Duppauer Gebirge
Das Duppauer Gebirge (tschechisch Doupovské hory) ist ein Mittelgebirge in Tschechien. Es hat eine Fläche von 607 km² und liegt größtenteils in den Bezirken Karlovy Vary und Chomutov im Nordwesten Böhmens, östliche Ausläufer befinden sich im Okres Louny. Vom Erzgebirge nördlich davon wird es durch das Tal der Eger getrennt. Das Gebirge ist heute bis auf die Randbereiche unbesiedelt und wird militärisch genutzt. Der 1950 gegründete Truppenübungsplatz Hradiště (VVP Hradiště, auch Vojenský újezd Hradiště) ist mit einer Fläche von 330 km² der größte in Tschechien.
Ausdehnung
Entlang des Egergrabens im Norden erstreckt sich das Gebirge von Karlsbad (Karlovy Vary) nach Osten bis Klášterec nad Ohří (Klösterle an der Eger) und Kadaň (Kaaden). Nordwestlich liegt das Falkenauer Becken, östlich grenzt das Duppauer Gebirge an das Saazer Becken. Dort liegen an seinen Ausläufern die Orte Podbořany (Podersam) und Lubenec. Am südöstlichen Fuße des Gebirges liegt das Barockstädtchen Valeč. Westlich des Duppauer Gebirges erstreckt sich der Kaiserwald, im Südwesten geht es in das Tepler Hochland über. Südlich des Gebirges befinden sich die Gemeinden Bochov (Buchau), Žlutice (Luditz) und Chyše (Chiesch). Das frühere politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Gebirges bildete die zwischen 1954 und 1955 geräumte Stadt Doupov (Duppau), die nicht mehr existiert. Entlang der Eger befinden sich mehrere Burgruinen.
Geologie und Gliederung
Das Gebirge ist vulkanischen Ursprungs und besteht vorwiegend aus Gesteinen des Känozoikums, basaltartigen Gesteinen, wie Tephrite, sowie Tuffe.[1][2] Seine Entstehung erfolgte in zwei Phasen. An der Stelle des heutigen Gebirges befand sich ein etwa 2000 Meter hoher, in seinen Ausmaßen mit dem Ätna vergleichbarer Stratovulkan, der bei einem Ausbruch explodierte und dessen Aschekegel durch anhaltende Erosion abgetragen wird. Sein Krater ist der Duppauer Kessel. Der Vulkan bedeckte während des oberen Eozäns bis zum unteren Miozän mit seinen Laven und klastischen Auswürfen (bis 50 m stark) eine Fläche von etwa 1200 Quadratkilometern. Die Liboc (Aubach) mit ihren Zuflüssen Fleckbach (Kozlovský potok) und Hohentalbach gliedert das Gebirge in zwei Hauptplatten, die Liesener Platte und die Burgstadtler Masse.
Liesener und Hengbergplatte
Den nordöstlichen Gebirgsteil bildet die Liesener Platte (Rohozecká vrchovina) nahe Kadaň (Kaaden). Sie ist durch sanfte fruchtbare Täler und Waldreichtum gekennzeichnet und mit einer durchschnittlichen Höhe von 650 Metern der niedrigste Teil des Gebirges. Über das Gebirgsplateau führte am Olleschauer Pass eine alte Handelsstraße aus dem Egertal bei Velichov (Welchau) nach Doupov (Duppau). Das Tal der bei Oslovice (Woslowitz) in die Eger mündenden Bublava (Geigenbach) bildet die natürliche Grenze zum Hengbergplatte (Jehličenská hornatina) genannten westlichen Teil. Die höchste Erhebung ist der 811,7 Meter hohe Lesná (Liesen).
Die Hengbergplatte (Jehličenská hornatina) zeichnet sich durch tiefe schroffe Täler zur Eger hin aus. Wegen der unwirtlichen Bedingungen und wenig ertragreichen Böden war dieser Teil nur dünn besiedelt. Sie weist eine Vielzahl tektonischer Störungen auf, die die Ursache für das reichhaltige Vorkommen von Säuerlingen sind. Bekannt sind die Sauerbrunnen von Kyselka (Gießhübl-Sauerbrunn) und von Korunní (Krondorf). Der höchste Gipfel dieses Teils ist der Velká Jehličná (Hengberg) mit 827,8 Meter Höhe.
Auf dem Legerberg (776 m, Složiště) zwischen den ehemaligen Gemeinden Hermersdorf (Heřmanov), Totzau (Tocov) und Dreihäuser (Třídomí) nördlich von Duppau (Doupov) befand sich die Kudlich-Warte (Kudlichova rozhledna) mit dem 1933 errichteten Kudlichdenkmal. Hier hatte Hans Kudlich im Jahre 1888 vor den Bauern aus den Bezirken Saaz und Karlsbad gesprochen.
Burgstadtler Masse
Den höchsten Teil des Gebirges bildet die Burgstadtler Masse (Hradišťská hornatina), die ihren Namen vom Doppelgipfel des Burgstadtl (Hradiště) erhielt, der mit 933,8 Metern den höchsten Gipfel des Duppauer Gebirges bildet. Dieser südliche Gebirgsteil zeichnet sich durch sein raues Klima aus. Er war nur spärlich besiedelt, seine Bewohner lebten von Viehzucht und Weidewirtschaft.
Im Südwesten der Masse liegt ein 850 Meter hohes Hochplateau, der Kraterrand des einstigen Vulkans, aus dem die vier höchsten Berge herausragen und das eine Wasserscheide zwischen Eger und Moldau bildet.
Duppauer Kessel
Das Zentrum des Gebirges bildet der von der Aubach (Liboc) durchflossene 20 Quadratkilometer große Duppauer Kessel. Die vulkanische Caldera mit einem Durchmesser von fünf Kilometern, deren Magmaschlot durch den in der Mitte des Kessels gelegenen Theralithhügel des 655 Meter hohen Flurbühls gekennzeichnet ist, bildete durch ihre Eruptionen das gesamte Gebirge. Am Osthang des Flurbühls lag in 570 m ü. M. die Stadt Doupov/Duppau, die 1955 aufgelöst wurde.
Besiedlung
Landwirtschaft
Das Duppauer Gebirge war wegen seiner natürlichen Bedingungen das am dünnsten besiedelte Gebiet Böhmens. Seine Bewohner waren größtenteils Deutschböhmen. Außer der Stadt Duppau bestanden im Jahre 1921 noch 17 Gemeinden. Die Bevölkerungszahl betrug zu dieser Zeit 15.149. Diese Personen lebten in 2.725 Häusern. In den entlegenen Dörfern bildeten Viehzucht, Obstbau, Zeidlerei und Leineweberei die Lebensgrundlage der Bewohner. Die fruchtbaren Böden wurden landwirtschaftlich genutzt, auf steinigeren Äckern wurde der Duppauer Berghafer, aber auch Hopfen und Gemüse angebaut. Durch den Schutz des Erzgebirges hat der Norden des Duppauer Gebirges ein trockenes Klima und gehört zu den wärmsten Orten in Böhmen.
Truppenübungsplatz
Nach der Vertreibung der Deutschböhmen in den Jahren 1945 und 1946 war die Gebirgsgegend nur noch sehr schwach besiedelt. Das veranlasste die tschechoslowakische Regierung während des Kalten Krieges einen Truppenübungsplatz in dem Gebirge einzurichten. Ab 1953 begann die stufenweise Aussiedlung der verbliebenen Bewohner, die 1955 abgeschlossen war. Nach 1960 wurden in Manövern die ehemalige Stadt Duppau sowie leerstehende Dörfer als Zielobjekte für den Beschuss und die Bombardierung durch die Land- und Luftstreitkräfte dem Erdboden gleichgemacht. 1991 standen auf dem Truppenübungsplatz nur noch 102 Häuser, in denen 616 Menschen lebten. Insgesamt 67 Ortschaften, Weiler und Höfe wurden zerstört.
Das Gebirge hat sich heute auf Grund der 40-jährigen Nutzung als Truppenübungsplatz zu einem Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten entwickelt. Es entstanden reichhaltige Populationen der Küchenschelle. Seit den 1990er Jahren ist ein Zutritt nach vorheriger Genehmigung wieder möglich. Nach wie vor wird das Gebiet jedoch für militärische Übungen genutzt.
Naturschutz
In den Randbereichen des Truppenübungsplatzes ohne militärische Nutzung sind einige Areale mit besonders wertvoller Naturausstattung als Naturreservate festgesetzt worden. Touristisch bedeutsam ist das Nationale Naturdenkmal Skalky skřítků (Zwergenlöcher) bei Kyselka, das durch einen Wanderweg erschlossen ist. Die Anfang der 1990er Jahre geplante Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes Střední Poohří (Mittleres Egertal) scheiterte bislang an der anhaltenden militärischen Nutzung des dafür vorgesehenen Gebietes. Dieses Landschaftsschutzgebiet soll neben dem Egerdurchbruch auch Teile des Mittleren Erzgebirges umfassen.
- Geschützte Gebiete im Duppauer Gebirge
- Dětaňský Chlum (35,6 ha, Naturreservat)
- Mravenčák (2,5 ha, Naturdenkmal)
- Rašovické skaly (35 ha, Naturdenkmal)
- Radechovské skaly
- Skalky skřítků (8,5 ha, Naturdenkmal)
- Úhošť (115 ha, Nationales Naturreservat)
- Valeč (576,7 ha, Naturdenkmal)
Wogastisburg
Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte gab es mehrere Versuche, die in der Fredegar-Chronik in den Jahren 631/632 erwähnte Wogastisburg im Duppauer Gebirge zu lokalisieren. Als mögliche Standorte wurden der 593,3 Meter hohe Burberg (Úhošť), ein mächtiger nordöstlicher Vorberg der Liesener Platte bei dem zur Stadt Kadaň gehörigen Dorf Úhošťany (Atschau) sowie ein Hügel beim Dorf Hradec (Burgstadtl) vermutet.
Als ein neueste Standortvariante ist der zu den östlichsten Gebirgsausläufern gehörende Rubín (351,7 m) bei der Ortschaft Dolánky (Podbořany) im Gespräch.
Dörfer
- Žďár u Doupova (Saar bei Duppau)
- Maleš (Mohlischen)
- Žebletín (Sebeltitz)
Bekannteste Erhebungen
- Hradiště (Burgstadtl), 933,8 m
- Malé hradiště (Kleiner Burgstadtl), 926,2 m
- Pustý zámek (Oedschloßberg), 933 m
- Ehacker Berg 912 m (50.2007892N, 13.0733542E)
- Olitzhauser Berg 911 m (50.2097433N, 13.0811647E)
- Větrovec (Plodersberg), 900,9 m (50.2183942N, 13.0651786E)
- Hohe Eggeberg 890 m (50.2030142N, 13.0467467E)
- Striegelberg 884 m (50.2228700N, 13.1322553E)
- Nad Ovčárnou 878 m (50.2165131N, 13.0902197E)
- Vysoká hora 871 m (50.1939897N, 13.1201747E)
- Jílovské Strážiště 856 m (50.2126547N, 13.1534556E)
- Hinter Tongaberg (In der Leithen) 844 m (50.1990583N, 13.1479194E)
- Velká Jehličná (Hengberg, auch Grasberg) 827,8 m
- Hora (Hornberg) 817 m (50.3369558N, 13.1052403E)
- Lesná (Liesen), 811,7 m
- Složiště (Legerberg, 776 m)
- Huseň (Hussen), 762 m
- Trmovský vrch (Dürmauler Berg), 744 m
- Havran 736 m
- Tok 720 m (50.3421736N, 13.1746342E)
- Pekelný vrch (Höllenkoppe) 691 m (50.2789733N, 13.0637839E)
- Egerberg 678 m (50.3638331N, 13.1765225E)
- Flurbühl, 655 m
- Úhošť (Burberg), 593,3 m
- Bučina (Buchkoppe), 582 m
- Švédlův vrch (Schwedelberg), 550 m n.m.
Literatur
- Agentura ochrany přírody a krajiny ČR und EkoCentrum Brno (Hrsg.): Plzeňsko a Karlovarsko - Edice Chráněná území ČR. Band XI; ARTEDIT Praha, 2004; ISBN 80-86064-68-9
- Karell, Viktor: Das Duppauer Gebirge. Erzgebirgszeitung 44. Jahrgang (1923) S. 133ff. und 45. Jahrgang (1924) S. 3ff. sowie S. 26ff. (Nachdruck in Der Grenzgänger - Informationen aus dem böhmischen Erzgebirge Ausgabe 95, Dezember 2020/Januar 2021) (Digitalisat Nachdruck Grenzgänger)
Weblinks
- Das Duppauer Gebirge auf kaaden-duppau.de
- Untergegangene Orte
Einzelnachweise
- Ivo Chlupáč et al.: Geologická minulost České Republiky. Academia, Praha 2002, S. 325–326.
- Ulrich Sebastian: Die Geologie des Erzgebirges. Springer Spektrum, Heidelberg 2013, S. 160.