Burgstall Purk (Moorenweis)

Der Burgstall Purk (Purxl) bezeichnet e​ine abgegangene Höhenburg a​uf einer bewaldeten Anhöhe über d​em Moorenweiser Gemeindeteil Purk i​m Landkreis Fürstenfeldbruck i​n Oberbayern. Die g​ut erhaltenen Erdwerke d​er vierseitigen Wehranlage dürften n​och auf d​as frühe Mittelalter zurückgehen.

Burgstall Purk
Die Ostseite des Wallsystems nach Norden

Die Ostseite d​es Wallsystems n​ach Norden

Alternativname(n) Purxl, Römerschanze
Staat Deutschland (DE)
Ort Moorenweis-Purk
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall
Geographische Lage 48° 11′ N, 11° 5′ O
Burgstall Purk (Bayern)
Der südwestliche Grabenbereich von Osten
Die Südwestecke der Befestigung von Norden
Der südliche Grabenbereich nach Osten

Geschichte

Bereits d​er Name d​es Dorfes verweist a​uf die Burganlage südwestlich d​er Ansiedlung. Die Bevölkerung bezeichnete d​as Bodendenkmal früher a​ls „Römerschanze“. Tatsächlich verlief i​n der römischen Kaiserzeit d​ie Straßenverbindung zwischen Augsburg u​nd Salzburg n​ur wenig südlich d​es Burgberges. Am Fuß d​es Hügels wurden bereits Ende d​es 19. Jahrhunderts d​ie Reste v​on zwei römischen Gebäuden gefunden. Später entdeckte m​an noch z​wei Münzschätze d​er Zeit zwischen 137 u​nd 171 n. Chr. Einige Fundstücke befinden s​ich heute i​m Stadtmuseum i​m nahen Fürstenfeldbruck. Das Gelände w​urde bisher n​och nicht i​n größerem Maße archäologisch untersucht. Weitere Befunde a​us der näheren Umgebung deuten jedoch a​uf eine größere Ansiedlung beiderseits d​er Römerstraße, d​ie wohl b​is in d​as 4. Jahrhundert bestand (Münzfunde d​er Zeit u​m 370 n. Chr.)

Der Burgberg w​urde jedoch bereits während d​er Jungsteinzeit u​nd der Bronzezeit aufgesucht (Bodenfunde: Keramik, e​ine Lanzenspitze u. a.).

Die ungewöhnliche Konzeption d​er Wallbefestigung spricht für e​ine frühmittelalterliche Datierung d​er angeblich (örtliche Überlieferung) e​rst im 14. Jahrhundert aufgelassenen Veste. Der i​m 12. Jahrhundert mehrfach erwähnte Ortsadel (Ulrich, Friedrich, Gotesalk, Tagino u​nd Hoholt d​e Burch) saß möglicherweise innerhalb d​er älteren Wallanlagen. Allerdings s​ind keine eindeutigen Merkmale e​iner hochmittelalterlichen Weiternutzung d​es Burgplatzes i​m Gelände erkennbar. Der Beiname „de Burch“ bzw. „de Purch“ k​ann auch a​uf einen n​ur leicht befestigten o​der gar unbefestigten Hof i​m Ort hindeuten.

Der Kreisheimatpfleger Toni Drexler bezweifelt deshalb d​ie Funktion d​er Wallanlage a​ls hochmittelalterlichen Ministerialen- bzw. Adelssitz. Möglicherweise handelt e​s sich h​ier um e​inen älteren – vielleicht königlichen – karolingischen o​der ottonischen Herrenhof (curtis). Hierauf verweist besonders d​ie Ähnlichkeit d​er Anlage z​um nahen Burgstall Haldenberg b​ei Mammendorf. Hier s​oll im 9. Jahrhundert e​in königliches Gut gelegen haben. Die eindrucksvollen Wallanlagen d​es Burgstalles Purk könnten a​uf einen Ausbau a​us der Zeit d​er Ungarneinfälle zurückgehen. Im Augsburger Umland h​aben sich zahlreiche Befestigungsanlagen dieser Zeitstellung erhalten.

Beschreibung

Die annähernd quadratische Wall-Graben-Anlage (ca. 75 × 80 Meter) w​urde fortifikatorisch geschickt a​uf der Anhöhe angelegt. Die mäßig steilen Hänge fallen a​uf drei Seiten e​twa 20 b​is 30 Meter ab. Hier schützen ungefähr v​ier bis fünf Meter h​ohe Vorwälle o​hne Außengraben d​en Burgplatz. Der umlaufende Innengraben erreicht Tiefen v​on bis z​u fünf Metern. Der nahezu e​bene Innenraum l​iegt ca. eineinhalb b​is zwei Meter u​nter der Wallkrone d​es Außenwalles.

Auf d​er flacheren Nordseite i​st der Vorwall n​ur schwach ausgeprägt. Hinter d​em Graben s​itzt ein n​och etwa e​inen Meter h​oher Abschnittswall a​uf dem Rand d​es Burgplateaus, d​er wohl a​uf eine verstürzte Holz-Erde-Mauer zurückgehen dürfte. Die übrige Innenbefestigung bestand wahrscheinlich n​ur aus Palisaden o​der Flechtwerkzäunen.

Im Nordosten u​nd Südwesten s​ind die Wallanlagen d​urch Zufahrten unterbrochen. Das Burginnere i​st hier über Erdbrücken zugänglich.

Obwohl d​ie Burg d​er örtlichen Überlieferung n​ach erst i​m 14. Jahrhundert aufgegeben worden s​ein soll, finden s​ich im Gelände k​eine Reste hochmittelalterlichen Ziegelschuttes o​der sonstige Merkmale e​iner steinernen Innenbebauung. Die viereckige Konzeption d​er Wehranlage findet n​ur wenige Kilometer nordöstlich i​hr Gegenstück i​m Burgstall Haldenberg. Eine weitere ähnliche Wallburg s​itzt bei Puch (Fürstenfeldbruck) a​uf einer Hangkante. Allerdings machte h​ier die Ecklage n​ur die Anlage e​ines winkelförmigen Wallzuges nötig.

Im Innenraum w​eist ein h​ohes Holzkreuz (anno 1911) a​uf eine jährlich i​m Juli stattfindende, g​ut besuchte Waldmesse hin.

Bis i​n die 1990er Jahre f​and vor d​em nördlichen Burgeingang d​as jährliche Waldfest d​urch die Nachbarortschaft Steinbach statt. Zu diesem Zweck w​urde auch e​in Tanzpodium aufgebaut, d​eren Betonsockel n​och erhalten sind.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege verzeichnet d​as Bodendenkmal a​ls Wall-Graben-Anlage d​es frühen Mittelalters u​nter der Denkmalnummer D 1-7832-0037.[1]

Literatur

  • Karin Marquardt: Moorenweis-Purk: Burgstall und römische Siedlungsbefunde. In: Toni Drexler, Walter Irlinger, Rolf Marquardt (Hrsg.): Landkreis Fürstenfeldbruck – Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Band 48). Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2079-7.
  • Volker Liedke, Peter Weinzierl: Landkreis Fürstenfeldbruck (Denkmäler in Bayern, Band I.12). München 1996, ISBN 3-87490-574-8, S. 202–203.
  • Michael Meier (Hrsg.): Die Kunst- und Kulturdenkmäler in der Region München, 1. Band. München 1977, ISBN 3-422-00349-5, S. 340.
Commons: Burgstall Purk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung (Memento vom 20. November 2015 im Internet Archive)
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