Im Dunkel der Nacht (1930)
Im Dunkel der Nacht ist der deutsche Titel des französischen Stummfilmdramas Dans la nuit, das der Schauspieler Charles Vanel 1929 als seine erste Regiearbeit vorgelegt hat. Er spielte darin auch die Hauptrolle. Seine Partnerin war die in Sankt Petersburg geborene Tänzerin und Schauspielerin Sandra Milovanoff.[1]
Film | |
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Titel | Im Dunkel der Nacht |
Originaltitel | Dans la nuit |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 1930 |
Länge | 75 Minuten |
Stab | |
Regie | Charles Vanel |
Drehbuch | Charles Vanel |
Musik | Louis Sclavis (restaurierte Version) |
Kamera | Georges Asselin |
Besetzung | |
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Im Dunkel der Nacht war einer der letzten in Frankreich produzierten Stummfilme.[2]
Handlung
Ein Arbeiter in einem Steinbruch, durch eine Dynamitexplosion im Gesicht entstellt, verbirgt dieses daraufhin hinter einer Maske. Seine Frau, die er gerade geheiratet hatte, entfremdet sich ihm durch die Verletzung und betrügt ihn mit einem anderen. Eines Nachts überrascht der Arbeiter seine Frau und ihren Liebhaber, der sich zum Spaß ebenfalls eine Maske übergestreift hatte. Es kommt zum Kampf, in dessen Verlauf einer der beiden Maskierten zu Tode kommt. Die Frau hilft dem Überlebenden bei der Beseitigung der Leiche, bis sie feststellt, dass sie sich in der Identität des Mannes getäuscht hat...
Hintergrund
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 1929 in einem Haus in Boyeux-Saint-Jérôme statt.[3] Produzent war Fernand Weill, die Produktion leitete George O'Messerly, das Bühnenbild schuf Armand Bonamy. Die Photographie besorgte Georges Asselin. Der Film wurde am 31. Mai 1930 in Paris uraufgeführt. Dans la nuit lief auch in Deutschland als “Im Dunkel der Nacht”, in Ungarn unter dem Titel Az éjszakában, und in Jugoslawien, wo er den serbischen Titel U noći bekam.[4]
Der Film wurde 2002 in einer gemeinschaftlichen Anstrengung der Cinémathèque française und des Institut Lumière, das die Restaurierung besorgte, für die Nachwelt gerettet. Der Kulturkanal Arte strahlte den Film in restaurierter Fassung mit deutschen Untertiteln am Freitag, den 26. Mai 2006 um 00h25 im deutschen Fernsehen aus.[5]
Der 1953 in Lyon geborene Jazzmusiker Louis Sclavis komponierte 2002 auf Anregung von Bertrand Tavernier, der in dem Film ein zu Unrecht übersehenes Meisterwerk sah und sich für dessen Wiederaufführung einsetzte, eine neue Begleitmusik zu DANS LA NUIT, welche auch auf CD erschienen ist.[6]
Rezeption
DANS LA NUIT ist „ein menschliches Drama, überzeugend und teilweise grausam“, und war „seiner Zeit um Jahre voraus“.[7]
Marcel Carné schrieb über den Film: "Images dures, simples et belles, mises au service d'une histoire terrible, douloureuse, parfois brutale, mais dont la puissance fut rarement surpassée dans tout le cinéma français."[8]
Der herausragende Film war die erste Regiearbeit des Schauspielers Charles Vanel (1892–1989), der auch die Hauptrolle spielte. Er hatte zuvor in 183 Filmen als Darsteller mitgewirkt, ehe er zum ersten Mal Regie führte. Vanel trat bis ins hohe Alter auf; seine letzte Rolle spielte er 1988 mit 96 Jahren in Jean-Pierre Mockys Filmdrama "The Seasons of Pleasure"[9].
DANS LA NUIT wurde 1929, an der Schwelle zur Tonfilmzeit[10], gedreht und im Mai 1930 in Paris uraufgeführt. Er wurde kein Erfolg. Zuschauer wie Kritiker nahmen ihn, abgelenkt von der Novität des sprechenden Films, einfach nicht mehr wahr. Auf Druck der Zensur wurde dem Film daraufhin ein beschämendes[11] Happy End angehängt, welches das schreckliche Geschehen als bloßen Traum hinstellt.[12] Von dem Misserfolg enttäuscht gab Vanel das Regiehandwerk auf. Er machte nur noch einen Kurzfilm: L'affaire classée (1932), der 1935 unter dem Titel “Le Coup de minuit” erneut aufgeführt wurde.[13]
DANS LA NUIT weist eine virtuose Kameraarbeit auf. Seine Bildsprache mit Augenblicken halluzinatorischer Desorientierung, mit vergänglichen Lichteffekten und der Darstellung überhitzter Gefühle, die schroff zu wirklichkeitsnahen Schauplätzen und naturalistischen Bildern aus der Arbeitswelt kontrastieren, stand unter dem Einfluss der Impressionisten.[14]
DANS LA NUIT kommt mit nur wenigen Zwischentiteln aus. Vanel zog es vor, sie über die Handlung zu blenden statt diese durch title cards zu unterbrechen.
Literatur
- David Cairns: The Forgotten: Charles Vanel's "Dans la Nuit" (1929), on line bei MUBI, 26. Nov. 2015
- F. Flament: Le miroir de la peur, dans free.fr, 19 Avril 2002
- Gary Giddins: Weather Bird - Jazz at the Dawn of Its Second Century. Verlag: Oxford University Press, 2004. ISBN 9780195348163. Länge 656 Seiten
- Romain Le Vern: #324. DANS LA NUIT. Charles Vanel, 1928 dans "le chaos règne", 10 Octobre 2015
- Michael Witt, Michael Temple (Hrsg.) : The French Cinema Book. Verlag: Palgrave Macmillan, 2008. ISBN 9781844575732. Länge 294 Seiten
Weblinks
- Im Dunkel der Nacht in der Internet Movie Database (englisch)
- Filmplakat der Fernand Weill Films 1929
Einzelnachweise
- „Sandra Milovanoff was born in St Petersburg and had a successful career as a dancer in Anna Pavlova's troupe, and as an actress in the theatre, before emigrating to France in 1919, where she was soon much in demand for cinematic roles. She played opposite Charles Vanel in several films including „La Flambée des Rêves“ and „Pêcheur d'Islande“ (both directed by Jacques de Baronceli), „La proie du vent“ (directed by René Clair), and „Maquillage“ (directed by Félix Basch), before making „Dans la nuit“ with him. Very much a star of the silent era she was, unlike Vanel, ill-equipped to make the transition to the „talkies“. She made no films at all in the 1930s and only four between 1940 and her death 17 years later: of these her role in Sascha Guitry's „Le comédien“ received the warmest press notices“ heisst es von ihr bei jpc.de
- Bertrand Tavernier, fan absolu von Dans la nuit, prägte den Satz: « L’histoire du cinéma français muet commence avec Lumière et se termine avec Vanel » (zit. nach chaosreigns.fr, 10. Okt. 2015)
- vgl. DM dans france3-regions. Publié le 17 octobre 2013
- vgl. IMDb/releaseinfo
- vgl. beepworld.de (Memento des Originals vom 26. März 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. : „FR, 26. Mai 2006 (00h25): Arte wiederholt DANS LA NUIT (Im Dunkel der Nacht, F 1930), den der Sender vor ein paar Jahren schon einmal im Programm hatte.“
- vgl. Louis Sclavis : Dans La Nuit. Music For The Silent Movie By Charles Vanel. CD-Label: ECM, 2000. Bestellnummer: 4728894, Erscheinungstermin: 19. Dezember 2008, vgl. jpc.de ; dazu: Giddins (2004) S. 547f. Rezension im Jazz Journal International 2003, p. 42f.
- „In its scenes of explicit infidelity, physical violence and gritty realism, "Dans la nuit" was years ahead of its time.“ schreibt jpc.de
- zit. nach: F. Flament (2002)
- vgl. unifrance.org
- am 4. Oktober 1929 war Alan Croslands Tonfilm “The Jazz Singer” mit Al Jolson als Le chanteur de Jazz in Frankreich erstaufgeführt worden
- „...in a terribly disappointing pay-off, it turns out all to have been a dream. Not even a dream that has any particular point. A great shame, since Vanel's handling of the story up to the denouement is deft and inventive, with striking industrial imagery...“ (David Cairns)
- „Um die Zensoren milde zu stimmen, hat Produzent Fernand Weill ein Happyend hinzugefügt, das uns glauben machen will, die ganze düstere Geschichte sei nur ein Traum.“ (beepworld.de); vgl. dagegen Witt-Temple (2008) S. 72
- nach der Kurzgeschichte 'Au Coin Joli' von Frédéric Boutet, vgl. IMDb, ressorti en 1935 sous le titre “Le Coup de minuit”. (Giddins (2004), IMDb/title)
- vgl. David Cairns: „he seems influenced by the impressionist school: Like Epstein, Vanel exults in hallucinatory moments of disorientation, transient effects of light, and contrasting overheated emotion with gritty locations and a naturalistic depiction of working life.“