Chlorung
Die Chlorung ist das Versetzen von Wasser mit Chlor oder Chlorverbindungen zur Desinfektion von Trink-, Gebrauchs- und Abwässern, der Wasseraufbereitung in Schwimmbädern, der (vorbeugenden) Schimmelbekämpfung oder zum Bleichen. Die Chlorung ist daneben ein Verfahren zur Textilausrüstung und in den USA ein Desinfektionsverfahren für Hähnchen nach der Schlachtung.
Nicht verwechselt werden sollte die Chlorung mit der Chlorierung. Bei der Chlorierung ist das technische Ziel die Herstellung organisch-chemischer Verbindungen (Chloralkane, Dichloralkane, Carbonsäurechloride etc.), die Chlor enthalten.
Chemie der Chlorung
Bei der Einleitung von Chlor in Wasser bildet sich in Abhängigkeit vom pH-Wert ein Gleichgewicht aus Chlor, Hypochloriger Säure und Salzsäure:[1]
Je nach pH-Wert dissoziiert die Hypochlorige Säure teilweise zu Oxonium- und Hypochlorit-Ionen:
In saurer Lösung sind die wichtigsten Spezies Cl2 und HClO, während in alkalischer Lösung überwiegend ClO− vorliegt, neben sehr kleinen Konzentrationen von ClO2−, ClO3−, ClO4−.[2]
Anwendung
Wasseraufbereitung
Die Chlorung von Trinkwasser dient in der Wasseraufbereitung der Desinfektion, wobei hier Chlor in Form von Chlorgas, Chlordioxid oder Natriumhypochlorit zugesetzt wird. Die hierbei geltenden Höchstwerte der Konzentration sind in einer vom Umweltbundesamt geführten Liste festgelegt.[4] Als Alternativen zur Entkeimung von Schwimmbecken- oder Trinkwasser gelten die Ozonierung sowie der Einsatz von UV-Strahlung.[4][5] In Deutschland gibt die DGUV für die Chlorung von Wasser umfangreiche Empfehlungen und Vorschriften heraus.[6][7]
Textilausrüstung
Die Chlorung ist das älteste Verfahren zur Filz- und Krumpffreiausrüstung (Textilausrüstung) von Wolle durch Einwirkung von sauren Chlor- oder Hypochloritlösungen.[8]
Desinfektion von Schlachthähnchen
In den USA werden Schlachthähnchen mit dem Ziel der Desinfektion einer Chlorung unterworfen („Chlorhähnchen“). Das Verfahren ist in der Europäischen Union nicht zugelassen (Stand 2014).
Siehe auch
Einzelnachweise
- G. M. Fair, J. Corris, S. L. Chang, I. Weil, und R. P. Burden. The behavior of chlorine as a water disinfectant. J. Am. Water Works Assoc. 40.1948:1051-1061.
- Shunji Nakagawara, Takeshi Goto, Masayuki Nara, Youichi Ozaqa, Kunimoto Hotta and Yoji Arata, Spectroscopic Characterization and the pH Dependence of Bactericidal Activity of the Aqueous Chlorine Solution. In: Analytical Sciences, 14, 69, 1998.
- Huang Junli, Wang Li, Ren Nanqi, Ma Fang and Juli: Disinfection effect of chlorine dioxide on bacteria in water. In: Water Research, 1997, 31 (3), S. 607–613; doi:10.1016/S0043-1354(96)00275-8.
- Bekanntmachung der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung. (PDF; 245 kB) Umweltbundesamt, Dezember 2019, abgerufen am 26. März 2020.
- Artikel „Chlorung“. In: umweltlexikon.katalyse.de. Katalyse Institut, 1990, abgerufen am 26. März 2020.
- DGUV Information 207-023 |Prüfliste für Chlorungseinrichtungen unter Verwendung von Chlorgas und deren Aufstellungsräume in Bädern. (PDF; 164 kB) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, September 2015, S. 8, abgerufen am 26. März 2020.
- DGUV Information 203-086 | Chlorung von Trinkwasser. (PDF; 1,1 MB) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, März 2017, abgerufen am 26. März 2020.
- Otto-Albrecht Neumüller (Hrsg.): Römpps Chemie-Lexikon. Band 1: A–Cl. 8. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1979, ISBN 3-440-04511-0, S. 732–733.