Branko Benzon

Branko Benzon (* 29. August 1903 i​n Postira; † 1. September 1970 i​n Caracas) w​ar ein Diplomat d​es Unabhängigen Staates Kroatien u​nd Kardiologe.

Leben

Branko Benzon studierte a​n der Universität Zagreb Humanmedizin u​nd promovierte z​um Doktor. Anschließend gehörte e​r zur Führung d​er faschistischen Ustascha. Er w​urde 1932 a​us politischen Gründen a​us dem Staatsdienst e​ines jugoslawischen Krankenhauses entlassen. 1940 migrierte über d​ie Slowakei u​nd in d​as Deutsche Reich. Dort gestaltete e​r als Vertreter d​er Ustascha e​in kroatisches Propaganda-Rundfunkprogramm. Nach d​er Gründung d​es Unabhängigen Staates Kroatien sprach e​r bei Adolf Hitler v​or und b​at darum, d​ie Kroaten z​u beschützen. Vier Tage n​ach der Gründung d​es Staates w​urde die faschistische Diktatur v​on Ante Pavelić d​urch das Kabinett Hitler anerkannt.

Benzon war vom 31. März 1941 bis 10. Oktober 1941 Gesandter des Unabhängigen Staates Kroatien in Berlin.[1] Danach fiel er bei Joachim von Ribbentrop in Ungnade und dieser suchte bei Ante Pavelić um einen neuen Gesandten an.

Branko Benzon w​urde nach Bukarest versetzt, w​o er v​on 1942 b​is 1944 a​ls Gesandter tätig war. Von 1944 b​is 1945 w​ar er Gesandter i​n Budapest. Dort s​oll er l​aut Aussage v​on Wilhelm Höttl während d​es Unternehmen Margarethe mehrere Dutzend Reisepässe besorgt u​nd so bedrohten Juden z​ur Flucht verholfen haben.[2][3]

Am 22. März 1947 entwich er über Spanien nach Argentinien. Neben einem von den spanischen Behörden ausgestellten Reisepass verfügte er über ein Empfehlungsschreiben von Francisco Franco an Juan Perón. In der Casa Rosada erhielt er zusammen mit Czesław Smolinski, Gino Monti de Valsassina und Horst Carlos Fuldner Audienz bei Perón.[4] Kurz nach seiner Ankunft wurde er als technischer Anwärter im argentinischen Gesundheitsministerium eingestellt. Er arbeitete in Buenos Aires und wurde ein enger Freund von Eva Perón sowie Kardiologe von Juan Perón. Von Ende 1947 bis 1949 war er Sonderanwärter für Migration aus Jugoslawien, in dieser Funktion entschied Benzon abschließend über Einreiseanträge nach Argentinien. In dieser Funktion war er an einer Rattenlinie beteiligt, die etwa 100 hochrangige Nazis, darunter vermutlich auch Josef Mengele,[5] zur Flucht verhalf.[6] Anträge, welche er Juden zuordnete, lehnte er mit dem Kürzel J. NO B. ab.[7][8] In der am 29. Juni 1948 gegründeten Sociedad Argentina de Recepción de Europeos vertrat er Kroatien.[9] Als Ante Pavelić 1948 nach Buenos Aires kam, begrüßte ihn Benzon als Führer der Ustascha-Kolonie in Argentinien.[10][11]

1955, n​ach dem Sturz v​on Juan Perón, f​loh er zusammen m​it diesem n​ach Venezuela.[8] Dort arbeitete e​r in e​inem amerikanischen Krankenhaus i​n Caracas.

Literatur

  • Slaven Ravlić: BENZON, Branko. In: Darko Stuparić (Hrsg.): Tko je tko u NDH : Hrvatska 1941.–1945. [Wer ist wer im NDH : Kroatien 1941–1945]. Minerva, Zagreb 1997, S. 34 f. (kroatisch).

Einzelnachweise

  1. Igor-Philip Matić, Edmund Veesenmayer: Agent und Diplomat, S. 152
  2. Aussage Wilhelm Höttl verlesen im Eichmannprozesses nach Goñi S. 278
  3. Uki Goñi: Odessa: Die wahre Geschichte. Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher. Assoziation A, ISBN 3-935936-40-0, S. Kapitel 21 (labournet.de [PDF]).
  4. Uki Goñi S. 124
  5. Klaus Wiegrefe: Jagd auf Mengele. In: Der Spiegel. Nr. 16, 18. April 2011, S. 32 (spiegel.de).
  6. Hector Tobar: Nazi Smuggling Ring Is Back in Spotlight. Los Angeles Times, 25. März 2003, abgerufen am 16. August 2015.
  7. Uki Goñi, La auténtica Odessa: la fuga nazi a la Argentina de Perón, p. 149. S. 121, Ignacio Montes de Oca, Ustashas: El ejército nazi de Perón y el Vaticano,
  8. Glüsing: Rattenlinie oder Klosterroute. In: Der Spiegel. Nr. 17, 21. April 1997, S. 176–178 (spiegel.de).
  9. Uki Goñi S. 178
  10. Goñi S. 219
  11. Uki Goñi S. 121, 124, 133, 178,181, 210,219, 277, Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 15. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/edant.clarin.com
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