Dölbau
Dölbau ist eine Ortschaft in der Einheitsgemeinde Kabelsketal im Saalekreis bei Halle (Saale) mit 1080 Einwohnern (Stand 2018). Dölbau besteht aus den Ortsteilen Dölbau, Naundorf und Kleinkugel.
Dölbau | |||
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Koordinaten | 51° 28′ N, 12° 4′ O | ||
Symbole | |||
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Basisdaten | |||
Staat | Deutschland | ||
Sachsen-Anhalt | |||
Landkreis | Saalekreis | ||
Gemeinde | Kabelsketal | ||
Einwohner | 1080 (2018) | ||
Gründung | 9. Jahrhundert | ||
Postleitzahl | 06184 | ||
Telefonvorwahl | (+49) 034605, 0345 | ||
Politik | |||
Bürgermeister | Jürgen Tornau |
Geschichte
Im 15. Jahrhundert gab es verschiedene Grenzstreitigkeiten zwischen dem preußischen Stennewitz und Naundorf und dem kursächsischen Kleinkugel. Ein Vertrag zwischen dem Erzbistum Magdeburg und Kursachsen regelte ab 1558 die Nutzung der Flächen und Grenzen zwischen beiden Seiten. Durch die Ortschaft führte eine mittelalterliche Salzstraße von Halle nach Leipzig. Dölbau, Naundorf und Stennewitz lagen bis 1815 am Westrand des kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amts Delitzsch im Leipziger Kreis.[1] Nach der Niederlage Napoleons und dem Ende des Königreichs Westphalen befreiten die verbündeten Gegner Napoleons Anfang Oktober 1813 den Saalkreis. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kamen Dölbau, Naundorf und Stennewitz im Jahr 1815 zu Preußen und wurden 1816 dem Kreis Delitzsch im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem sie bis 1950 gehörten.[2] Kleinkugel wurde nach der politischen Neuordnung nach dem Wiener Kongress im Jahr 1816 dem Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen angeschlossen und dem Saalkreis zugeordnet.[3]
Dölbau
Dölbau wurde erstmals 1347 als Tolpen/Tölpe erwähnt. Seine Ortsform ist ein altsorbischer Rundling. Der Name bedeutet Ort im Graben oder in der Schlucht, ist fränkischen Ursprungs und wurde von Siedlern im 13. Jahrhundert. eingeführt. Ein alter slawischer Ortsname für Dölbau ist nicht bekannt.
Naundorf
Naundorf wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Kolonisten gegründet und besitzt eine spätromanische Wehrkirche mit zweistufigem Säulenportal und Blockaltar mit einstückiger Sandplatte aus dem Jahr 1220. In die Kirche wurde 1855 eine heute noch voll funktionsfähige Wäldner-Orgel eingebaut. Der Name Naundorf bedeutet das neu gegründete Dorf. Urkundlich überlieferte Namen waren 1286 Niendorp, 1347 Niendorff und 1394 Nuendorff.
Stennewitz
Stennewitz ist seit 1370 nachgewiesen und war ursprünglich ein Sackgassendorf, das spätestens im 10. Jahrhundert von Altsorben gegründet wurde. Der Name bedeutet Ort, wo junge Hunde gezüchtet werden. Urkundlich überlieferte Namen waren 1378 Steynewitz, 1404 Steynewicz und 1442 Steinewitcz. Stennewitz wurde 1937 nach Naundorf eingemeindet.[4]
Kleinkugel
Kleinkugel, als ältester Ortsteil der Ortschaft, wurde als altsorbisches Dorf im 9. Jahrhundert gegründet, der Ortskern ist ein altsorbischer Rundling. Der Name entstand aus dem altsorbischen Wort „kobyla“ für Stute und weist auf Pferdezucht hin. Urkundlich überlieferte Namen waren 1371 parva Kubele, 1381 wennyge Kubel und 1467 Wenigen Cubal. Im Mittelalter war der Ort im Besitz der Familien von Dieskau und von Kotze. Kleinkugel gehörte später zum Amt Giebichenstein[5] im Saalkreis des Erzstifts Magdeburg. 1680 kam dieses als Herzogtum Magdeburg unter brandenburg-preußische Herrschaft. Mit dem Frieden von Tilsit wurde Kleinkugel im Jahr 1807 dem Königreich Westphalen angegliedert und dem Distrikt Halle im Departement der Saale zugeordnet. Der Ort gehörte zum Kanton Dieskau.[6]
Geschichte ab 1950
Im Zuge der ersten Kreisreform in der DDR von 1950 wurden Dölbau und Naundorf mit Stennewitz am 15. Juni 1950 dem neu zugeschnittenen Saalkreis zugeordnet,[7] der 1952 zum neuen Saalkreis im Bezirk Halle kam. Kurz nach der Zuordnung zum Saalkreis wurden am 1. Juli 1950 Kleinkugel und Naundorf bei Reideburg mit Stennewitz nach Dölbau eingemeindet.[8] Am 1. Januar 2004 erfolgte der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur Einheitsgemeinde Kabelsketal.[9] Seitdem bildet Dölbau eine Ortschaft der Gemeinde Kabelsketal.
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Ortschaft befinden sich Teile des Industrieparks Star Park mit beispielsweise dem chinesischen Verpackungsunternehmen Greatview Aseptic Packaging, einem Montage- und Verpackungszentrum der Schaeffler-Gruppe sowie Niederlassungen der Enka GmbH & Co. KG und Amazon.
Südlich des Star Park befindet sich das 31 Hektar große Gewerbegebiet Queis-Dölbau, dessen Eigentümer die Gemeinde Kabelsketal ist.[10] In diesem Gewerbegebiet befinden sich unter anderem folgende Unternehmen mit ihren Niederlassungen:
- Finsterwalder Transport & Logistik
- Schöck Gruppe
- Gruber-Fahrzeugbau / Sortimo
- Hellmann Worldwide Logistics
- TIP Trailer Services
- Stöbich Brandschutz
Darüber hinaus sind verschiedene regionale Unternehmen wie landwirtschaftliche Betriebe, die Hauptproduktionsstätte des Modul- und Systemgebäudeherstellers der Kleusberg-Gruppe, die Nerling Systemräume GmbH Halle sowie die LICHTWERK GmbH ansässig. Die ortsansässige Freiwillige Feuerwehr Dölbau, die für die drei Ortsteile, angrenzende Gewerbeparks sowie Teile der A 14 zuständig ist, feiert nach ihrer Neugründung 1998 im Jahr 2018 ihr 20-jähriges Bestehen.[11] Neben einem Seniorentreff und Jugendclub findet man in der Ortschaft eine 2018 neu errichtete Kindertagesstätte.
Verkehr
Von Dölbau nach Halle verkehrt wochentags die Buslinie 359 vom Omnibusbetrieb Saalekreis (OBS). Außerdem bedienen zusätzlich die Buslinien 355, 358 sowie 362 (Schülerverkehr) den Ort. Die Bundesstraße 6 sowie die Autobahnanschlussstelle Halle-Ost der Autobahn 14 liegen am Rande der Ortschaft und sind jeweils in fünf Minuten erreichbar. Der nächste Bahnhof befindet sich in Dieskau in etwa drei Kilometer Entfernung. Dort hält die S-Bahn-Linie S3, die Halle und Leipzig verbindet.
Politik
Ortsbürgermeister von Dölbau ist Jürgen Tornau.
Wappen
Blasonierung: In blau drei (2:1) flugbereite, linkssehende silberne Tauben; im goldenen Schildhaupt eine blaue Wellenleiste. Die Farben der Ortschaft Dölbau sind Weiß und Blau.
Bauwerke und Sehenswürdigkeiten
Der ab 1690 errichtete Bauernhof Goetheplatz 10 und das 1906 gebaute Wohnhaus Zur Autobahn 1 in Dölbau sind als Baudenkmale ausgewiesen. In Naundorf ist der Ortskern mit der Kirche St. Perus, Paulus und Ursula und Pfarrhaus als Baudenkmal ausgewiesen. Kleinkugel hat mit dem Denkmalbereich Siedlung am Umspannwerk, dem Kriegerdenkmal sowie vier Bauernhöfen die höchste Dichte an Baudenkmalen in der Ortschaft. Für eine komplette Übersicht aller Baudenkmale der einzelnen Ortsteile, siehe Denkmalverzeichnis Kabelsketals.
Persönlichkeiten
- Franz Julius Theodor Heyne (1812–1886), Pädagoge und evangelischer Theologe, geboren in Naundorf
- August Ferdinand Wäldner (1817–1905), Orgelbauer, Erbauer der Orgel in der Evangelischen Kirche St. Ursulae Naundorf
Einzelnachweise
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 56 f.
- Der Landkreis Delitzsch im Gemeindeverzeichnis 1900
- Der Saalkreis im Gemeindeverzeichnis 1900
- Stennewitz auf gov.genealogy.net
- Erwähnung des Orts im Buch „Geographie für alle Stände“, S. 125
- Beschreibung des Saale-Departements
- Dölbau im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 278 (PDF).
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
- Wirtschaftsregion Leipzig-Halle, Gewerbegebiet Queis/Dölbau
- Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Dölbau