Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?
Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? ist ein deutscher Dokumentar – Podcast von Studio Bummens, rbb, NDR und K2H. Die sechsteilige Serie erzählt vom Aufstieg und Fall des ehemaligen Radiomoderators Ken Jebsen und wie dieser zu einem der einflussreichsten Verschwörungstheoretiker Deutschlands wurde.[1]
Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen | |
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Dokumentar Podcast (Deutschland) | |
Originalsprache | Deutsch |
Veröffentlichung | 13. Juni 2021–11. Juli 2021 |
Folgen | 6 Episoden à 36 – 50 min |
Produktion | Studio Bummens, NDR, rbb, K2H |
Mitwirkende | |
Autor | Khesrau Behroz |
Bearbeitung | Executive Editor: Tobias Bauckhage |
Musik | Jakob Ilja |
Website |
Inhalt
Ken Jebsen gilt im Berlin der 90er-Jahre als großes Nachwuchstalent der Medienbranche, als anarchisch und unkonventionell. Seine Versuche, der nächste große TV-Star zu werden, scheitern zwar, dafür startet er 2001 mit KenFM seine eigene, bald legendäre Sendung beim öffentlich-rechtlichen Jugendradiosender Fritz. Zehn Jahre später, im November 2011, muss er seine Karriere dort beenden. Der Vorwurf der Holocaustleugnung steht im Raum. Doch der eigentliche Grund geht weiter zurück: Jebsen hatte sich bereits Jahre zuvor zum Verschwörungstheoretiker radikalisiert und seine Sendung im Jugendradio als Plattform für seine Theorien und Anschauungen genutzt.
Mit dem Ende seiner Radiokarriere entdeckt Jebsen YouTube für sich. Dort, wo es keine redaktionelle Kontrolle gibt, baut er KenFM zu einer alternativen Nachrichtenplattform um. Während der sogenannten Mahnwachen für den Frieden 2014 tritt er selbst stärker ins Rampenlicht, radikalisiert sich weiter und auch KenFM erhält immer mehr Views und Abonnenten. Spätestens 2020, während der Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland, hat sich Jebsen zu einem der prominentesten Verschwörungstheoretiker und KenFM zu einem der einflussreichsten “alternativen Mediennetzwerke” in Deutschland etabliert.
Der Podcast erzählt, wie Jebsen in diesen Jahren immer stärker die Nähe zum Rechtsextremismus und Antisemitismus sucht, beleuchtet seine Verbindungen zu russischen Desinformationsakteuren, zu anderen Verschwörungungtheoretikern und Propaganda-Medien. Entlang Jebsens’ Radikalisierungslaufbahn geht es in den sechs Episoden auch um die Mechanismen von Facebook- und YouTube-Algorithmen, das Erstarken des Populismus, den Aufstieg der sogenannten Querdenker-Szene in Deutschland und dem Zusammenwirken all dieser Kräfte.
Produktion und Protagonisten
Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? ist eine Produktion von Studio Bummens,[1] NDR, rbb (nur die Folgen 1, 3, 4, 5 und 6) und K2H. Host und Autor ist Khesrau Behroz, Executive Editor ist Tobias Bauckhage. Die Journalistin Pascale Müller und der Radikalisierungsforscher Sören Musyal sind Teil des Rechercheteams und tauchen als Protagonisten im Podcast auf. Weitere Gesprächspartner:innen sind unter anderem Georg Mascolo, Katharina Nocun, Kevin Roose, Julius Geiler, Adam B. Ellick und Andreas Briese.
Executive Producer sind Tobias Bauchhage (Studio Bummens), Robert Skuppin (rbb), Norbert Grundei (NDR) und Moritz Hohenfeld (K2H). Die Originalmusik kommt von Jakob Ilja (Filmkomponist und Gitarrist bei Element of Crime) und die Cover-Illustration von dem Berliner Grafiker Henning Wagenbreth.
Rezeption
Rund zwei Monate nach der Veröffentlichung wurden die sechs Episoden insgesamt mehr als drei Millionen Mal abgerufen. Der Podcast war sechs Wochen lang auf Platz 1 der Apple Podcast-Charts und vier Wochen auf Platz 1 der Spotify Podcast Charts. Damit zählt die Produktion zu den erfolgreichsten deutschen Storytelling-Podcasts.[2]
Im Juli 2021 gab die Produktionsfirma Florida Film bekannt, die Podcast-Serie als dokufiktionalen Film adaptieren zu wollen. Damit zählt Cui Bono zu den ersten Podcasts, die in Deutschland crossmedial weiterverarbeitet werden.[3]
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat dem Podcast ein eigenes Dossier gewidmet, in dem es unter anderem um Verschwörungsideologien in Deutschland, Antisemitismus und Fake News geht.[4]
Cui Bono wurde von den Medien und in den sozialen Netzwerken fast ausnahmslos positiv aufgenommen:
Daniel Hornuff schreibt für Zeit Online, Cui Bono sei „einer der bemerkenswertesten Podcast-Serien“ und „fantastisch gemacht“. „Hervorstechendes Merkmal dieses Podcasts ist sein investigativer Anspruch. Die vorliegenden Podcast-Folgen versuchen nichts Geringeres, als den investigativen Anspruch mit erzählerischen Mitteln einzulösen. Konkret geschieht dies durch – für deutsche Podcast-Formate außergewöhnlich aufwendige – Montageverfahren.“ Gleichzeitig wirft Hornuff aber auch Fragen auf: „Der Fokus auf die eine ausgewählte Person erzeugt eine unfreiwillige Stilisierung, eine überhöhende Psychologisierung – was wiederum eine seltsam umschmeichelnde Aufwertung nach sich zieht, die passagenweise ins Heroisierende kippt. (…) Cui Bono folgt keinem Verschwörungsnarrativ. Aber der Podcast übernimmt verschwörungstypische Muster mit dem Ziel, einen rechten Verschwörungsmystiker zu entzaubern. Umso mehr wirft er die Frage nach dem effektiven öffentlichen Umgang mit den Jebsens dieser Welt auf. Kann es einen solchen Umgang überhaupt geben? Beziehungsweise: Woran könnte sich die Effektivität des öffentlichen Umgangs bemessen? Diese Überlegungen führen in einen wohl unauflösbaren Konflikt: Man lauscht einem der formal bestgemachten deutschsprachigen Podcasts, der endlich auch die erzählerische Form hierzulande in Podcasts etablieren könnte, eine Form, die insbesondere in den USA Beispiele wie etwa Serial hervorgebracht hat – und gleichzeitig bleibt das Unbehagen, dass genau damit unfreiwillig vergrößert werden könnte, was doch eigentlich entzaubert werden soll.“ Dennoch lautet sein Fazit:
„Dieser Podcast nützt. Nicht zuletzt da, wo man an ihm zweifelt.“[5]
„ein für hiesige Verhältnisse ungewöhnliches Hörerlebnis“
„bester Doku-Podcast 2021“
„Wahrscheinlich einer der besten Podcasts des Jahres“
„Ein Deep Dive in deutschen Wahn, Berliner Schönheit der Neunziger, politische Drift und den Narzissmus als Beruf – spektakulär guter Journalismus von Studio Bummens und Khesrau Behroz“
„Unfassbar gut gemacht“
„Der Podcast ist ein weiterer Beleg, dass Audio-Journalismus sehr mitreißend und informativ funktionieren kann.“
„Illustriert wird Jebsens Weg auch durch die Erinnerungen vieler Weggefährten und Fans der ersten Jahre. So wird er nicht dämonisiert, vielmehr ist da echtes Interesse an der Figur Ken Jebsen – und der Frage, was zur Hölle mit ihm passiert ist. Die Suche nach einer Antwort entwickelt auch deshalb so einen Sog, weil sie hervorragend produziert ist.“
Sandro Schröder schreibt bei Übermedien „dieser Podcast ist (…) anspruchsvoll produziert und ausgesprochen kritisch-distanziert in seiner Haltung gegenüber dem Subjekt.“ Und: „‚Cui Bono‘ (…) entstand in Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Radiosendern NDR und RBB und der Produktionsfirma K2H von Journalist Louis Klamroth. Das weckt hohe Erwartungen, die der Podcast erfüllt.“ Hervorgehoben werden außerdem das Sounddesign von Jakob Ilja und die Illustration von Henning Wagenbreth: „Das Sounddesign setzt Maßstäbe und bildet eine Klammer für die ohnehin gute Erzählung des Podcasts, bis hin zur schön-hässlich-überladenen Illustration auf dem Podcast-Cover.“[13]
Nominierungen und Auszeichnungen
Preis für Popkultur 2021
- Die Serie wurde 2021 mit dem Preis für Popkultur in der Kategorie “Schönste Geschichte” ausgezeichnet.[14]
Deutscher Reporterpreis 2021
- Im Dezember 2021 wurde Cui Bono für den Reporter:innen-Preis in der Kategorie “Bester Podcast” ausgezeichnet.[15]
Weblinks
- Zur offiziellen Podcast-Seite: studio-bummens.de
- Der Podcast in der ARD-Audiothek: ardaudiothek.de
Einzelnachweise
- Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen? Abgerufen am 11. November 2021 (deutsch).
- Mehr als drei Millionen Abrufe für Podcast „Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen“. Abgerufen am 11. November 2021.
- Erfolgreicher Podcast »Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?« wird als TV-Doku-Fiction adaptiert. In: Der Spiegel. 27. Juli 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. November 2021]).
- Bundeszentrale für politische Bildung: Cui Bono. bpb, abgerufen am 11. November 2021.
- Daniel Hornuff: "Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?": Des Schwurblers Kern. In: Die Zeit. 12. Juni 2021, abgerufen am 11. November 2021.
- Anna Schiller: Podcast über Ken Jebsen: Die Stimme aus einer anderen Welt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. (faz.net [abgerufen am 11. November 2021]).
- Sascha Lobo: Twitter: 1409227415042277382. Abgerufen am 11. November 2021.
- Twitter: 1406269288437096454. Abgerufen am 11. November 2021.
- Georg Diez1: Twitter: 1404446837063421957. Abgerufen am 11. November 2021.
- Luisa Neubauer: Twitter: 1404933351404941315. Abgerufen am 11. November 2021.
- Podcast-Empfehlung: "Cui Bono - WTF happenend to Ken Jebsen". 24. Juni 2021, abgerufen am 11. November 2021 (deutsch).
- „Cui Bono?“ - In Kens Kaninchenbau. Abgerufen am 11. November 2021.
- Beim Irritieren verirrt: Wie aus Ken Jebsen der große Verschwörungsideologe wurde. In: Übermedien. 13. Juni 2021, abgerufen am 11. November 2021 (deutsch).
- Preis für Popkultur – Kategorien: Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen? Abgerufen am 11. November 2021.
- RF – Gewonnen hat 2021. Abgerufen am 11. November 2021.