Datenübertragung
Mit Datenübertragung oder Informationsübertragung bezeichnet man grundsätzlich alle Methoden, die (Nutz-)Informationen von einem Sender (Informationsquelle) zu einem Empfänger (Informationssenke) übermitteln.
Speziell auf der technischen Ebene – und hier insbesondere in der Kommunikationstechnik und (als deren Teilgebiet) der Nachrichtentechnik – wird dazu vom Sender eine physikalische Größe (bspw. elektrische Spannung oder die Frequenz von elektromagnetischen Wellen) zeitlich variiert und dies dann vom Empfänger gemessen.
Technische Übertragungsverfahren sind für alphabetische Texte z. B. die Telegraphie und das Fax (Fernkopie); zur Übertragung von Bewegt- oder Standbildern dienen u. a. Bildtelegraphie und Fernsehen.
Geschichte
Analoge Informationsübertragung
Bei der analogen Übertragung von Information werden der physikalischen Größe die entsprechenden Daten kontinuierlich aufgeprägt. Jeder Wert ist dabei in einem festgelegten Intervall zulässig und zu jedem Zeitpunkt relevant.
Die technische Unmöglichkeit den Nachrichtenkanal (das heißt die physikalische Größe) so gut von der Außenwelt abzuschirmen, dass dieser nicht von ihr beeinflusst wird, sowie die technische Unmöglichkeit die physikalische Größe exakt zu messen, führen mit der Zeit zum Informationsverlust, der auch nicht durch Verstärker verhindert werden kann.
Digitale Informationsübertragung
Bei der digitalen Informationsübertragung werden der physikalischen Größe die entsprechenden Daten diskret aufgeprägt. Hierbei sind mehrere nicht direkt aufeinander folgende (disjunkte) Intervalle zulässig, die auch nur in bestimmten disjunkten, nicht direkt aufeinander folgenden Zeitintervallen, relevant sind.
Innerhalb der relevanten Zeitintervalle darf der Wert der physikalischen Größe nur innerhalb eines zulässigen Intervalls variieren. Der Empfänger misst dann einmal in jedem relevanten Zeitintervall die physikalische Größe. Die Intervallfolge der physikalischen Größe zu den relevanten Zeitintervallen enthält nun die Information. Verfahrensbedingt ist es durch ausreichende Abschirmung der physikalischen Größe von der Außenwelt, geeignete Wahl der Intervalle und Einsatz fehlerkorrigierender Codes möglich, die Wahrscheinlichkeit von Informationsverlusten zu Lasten der Übertragungsrate beliebig weit zu reduzieren.
In Computern finden laufend (digitale) Datenübertragungen statt, zum Beispiel von der Festplatte in den Arbeitsspeicher. Die ersten Versuche Computer zwecks Datenaustausch zu verbinden gibt es seit geraumer Zeit. Zu Anfang waren dies häufig direkte Verbindungen ähnlich der heutigen seriellen Schnittstelle oder der parallelen Schnittstelle mit speziellen Link-Programmen. Später erfolgte die Datenübertragung über Telefonleitungen mit Akustikkoppler oder Modems und einfachen Protokollen wie XMODEM, YMODEM, ZMODEM oder Sealink-Protokoll. Diese wurden später durch bidirektional arbeitende Protokolle wie Hydra oder Janus ergänzt, welche die gleichzeitige Übertragung von Dateien in beide Richtungen ermöglichen. Dabei wurden im Wesentlichen nur Daten im Sinne von Dateien übertragen. Eine erste Vernetzung erfolgte über Mailboxen. Datenübertragung ist heute in der Regel netzwerkbasiert. Dabei wird fast immer das Internetprotokoll verwendet, auch wenn dieses bei Modem-Verbindungen in den Protokollen der niederen Übertragungsschichten (vgl. OSI-Modell) verpackt wird. Geht die Datenübertragung über ein eigenes Netzwerk hinaus und erfolgt die Verbindung mit einem anderen Netzwerk nur zeitweise und verwendet man es hauptsächlich zur Dateiübertragung, so spricht man oft von einer Datenfernübertragung.
Datenübermittlung
Datenübermittlung wird als Rechtsbegriff im Datenschutzrecht verwendet. In der DS-GVO findet sich keine Legaldefinition, ebenso wenig wie im BDSG von 2017. In Deutschland verstand man hierunter nach § 3 Abs. 4 Nr. 3 BDSG (in der nicht mehr gültigen Fassung von 1990) „das Bekanntgeben gespeicherter oder durch Datenverarbeitung gewonnener personenbezogener Daten an einen Dritten in der Weise, dass die Daten an den Dritten weitergegeben werden oder der Dritte zur Einsicht oder zum Abruf bereitgehaltene Daten einsieht oder abruft“. Die Übermittlung fällt unter den Oberbegriff der Datenverarbeitung.
Ist der Empfänger außerhalb der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) lokalisiert, gilt es besondere Schutzmaßnahmen einzuhalten laut Art. 44 ff. DS-GVO, §§ 78 ff BDSG (für deutsche Polizei- und Justizbehörden) und der Verordnung (EU) Nr. 2018/1725[1] für Institutionen der Europäischen Union.[2]
Siehe auch
- Datendurchsatz – Geschwindigkeit bei Datenübertragung
- Informationstheorie
- Nachricht
- Kommunikation, bidirektionale Datenübertragung
- Sender-Empfänger-Modell
- Digitalsignal
- Signalübergang
- Parallele Datenübertragung
- Serielle Datenübertragung
Literatur
- Kristian Kroschel: Datenübertragung. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1991, ISBN 978-3-540-53746-5.
- Peter Bocker: Datenübertragung Technik der Daten- und Textkommunikation. Zweite Auflage, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1983, ISBN 978-3-642-81973-5.
- Martin Werner: Signale und Systeme. 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-528-13929-3.
- Andreas Walter, Torsten J. Gerpott: Kompass Telekommunikation. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-503-07859-2.
- Manfred Burke: Rechnernetze. Konzepte und Techniken der Datenübertragung in Rechnernetzen, B. G. Teubner Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-519-02141-4.
Weblinks
- Lexikon der Physik: Datenübertragung (abgerufen am 20. Juli 2017)
- Kommunikationstechnik (abgerufen am 20. Juli 2017)
- Die schnellste Datenübertragung aller Zeiten (abgerufen am 20. Juli 2017)
- Datenübertragung - TUHH (abgerufen am 20. Juli 2017)
- Serielle Datenübertragung (abgerufen am 20. Juli 2017)
Einzelnachweise
- Verordnung (EU) 2018/1725
- Glossar: Datenübermittlung | NOTOS Xperts GmbH. Abgerufen am 26. August 2020 (deutsch).