Charles Vanel
Marie-Charles Vanel (* 21. August 1892 in Rennes; † 15. April 1989 in Cannes) war ein französischer Schauspieler und Regisseur. Er zählt zu den Schauspielern mit der längsten Filmkarriere und stand 78 Jahre vor der Kamera.
Leben
Charles Vanel begann als Jugendlicher eine Seefahrtsausbildung, die er jedoch wegen nicht hinreichender Sehkraft abbrechen musste. 1908 hatte er als Schauspieler sein Bühnendebüt in Paris, 1910 gab er in einer kleinen Rolle sein Filmdebüt. Es folgten mehrere Tourneen zusammen mit Sacha Guitry. Seine ersten wichtigen Rollen übernahm er an der Seite von Iwan Mosschuchin in La Maison du mystère (1923) von Alexander Wolkow sowie in Pêcheur d’Islande (1924), einem Fischerdrama von Jacques de Baroncelli; mit Regisseur Baroncelli arbeitete er bis 1944 noch häufig zusammen. Im Jahre 1926 erlangte Vanel Popularität als Liebhaber in René Clairs La proie du vent und trat danach auch in internationalen Filmproduktionen auf. 1927 begann mit Da hält die Welt den Atem an/Maquillage eine bis in die Mitte der 1930er Jahre andauernde Reihe von Filmauftritten Vanels in deutsch-französischen Koproduktionen beziehungsweise französischen Sprachversionen deutscher Filme. So spielte er auch die Rolle des Napoleon in Karl Grunes Filmen Königin Luise und Waterloo. Mit dem Filmdrama Dans la nuit schuf Vanel 1929 sein einziges Werk als Regisseur und Drehbuchautor; er übernahm darin auch die Hauptrolle.
Anfang der 1930er Jahre stand er in den frühen Tonfilmen von Raymond Bernard Les croix de bois (1931) und dessen Les-misérables-Verfilmung von 1933 vor der Kamera. Auch in Filmen von Jacques Feyder und Marcel Carné übernahm er wichtige Rollen. Vanel verkörperte insbesondere in den 1950er Jahren erfolgreich seinen Rollentyp stoisch-schweigsamer und undurchschaubarer Figuren in französischen Thrillern, darunter als Partner Yves Montands in Le salaire de la peur und in Les diaboliques – beide von Henri-Georges Clouzot. Ab den 1950er Jahren war er auch in italienischen Filmen zu sehen. Daneben spielte er unter Alfred Hitchcock in Über den Dächern von Nizza (1954) und unter Luis Buñuel in Pesthauch des Dschungels (1956). Aus seinem Spätwerk ragt sein stummes Schauspiel in Francesco Rosis Mafiafilm Die Macht und ihr Preis (1976) heraus. Durch seine Leinwandpräsenz und seine überaus lange Karriere avancierte Vanel zu einer Institution des französischen Kinos. Gern wurde der Darsteller auch in kleineren Rollen eingesetzt, um diesen spezielles Gewicht zu geben. Seinen letzten Filmauftritt hatte Charles Vanel 1988 im Alter von 96 Jahren.
Auszeichnungen
Charles Vanel erhielt 1953 für seine schauspielerische Leistung in Clouzots Le salaire de la peur eine 'Besondere Erwähnung' auf dem Cannes Film Festival. 1954 gewann er auf dem Karlovy Vary International Film Festival die Auszeichnung als bester Darsteller in Duviviers L’affaire Maurizius. Für seine Rolle in Henri Decoins Le feu aux poudres wurde ihm 1957 auf dem San Sebastián International Film Festival der Zulueta-Preis für den besten Schauspieler verliehen. Als bester Nebendarsteller wurde er 1981 mit einem David di Donatello für seine Darstellung in Tre fratelli von Francesco Rosi geehrt. 1979 war Vanel Präsident der 4. César-Preisverleihung.
Filmografie
|
|