Die Jungfrauenquelle
Die Jungfrauenquelle (Originaltitel: Jungfrukällan) ist ein in Schwarzweiß gedrehtes schwedisches Filmdrama von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1960. Als Vorlage diente die mittelalterliche Ballade Töres dotter i Wänge.[1]
Film | |
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Titel | Die Jungfrauenquelle |
Originaltitel | Jungfrukällan |
Produktionsland | Schweden |
Originalsprache | Schwedisch |
Erscheinungsjahr | 1960 |
Länge | 89 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 (ehem. 18) |
Stab | |
Regie | Ingmar Bergman |
Drehbuch | Ulla Isaksson |
Produktion | Allan Ekelund |
Musik | Erik Nordgren |
Kamera | Sven Nykvist |
Schnitt | Oscar Rosander |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Handlung
Schweden im Mittelalter: Karin, die jugendliche Tochter eines wohlhabenden Bauern, will in Begleitung der Dienerin Ingeri ins Dorf reisen, um Marienkerzen zur Kirche zu bringen. Unterwegs trennen sich die beiden, weil Ingeri Angst vor der Durchquerung des Waldes hat, und Karin reist allein weiter. Auf einer Lichtung trifft das Mädchen drei Hirten. Der älteste der drei Brüder erzählt Karin von ihrer angeblichen Notlage und bringt sie dazu, mit ihnen zu rasten und ihren Reiseproviant mit ihnen zu teilen. Die beiden älteren Brüder vergewaltigen und töten Karin.
Die Hirten ziehen weiter und bitten ahnungslos im Haus der Eltern der Ermordeten um ein Nachtasyl. Als sie der Mutter Karins Kleidungsstücke zum Kauf anbieten, erkennt diese die Situation. Sie verriegelt das Schlafgemach der Hirten und verständigt ihren Mann, der Ingeri aufsucht. Diese gesteht unter Tränen, dass sie aus Eifersucht ihre heidnischen Götter angerufen habe, Karin zu töten, und auch nicht helfend eingegriffen habe, obwohl sie Zeugin des Verbrechens wurde. Der Vater durchsucht das Gepäck der Hirten und findet weitere Gegenstände aus Karins Besitz.
Am nächsten Morgen konfrontiert der Vater die Hirten mit Karins Habe. Er tötet die Brüder im anschließenden Kampf, den jüngsten unter ihnen, einen etwa zwölfjährigen Jungen, eingeschlossen. Ingeri führt die Eltern zum Ort des Verbrechens. Der Vater wendet sich verzweifelt an Gott, warum dieser sowohl Karins Ermordung als auch seine blutige Rache zugelassen habe. Dann gelobt er, an diesem Ort eine Kirche zu errichten. Als Karins Leichnam angehoben wird, entspringt aus dem Boden eine Quelle. Ingeri wäscht mit dem Wasser Hände und Gesicht.
Darsteller und Sprecher
Quellennachweis:[2]
Darsteller | Synchronsprecher | Rolle |
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Allan Edwall | Walter Bluhm | Bettler |
Axel Slangus | Eduard Wandrey | Brückenwärter |
Axel Düberg | Herbert Stass | dünner Schäfer |
Gudrun Brost | Roma Bahn | Frida |
Gunnel Lindblom | Gisela Trowe | Ingeri |
Birgitta Pettersson | Marianne Lutz | Karin |
Birgitta Valberg | Tilly Lauenstein | Märeta |
Max von Sydow | Arnold Marquis | Töre |
Hintergrund
Produktion und Filmstart
Die Jungfrauenquelle entstand im Frühjahr und Sommer 1959 in der Provinz Dalarna.[3][4] Das Drehbuch verfasste Ulla Isaksson, die nach Nahe am Leben (1958) zum zweiten Mal mit Bergman arbeitete.
Der Film wurde von der schwedischen Zensurbehörde ohne Schnitte freigegeben, eine Entscheidung, die von der Tageszeitung Svenska Dagbladet kritisiert wurde.[4] Er startete am 8. Februar 1960 in Schweden und am 9. September desselben Jahres in den deutschen Kinos.[1][5]
Trotz einer ungekürzten Freigabe durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft und der Prädikatisierung „wertvoll“ durch die Filmbewertungsstelle wurde Die Jungfrauenquelle wegen der expliziten Vergewaltigungsszene durch das Amtsgericht München als „unzüchtig“ beschlagnahmt. Später wurde der Beschluss wieder aufgehoben, und der Film konnte auch in Bayern ungekürzt aufgeführt werden.[6]
Position in Bergmans Werk
Die Jungfrauenquelle war nach Das siebente Siegel (1957) der zweite – und letzte – im Mittelalter angesiedelte Film Bergmans. Er war auch der erste von insgesamt drei Bergman-Filmen, die den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film erhielten, gefolgt von Wie in einem Spiegel (1961) und Fanny und Alexander (1982).
Bergman entdeckte zwar rückblickend Szenen von „großer Vitalität“ im Film, äußerte sich aber abfällig über die Idee, die Hauptfiguren durch den geplanten Bau der Kirche eine Art Heilung erfahren zu lassen: „geistige Pfuscherei […] Schwindel“ (Bergman).[7]
Kritiken
„Sparsam im Wort, virtuos im Bild erzählt der Film eine alte Legende. […] Seinerzeit wegen der realistischen Darstellung kritisierter Film aus jener Schaffensperiode Bergmans, in der er sich auf der Basis des Christentums mit existentiellen und religiösen Fragen auseinandersetzte.“
Auszeichnungen
- Oscar 1961 für den Besten Fremdsprachigen Film
- Golden Globe 1961 für den Besten Fremdsprachigen Film
- Kinema-Jumpō-Preis 1962: Auszeichnungen für den „Besten Fremdsprachigen Film“ und den „Besten Fremdsprachigen Regisseur“
Nachwirkung
Der 1972 entstandene US-amerikanische Exploitationfilm Das letzte Haus links griff Motive aus Bergmans Film auf.[8]
Weblinks
- Die Jungfrauenquelle in der Internet Movie Database (englisch)
- Die Jungfrauenquelle bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- Die Jungfrauenquelle in der Datenbank des Schwedischen Filminstituts, abgerufen am 11. Juli 2012.
- Die Jungfrauenquelle in der Deutschen Synchronkartei
- Die Jungfrauenquelle auf der Webseite der Ingmar-Bergman-Stiftung, abgerufen am 7. August 2012.
- Hauke Lange-Fuchs: Ingmar Bergman: Seine Filme – sein Leben, Heyne, München 1988, ISBN 3-453-02622-5, S. 143–152 u. 289.
- Die Jungfrauenquelle. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. April 2021. .
- Magus aus Norden in Der Spiegel Nr. 44/1960 vom 26. Oktober 1960, S. 70 ff.
- Stig Björkman, Torsten Manns, Jonas Sima: Bergman über Bergman, Fischer, Frankfurt 1987, ISBN 3-596-24478-1, S. 56.
- Gemetzel zum links liegen lassen, Artikel auf Der Spiegel Online vom 14. Mai 2009, abgerufen am 11. Juli 2012.