Carl Funke
Carl Funke (* 22. August 1855 in Essen; † 15. April 1912 in Ems) war ein deutscher Unternehmer und Kommunalpolitiker, der als Handelskammerpräsident und Stadtverordneter in Essen wirkte.
Leben und Wirken
Als Sohn des Unternehmers Fritz Funke besuchte Carl Funke das Humboldt-Realgymnasium in Essen und schloss mit der Obersekundareife ab. Anschließend studierte er Sprachwissenschaften an der Universität Genf. Dem folgte eine kaufmännische Ausbildung bei der Chemischen Fabrik Vorster & Grüneberg in (Köln-)Kalk und bei der AG für Chemische Industrie in (Gelsenkirchen-)Schalke.
Carl Funke heiratete die wohlhabende Katharina geb. Waldthausen, deren Mitgift erheblich zum gemeinsamen Vermögen beitrug. Sie hatten zusammen vier Kinder, wobei der Sohn Fritz Funke (1888–1975) das Familienerbe erfolgreich weiterführte.
Mit 22 Jahren übernahm Carl Funke die Leitung der Zeche Pörtingsiepen in Fischlaken, einem späteren Stadtteil von Essen. Er vergrößerte deren Absatz unter anderem durch einen Eisenbahnanschluss entscheidend. 1884, im Alter von 29 Jahren, übernahm er die Bergwerksbeteiligungen seines Vaters und vergrößerte seinen Besitz in den folgenden Jahren durch Erwerb weiterer Anteile kontinuierlich. Carl Funke war Aufsichtsratsmitglied in insgesamt zwanzig Unternehmen, darunter auch bei der Deutsche Bank AG. 1906 schloss er seine Steinkohlen-Zechen zur Essener Steinkohlenbergwerke AG zusammen, deren Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. In diesem Jahr erhielt die Zeche Heisinger Tiefbau an der Ruhr den Namen Zeche Carl Funke.
Funke erhielt 1890 durch die Übernahme der Anteile seines Vaters auch den Aufsichtsratsvorsitz der Actien-Bierbrauerei in Essen an der Ruhr, der späteren Stern-Brauerei. Das Amt bekleidete er bis zu seinem Tod 1912.
Seit 1882 war Funke Stadtverordneter der Stadt Essen und Mitglied des Essener Kreistags. Als Mitglied des Essener Verkehrsvereins war Funke um 1900 maßgeblich am Bau des Hotels Kaiserhof an der Lindenallee beteiligt und schuf damit repräsentative Räumlichkeiten für Kongresse und Konferenzen in Essen. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1973 schließlich angebrochen. (Heute befindet sich an dieser Stelle das Haus der SEB-Bank, auch Lindencenter genannt.) 1910 wurde Funke als Abgeordneter in den Provinziallandtag der preußischen Rheinprovinz gewählt. Von 1910 bis 1912 folgte er Max Rötger als Präsident der Handelskammer zu Essen.
In der evangelischen Kirche war Funke als Mitglied in den Presbyterien der Gemeinden Essen-Altstadt, (Essen-)Rellinghausen-Heisingen und (Dortmund-)Dorstfeld engagiert.
Aufgrund zahlreicher Stiftungen bzw. Schenkungen zu gemeinnützigen Zwecken wie Schulen, einem Krankenhaus, einer Lungenheilstätte und dem Gemeindehaus Karl-Funke-Stiftung, insbesondere durch die Carl- und Katharina-Funke-Stiftung für das Realgymnasium Essen, erhielt Funke mehrere Auszeichnungen und Ehrentitel. 1899 wurde er zum Kommerzienrat ernannt, neun Jahre später zum Geheimen Kommerzienrat. Ihm wurde der preußische Rote Adlerorden IV. Klasse, später auch III. Klasse verliehen.
Als Carl Funke 1912 infolge einer Mittelohrentzündung starb, wurde er in der Familiengruft der Familien Funke und Schürenberg auf dem Friedhof am Kettwiger Tor beigesetzt. Dem Trauerzug am Nachmittag des 19. April 1912 folgten mehrere tausend Menschen, darunter Vertreter der Ruhr-Industrie, Mitarbeiter seiner Unternehmen und hohe kommunale Beamte. Nach Schließung des Friedhofs 1955 wurde die Gruft auf den Ostfriedhof Essen transloziert.
In Essen sind die Carl-Funke-Straße mit der Siedlung Carl Funke, die ehemalige Zeche Carl Funke sowie die Carl-Funke-Grundschule im Stadtteil Heisingen nach ihm benannt. Zudem steht dort ihm zu Ehren das Carl-Funke-Denkmal.
Literatur
- Barbara Gerstein: Funke, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 733 f. (Digitalisat).
- Stadt Essen und Historischer Verein für Stadt und Stift Essen (Hrsg.), Erwin Dickhoff (†): Essener Köpfe. 2., erweiterte Auflage, Klartext, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1231-1, S. #.