Chemin de fer Bière–Apples–Morges
Die Compagnie du Chemin de fer Bière–Apples–Morges (BAM) ist eine ehemalige Privatbahngesellschaft im Kanton Waadt in der Schweiz. Sie nannte sich im Juli 2003 in Transports de la région Morges–Bière–Cossonay (MBC) um und betreibt neben ihren ursprünglichen Bahnstrecken auch mehrere Buslinien in der Region Morges sowie die Standseilbahn Cossonay Gare-Ville (CG).
Chemin de fer Bière–Apples–Morges | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Zug der BAM bei Vufflens-le-Château | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fahrplanfeld: | 156 Morges–Apples–Bière 157 Apples–L'Isle | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 29,68 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 35 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 100 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Morges–Apples–Bière | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Apples–L'Isle | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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BAM, kurz für Bière–Apples–Morges, verblieb zehn Jahre lang als Markenname für den Bahnbetrieb der MBC. Am 19. Juni 2013 teilte das Unternehmen mit, dass künftig sämtliche Aktivitäten unter dem Label MBC auftreten werden.
Die 19,1 km lange Hauptstrecke führt von Morges am Ufer des Genfersees über Apples nach Bière am Fusse des Juras. Eine 10,6 km lange Zweigstrecke verbindet Apples mit L’Isle–Mont-la-Ville, diese Relation wird mittlerweile grossenteils mit einem Kleinbus bedient.
Strecke
Nach Verlassen des Bahnhofs von Morges (381 m ü. M.) verläuft die BAM-Strecke rund 500 Meter neben der SBB-Hauptlinie Lausanne–Genf in südwestlicher Richtung. Nach einer Rechtskurve verläuft die Bahn in Richtung Norden nach Vufflens-le-Château (473 m ü. M.). Ab hier verläuft die Strecke in westlicher und südwestlicher Richtung bis Yens (524 m ü. M.). Nach einer 180°-Kurve verläuft die Strecke wieder nordwärts auf einer Steigung zwischen 26 und 35 Promille bis nach Apples (642 m ü. M.).
Der Bahnhof am westlichen Dorfrand von Apples ist als Keilbahnhof angelegt; das Stationsgebäude befindet sich dabei zwischen den Gleisen der Hauptstrecke und jenen der Zweigstrecke nach L'Isle. Es gab und gibt keine fahrplanmässigen Direktzüge von Morges nach L'Isle. Gelegentliche direkte Züge im Güter- wie im Reiseverkehr müssen den Bahnhof Apples Richtung Bière verlassen und danach zurücksetzen. Die Hauptstrecke führt westwärts über flaches bis sanft ansteigendes Gelände; bei Ballens (713 m ü. M.) wird der höchste Punkt des Streckennetzes erreicht. Die Endstation in Bière (694 m ü. M.) ist der Betriebsmittelpunkt mit Depot und Werkstatt. Rund einen Kilometer vor dem Streckenende bei Bière zweigt ein 2,1 Kilometer langes Anschlussgleis zur Kaserne der Schweizer Armee ab, das ausschliesslich dem Gütertransport dient.
Die Zweigstrecke führt von Apples aus nordwärts über flaches Gelände. Nach der Station Pampigny (625 m ü. M.) verläuft die Strecke westwärts bis Montricher (676 m ü.M), dessen Bahnhof rund einen Kilometer vom Dorfzentrum entfernt liegt. Hier biegt die Strecke in einer scharfen Rechtskurve nach Nordosten ab. Sie endet schliesslich im Bahnhof von L'Isle (666 m ü. M.). Die drei von der Zweigstrecke bedienten Gemeinden haben zusammen nicht ganz 3000 Einwohner.
Geschichte
Die Eröffnung der Kaserne in Bière im Jahr 1873 (und der damit anfallende Güterverkehr) war der Hauptgrund für die Projektierung einer Bahnstrecke dem Jura entlang. Geplant war eine Streckenführung von Yverdon-les-Bains über Orbe, L'Isle, Montricher, Bière, Gimel und Genolier nach Nyon. Doch dieses Projekt scheiterte wegen zu hoher Kosten. Am 29. Juni 1893 wurde dann die Gesellschaft BAM gegründet, die Bauarbeiten begannen am 5. August 1893.
Die Eröffnung der Hauptstrecke von Morges über Apples nach Bière war am 1. Juli 1895. In der Zwischenzeit war eine zweite Gesellschaft gegründet worden. Sie baute die Zweigstrecke von Apples nach L’Isle; die Eröffnung erfolgte am 12. September 1896. Sie übergab die Betriebsführung der BAM, steckte jedoch schnell in finanziellen Nöten. Deshalb wurde die Chemin de fer Apples-L’Isle (AL) per 1. Juli 1899 von der BAM übernommen.
Auf beiden Strecken verkehrten zunächst ausschliesslich Dampflokomotiven. Bereits 1904 hatte es Pläne für die Elektrifizierung gegeben, doch diese wurden erst nach Beginn des Zweiten Weltkriegs umgesetzt, als Kohle knapp wurde. Der elektrische Betrieb zwischen Morges, Apples und Bière wurde am 10. Mai 1943 aufgenommen, zwischen Apples und L’Isle erst am 13. November 1943, nachdem auf Verlangen des Bundes geprüft worden war, ob auf die Zweigstrecke verzichtet werden könnte.
Während der 1960er Jahre gab es Überlegungen, den Bahnbetrieb einzustellen, doch die Anliegergemeinden wehrten sich erfolgreich dagegen. Es folgte eine gründliche Modernisierung. Zwischen 1992 und 1995 wurde der Bahnhof von Morges komplett neu gebaut, und die BAM erhielt einen überdachten Bahnsteig. Die Eröffnung des Anschlussgleises zur Kaserne in Bière erfolgte am 10. April 1997.
Rollmaterial
Die drei Pendelzüge von 1981, bestehend aus Triebwagen Be 4/4 11–13 und passenden Steuerwagen Bt 51–53, führen die Regionalzüge zwischen Bière und Morges. Da der Triebwagen 13 mehrheitlich an den Unfällen beteiligt war, wurde er aus Aberglaube umnummeriert und trägt neu die Nummer 14. Ein fast baugleicher Pendelzug wurde von den Travys (YSteC Be 4/4 3 und Bt 52) übernommen; diese beiden Fahrzeuge werden als Be 4/4 15 und Bt 54 gleich wie die bereits vorhandenen und auch gemischt mit diesen eingesetzt. Allerdings steht der Bt 54 in die andere Richtung als die Bt 51–53, weil die Vielfachsteuerleitung bei den Travys anders montiert war. Die beiden modernen Lokomotiven Ge 4/4 21–22 von 1994 sind für den Güterverkehr im Einsatz.
Es sind noch eine von fünf alten BDe 4/4 1–5 (Baujahre 1943–1949) als Reserve vorhanden; sie kommt zusammen nur für touristischen Sonderfahrten zum Einsatz. Vier schmalspurige Typ FFA Einheitswagen I wie sie auch die Rhätische Bahn (RhB) besitzt, runden den Wagenpark ab. Diese Wagen können auch als Zwischenwagen in die Pendelzüge eingereiht werden. Im Jahre 2010 wurden drei neue Zwischenwagen von Stadler Altenrhein abgeliefert, die einen Niederflureinstieg aufweisen und in den Pendelzügen eingereiht werden, um den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes zu genügen.
Im August 2012 wurden gemeinsam mit den Travys, der MOB und den TPF 17 Schmalspurtriebzüge ausgeschrieben. Im März 2013 wurde bekannt, dass Stadler den Auftrag im Wert von 151 Millionen Franken erhalten hat. An die BAM wurden 2015/2016 drei zweiteilige Triebzüge Be 4/4 + Be 4/4, welche mit den 2010 ausgelieferten Niederflurwagen ergänzt wurden, und ein dreiteiliger Triebzug Be 4/4 + B + Be 4/4 geliefert.[1]
Im Jahre 2006 kaufte die Bahn zwei normalspurige Rangiertraktoren der Bauart Te III von den SBB. Diese werden für das Rollbockmanöver im Bahnhof Morges benötigt.
Vor der Elektrifizierung besass die BAM vier Tenderlokomotiven der Bauart G 3/3 mit den Nummern 1–4. 1921 übernahm sie von der SBB-Brünigbahn die G 3/3 Nummer 109 und stellte sie als Nummer 6 ein. 1943 wurde diese Lok an die Firma Renfer in Biel-Mett verkauft und kam auf der dortigen Industriebahn zum Einsatz. 1941 kam die HG 3/4 7 von der Furka-Oberalp-Bahn als «Kriegsreserve» zur BAM; sie wurde 1946 nach Frankreich verkauft. Von den Dampflokomotiven ist die ehemalige Brünigbahn-Tenderlokomotive G 3/3 Nummer 6 bei der Museumsbahn Blonay–Chamby erhalten geblieben.
Weblinks
Quellen
- Michel Granguillaume u. a.: Voies étroite de la campagne vaudoise. BVA, Lausanne 1986, ISBN 2-88125-004-1.
- Jean-Louis Rochaix u. a.: Chemins de fer privés vaudois 1873–2000. Editions La Raillère, Belmont 2000, ISBN 2-88125-011-8.
- Jean-Louis Rochaix u. a.: Chemins de fer privés vaudois 2000–2009. Editions La Raillère, Belmont 2009, ISBN 978-2-88125-012-5.
Einzelnachweise
- Jürg Lüthard, Urs Wieser: Neue Triebzüge für Westschweizer Meterspurbahnen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 6/2016, S. 301–307 und Nr. 7/2016, S. 361–367.