Cevio
Cevio, in der alpinlombardischen Ortsmundart Scevi, Cevi [ˈʃevi, ˈtʃevi],[5] ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Tessin und zugleich Hauptort des Kreises Rovana und des Bezirks Vallemaggia.
Cevio | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Vallemaggia |
Kreis: | Kreis Rovana |
BFS-Nr.: | 5310 |
Postleitzahl: | 6675 Cevio 6676 Bignasco 6690 Cavergno |
Koordinaten: | 689604 / 130175 |
Höhe: | 421 m ü. M. |
Höhenbereich: | 387–3270 m ü. M.[1] |
Fläche: | 151,31 km²[2] |
Einwohner: | 1142 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 8 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 14,7 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.cevio.ch |
Cevio | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Cevio liegt 23 km nordwestlich von Locarno im oberen Maggiatal. Der Grossteil (64,6 %) des Gemeindeareales von fast 15 km² ist von Wald und Gehölz bedeckt. Etwa ein Viertel (genau 25,1 %) sind unproduktive Flächen (meist Bergland), 5,2 % landwirtschaftliche Nutzfläche und 5,1 % Siedlungsgebiet. Der Ort besteht aus dem Dorf Cevio selbst, den Dörfern Bignasco und Cavergno sowie einigen Weilern und isoliert stehenden Häusergruppen im Bavonatal. Die Weiler sind (von Süden nach Norden) Mondada, Fontana, Alnedo, Sabbione, Ritort (Ritorto), Foroglio, Rosed (Roseto), Fontanelada (Fontanellata), Faed (Faedo), Bolla, Sonlèrt (Sonlerto), San Carlo.
Nachbargemeinden sind in der Schweiz Bedretto, Lavizzara, Maggia, Bosco/Gurin, Campo (Vallemaggia), Linescio und Cerentino sowie auf italienischem Territorium Formazza.
Geschichte
Eine Dorfgenossenschaft (vicinia) ist erstmals 1230 belegt. Im 15. Jahrhundert bildeten Cevio, Cavergno, Bignasco und die Gemeinden des Valle di Campo die Landschaft (comunità) Rovana superior. 1858 wurde die Gemeinde Linescio von Cevio abgetrennt.[6]
Am 22. Oktober 2006 fusionierte Cevio mit Cavergno und Bignasco zur Gemeinde Cevio. Die schon per 23. Januar 2005 geplante Fusion musste zurückgestellt werden, da noch eine Klage vor dem Bundesgericht hängig war.[7] Im April 2006 wurde die Beschwerde der Gemeinde Bignasco gegen die Zwangsfusion durch das Bundesgericht jedoch abgewiesen.
Bevölkerung
Zwischen 1591 und 1801 verringerte sich die Bevölkerung durch Auswanderung in das Veltlin signifikant. Bis 1850 wuchs sie stark an, vor allem wegen der Funktion der Gemeinde als Oberzentrum des Tales. Bis 1888 ging die Einwohnerzahl zwar zurück, jedoch geringer als in anderen Gemeinden des Maggiatals. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte die grosse Auswanderungswelle in die Zentren des Tessins und nach Übersee (Kalifornien, Australien) ein (1888–1920: − 36,2 %).
In den 1940er und 1960er Jahren gab es erneut ein Bevölkerungswachstum (1941–1970: + 60,6 %), dem zwischen 1970 und 1990 eine weitere grosse Auswandererwelle (1970–1990: − 26,5 %) in urbanere Regionen des Tessins folgte. Einem starken Wachstum in den 1990er Jahren (1990–2000: + 20,3 %) folgte wiederum ein Bevölkerungsrückgang kleineren Umfangs (2000–2004: − 4,2 %).
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||
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Jahr | 1591 | 1801 | 1850 | 1860 | 1881 | 1920 | 1950 | 1960 | 1970 | 1990 | 2000[8] | 2020 | ||
Einwohner | 700 | 491 | 927 | 602 | 511 | 326 | 504 | 504 | 562 | 413 | 497 | 1142 |
Sprachen
In Cevio wird eine lombardische Mundart gesprochen, die sich stark vom Standarditalienisch unterscheidet. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gaben 77,87 % (1970 noch 95,73 %) Italienisch als Hauptsprache an. Weitere 10,87 % (1970 noch 1,42 %) sprachen Deutsch, 4,23 % (1970 noch 2,31 %) Spanisch.
Religionen – Konfessionen
In früherer Zeit gehörte die gesamte Einwohnerschaft der römisch-katholischen Kirche an. Heute (Stand 2000) sind 78,27 % römisch-katholische (Bistum Lugano), 7,66 % evangelisch-reformierte (Chiesa evangelica riformata nel Ticino) und 1,61 % orthodoxe Christen. 5,63 % bezeichnen sich als konfessionslos und 1,81 % als Muslime. 4,62 % der Einwohner machten keine Angabe zu ihrem Glaubensbekenntniss. Die Muslime sind bosnischer und albanischer Herkunft.
Herkunft – Nationalität
Bei der letzten Volkszählung waren 76,86 % Schweizer Bürger, darunter 24 Doppelbürger. Die grössten Einwanderergruppen kommen aus Italien, Spanien, Portugal, Bosnien-Herzegowina und Sri Lanka. Der für die Region untypisch hohe Anteil von Zugewanderten ist auf die grosse Zahl von Arbeitsplätzen in Industrie (Steinbrüche) und Gesundheitswesen (Spital) zurückzuführen.
Politik
Der Gemeinderat (consiglio comunale) bildet die Legislative und besteht aus 25 Personen, die 2016–2020 vier verschiedenen Gruppen angehören. Gemeindepräsident ist Pierluigi Martini, seine Stellvertreterin Elena Fenini (Legislatur 2016–2020).
Wirtschaft
Cevio ist einer der wenigen Orte im Maggiatal mit einer Minderheit von Berufspendlern. 120 Erwerbstätige (= 57,4 %) arbeiten in der eigenen Gemeinde. Von den 89 Wegpendlern verdient die Mehrheit ausserhalb des Maggiatals ihr Geld – vor allem in Locarno, Losone, Bellinzona und Minusio. Cevio könnte unschwer allen Arbeitssuchenden der Gemeinde einen Erwerb bieten, denn den 89 Wegpendlern stehen nicht weniger als 235 Zupendler gegenüber. So sind von den 355 Erwerbstätigen in Cevio nur ein Viertel (25,1 %) Einheimische. Die Steinbrüche, das Bezirksspital und die öffentliche Verwaltung bieten vielen Menschen einen Arbeitsplatz. Die Landwirtschaft (Ackerbau, Weinbau und Viehzucht) ist kaum noch von Bedeutung.
Verkehr
Die Gemeinde lag von 1907 bis 1965 an der Linie der Locarno-Ponte Brolla-Bignasco-Bahn. Seit der Umstellung auf Busbetrieb ist sie durch die Linie 315 der FART, Locarno – Cavergno, ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen.
Cevio ist auch Ausgangspunkt der Postautolinien Cevio – Bosco/Gurin und Cevio – Cimalmotto. Die Strasse von Locarno ins Maggiatal ist wintersicher.
Sehenswürdigkeiten
Cevio Vecchio
- Pfarrkirche Santi Maria Assunta e Giovanni Battista, Zentralbau aus dem 16. Jahrhundert mit Erweiterungen und Umbauten aus dem 17., 19. und frühen 20. Jahrhundert; Beinhaus von 1739[9]
- Case Franzoni, stattliche Gruppe herrschaftlicher Häuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert[9]
- Palazzo Franzoni (heute Museum des Maggiatals, 1. Ausstellungsgebäude), erbaut 1630, mit Wand- und Sgraffito-Malereien von 1688[9]
- Casa Franzoni, mit zweiarmiger Treppe und Portal sowie freskierten Wappen aus dem 18. Jahrhundert[9]
- Casa Respini-Moretti (heute Museum des Maggiatals, 2. Ausstellungsgebäude), erbaut im 17. und umgebaut im 18. Jahrhundert[9]
Cevio Piazza
- Dorfplatz, erbaut nach dem Baureglement von 1833[9]
- Casa Calanchini-Respini, erbaut im 17. Jahrhundert, früherer Wohnsitz der Landvögte[9]
- Villa Respini, erbaut 1890, mit raffinierter Dekorationsmalerei[9]
- Pretorio, ehemaliges Vogteigebäude aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, mit freskierten Wappen der Kantone und der Landvögte aus dem 17. und 18. Jahrhundert[9]
Rovana
Kultur
Persönlichkeiten
Bilder
- Pretorio
- La Piazza (Dorfplatz)
- Pfarrkirche San Giovanni Battista
- Nördlicher Dorfeingang
- Weiler Roseto
- Weiler Fontana
- Oratorium Madonna della Cintura in Fontana
- Splüi (Grotte) di Inselmitt in Sabbione
- Oratorium Beata Vergine Maria in Foroglio
- Wasserfall Foroglio
- Oratorium Santa Maria delle Grazie in Gannariente
- Oratorium Gannariente, Fresken (1595)
Literatur
- Giovanni Bianconi: Vallemaggia. Edizioni L.E.M.A., Agno 1969.
- Daniela Pauli Falconi: Cevio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Januar 2017.
- Kunstführer durch die Schweiz. Vollständig neu bearbeitete Ausgabe, hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, ISBN 3-90613196-3, S. 652–655.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 248–251.
- Agostino Robertini u. a.: Cevio. In: Il Comune. Edizioni Giornale del Popolo, Lugano 1978, S. 73–94.
- Martino Signorelli: Storia della Valmaggia. Tipografia Stazione SA, Locarno 1972, S. 4, 8, 25, 42, 54, 56, 63, 67, passim
- Celestino Trezzini: Cevio. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2: Cavadini – Daegerlen. Attinger, Neuenburg 1924, S. 528 (Digitalisat).
Weblinks
- Cevio auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Cevio
- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Cevio (italienisch)
- Cevio: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Bundesinventar ISOS: Cevio/Rovana
- Bundesinventar ISOS: Boschetto
- Bundesinventar ISOS: Val Bavona
- Cevio auf elexikon.ch
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol, Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 227.
- Daniela Pauli Falconi: Cevio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Januar 2017.
- Bundesamt für Statistik: Angekündigte Änderungen seit der Mutationsmeldung Nr. 81 zum Amtlichen Gemeindeverzeichnis der Schweiz, Ausgabe 20. Januar 2006
- Daniela Pauli Falconi: Cevio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Januar 2017.
- Kunstführer durch die Schweiz. Vollständig neu bearbeitete Ausgabe, hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, ISBN 3-90613196-3, S. 652–655.
- Associazione per la Protezione del Patrimonio Artistico e Architettonico di Valmaggia (APAV)
- Associazione del Museo di Valmaggia (italienisch) auf museovalmaggia.ch/