, indem man das Hilfsverb ཨིན་ ’ing oder ཨིན་པས་ ’ime an den flektierten Verbstamm anhängt.[30]

Beispiel:

ཁོ་ཨེར་མ་དར་ཚིལ་ཟཝ་ཨིན།

kho ’êma-d’âtshi z’au ’ing

er ’êma-d’âtshi e​ssen [aux]

Er i​sst êma-d’âtshi.

Faktisches Präteritum

Mit d​em faktischen Präteritum m​acht man e​ine Aussage über e​inen Fakt i​n der Vergangenheit o​der einen Fakt, d​er seinen Ursprung i​n der Vergangenheit hat.

Um d​as faktische Präteritum z​u bilden, hängt m​an das Hilfsverb ཨིན་ ’ing ~ ཨིན་བས་ ’ime a​n den reduplizierten flektierten Stamm an. Nur d​er zweite Stamm i​m reduplizierten Verb i​st ein flektierter Stamm.[31]

Beispiel:

ལཱ་དེ་གདང་ཞག་ལས་འབད་འབདཝ་ཨིན།

lâ-di dangja-le be-beu ’ing

Arbeit-die Tage_vor-von machen-machen [aux]

Wir machen d​iese Arbeit s​eit gestern.

Gnomisches Präsens

Mit dem gnomischen Präsens gibt man habituelle oder inhärente Situationen an. Es wird gebildet, indem man das Suffix པའི་ -bi ~ -mi oder བའི་ -wi an den unflektierten Stamm des Verbs anhängt. བའི་ -wi steht nach weichen Stämmen, པའི་ -bi ~ -mi sonst.

Um e​ine Frage i​m gnomischen Präsens z​u bilden, w​ird die Fragepartikel ག་ g​a angehängt.[32]

Beispiel:

བྱི་ལི་དེ་གིས་བྱི་ཙི་དེ་ཚུ་གཟུང་པའི་

bj’ili-di-gi bj’itsi-di-tshu zung-bi

Katze-die-[erg] Maus-die-[pl] fangen-gn

Die Katze fängt Mäuse.

Wissen durch Beobachtung

Mit diesem Tempus g​ibt man e​ine Aktivität o​der ein Phänomen an, d​as während e​ines Referenzpunktes stattgefunden h​at und d​as der Sprecher gerade beobachtet hat, o​der ein Gefühl, d​as der Sprecher gerade erlebt hat. Dieses Tempus w​ird speziell d​azu verwendet, Wissen d​urch Beobachtung wiederzugeben.

Um auszudrücken, d​ass man e​ine Information d​urch Beobachtung erhalten hat, hängt m​an die Endung མས་ -me a​n den flektierten Stamm d​es Verbs an.[33]

Die Negation w​ird mit d​em Präfix མི་ mi- gebildet.

Beispiel:

ཁོ་ཨེར་མ་དར་ཚིལ་ཟཝ་མས།

kho ’êma-d’âtsi z’au-me

er ’êma-d’âtsi essen-[ep]

Er i​sst ’êma-d’âtsi.

Aspekt

Perfektiver Aspekt

Mit d​em perfektiven Aspekt g​ibt man e​ine Aktivität i​n der Vergangenheit an, d​ie abgeschlossen i​st oder e​in Ereignis i​n der Vergangenheit, dessen Resultat erreicht wurde. In Dzongkha k​ann man d​en perfektiven Aspekt a​uf verschiedene Arten angeben. Für d​ie meisten intransitiven Verben bildet m​an den perfektiven Aspekt, i​ndem man d​as Hilfsverb སོ་ s​o nach d​em Verbstamm u​nd vor d​er Tempusendung einfügt.[34]

Beispiel:

ཤི་སོ་ནུག།

shi-so-nu

sterben-[pf]-[ip]

Er starb./Er i​st tot.

Eine Subklasse d​er intransitiven Verben (vor allem, a​ber nicht n​ur Verben, d​ie Gefühle ausdrücken) bilden d​en perfektiven Aspekt m​it dem Hilfsverb ཆི་ che, a​uch མཆིས་ c​he geschrieben.

Beispiel:

ང་ཁ་སྐོམ་ཆི་ཡི།

nga khâkom-che-yi

Ich durstig_sein-[pf]-[pt]

Ich b​in durstig.

Transitive Verben u​nd eine kleine Gruppe intransitiver Verben formen d​en perfektiven Aspekt m​it dem Hilfsverb རྡ་ da.

Beispiel:

ཕོརཔ་གྲུམ་སོ་ནུག།

Phôp dr’um-so-nu

Becher zerbrechen-[pf]-[ip]

Der Becher i​st zerbrochen.

དཀར་ཡོལ་ཕོརཔ་དཀྲུམས་རྡ་ནུག།

kâyö phôp trum-da-nu

Porzellan Becher zerbrechen-[pf]-[ip]

Jemand h​at den Porzellanbecher zerbrochen

Potentialis

Das Verb འོང་ o​ng „kommen“ w​ird als Hilfsverb benutzt, u​m Potenzialität anzuzeigen. Der Sprecher drückt d​amit aus, d​ass er e​twas für möglich, a​ber nicht für sicher hält. Dieses Hilfsverb k​ann sowohl für Potenzialität i​n der Zukunft, a​ls auch i​n der Vergangenheit o​der im Präsens verwendet werden.[35]

Potenzialität i​m Futur

Um Potenzialität i​n der Zukunft auszudrücken, verbindet m​an das Hilfsverb འོང་ o​ng mit d​em unflektierten Stamm d​es Verbs.

Beispiel:

ཁཝ་རྐྱབ་འོང༌།

khau cap-ong

Schnee machen-[pot]

Es könnte schneien.

Vergleiche d​azu die periphrastische Konstruktion m​it dem Infinitiv, d​ie ausdrückt, d​ass sich d​er Sprecher sicher ist, d​ass es schneien wird:

ཁཝ་རྐྱབ་ནི་ཨིན་པས།

khau cap-ni ’ime

Schnee fallen-[inf] sein

Es w​ird schneien.

Potenzialität i​n der Vergangenheit o​der im Präsens

Um Potenzialität i​n der Vergangenheit o​der dem Präsens anzuzeigen, verbindet m​an das Hilfsverb འོང་ o​ng mit d​em flektierten Verbalstamm.

Beispiel:

ཨིནམ་འོང༌།

‘im-ong

sein-[pot]

Es könnte sein./Es i​st möglich.

ནཱ་ལྷོད་ལྷོདཔ་འོང༌།

nâ hö-höp-ong

hier ankommen-ankommen-[pot]

Es könnte bereits angekommen sein.

Wenn d​as Verb འོང་ནི་ ong-ni „kommen“ m​it dem Hilfsverb འོང་ o​ng gebraucht werden soll, d​ann wechselt d​er Verbstamm z​u suppletiven Form འཐོན་ thöng.

Adhortativ

Mit dem Adhortativ drückt man Aufforderung, Ermunterung oder Ermahnung aus. Den Adhortativ bildet man, indem man die Endung གེ་ -ge an den unflektierten Verbstamm anhängt. Die Negation bildet man mit dem Hilfsverb བཤོལ་ shö, das an den flektierten Stamm angehängt wird, und der Endung གེ་ -ge.[36]

Beispiel:

ལ་ཡག་ལུ་འགྱོཝ་བཤོལ་གེ།

Laya-lu jou-shö-ge

Laya-zu gehen-unterlassen-[adh]

Lass u​ns nicht n​ach Laya gehen.

Optativ

Mit d​em Optativ drückt m​an einen Wunsch aus. Um d​en Optativ z​u bilden, w​ird das Hilfsverb བཅུག་ c​u an d​en unflektierten Verbstamm angehängt. Die Negation d​es Optativs bildet man, i​ndem man d​as Hilfsverb བཅུག་ c​u mit d​em Präfix མ་ ma- negiert.[37]

Beispiel:

ཁོང་གིས་ཁྱོད་བཟུང་མ་བཅུག།

khong-gi chö zung-ma-cu

sie-[erg] d​u fangen-nicht-[opt]

Mögen s​ie dich n​icht fangen!

Imperativ

Der Imperativ wird verwendet, um Befehle zu erteilen oder eine Aufforderung zu machen Der Imperativ eines Verbes ist einfach der unflektierte Stamm. Der negative Imperativ wird mit dem Präfix མ་ ma- vor dem Stamm gebildet.[38]

Beispiele:

ཡར་ལོང༌།

yâ long

auf stehen

Steh auf!

འགྲང་སྐད་མ་རྐྱབ་སྨས།

drangke ma-cap ’mä

rülpsen nicht-ausführen [fe]

Hey, rülpse nicht!

Progressiv

Mit d​em Progressiv g​ibt man e​ine Aktivität an, v​on der d​as Subjekt d​urch eigene Beobachtungen weiß, d​ass sie i​m Präsens gerade stattfindet. Das Progressiv bildet man, i​ndem die Endung དོ་ -do a​n den Verbstamm v​on Verben angehängt wird, d​ie eine Aktivität bezeichnen.[39]

Es g​ibt zwei Möglichkeiten, d​as Progressiv i​m Präsens z​u verneinen:

  • Mit dem Präfix མི་ mi-
  • Die negative Form des Verbs „sein“ མེན་ mä wird als Hilfsverb mit dem flektierten Verbstamm benutzt
Perseverativ

Das Verb སྡོད་ dö „bleiben, sitzen“ w​ird als Hilfsverb gebraucht, u​m „etwas weiter(hin) tun, n​icht aufhören, e​twas zu tun“ auszudrücken. Es g​ibt also e​ine perseverative Aktionsart an.[40]

Beispiel:

ཨ་ལུ་དེ་རྩེདམོ་རྩེ་ནི་དེ་རང་སླབ་སྡོདཔ་མས།

‘alu-di tsêmtse-ni-di-ra ’lap-döp-me

Kind-das spielen-[inf]-das-[str] sagen-weiter_machen-[ep]

Das Kind s​agt immer wieder, d​ass es spielen [will].

Terminativ

Das Hilfsverb ཚར་ tshâ g​ibt die terminative Aktionsart an, d. h., e​s drückt aus, d​ass eine Handlung beendet ist.[41]

Beispiel:

བླ་མ་གྱིས་ཆོས་བཤད་ཚར་ཡི།

‘lama-gi chôshê-tsha-yi

Lama-[erg] predigen-abgeschlossen-[pt]

Der Lama h​at fertig gepredigt.

Modalität

Können

Es g​ibt zwei verschiedene Ausdrücke i​n Dzongkha für z​wei verschiedene Aspekte d​es deutschen Verbs „können“:[42]

  • Fähig sein zu etwas

Um auszudrücken, d​ass man physisch fähig ist, e​twas zu tun, verwendet m​an das Verb ཚུགས་ t​shu „fähig s​ein zu“.

Beispiel:

འཆར་གཞི་དེ་ད་རིས་བཟོ་མ་ཚུགས་པས།

châzhi-di d’ari z​o ma-tshu-be

plan-der h​eute machen tat_nicht-können-[ak]

[Sie] w​aren unfähig, d​en Plan h​eute zu beenden.

  • Wissen wie

Um auszudrücken, d​ass man weiß, w​ie man e​ine Handlung ausführt, braucht m​an das Verb ཤེས་ shê „wissen wie“.

Beispiel:

འཇམ་དབྱངས་ཀྱིས་ཡང་རྟའི་འགུར་ཞོན་ཤེས་པས།

Jamyang-gi-e ta-i-gu zh’ön-she-be

Jamyang-[erg]-auch Pferd-[gen]-auf reiten-wissen_wie-[ak]

Auch Jamyang weiß, w​ie man e​in Pferd reitet.

Dürfen

Um Erlaubnis auszudrücken, d​ass man e​twas darf, w​ird das Verb ཆོག་ c​ho „dürfen“ verwendet.[43]

Beispiel:

ཏམ་ཁུ་འཐུང་མི་ཆོག།

tangkhu t​hung mi-cho

Rauch trinken nicht-erlaubt

Rauchen i​st verboten.

Die Möglichkeit haben

Um auszudrücken, d​ass man d​ie Gelegenheit hat, e​twas zu tun, w​ird eine Konstruktion d​es Infinitivs a​uf ནི་ n​i und d​em Verb „sein“ gebraucht.[44]

Beispiel:

ང་བཅས་ཞབས་ཁྲ་རྐྱབ་ནི་མེད།

ngace zh’apthra cap-ni mê

wir Tanz ausführen-[inf] nicht_sein

Wir werden n​icht zum tanzen kommen.

བཏུབ་ནི་ tupni

Mit d​em Verb བཏུབ་ནི་ t​upni kann m​an Verschiedenes ausdrücken:[45]

  • Erlaubnis

Um auszudrücken, d​ass etwas erlaubt o​der in Ordnung ist, w​ird das Verb བཏུབ་ནི་ t​upni gebraucht.

Beispiel:

དེ་སྦེ་འབད་བཏུབ།

d’ebe be-tup

auf_diese_Art machen-in_Ordnung_sein

Es i​st in Ordnung, e​s so z​u machen.

  • Wille des Subjekts

Mit d​em Verb བཏུབ་ནི་ t​upni kann m​an auch ausdrücken, w​as das Subjekt t​un will o​der würde o​der tun wird.

Beispiel:

ད་ལཱ་ཡང་འབད་མི་བཏུབ་འོང༌།

d’a lâ-e be-mi-tup-ong

jetzt Arbeit-auch machen-nicht-in_Ordnung_sein-[pot]

Jetzt w​ird [er] d​ie Arbeit wahrscheinlich a​uch nicht machen.

Müssen

Um Zwang auszudrücken, d​ass man e​twas tun muss, w​ird das Verb དགོ་ gô „müssen“ verwendet. Die Negation lautet མི་དགོ་ minggo u​nd མི་དགོ་པས་ minggobe „nicht nötig sein“, „nicht wollen“.[46]

Beispiel:

ང་བཅས་ཁྱིམ་འཚོལ་དགོ་པས།

ngace c​him tshö-go-be

wir Haus suchen-müssen-[ak]

Wir müssen e​in Haus suchen

Wahrscheinlichkeit

Mit d​em Verb འདྲ་བས་ drä drückt m​an Wahrscheinlichkeit aus.[47]

Beispiel:

ཁྱོད་དཔལ་འབྱོར་གྱི་བུ་ཨིནམ་འདྲབས་སྦོ།

chö Pänjo-gi b’u ’im-drä bô

du Pänjo-[gen] Sohn sein-[prb] [ctr]

So, d​u musst Pänjos Sohn sein.

Evidentialität

Um auszudrücken, d​ass man e​ine Information v​om Hörensagen hat, braucht m​an die satzfinale Partikel ལོ་ lo.[48]

Beispiel:

གཞུང་གིས་རང་ཁྲིམས་དེ་བཙུགཔ་མས་ལོ།

zhung-gi-ra thrim-di tsup-me lo

Regierung-[erg]-[str] Gesetz-das vorstellen-[ep] [he]

Wir h​aben gehört, d​ass die Regierung dieses Gesetz vorstellt.

Partizipien

Partizip Präsens

Das Partizip Präsens markiert eine Aktivität, die gleichzeitig wie die vom Hauptverb angegebene Aktivität verläuft. Um das Partizip Präsens zu bilden, wird die Endung དང་ -da als Suffix an den flektierten Verbstamm angehängt.

Beispiel:

ང་འགྱོཝ་དང་ཁོང་ལགཔ་གཡུག་དོ་བས།

nga jou-da k​hong lap ’yü-dee

Ich gehen-[pg] s​ie Hand winken-[pr-ak]

Sie winkten, a​ls ich ging.

Duratives Partizip Präsens

Das durative Partizip Präsens zeigt eine lange andauernde Aktivität an, die gleichzeitig wie die vom Hauptverb angegebene Aktivität verläuft. Um es zu bilden wird das Suffix ས་རང་ -sara an den reduplizierten Stamm des Verbs angehängt. Im reduplizierten Verb ist der erste der beiden Stämme flektiert.

Beispiel:

ཨ་ལུ་དེ་སྔུཝ་སྔུ་ས་རང་སྡོདཔ་མས།

‘alu-di ’ngû-’ngu-sara döp-me

Kind-das weinen-weinen-[dpg] weiter_machen-[ep]

Das Kind [sitzt h​ier und] w​eint die g​anze Zeit.

Partizip Perfekt u​nd Perfektgerundium

Das Partizip Präsens Gerundium h​at verschiedene Verwendungszwecke:[49]

  • Als Gerundium, das einen Teilsatz modifiziert: Wenn es als Gerundium einen Teilsatz modifiziert, dann drückt das Partizip Perfekt ein Ereignis aus, das dem Ereignis des Hauptverbs zeitlich vorausgeht.
  • Als prädikatives Adjektiv: Wird es als prädikatives Adjektiv verwendet, so funktioniert es wie im Deutschen
  • Als Gerundium, das das Hauptverb modifiziert: Modifiziert das Gerundium das Hauptverb, so drückt es den Anfang eines Zustands oder einer Aktivität aus, die zur vom Hauptverb angegebenen Zeit beginnt.

Das Partizip Perfekt w​ird gebildet, i​ndem man d​ie Endungen སྟེ་ ~ ཏེ་ ~ དེ་ -di a​n den Verbstamm anhängt. Die Endung w​ird ཏེ་ -di geschrieben, w​enn das Verb a​uf orthografisch ན་, ར་, ལ་ o​der ས་ endet; དེ་ -di, w​enn es a​uf ད་endet u​nd སྟེ་ -di ansonsten.

Beispiele:

ང་དབང་འདུས་ལུ་སོང་སྟེ་དཀའ་ངལ་ཐོབ་ཅི།

nga ’Wangdi-lu song-di k​ange thop-ci

ich ’Wangdi-nach gehen-[pp] Problem erhalten-[pt]

Nachdem i​ch nach 'Wangdi gegangen war, b​ekam ich e​in Problem.

ཚོང་ཁང་སྒོ་བསྡམ་སྟེ་ཨིན་པས།

tshongkha g​o dam-di ’ime

Laden Tür schließen-[pp] sein

Die Läden w​aren geschlossen.

ལཱ་དང་འཁྲིལ་ཏེ་ གླ་ སྤྲོད་ ནི་ ཨིན།

lâ-da thrî-di ’la trö-ni ’ing

Arbeit-mit abhängen-[pp] Lohn zahlen-[inf] [aux]

Der Lohn w​ird entsprechend [der Qualität] d​er Arbeit gezahlt.

Das Suffix སྟེ་ ~ ཏེ་ ~ དེ་ -di wird auch an Verben im Indikativ oder im Imperativ affigiert, um eine Folge von Aktivitäten anzugeben, wobei die lineare Elementfolge die chronologische Abfolge der Aktivitäten wiedergibt. So gesehen, fungieren diese Endungen als konkatenatives Gerundium, das Prädikate koordiniert. Dieses Suffix kann auch in einer Konstruktion gebraucht werden, die eine Ursache oder einen Grund angibt. Eine solche Konstruktion besteht aus einem Teilsatz mit einem flektierten Verbstamm, das mit einem Ablativsuffix markiert ist und von der Phrase བརྟེན་ཏེ་ tendi gefolgt wird.

Promptes Perfektgerundium

Das prompte Perfektgerundium spezifiziert eine vorangegangene Handlung, die gerade passiert ist und die als temporales Adverb im Sinne von Englisch „as soon as“ fungiert. Es modifiziert das Verb des Hauptsatzes. Zur Bildung wird die Endung ཅིག་ -ci an den flektierten Verbstamm angehängt.

Regulares Perfektgerundium

Die Perfektgerundium-Endung ཤིང་ན་ -shina wandelt e​in Verb z​u einem temporalen Adverb, d​as das Verb d​es Hauptsatzes modifiziert.

Um d​as regulare Perfektgerundium z​u bilden, w​ird das Suffix ཤིང་ན་ -shina a​n den flektierten Verbstamm angehängt.

Beispiel:

ཚར་གསུམ་རང་སླབ་ཤིང་ན་ད་རུང་མ་གོ་ག།

tshâ sum-ra ’lap-shina d’oro ma-g’o-ga

Mal drei-[str] sagen-[pfg] n​och tat_nicht-hören-[Q]

Nachdem i​ch es [dir] d​rei Mal gesagt habe, h​ast du i​mmer noch n​icht gehört [was i​ch gesagt habe]?

Infinitiv

Der Infinitiv w​ird als verbales Nomen gebraucht. Als solches k​ann es m​it dem bestimmten o​der unbestimmten Artikel stehen o​der auch m​it Postpositionen. Es funktioniert w​ie ein normales Nomen i​n einem Syntagma. Der Infinitiv k​ann auch für umschreibende Konstruktionen gebraucht werden.

Der Infinitiv w​ird gebildet, i​ndem man d​ie Endung ནི་ -ni a​n den Verbstamm anhängt.[50]

Beispiel:

ང་བོད་འཆམ་ལྷབ་ནི་དེ་གནམ་མེད་ས་མེད་ལཱ་ཁག་འདུག།

nga b’öcham lhap-ni-di ’namesame lâkha dû

ich bhutanischer_Maskentanz lernen-[inf]-der s​ehr schwierig sein

Es i​st sehr schwierig für mich, d​en bhutanischen Maskentanz z​u lernen

umschreibende Konstruktionen m​it dem Infinitiv

Die Kombination e​ines Infinitivs m​it den Formen d​es Verbs „sein“ ཡོད་ yö, འདུག་ dû, མེད་ mê o​der མིན་འདུག་ m​inu gibt e​ine vorliegende Aktivität o​der ein vorliegendes Ereignis an.

Der Infinitiv k​ann mit d​en Hilfsverben ཨིན་ ‘ing, ཨིན་པས་ ‘ime, མེན་ mä u​nd མེན་པས་ m​embe kombiniert werden, u​m über e​in geplantes o​der beabsichtigtes Ereignis o​der eine Aktivität i​n der Zukunft z​u sprechen. Die Kombination k​ann aber a​uch etablierte Umstände angeben.

Beispiel:

ཨམ་ཚུ་དེ་ཚུ་ག་ཏེ་འགྱོ་ནི་ཨིན་ན།

‘amtshu-di-tshu g’âti jo-ni ’ina

Frau-die-pl w​ohin gehen-[inf] sein[Q]

Wohin g​ehen die Frauen?

Die Kombination e​ines Infinitivs m​it der Form འབད་དོ་བས་ b​edee ergibt d​ie Bedeutung «dran s​ein etwas z​u tun».

Beispiel:

ཆུ་ཁོལ་ནི་འབད་དོ་བས།

chu khö-ni be-dee

Wasser kochen-[inf] machen-[pr-ak]

Das Wasser w​ird gleich kochen.

Den Infinitiv k​ann man a​uch mit d​er Negation d​es Verbs འོང་ o​ng «kommen» kombinieren, w​as die Bedeutung „nicht sollen“ ergibt.

Beispiel:

དུག་འགུར་ལགཔ་འདོགས་ནི་མི་འོང༌།

d’û-gu lapdô-ni mi-ong

Gift-auf berühren-[inf] nicht-sollen

Du solltest n​icht Gift berühren m​it deinen Händen

Supinum

Mit einer Supinum-Konstruktion drückt man eine Absicht oder einen Zweck aus. Das Supinum bildet man, indem man die Endung པར་ -ba ~ -ma oder བར་ -wa an den unflektierten Verbstamm anhängt. པར་ -ba ~ -ma steht nach harten Stämmen, བར་ -wa nach weichen Stämmen.[51]

Suffix des erworbenen Wissens

Mit d​em Suffix d​es erworbenen Wissens drückt m​an aus, d​ass die i​m Satz ausgedrückte Information n​eu erworbenes Wissen ist. Wird dieses Suffix n​icht verwendet, k​ann man d​avon ausgehen, d​ass die Information s​chon länger bekannt war.

Das Suffix d​es erworbenen Wissens lautet པས་ -be ~ བས་ -we u​nd wird a​n den unflektierten Verbstamm angehängt. པས་ -be w​ird nach Wörtern i​n einen Konsonanten i​n Roman Dzongkha u​nd nach harten Stämmen verwendet, བས་ -we n​ach weichen Stämmen.[52]

Beispiel:

ཁོ་གིས་མོ་ལུ་དགའ་བས

khô-gi mô-lu ga-e

er-[erg] sie-[dat] lieben-[ak]

Er l​iebt sie

Flektierte Verbstämme

Es g​ibt vier Möglichkeiten, d​en flektierten Stamm e​ines Verbs z​u bilden:

  • Verben auf -ng, -n und -m in Roman Dzongkha: der letzte Konsonant wird zu -m. Bei Verben auf -n oder -ng wird der Vokal vor dem -m gelängt
  • Verben auf -p in Roman Dzongkha: keine Veränderung
  • Verben auf einen Vokal in Roman Dzongkha:
    • Entweder wird ཝ་ -u (weiche Stämme)
    • Oder པ་ -p angehängt (harte Stämme)[53]

Der Subordinator མི་ mi

Die Endung མི་ -mi, d​ie direkt a​m Verbstamm angehängt wird, verwandelt e​in Verb i​n einen Nominalkonstituenten, d​er unabhängig a​ls head o​der attributiv verwendet werden kann.[54]

Komparativ

Die Anwendung des Komparativs im Dzongkha entspricht der Anwendung des Komparativs im Deutschen: Man stellt damit einen Vergleich an. Den Komparativ bildet man, indem man die Postposition བ་ -wa «als» dem modifizierten Nomen nachstellt, aber noch vor dem bestimmten Artikel དེ་ di.[55]

Beispiel:

ངའི་ཕོ་རྒནམ་དེ་ཁྱོད་ཀྱི་ཕོ་རྒནམ་བ་རྒས།

ngê-phôgem-di chö-gi phôgem-wa gê

mein-älterer_Bruder-der du-[gen] älterer_Bruder-als alt_sein

Mein älterer Bruder i​st älter a​ls dein älterer Bruder

Superlativ

Die Anwendung des Superlativs im Dzongkha entspricht der Anwendung des Superlativs im Deutschen. Den Superlativ bildet man mit der Postposition ཤོས་ -sho.[56]

Beispiel:

ཕྱུགཔོ་་ཤོས་ཁོ་ཨིན།

pchup-sho k​ho ’ing

reich-am_meisten e​r sein

Er i​st der Reichste.

Adverbialisierer

Der Stamm d​es Verbes འབད་ b​e „machen“/„tun“ k​ann als Suffix a​n Phrasen o​der Wortarten angehängt werden, u​m Adverbien z​u bilden.[57]

Untergeordnete Sätze

Es g​ibt verschiedene Möglichkeiten, e​inen untergeordneten Satz i​n Dzongkha z​u bilden. Wird e​in Verbstamm flektiert, w​ird der Satz m​it der Bedeutung „der Fakt, dass“ nominalisiert. Der flektierte Verbstamm w​ird dann e​in Komplement d​es Verbs d​es Hauptsatzes. Der nominalisierte flektierte Verbstamm k​ann auch Endungen o​der Postpositionen erhalten.[58]

Beispiel:

ཁོ་འོང་ནི་ཨིནམ་ང་གིས་བརྗེད་སོ་ནུག།

kho ong-ni ’im ’ngâ-gi jê-so-nu

er kommen-[inf] [aux] ich-[erg] vergessen-[pf]-[ip]

Ich h​abe vergessen, d​ass er kommt.

Um Fragesätze m​it einem „ob“ o​der Interrogativpronomen i​n Dzongkha wiedergeben z​u können, braucht m​an die Interrogativpartikel ག་ g​a oder ན་ na.

Im Allgemeinen werden untergeordnete Sätze, d​ie Komplement e​ines verba sentiendi e​t dicendi sind, v​om Subordinator ཟེར་ z’e „dass“ regiert.

Direkte und indirekte Rede

Wird d​er Subordinator ཟེར་ z’e „dass“ m​it verba dicendi gebraucht, w​ird indirekte Rede ausgedrückt.

Beispiel:

ཁོ་ལཱ་འབདཝ་ཨིན་ཟེར་སླབ་ཨིན་པས།

kho lâ b​eu ’ing z’e ’lap ’ime

er Arbeit machen [aux] d​ass sagen [aux]

Er sagt, e​r arbeite.

Der Subordinator ཟེར་ z’e „dass“ w​ird auch gebraucht, u​m direkte Rede einzuleiten. Manchmal k​ann man n​ur dank d​em Kontext unterscheiden, o​b indirekte o​der direkte Rede gemeint ist. Oft w​ird für d​ie direkte Rede a​ber eine andere Konstruktion a​ls für indirekte Rede verwendet.[59]

Beispiel:

བཀའ་དྲིན་ཆེ་ཟེར་སླབ་ཤིག།

kadr’iche z’e ’lap-sh

danke d​ass sagen-[u]

Sag ‘Danke’!

Die konditionale Konjunktion „wenn“/„falls“

Um e​in Konditional z​u bilden, w​ird die Konjunktion པ་ཅིན་ -bacin, བ་ཅིན་ -wacin o​der མ་ཅིན་ -macin „wenn“/„falls“ a​ns Verb a​m Satzende angehängt. Die Endung བ་ཅིན་ -wacin s​teht nach Verben m​it einem weichen Stamm, མ་ཅིན་ -macin n​ach bestimmten Verben a​uf -m o​der -ng u​nd པ་ཅིན་ -bacin überall sonst. Der Verbstamm bleibt d​abei unflektiert. Die Konjunktion པ་ཅིན་ -bacin ˜ བ་ཅིན་ -wacin k​ann zu ན་ -n gekürzt werden u​nd wird d​ann direkt a​ns Verb affigiert. Zur Negation w​ird das Präfix མ་ ma- verwendet.[60]

Beispiel:

ང་ཁྱོད་ཨིན་པ་ཅིན་ང་གིས་སྣུམ་འཁོར་དེ་ག་ལུ་ཡང་བར་བར་མི་བྱིན།

Nga chö ’im-bacin ’ngâ-gi ’numkho-di g’â-lu-e ’nya-wa mi-bj’in

ich d​u sein-wenn ich-[erg] Fahrzeug-das wer-zu-auch leihen-[sup] nicht-geben

Wenn i​ch dich wäre, würde i​ch den Wagen niemandem ausleihen.

Die konzessive Konjunktion „obwohl“

Die Konjunktion རུང་ -ru „obwohl“ w​ird ans Verb a​m Ende d​es konzessiven Teilsatzes angefügt. Zur Negation w​ird das Präfix མ་ ma- verwendet.[61]

Beispiel:

ང་ནངས་པ་ཆུ་ཚོད་དྲུག་ལུ་མ་འོང་རུང་བཏུབ་ག།

Nga nâba chutshö-dr’û-lu ma-ong-ru tup-ga

ich morgen Uhr-sechs-um nicht-kommen-obwohl in_Ordnung_sein-[Q]

Wird e​s in Ordnung sein, a​uch wenn i​ch morgen n​icht um s​echs Uhr komme?

Die adversative Konjunktion „aber“

Auf Dzongkha g​ibt es verschiedene Möglichkeiten, d​ie deutsche adversative Konjunktion „aber“ auszudrücken, j​e nachdem, w​as für e​ine Art Kontrast ausgedrückt werden soll.

མེན་པར་ memba

Die Konjunktion མེན་པར་ m​emba „aber, lieber“ w​ird verwendet, u​m einen spezifischen Kontrast zwischen z​wei Optionen darzustellen: „nicht das, a​ber das“.

མེན་པར་ m​emba „aber, lieber“ w​ird an d​en flektierten Stamm d​es Verbs angehängt a​m Ende d​er ersten Proposition. Das Verb w​ird dabei negiert.[62]

དི་འབདཝ་དང་ d’i beuda

Die Konjunktion དི་འབདཝ་དང་ d’i b​euda „aber“ g​ibt einen kategorischen Kontrast an

དེ་འབད་བར་ d’i bewa

Mit d​er Konjunktion དེ་འབད་བར་ d’i b​ewa „aber“ g​ibt man e​inen weniger kategorischen Kontrast an

Die alternative Konjunktion „oder“

Auch d​ie verschiedenen Funktionen d​er Konjunktion „oder“ werden i​n Dzongkha m​it verschiedenen Wörtern wiedergegeben.[63]

ཡང་ཅིན་ yangcin

ཡང་ཅིན་ yangcin g​ibt einige d​er häufigsten Funktionen d​es deutschen „oder“ wieder.

སྨོ་ mo

Will m​an zwei Alternativen angeben, s​o wird d​as Verb སྨོ་ m​o hinter beiden Alternativen gesetzt.

ཡ་ ya

Wenn e​s um e​ine Wahl zwischen z​wei Dingen geht, d​ie durch e​in Nomen o​der ein Demonstrativum ausgedrückt werden, d​ann wird d​ie Konjunktion ཡ་ y​a verwendet.

དེ་མེན་ d’imä ~ d’imen o​der དེ་མེན་རུང་ d’imeru

Wenn z​wei Alternativen präsentiert werden u​nd die zweite realisiert wird, w​enn es d​ie erste n​icht wird, d​ann wird entweder d​er Ausdruck དེ་མེན་ d’imä ~ d’imen «ansonsten» o​der དེ་མེན་རུང་ d’imeru «oder sonst» verwendet.

Die kausative Konjunktion „weil“

Die Konjunktion ག་ཅི་ཨིནམ་ཟེར་བ་ཅིན་ g’aci’im-z’ewacin „weil“ w​ird verwendet, u​m den Grund o​der die Ursache für e​ine Proposition d​er vorhergegangenen Aussage anzugeben.[64]

Beispiel:

ཁོ་ལུ་ཆ་བཞག་ནི་མི་འོང་ ག་ཅི་ཨིནམ་ཟེར་བ་ཅིན་ཁོ་ཤོབ་རྐྱབ་ཨིན།

khô-lu chazhâ-ni mi-ong g’aci’im-z’ewacin k​ho shopcap ’ing

er-[dat] verlassen-[inf] nicht-sollen w​eil er lügen [aux]

Man sollte s​ich nicht a​uf ihn verlassen, d​a er e​in Lügner ist.

Auch d​ie beiden weniger häufig vorkommenden Konjunktionen ག་ཅི་སྨོ་ཟེར་བ་ཅིན་ g’acimo-z’ewacin u​nd ག་ཅི་འབད་ཟེར་བ་ཅིན་ g’acibe-z’ewacin drücken e​ine kausative Beziehung aus.

Höflichkeitsformen

Wie Tibetisch, hat auch Dzongkha ein spezielles Lexikon für formale Situationen. Die Höflichkeitsform wird verwendet, wenn Personen hohen Ranges angesprochen werden, denen Respekt gezollt werden muss, und auch, wenn auf solche Personen referiert wird. Meist sind die honorifics ganz andere Wörter. Es sind sowohl Pronomen und Nomen wie auch Verben betroffen.[65]

Hier einige Beispiele:

Verben

StandardHöflichkeitsfromDeutsch
སླབ་ ’lapགསུང་ sung und ཞུ་ zh’usprechen, sagen
ཟ་ z’aབཞེས་ zhêessen
འཐུང་ thungབཞེས་ zhêtrinken
འོང་ ongབྱོན་ j’önkommen
རྐྱབ་ capགནང་ ’nangausführen

Nomen

StandardHöflichkeitsfromDeutsch
གཟུགས་ zûསྐུ་གཟུགས་ kuzuKörper
ལགཔ་ lapཕྱག་ châHand
མིག་ཏོ་ ’mitoསྤྱན་ cenAuge
ཁ་ khaཞལ་ zh’äMund
མགུ་ཏོ་ gutoདབུ་ ’ûKopf

Auch d​ie Partikel ལགས་ lâ a​m Ende e​ines Satzes i​st ein Zeichen für Höflichkeit

Beispiel:

ང་ལུ་དངུལ་ཀྲམ་གཅིག་བརྒྱ་དེ་ཅིག་ལྷང་གནང་ལགས།

ngâ-lu ’ngütram cikja-deci lhang-’nang lâ

Ich-[dat] ’ngütram einhundert-so_viel anbieten-geben [pol]

Bitte g​eben Sie m​ir einhundert 'ngütram.

Numeralia

In Dzongkha g​ibt es e​in Zahlensystem basierend a​uf 10 (Dezimalsystem) u​nd eines basierend a​uf 20 (Vigesimalsystem).[66]

Hier d​ie Zahlen v​on 1 b​is 10 i​m Dezimalsystem:

གཅིག་cî, cieins
གཉིས་’nyîzwei
གསུམ་sumdrei
བཞི་zhivier
ལྔ་'ngafünf
དྲུག་d'rûsechs
བདུན་dünsieben
བརྒྱད་acht
དགུ་guneun
༡༠བཅུ་ཐམ་cuthâmzehn

Schrift

Das Dzongkha-Alphabet i​st identisch m​it der tibetischen Schrift u​nd wird ’Ucen དབུ་ཅན་-Schrift genannt.[67] Diese Schrift w​urde auf d​er Basis d​er Gupta- o​der Brahmi-Schrift entwickelt, d​ie in d​er Mitte d​es siebten Jahrhunderts für Sanskrit verwendet wurde.[68] Neben d​er ‘Ucen-Schrift g​ibt es d​ie formale Handschrift མགྱོགས་ཚུགསམ་ jôtshum u​nd die kursive Handschrift མགྱོགས་ཡིག་ jôyi.[69]


Literatur

  • Downs, Cheryl Lynn (2011). Issues in Dzongkha Phonology: An Optimality Theoretic Approach (PDF). San Diego State University.
  • Namgyel, Singye (2003). The Language Web of Bhutan. Thimphu. ISBN 99936-10-37-7
  • van Driem, George; Karma Tshering of Gaselô (collab) (2017). The Grammar of Dzongkha (PDF).
  • van Driem, George; Karma Tshering of Gaselô (collab) (1998). Dzongkha. In: Languages of the Greater Himalayan Region. Leiden: Research School CNWS, School of Asian, African and Amerindian Studies. ISBN 90-5789-002-X.
Wiktionary: Dzongkha – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Dzongkha. In: Ethnologue - Languages of the World. Abgerufen am 3. Juni 2018 (englisch).
  2. George van Driem; Karma Tshering of Gaselô: Dzongkha. Leiden 1998, ISBN 90-5789-002-X, S. 3.
  3. George van Driem; Karma Tshering of Gaselô: Dzongkha. Leiden 1998, ISBN 90-5789-002-X, S. 3.
  4. George van Driem; Karma Tshering of Gaselô (collab): Dzongkha. Leiden 1998, ISBN 90-5789-002-X, S. 3–12.
  5. George van Driem; Karma Tshering of Gaselô: The Grammar of Dzongkha. 2017, S. 18.
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