Bogdanovit
Bogdanovit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ (ehemals Elemente) mit der chemischen Zusammensetzung (Cu,Fe)(Au,Te,Pb)3[2] bzw. (Au,Te,Pb)3(Cu,Fe)[1] Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Kupfer und Eisen sowie Gold, Tellur und Blei können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Entsprechend dieser Formel zählt das Mineral zu den mit den Sulfiden verwandten Telluriden.
Bogdanovit | |
---|---|
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1978-019 |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze (ehemals Elemente, siehe Klassifikation) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.BA.50 (8. Auflage: I/A.01) 02.02.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m |
Raumgruppe | Pm3m (Nr. 221) |
Gitterparameter | a = 4,0876 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 1[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5[2]; VHN20 = 235–270 (kupferreich), 290–354 (eisenreich)[6] |
Dichte (g/cm3) | 13,72[7] |
Spaltbarkeit | keine[7] |
Farbe | rosabraun bis bronzebraun, an der Luft blauschwarz anlaufend |
Strichfarbe | nicht definiert |
Transparenz | undurchsichtig (opak) |
Glanz | Halbmetallglanz |
Der 1990 publizierten, idealisierten chemischen Zusammensetzung Au3Cu und Struktur[4] nach wäre Bogdanovit allerdings ähnlich wie die verwandten Minerale Auricuprid (Cu3Au), Cuproaurid (CuAu3) und Tetra-Auricuprid (CuAu) bei den Elementmineralen einzugruppieren.[8]
Bogdanovit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form von millimetergroßen, körnigen Mineral-Aggregaten gefunden werden. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen einen halbmetallähnlichen Glanz. Frische Proben sind von rosabrauner bis bronzebrauner Farbe. An der Luft läuft das Mineral allerdings sehr schnell blauschwarz an. Auf polierten Flächen zeigen sich dagegen ungewöhnliche Farbeffekte von Himbeerviolett oder Grauviolett bis Gold und Gelb.[6]
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Bogdanovit in der Gold-Silber-Tellurit-Lagerstätte Aginsk auf der Halbinsel Kamtschatka im Föderationskreis Ferner Osten der Russischen Föderation. Die Erstbeschreibung erfolgte 1979 durch E. M. Spiridonov und T. N. Chvileva, die das Mineral nach dem russischen Geologen Aleksei Alexejewitsch Bogdanow (englisch Aleksei Alekseevich Bogdanov) (1907–1971) benannten.
Typmaterial, das heißt Mineralproben aus dessen Typlokalität, wird im Bergbau-Museum der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg in Sankt Petersburg unter der Katalog-Nr. 115/1 sowie im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter der Katalog-Nr. 79408 aufbewahrt.[9]
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bogdanovit zur Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen, intermetallische Verbindungen, Carbide, Nitride, Phosphide und Silicide)“ und dort zur Abteilung der „Metalle und intermetallischen Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er zusammen mit Anyuiit, Auricuprid, Gold, Hunchunit, Kupfer, Novodneprit, Silber, Tetra-Auricuprid und Yuanjiangit die „Kupfer-Reihe“ mit der System-Nr. I/A.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bogdanovit dagegen in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze (einschließlich Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenide, Sulfantimonide, Sulfbismutide)“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.BA.50 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bogdanovit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p = 3:1“ zu finden.
Chemismus
Die Analyse von 11 Mikroproben – davon 4 eisenreiche, 3 kupferreiche und 4 intermediäre – ergab eine empirische Zusammensetzung von 57,6–63,6 % Gold (Au), 1,67–3,39 % Silber (Ag), 3,32–15,1 % Kupfer (Cu), 10,28–0,09 % Eisen (Fe), 10,7–14,4 % Blei (Pb), 9,60–10,3 % Tellur (Te) und 0–0,28 % Selen (Se).[5]
Kristallstruktur
Bogdanovit mit der idealisierten Formel Au3Cu kristallisiert isostrukturell mit Isoferroplatin (FePt3) in der Raumgruppe Pm3m (Raumgruppen-Nr. 221) mit dem Gitterparameter a = 4,0876 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]
Bildung und Fundorte
Bogdanovit bildet sich in der Oxidationszone von Goldtellurit- und Kupfer-Lagerstätten, wo er vergesellschaftet mit gediegen Gold und den Mineralen Bilibinskit, Bezsmertnovit und Balyakinit sowie verschiedene Eisen-, Kupfer- und Blei-Telluride.
Bogdanovit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, das bisher nur in wenigen Proben nachgewiesen werden konnte, die von weniger als 10 bekannten Fundorten stammen (Stand 2017). Neben seiner Typlokalität Aginsk auf der Halbinsel Kamtschatka im Fernen Osten fand sich das Mineral in Russland nur noch in der Gold-Lagerstätte Pionerskoje im Sajangebirge in der autonomen Republik Tuwa.
In Kanada wurde Bogdanovit in der Lagerstätte Marathon nahe der gleichnamigen Ortschaft in der Provinz Ontario gefunden, die auch bekannt für ihre Platingruppen-Minerale wurde.
Die reiche Gold-Lagerstätte Manka im Altai-Gebirge in Kasachstan lieferte neben Bogdanovit und verschiedenen Goldtelluriden im Produktionszeitraum von 1929 bis 1955 rund 6 t Gold. Daneben trat Bogdanovit in Kasachstan unter anderem noch bei Dalnii Vostok im Gebiet Aqmola und im südlichen Teil der Lagerstätte Dzhelambet auf.
Im vorwiegend aus stark oxidiertem Kupfer bestehenden Erzkörper des Untertagebaus Campbell bei Bisbee im US-Bundesstaat Arizona findet sich Bogdanovit unter anderem zusammen mit den Typmineralen Henryit und Kiddcreekit sowie verschiedenen Kupfer-, Blei- und Zink-Mineralen.
Weitere bekannte, aber noch nicht bestätigte bzw. näher benannte Fundorte liegen bei Salmchâteau in der belgischen Gemeinde Vielsalm und im mexikanischen Bundesstaat Sonora.[10]
Siehe auch
Literatur
- Michael Fleischer, Roger G. Burns, Louis J. Cabri, George Y. Chao, D. D. Hogarth and Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 64, 1979, S. 1329–1334 (minsocam.org [PDF; 703 kB; abgerufen am 28. Dezember 2017]).
Weblinks
- Mineralienatlas: Bogdanovit (Wiki)
- Bogdanovite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
- David Barthelmy: Bogdanovite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Bogdanovite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
Einzelnachweise
- Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2019. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2019, abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 67.
- Peter Bayliss: Revised unit-cell dimensions, space group, and chemical formula of some metallic minerals. In: Canadian Mineralogist. Band 28, 1990, S. 751–755 (rruff.info [PDF; 436 kB; abgerufen am 28. Dezember 2017]).
- Michael Fleischer, Roger G. Burns, Louis J. Cabri, George Y. Chao, D. D. Hogarth and Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 64, 1979, S. 1329–1334 (minsocam.org [PDF; 703 kB; abgerufen am 28. Dezember 2017]).
- Bogdanovite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 28. Dezember 2017]).
- Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 39.
- Stefan Weiß: Goldmineralien und ihre Varietäten. In: Gold. Mineral, Macht und Illusion: 500 Jahre Goldrausch (= Christian Weise [Hrsg.]: extraLapis. Band 2). Christian Weise Verlag, 1992, ISBN 3-921656-23-0, ISSN 0945-8492, S. 44.
- Catalogue of Type Mineral Specimens – B. (PDF 119 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 29. August 2019.
- Fundortliste für Bogdanovit beim Mineralienatlas und bei Mindat