Cécile Wajsbrot
Cécile Wajsbrot (* 21. Juli 1954 in Paris) ist eine französische Schriftstellerin, Übersetzerin und Essayistin.
Biografie
Cécile Wajsbrot wurde 1954 als Tochter polnischer Juden in Paris geboren. Ihre Familie war nach Frankreich geflüchtet, von dort wurde der Großvater deportiert und später im KZ Auschwitz ermordet. Ihre Mutter und ihre Großmutter entkamen nur knapp einer Razzia.
Cécile Wajsbrot studierte in Paris vergleichende Literaturwissenschaften und arbeitete anschließend als Französischlehrerin und Rundfunkredakteurin. Sie hat Bücher aus dem Englischen und Deutschen ins Französische übersetzt, u. a. von Virginia Woolf, Suzan Wicks, Charles Olson, Gert Ledig und Wolfgang Büscher.
Sie ist Mitarbeiterin der Zeitschriften Autrement, Les nouvelles Littéraires und Le Magazine littéraire. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin abwechselnd in Paris und Berlin.
Wajsbrot, deren Romane oft einen autobiographischen Hintergrund haben, thematisiert u. a. das Thema der Shoa, bzw. das Schweigen zwischen den Generationen über traumatische Ereignisse der Vergangenheit, sowohl in Bezug auf die französische als auch die deutsche Nachkriegsgeschichte.
Im November 2021 wurde sie für drei Jahre zur neuen Vize-Sektionsleiterin Literatur der Akademie der Künste (Berlin) und damit in deren Senat gewählt.[1]
Auszeichnungen, Ehrungen
- 2014 wurde ihr der renommierte und mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis zugesprochen.
- 2016 Prix de l’Académie de Berlin[2]
- 2017 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Werke
- Romane und Erzählbände
- Une vie à soi, 1982
- Atlantique, 1993
- Le désir d'équateur, 1995
- Mariane Klinger, 1996
- La trahison, 1997 (dt. Der Verrat, übers. v. Holger Fock und Sabine Müller. Liebeskind, München 2006, ISBN 978-3-935890-34-2).
- Voyage à Saint-Thomas, 1998
- Le visiteur, suivi de Le passage, et Les étoiles de mer, 1999
- Nation par Barbès, 2001 (dt. Im Schatten der Tage, übers. v. Holger Fock und Sabine Müller. Liebeskind, München 2004, ISBN 3-935890-23-0).
- Nocturnes, 2002 (dt. Nocturnes: Geschichten vom Meer, übers. v. Holger Fock und Sabine Müller. Liebeskind, München 2009, ISBN 978-3-935890-64-9).
- Caspar-Friedrich-Strasse, 2002 (dt. Mann und Frau den Mond betrachtend, übers. v. Holger Fock und Sabine Müller. Liebeskind, München 2002, ISBN 3-935890-15-X).
- Le tour du lac, 2004
- Fugue, 2005
- Mémorial, 2005 (dt. Aus der Nacht, Übers. Holger Fock, Sabine Müller. Liebeskind, München 2008 ISBN 978-3-935890-51-9)
- Conversations avec le maître, 2007
- L'île aux musées, 2008
- L'hydre de Lerne. 2011 (dt. Die Köpfe der Hydra, Übers. Brigitte Große. Matthes & Seitz, Berlin 2012, ISBN 978-3-88221-581-6).
- Sentinelles, 2013
- Totale éclipse, 2014 (dt. Eclipse, Übers. Nathalie Mälzer. Matthes & Seitz, Berlin 2016, ISBN 978-3-95757-263-9)
- Destruction, Le Bruit du temps, 2019 (dt. Zerstörung, Übers. Anne Weber. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-83533-610-0)
- Nevermore, Le Bruit du temps, 2021 (dt. Nevermore, Übers. Anne Weber. Wallstein, Göttingen 2021, ISBN 978-3-83535-069-4)
- Essays
- Violet Trefusis. Biographie. Vorwort von François Mitterrand. Mercure de France, 1989
- Europe centrale. Mit Sébastien Reichmann. Autrement
- L'Histoire à la lettre. Mit Jacques Hassoun. Mentha, 1991
- Pour la littérature. Zulma, 1999
- Beaune-la-Rolande. Zulma, 2004 ISBN 2-84304-266-6 (dt. „Die Zeremonie“. Übers. Hans Thill. In: Sinn und Form 2/2012, ISBN 978-3-943297-04-1)
- Das Presbyterium, in Olga Mannheimer Hg.: Blau, weiß, rot. Frankreich erzählt. Übers. Marie Luise Knott. dtv, München 2017 ISBN 9783423261524 S. 317–323[3]
- Übersetzungen
- Virginia Woolf: Les Vagues. Calmann-Lévy, 1993
Literatur
- Jan-Pieter Barbian: Cécile Wajsbrot. In: dsb. (Red.): Vive la littérature! Französische Literatur in deutscher Übersetzung. Hg. & Verlag Stadtbibliothek Duisburg ISBN 9783892796565 S. 44f (mit Abb.)
- Roswitha Böhm und Margarete Zimmermann: Du silence à la voix – Studien zum Werk von Cécile Wajsbrot. V&R Unipress, Göttingen 2010 ISBN 978-3-89971-497-5
- Philipp Glahé: Von der Relativität der Zeit. Familie und Werk der Schriftstellerin Cécile Wajsbrot, in: Dokumente 4/2015, S. 57–59. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog / Revue du dialogue franco-allemand, ISSN 0012-5172.
- Leopoldo Domínguez: El Holocausto en la narrativa transfronteriza. In: José Javier Martos Ramos / María A. Borrueco Rosa (Hrsg.). Eine Geschichte, ein Roman, ein Märchen. Miscelánea de estudios in memoriam Nathalie Zimmermann (Colección Interlingua). Granada: Editorial Comares 2019, S. 31–42.
Weblinks
- Literatur von und über Cécile Wajsbrot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Cécile Wajsbrot bei perlentaucher.de
- Interview mit Cécile Wajsbrot, FAZ, 11. Oktober 2009
- '"Osnabrück ist das verlorene Paradies, nur nicht für mich."', Gespräch mit Hélène Cixous. In: Sinn und Form 2, 2014, S. 214–222
- Profil Cécile Wajsbrot auf der Website der Édition Zulma (französisch)
Einzelnachweise
- Turnusgemäße Neuwahl der Wahlamts-Führungposten der AdK, theaterderzeit.de vom 16. November 2021, abgerufen am 23. November 2021
- https://www.academie-de-berlin.de/Archive/aktuelles/eurostile-next Abgerufen am 3. Juni 2016
- Erstveröffentlichung. Über ihre verschiedenen Sprachen: Jiddisch, Deutsch, Französisch