Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit
Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. oder DBSH ist mit knapp 6.000 Mitgliedern (Stand September 2015)[1] der größte in Deutschland existierende Berufsverband für Soziale Arbeit und Vertretung der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen. Sitz des Berufsverbandes ist Berlin.
Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (DBSH) | |
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Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 1994 |
Sitz | Berlin |
Zweck | Gewerkschaft |
Vorsitz | Harald Willkomm (1. Vorsitzender), Nicole Plettau (2. Vorsitzende) |
Mitglieder | etwa 6.000 |
Website | www.dbsh.de |
Berufsverband und tariffähige Gewerkschaft
Knapp 6.000 Diplom-Sozialpädagogen und Diplom-Sozialarbeiter (nach der Bolognareform Sozialpädagogen/Sozialarbeiter B.A. bzw. M.A.) sind Mitglied im Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH). Der DBSH steht jedoch auch Diplom-Heilpädagogen, Erziehern, Supervisoren, Heilerziehungspflegern und Diplom-Pädagogen offen. Er ist gleichzeitig Berufsverband und Gewerkschaft, setzt sich aktiv für die Professionalisierung der Sozialen Arbeit ein, versucht Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung zu nehmen und unterstützt seine Mitglieder in Fragen des Arbeitsrechts und bei Arbeitskampfmaßnahmen.
Der Verein ist Mitglied und eine von mehr als 50 Trägerorganisationen der International Federation of Social Workers (IFSW). Weiterhin ist der DBSH Mitgliedsgewerkschaft der dbb tarifunion, innerhalb derer er an Tarifverhandlungen mitwirkt. Als Gewerkschaft hat der DBSH eine Kommission gegründet (Bundestarifkommission (BTK)), in der die Landestarif- und Rechtsschutzbeauftragten des Berufsverbandes entsprechend der Satzung zusammengeschlossen sind. Die BTK übernimmt neben der gewerkschaftlichen Vertretung des DBSH die Dienstleistung im Rahmen der Rechtsschutzordnung des DBSH für dessen Mitglieder.
Der Berufsverband unterhält als eigenes Fortbildungsinstitut das DBSH-Institut. Zweck des Institutes ist die Förderung der Sozialen Arbeit in Professionalisierung, Wissenschaft, Lehre, Politik und Praxis. Weiterhin erlässt der DBSH Positionspapiere zu Ethikrichtlinien professioneller Sozialer Arbeit und publiziert u. a. zu den Themen Grundlagen, Schlüsselkompetenzen und (Hochschul-)Ausbildung in Sozialer Arbeit.[2] Der DBSH vergibt gemeinsam mit dem Fachbereichstag Soziale Arbeit (FBTS) den jährlichen Förderpreis für herausragende Abschlussarbeiten auf dem Gebiet der Sozialen Arbeit und der Heilpädagogik. Daneben veranstaltet er regelmäßig Fachtagungen und Kongresse wie 2008 den 1. Berufskongress für Soziale Arbeit in Köln und 2010 das Symposium Ethik in Saarbrücken.
Der DBSH hat mehrere kooperative Mitglieder, die auch stimmberechtigte Mitglieder im erweiterten Bundesvorstand sind. Kooperative Mitglieder sind ebenfalls aus dem Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit entstanden und bringen ihre Perspektiven mit ein, so zum Beispiel die Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork/ Mobile Jugendarbeit e.V. oder die Deutsche Gesellschaft für Systemische Soziale Arbeit (DGSSA)[3].
Darüber hinaus kooperiert der DBSH mit verschiedenen Fachverbänden und -gesellschaften wie der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (DVSG), dem Berufs- und Fachverband Heilpädagogik (BHP), der Systemischen Gesellschaft (SG) und der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA).
Die Mitgliederzahl des DBSH ist zwar gestiegen, jedoch ist der Anteil der im DBSH organisierten Sozialarbeiter im Vergleich zum amerikanischen Sozialarbeitsverband NASW (National Association of Social Workers) gering. Dies ist ungewöhnlich, da Gewerkschaften traditionell in Deutschland einen deutlich höheren Stellenwert als in den USA haben. Der DBSH ist in Landes- und Bezirksverbände untergliedert.
Geschichte
Der DBSH gründete sich im Jahr 1994 aus dem Zusammenschluss der beiden vorher existierenden Berufsverbände:
- DBS (Deutscher Berufsverband der Sozialarbeiter)
- BSH (Berufsverband der Sozialarbeiter/Sozialpädagogen, Heilpädagogen - Vereinigte Vertretung sozialpädagogischer Berufe e. V.)
Der DBS wiederum reicht zurück in das Jahr 1916,[4][5] in dem er als DVS (Deutscher Verband der Sozialbeamtinnen) gegründet wurde. Im Jahr 1950 wurde der Name in DBS geändert. Der BSH entstand 1978 aus vorher existierenden Verbänden und Vereinen, die teilweise ebenfalls in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückreichen. Vor diesem Zusammenschluss zu einem deutschen Einheitsverband war nur der DBS seit 1956 Mitglied in der internationalen Vereinigung der Sozialarbeiter (International Federation of Social Workers – IFSW). Nach Verhandlungen zwischen dem DBS und BSH waren beide Verbände seit 1990 durch eine Arbeitsgemeinschaft (DARGE) zum Zwecke der internationalen Vertretung in der IFSW vertreten und aktiv.
Erste Vorstandsvorsitzende des DBSH von 1994 bis 2007 Hille Gosejacob-Rolf(Ehrenvorsitzende des DBSH seit 2007). Der Geschäftsführende Vorstand des DBSH arbeitet ehrenamtlich. Bis 2009 war der Sitz des DBSH in Essen
Fachzeitschrift
Publikationsorgan des DBSH ist die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift ForumSOZIAL. Sie ist mit einer Auflage von 7500 Exemplaren (Stand 03/2010) eine der auflagenstärksten Fachzeitschriften für Soziale Arbeit in Deutschland und damit die Zeitschrift, die die meisten Praktiker in der Sozialen Arbeit direkt erreicht. Die Redaktion unterliegt Wilfried Nodes.
Berufsregister für Soziale Arbeit
Seit 2002 betreibt der DBSH ein Berufsregister für Soziale Arbeit (BSA). Der Verband möchte das Berufsregister verstanden wissen als "Beitrag des DBSH zur Qualitätssicherung" in der Sozialen Arbeit.[6]
Eine Registrierung im Berufsregister für Soziale Arbeit ist grundsätzlich freiwillig und setzt als Mindestqualifikation einen (Fach-)Hochschulabschluss voraus, der für eine Tätigkeit in den Feldern der Sozialen Arbeit befähigt. Mit der Registrierung im Berufsregister ist die Verpflichtung verbunden, mindestens alle fünf Jahre Nachweise zu regelmäßig besuchten beruflichen Weiterbildungen zu erbringen.
Die Idee des Berufsregisters ist nicht neu und in ähnlicher Form auch in anderen Nationen vorhanden (siehe USA oder Niederlande). Dort qualifiziert ein solches Register graduierte Sozialarbeiter zusätzlich nach dem Studium, damit diese in der Praxis tätig werden können. Registrierte (Fach-)Sozialarbeiter weisen in diesen Ländern ihren Klienten und Kunden damit nach, dass sie ihre persönliche und berufliche Kompetenz ständig erweitern, um die bestmögliche Leistung mit den, und für die Adressaten zu erbringen.
Das deutsche Berufsregister des DBSH verleiht den Titelzusatz rBSA – registriert im Berufsregister für Soziale Arbeit – wenn Sozialarbeiter und Sozialpädagogen sich registrieren lassen. Bisher wird in Deutschland von dieser Möglichkeit allerdings noch wenig Gebrauch gemacht, so dass eine Registrierung bei den Professionellen der Sozialen Arbeit eher selten ist.
Gegenwärtig (Stand September 2015) werben bundesweit weniger als 100 Fachkräfte mit ihrer Registrierung im BSA. Mehr als die Hälfte davon sind selbständig tätig.[7]
Weblinks
- Homepage des DBSH (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.)
- Berufsregister für Soziale Arbeit des DBSH
- DBSH-Institut
- Website des Berufskongress Soziale Arbeit
- Homepage der IFSW (International Federation of Social Workers)
Nachweise
- https://www.dbsh.de/der-dbsh.html
- z. B. Broschüre - Grundlagen für die Arbeit des DBSH: Archivlink (Memento vom 14. Juni 2010 im Internet Archive) / Schlüsselkompetenzen Sozialer Arbeit: Archivlink (Memento vom 30. März 2010 im Internet Archive) / Masterstudiengänge für die Soziale Arbeit: Archivlink (Memento vom 6. Dezember 2010 im Internet Archive)
- Korporative Mitglieder - Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. - DBSH. Abgerufen am 4. März 2022.
- Der lange Weg zum Einheitsverband. In: dbsh.de. Abgerufen am 23. Oktober 2020.
- Christoph Sachße, Mütterlichkeit als Beruf. Sozialarbeit, Sozialreform und Frauenbewegung 1871–1929, Suhrkamp, 1. Auflage 1986. S. 289.
- http://www.berufsregister.de/
- http://www.berufsregister.de/index.php?id=18