Kanal (Informationstheorie)
Ein Kanal (auch Informationskanal, Übertragungskanal, Übertragungsweg oder Shannon’sches Kanalmodell) ist in der Informationstheorie ein Konzept, um den Informationsverlust durch Störungen bei der Übertragung zu modellieren. Der Kanal beschränkt sich dabei nicht nur auf das Medium, über das die Übertragung erfolgt, sondern beschreibt den gesamten Übertragungsweg vom Sender zum Empfänger. Auch die Senderausgangsstufe und die Empfängereingangsstufe sowie gegebenenfalls zwischengeschaltete Geräte können Störungen verursachen. Das Kanalkonzept ist zentraler Bestandteil des Sender-Empfänger-Modells.
Details
In der Praxis ist ein Kanal typischerweise ein Kupfer- oder Glasfaserkabel oder beim Mobilfunk das relativ komplexe Zusammenspiel von Sende- und Empfangseinheit sowie allen weiteren Störungen während der Funkübertragung, z. B. Mehrwegeausbreitung, Dispersion oder Dopplereffekt.
Auch ein Speichermedium (z. B. eine Festplatte oder DVD) ist in diesem Sinne ein Kanal, da Daten an es gesendet werden (hier: geschrieben) und später wieder davon empfangen (hier: gelesen) werden können.
Allgemein werden Daten über einen Kanal übertragen, damit sie eine räumliche oder zeitliche Distanz überbrücken. Eine räumliche Übertragung wäre z. B. eine Netzwerkverbindung (das Herunterladen einer Website), eine zeitliche Übertragung z. B. eine Videoaufzeichnung auf einer DVD.
Die Theorie der Kanalkodierung beschäftigt sich damit, wie Informationen, trotz Störungen durch den Kanal, korrekt übertragen werden können.
Das Verhältnis von Störsignal zu Nutzsignal bezeichnet man als Signal-Rausch-Verhältnis, das die maximale Datenrate bestimmt.
Typen von Kanälen
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Typen von Kanälen. Ein Kanal heißt
- deterministisch
- falls keine Fehler durch Störung der Übertragung hinzukommen.
- gedächtnislos
- wenn der Ausgangswert nur vom aktuellen Eingangswert, nicht aber vorangegangenen (oder gar zukünftigen) abhängt.
- störungsfrei
- falls der Kanal sowohl verlustfrei als auch deterministisch ist.
- symmetrisch
- falls alle Möglichkeiten zur Verfälschung von Daten durch Störungen gleich häufig auftreten.
- verlustfrei
- falls keine Informationen bei der Übertragung verloren gehen. Dies wird auch als Äquivokation bezeichnet.
Störungsfreie Kanäle existieren praktisch nicht. Durch geeignete Kanalkodierungsverfahren kann die Störung jedoch minimiert werden, bei entsprechendem Aufwand bis hin zur praktischen Störungsfreiheit. Auch der Einsatz einer hohen Signalamplitude kann zur Störungsverminderung führen, sofern diese Störungen nicht auf destruktive Interferenz, wie Fading, im Übertragungskanal zurückzuführen sind.
Literatur
- Otto Mildenberger: Informationstheorie und Codierung. 2. Auflage. Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 1992, ISBN 3-528-13046-6.
- F. Topsoe: Informationstheorie. Eine Einführung. B. G. Teubner Verlag, Stuttgart 1972, ISBN 3-519-02048-3.
- Jürgen Lindner: Informationsübertragung. Grundlagen der Kommunikationstechnik. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2005, ISBN 3-540-21400-3.
- Martin Bossert: Einführung in die Nachrichtentechnik. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-70880-6.
- Jens-Rainer Ohm, Hans Dieter Lüke: Signalübertragung. Grundlagen der digitalen und analogen Nachrichtenübertragungssysteme. 10. Auflage. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-69256-0.
Weblinks
- Einführung in die Informations- und Codierungstheorie mit Anmerkungen zur Kryptologie (abgerufen am 7. September 2017)
- Informationstheorie Diskrete Modelle und Verfahren (abgerufen am 7. September 2017)
- Grundlagen der Nachrichtentechnik 4 (abgerufen am 7. September 2017)
- Wege, Umwege, Irrwege zur Kanalkapazität (abgerufen am 7. September 2017)
- Kanalcodierung I (abgerufen am 7. September 2017)