Cameron Carpenter
Taylor Cameron Carpenter (* 18. April 1981 in Meadville, Pennsylvania) ist ein US-amerikanischer Organist und Komponist.
Werdegang
Taylor Cameron Carpenter wurde als ältester von zwei Söhnen der Eheleute Gregory und Lynn Carpenter in Meadville (Pennsylvania) geboren. Später verzichtete Carpenter aus Marketinggründen auf seinen ersten Vornamen Taylor und nennt sich seitdem Cameron Carpenter. Carpenter wurde zunächst zu Hause von seiner Mutter unterrichtet, bis er mit elf Jahren in die American Boychoir School in Princeton (New Jersey) eintrat. Später besuchte Carpenter die North Carolina School of the Arts in Winston-Salem. Des Weiteren studierte Carpenter an der Juilliard School in New York (master degree) bei Gerre Hancock, John Weaver und Paul Jacobs.
Künstlerische Aktivitäten
Cameron Carpenter fasst die Orgelmusik säkular auf; so bedient er nicht nur das klassische Orgelrepertoire, sondern spielt auch Bearbeitungen von Klavier- und Orchestermusik. Er arrangierte etwa die 5. Sinfonie von Gustav Mahler für die Orgel. Seine Orgelfassungen von Chopin-Etüden stellen die Grenzen der traditionellen Spielweise in Frage. Zum Beispiel spielt er die Läufe in der „Revolutionsetüde“ (op. 10 Nr. 12) und die „Etüde auf den schwarzen Tasten“ (op. 10 Nr. 5) parallel mit Händen und Füßen. Zu Hilfe kommt ihm dabei nach eigener Aussage seine klassische Tanzausbildung. Er wirkte kurzzeitig als artist-in-residence an der Middle Collegiate Church in New York und konzertiert regelmäßig in den großen amerikanischen und europäischen Musikzentren. Sein Album Revolutionary wurde für den Grammy 2009 nominiert.[2]
Carpenter lebt derzeit in Berlin und musiziert regelmäßig auf der großen Schuke-Orgel in der Berliner Philharmonie. 2012 wurde er mit dem Leonard Bernstein Award ausgezeichnet, 2015 erhielt er den ECHO Klassik als Instrumentalist des Jahres.[3] In der Spielzeit 2017/18 war er Artist in Residence beim Berliner Konzerthausorchester am Gendarmenmarkt, wo er auch mit seiner eigenen Orgel auftrat.[4]
International Touring Organ
Im März 2014 stellte der Künstler das speziell für ihn nach seinen Wünschen gefertigte Instrument mit fünf Manualen und Pedal bei einem Konzert im New Yorker Lincoln Center erstmals vor. In Europa wurde es erstmals im Mai 2014 im ehemaligen Stummfilmkino Delphi in Berlin präsentiert. Die „International Touring Organ“ wurde von der Firma Marshall & Ogletree gefertigt.[5] Das Instrument wiegt rund 900 kg.[6] Der Preis wird mit 1,4 Millionen Dollar angegeben.[7]
Das Instrument hat 207 Register auf fünf Manualwerken und Pedal und 90 Koppeln. Eine Besonderheit ist der auf 42 Töne erweiterte Pedalumfang.[8]
Ton- und Videodokumente
Film
- Cameron Carpenter und die Wiedergeburt der „Königin der Instrumente“. (Alternativtitel: Cameron Carpenter: The Sound of my Life.) Dokumentarfilm, OmU, Deutschland, USA, 2014, 54 Min., Buch und Regie: Thomas Grube, Produktion: Boomtown Media, Wowow, ZDF, arte, Reihe: arte in concert, Erstsendung: 21. Juli 2014 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.
Trivia
Imagebildung
Carpenter beschäftigt Medien- und PR-Agenturen in den USA sowie in Europa, die das Image eines bereits in frühen Jahren exzentrischen und genialischen Künstlers kultivieren.[14]
Trennung vom Impresario
Für Aufsehen sorgte Carpenter, als er sich im Sommer 2010 von seinem langjährigen Agenten und Impresario Richard Torrence trennte. Torrence beschuldigte Carpenter daraufhin in einem offenen Brief an Journalisten, ihn um 53.000 US-Dollar betrogen zu haben.[15] Zu einer gerichtlichen Klärung der Vorwürfe kam es nicht, da Torrence Anfang Februar 2011 unerwartet verstarb.
Kontroverse
Der Organist und Hochschullehrer Torsten Laux schrieb 2012 in einer CD-Rezension für das Fachblatt organ von „sinnfreier Effekthascherei“ und hörte in Carpenters Spiel von 2008 eine „penetrante Nervosität“. Zugleich müsse man „anerkennen“: „Hier setzt ein auf seine Art kompromissloser Musiker einen (mit gesampelten Orgelklängen gefütterten) Synthesizer mit unkonventionell-erfrischender Vitalität in Szene […]. Doch lassen sich die unnatürlichen Klänge und die selbstverliebte Attitüde des Spielers in ihrer unveränderlich-monotonen Aufdringlichkeit kaum auf die gesamte Strecke von 64 1/2 Minuten Spieldauer aushalten.“[16]
Weblinks
- Internetpräsenz von Cameron Carpenter
- Cameron Carpenter: The Sound of my Life (arte)
- Kevin Scott Hall: “Revolutionary” organist Cameron Carpenter goes global. In: edge Boston, 18. September 2008, Kurzportrait (englisch)
- Cameron Carpenter bei Titel Thesen Temperamente
- Cameron Carpenter in der Internet Movie Database (englisch)
- Cameron Carpenter bei Discogs
Einzelnachweise
- Cameron Carpenter in den deutschen Charts
- GRAMMY.com. Abgerufen am 21. Mai 2014.
- echoklassik.de - Preisträger 2015 (Memento vom 19. September 2015 im Webarchiv archive.today) Abgerufen am 18. Oktober 2015.
- Konzerthaus Blog – „Die Orgel kennt nur Ja oder Nein.“ Abgerufen am 9. Juli 2018.
- OPUS 8 – Cameron Carpenter’s International Touring Organ. In: marshallandogletree.com. Abgerufen am 3. Juni 2020 (englisch).
- Opus 8 - International Touring Organ. Abgerufen am 27. Oktober 2020 (englisch).
- Kerry Lengel: Cameron Carpenter's pipeless dream: The $1.4 million International Touring Organ. Abgerufen am 27. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
- International Touring Organ. Abgerufen am 24. Mai 2021.
- Mussorgsky: Pictures at an Exhibition. AllMusic, abgerufen am 16. Februar 2017.
- Revolutionary. Abgerufen am 16. Februar 2017.
- Cameron Live! Abgerufen am 16. Februar 2017.
- If You Could Read My Mind. 1. April 2014, abgerufen am 16. Februar 2017.
- All You Need Is Bach. 3. Juni 2016, abgerufen am 16. Februar 2017.
- Bucklesweet Media. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 4. Juli 2014.
- Slipped Disc. Abgerufen am 4. Juli 2014.
- Torsten Laux: review. Cameron Carpenter – Revolutionary. (Memento vom 17. Mai 2014 im Internet Archive) In: organ – Journal für die Orgel, 2012, Nr. 2, S. 55, archiviert von Internet Archive.
- Cameron Carpenter: One-Night-Stands mit der Kirchenorgel. Abgerufen am 24. Mai 2021 (deutsch).
- vgl. das Interview bei xtramagazine.com