Dr. Quendt
Die Dr. Quendt GmbH & Co. KG ist ein Dresdner Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Sie stellt vor allem Russisch Brot, Dresdner Christstollen, Oblaten und Dinkelchen her.
Dr. Quendt GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1991 |
Sitz | Dresden-Gittersee |
Leitung | Stephan Berens (seit 1. Juni 2014) |
Mitarbeiterzahl | 100, in der Saison mit Zeitarbeitern etwa 200[1] |
Umsatz | 23,2 Mio. Euro (2020/21)[2] |
Branche | Lebensmittel |
Website | www.dr-quendt.de |
Geschichte
1876 wurde von dem Österreicher Wenzel Hromadka Eidam und dem Dresdner Kaufmann Heinrich Vollmann die „Original Wiener Waffel-, Hohlhippen-, Bisquit- etc. Special-Fabrik“ in Plauen bei Dresden gegründet. Nach verschiedenen Eigentümerwechseln und dem schrittweisen Ausbau der Produktionsstätte wurde diese bei Bomberangriffen 1945 teilweise zerstört. Bis 1946 wurde die Fabrik wieder aufgebaut. 1957 musste das Unternehmen „Berger & Böhme Dauerbackwarenfabrik BERBÖ“ eine staatliche Beteiligung aufnehmen. Im Jahr 1972 erfolgte die vollständige Verstaatlichung als VEB Rubro. Im Jahre 1974 wurde dieser dem VEB Elite Dauerbackwaren Dresden angegliedert.
Im Jahr 1959 begann in der Produktionsstätte Kaitzer Straße die Herstellung von Russisch Brot, dem Hauptprodukt der Dr. Quendt KG. Russisch Brot gehörte in der DDR zur „Bückware“.
1982 wurde ein Versuchslabor für Bäckereitechnik-Maschinen eingerichtet. Nachdem 1988 die von einem Mitarbeiterkollektiv um den Lebensmitteltechnologen Hartmut Quendt (1940–2016)[3] entwickelte Anlage zur kontinuierlichen Fertigung von Russisch Brot erstmals getestet war, wurde der VEB Dauerbackwaren im Ergebnis der Wende aufgelöst und abgewickelt. Quendt rettete seine Maschine und gründete 1991 die „Dr. Quendt Backwaren GmbH“, um die Produktion von Russisch Brot in Dresden fortzuführen. Quendt fuhr im Lieferwagen über Land und verkaufte Russisch Brot an Läden, die zu dieser Zeit noch Interesse an Ost-Produkten hatten. 1992 ließ er sich den Namen „Dr. Quendt“ rechtlich schützen, und im selben Jahr wurden in den Handelsketten Spar und Allkauf Quendt-Produkte gelistet. 1994 wurde mit der Herstellung von Original Dresdner Christstollen begonnen. 1999 wurde die 1996 in Insolvenz gegangene „Firma Herbert Wendler“ und mit ihr die Produktion von Dominosteinen übernommen. 2000 erfolgte eine Erweiterung der Kapazitäten am neuen Standort im Gewerbegebiet Coschütz/Gittersee. 2008 wurde hier ein Neubau mit erweitertem Werksverkauf als Besucherzentrum eröffnet.
Die heimatbezogene Herkunft aus Sachsen wird in Marketing und Werbung in den Vordergrund gestellt, so mit der Bezeichnung „Dresdner Russisch Brot“. Mit dem 20-jährigen Firmenbestehen und den 135 Jahren „Spezialitätenbäckerei Dresden“ wurde 2011 das Jubiläum begangen. Dafür wurden die Dominosteine als Bio-Produkt aufgenommen. Da sich im Einzelhandel die nötigen Preise für die hochwertigen Zutaten nicht erzielen ließen, wurde deren traditionelle Herstellung im Frühjahr 2010 eingestellt,[4] doch mit dem Jubiläum ab Oktober 2011 als „Dresdner Dominosteine“ nach dem Rezept des Erfinders Herbert Wendler in Bio-Qualität wieder auf den Markt gebracht.[5]
Ab Juni 2014 wurde die Mehrheitsbeteiligung an der Großbäckerei Dr. Quendt von der Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG übernommen,[6] womit die Lambertz-Gruppe drei führende Marken mit großen Herkunftsbezeichnungen im Backwarenbereich vereint: Aachener Printen, Nürnberger Lebkuchen und Dresdner Stollen. Dr. Quendt hat aber nur ca. 3,5 Prozent Anteil am Konzerngeschäft.
Produkte
Die bekanntesten Produkte sind Dresdner Russisch Brot, die Dominosteine, „Bemmchen“ und „Dinkelchen“. Oblaten ergänzen die Produktgruppe „Gebäck/ Snacks“. In der Adventssaison ist Dresdner Christstollen und Mandelstollen[7] in der Produktpalette. Die Firma ist mit jährlich knapp 3 Millionen Stück (Stand 2021) der größte Hersteller und Mitglied im Schutzverband „Dresdner Stollen“ e. V.[8] Stollen werden unter anderem bei Aldi, Edeka, Lidl und REWE vertrieben.[1] Da diese Produkte nicht deutschlandweit erhältlich sind, hat das Unternehmen einen Online-Shop[9] eingerichtet, über den eine Auswahl der Produkte bestellt werden kann. Neben weiteren Süß- und Salzgebäckwaren werden in Dresden-Gittersee auch Konfekte (Dresdner Marzipan) und Bio-Produkte hergestellt, darunter Christstollen in Bioqualität.[10] 2017 erreichte die gesamte Produktion 4630 Tonnen.
Pünktlich zur jährlichen Wahl des sächsischen Wortes des Jahres[11][12] gibt es die „Limiddid Eddischn Säggsisch Brod“ ohne „harte“ Konsonanten.[13]
Trivia
Die Comicfiguren Die Abrafaxe der Zeitschrift „Mosaik“ zierten in den 2000er Jahren verschiedene Firmenprodukte.
Literatur
- Jürgen Helfricht: Sächsisches Spezialitäten-Backbuch: Schlemmer-Rezepte von Dr. Quendt. 7. Auflage. Husum Verlag, Husum 2013, ISBN 978-3-89876-230-4.
- Arnd Zschiesche, Oliver Carlo Errichiello: Dr. Quendt – Mit nichts als Qualität und einem rostigen Lieferwagen zum Marktführer. In: Erfolgsgeheimnis Ost: Survival-Strategien der besten Marken – und was Manager daraus lernen können. Gabler Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1615-0, S. 117–119.
Weblinks
Einzelnachweise
- Michael Rothe: Hartes Brot für Dr. Quendt. In: Sächsische Zeitung. 23. April 2014, abgerufen am 13. April 2020.
- Trotz Corona: Bilanz von Dr. Quendt positiv
- Dr. Quendt ist tot
- Dr. Quendt stellt Produktion von Dominosteinen ein. DNN-online 24. März 2010
- Morgenpost am Sonntag vom 19. Juni 2011: Die „Notpralinen“ sind wieder voll im Kommen
- Lambertz übernimmt Stollenbäcker (Memento des Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , auf grenzecho.net vom 19. Juni 2014
- Mandelstollen liefern wir erst im November an den Handel aus.
- Nach dem Tod von Dr. Quendt Beerdigt der Backriese jetzt das Stollensiegel? In: Bild, 13. April 2016
- Angebotliste Dr. Quendt
- Für die weihnachtliche Kaffeetafel - die sächsische Spezialität in Bioqualität
- Sächsisches Wort des Jahres 2018
- «Beschmuh» zum schönsten sächsischen Wort 2018 gekürt. In: Freie Presse, 3. Oktober 2018
- Beschreibung, Nährwertangaben, Produktinfos: Diddschgebägg - gonsegwend geine harden Gonsonanden: „Harte Konsonanten suchen Sie vergeblich in der Tüte – die Sachsen kauen alle Buchstaben weich.“