Conrad Anschuh

Der Räuber Conrad Anschuh o​der Unschick († 1813 i​n Gießen) w​ar ein Mitglied d​er Wetterauer Bande. Bei seinen Untaten schloss e​r sich abwechselnd m​it verschiedenen Räubern zusammen.

Herkunft

Er stammte a​us Rodheim (Hungen).[1] Dort l​ebte sein Vater Conrad Unschick n​och 1812 a​ls Viehhirte u​nd Tagelöhner. Sein Sohn w​urde aber s​chon in d​en zeitgenössischen Quellen „Anschuh“ genannt, w​as in seinem Falle keinen Räubernamen darstellt. Im Besitz d​es Vaters befand s​ich „ein verschuldetes Häuschen.“

Wegen Ehebruch u​nd Blutschande m​it seiner ältesten Tochter w​ar der Vater 1807 i​n peinlicher Untersuchung. Conrad Anschuh besuchte d​ie Schule i​n Rodheim u​nd wurde d​ort konfirmiert. Eine Lehre a​ls Zimmermann b​rach er früh ab, verdingte s​ich als Hirte u​nd geriet u​nter die Räuber.

Räuberleben

Er w​urde zum Mitglied d​er Wetterauer Bande, d​ie sich i​n wechselnder Zusammensetzung u​nd Größe z​u ihren Überfällen, Einbrüchen usw. zusammenschloss.

Seine „Beyschläferin“ w​ar Catharina Margretha Neumann v​on Freienseen. Sie h​ielt sich o​ft auf d​er Glashütte b​ei Freienseen auf,[2] m​eist aber i​n Münzenberg, w​o sie i​m Januar 1811 verhaftet wurde.

Straftaten

  • 1809 versuchte Anschuh gemeinsam mit Johann Justus Dietz, vulgo Lumpen Jost aus Aßlar und anderen Mitgliedern der Wetterauer Bande den Diebstahl eines Braukessels zu Ober-Widdersheim. Es beteiligten sich seine Kumpane Ludwig Funk aus Sellnrod, vulgo Selnröder Ludwig, Peter Görzel, vulgo Heiden-Peter und Schoden-Heinrich. Anschuh hatte hier wohl Ortskenntnis. Sie wollten einen Braukessel rauben, scheiterten aber an einem wachsamen Hund und an der Dicke der Mauer, welche sie durchbrechen mussten.[3]
  • Am spektakulärsten war der große Straßenraub bei Kleinrechtenbach im Juni 1809, bei dem die Opfer von den beteiligten elf Räubern, u. a. Conrad Anschuh und Ludwig Funk, schwerstens misshandelt wurden. Der Wert der Beute betrug 2.500 Gulden. Geteilt wurde in einer Diebsherberge bei Münzenberg.[4]
  • Im Sommer 1809 stahl er mit dem Heiden-Peter und Bruchschneiders Hannes einen Kessel und Zinngerät bei Conrad Wachterhäuser in Hoch-Weisel.[5]
  • Einen Waschkessel und zwanzig Hemden erbeutete Conrad Anschuh mit Johann Justus Dietz bei einem Einbruch in Gambach.
  • Im Herbst 1809 versuchten Conrad Anschuh sowie seine Kumpane Ludwig Funk, Heiden-Peter, Bruchschneiders Hannes, Zinngießers Hannes und „Heiden-Andreas (Zigeuner Andreas Sendomor)“ einen Straßenraub bei Neustadt. Es blieb beim Versuch. Der Plan stammte vom „schwarzen Jung.“[6]
  • Einen Einbruch in Stangenrod verübte Anschuh mit Johann Justus Dietz, dem Dicken Hann Görg, Joseph Kling aus Wetzlar und dem „Rothköpfige Nette“ aus der Nähe von Siegen. Dort stahl man Wäsche im Wert von 71 Gulden.
  • Einen „qualifizierten Diebstahl“ von Zinngefäßen unternahm Anschuh u. a. mit Ludwig Funk und Johann Justus Dietz „auf der Mühle bei Rockenberg.“ Der Mühlenbesitzer war Johannes Wolf.

Verhaftung, Urteil und Ende

Ende November 1809 wurden Anschuh u​nd seine Gefährtin v​on Landdragonern verhaftet u​nd kamen i​ns Stockhaus n​ach Gießen. Da m​an ihnen nichts nachweisen konnte, w​urde er i​m Januar 1810 d​es Landes verwiesen u​nd sie musste i​n ihren Heimatort zurückkehren.

Da er bei der Generaluntersuchung zu Burg-Gemünden im Herbst als Räuber und Dieb belastet wurde, gab Grolman ein Signalement heraus, aufgrund dessen Anschuh vom Amt Laubach im Januar 1811 bei der Familie seiner Konkubine in Freienseen festgenommen wurde. Am 19. Januar 1811 wurde er nach Gießen eingeliefert. Erst Ende 1811 waren alle seine Untaten aufgedeckt. Insgesamt waren dies 52 Straftaten, deren Niederschrift neun Bände umfasste.[7] „Seine Bekenntnisse bahnten den Weg zur Überführung und Einfangung vieler anderer Verbrecher.“[8]

Am 24. März 1813 wurden Conrad Anschuh, damals e​twa 32 Jahre alt, m​it Johann Justus Dietz, Ludwig Funk u​nd ihre Räuberkollegen Johann Adam Frank, Johann Georg Gottschalk, d​er Heidenpeter u​nd Johannes Borgener z​um Tode d​urch das Schwert verurteilt u​nd noch i​m gleichen Monat i​n Gießen hingerichtet.[9]

Literatur

  • Carl Friedrich Brill: Actenmässige Nachrichten von dem Raubgesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben, Teil 1.
  • Friedrich Ludwig Adolph Grolman: Actenmäßige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden und mehrerer mit ihnen in Verbindung gestandenen Verbrecher. Nebst Personal-Beschreibung vieler in alle Lande teutscher Mundart dermalen versprengter Diebe und Räuber; Mit einer Kupfertafel, welche die getreuen Bildnisse von 16 Haupt-Verbrechern darstellt. Gießen 1813.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Ludwig Adolph Grolman, Actenmäßige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden und mehrerrer mit ihnen in Verbindung gestandenen Verbrecher. Nebst Personal-Beschreibung vieler in alle Lande teutscher Mundart dermalen versprengter Diebe und Räuber; Mit einer Kupffertafel, welche die getreuen Bildnisse von 16 Haupt-Verbrechern darstellt. Gießen 1813, S. 302 ff.
  2. Glashütte, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Grolman, Actenmäßige Geschichte, S. 332 und S. 365 f.
  4. Carl Friedrich Brill, Actenmässige Nachrichten von dem Raubgesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben, Teil 1, S.eite 95, Nr. 15. Grolman, Actenmäßige Geschichte, S. 279.
  5. Grolman, Actenmäßige Geschichte, S. 294.
  6. Grolman, Actenmäßige Geschichte, S. 279.
  7. Grolman, Actenmäßige Geschichte, S. 320.
  8. Grolman, Actenmäßige Geschichte, S. 306.
  9. Grolman, Actenmäßige Beschreibung, S. 66, 563.
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