Auricuprid
Auricuprid, auch Goldcuprid oder Cuproaurit, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen, intermetallische Verbindungen, Carbide, Nitride, Phosphide und Silicide)“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Cu3Au und ist damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung aus Kupfer und Gold mit dem Stoffmengenverhältnis von 3 : 1.
Auricuprid | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen | |
Chemische Formel | Cu3Au (auch AuCu3[1]) |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Elemente – Metalle und intermetallische Verbindungen |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
1.AA.10a (8. Auflage: I/A.01) 01.01.02.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m |
Raumgruppe | Pm3m (Nr. 221) |
Gitterparameter | a = 3,75 Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 1[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3 bis 3,5[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 11,5; berechnet: [13,77][5] |
Spaltbarkeit | fehlt[4] |
Farbe | bronzegelb, kupferrot[4] |
Strichfarbe | kupferrot[4] |
Transparenz | opak |
Glanz | starker Metallglanz |
Auricuprid kristallisiert im kubischen Kristallsystem und bildet massive, am Rand sehr dünne, flache Aggregate bis etwa 100 μm Größe von bronzegelber bis kupferroter Farbe. Im Auflichtmikroskop erscheint das Mineral rosaviolett.
Etymologie und Geschichte
Benannt ist das Mineral nach den lateinischen Bezeichnungen der beteiligten Elemente aurum für Gold und cuprum für Kupfer.
Als natürliche Mineralbildung wurde Auricuprid erstmals in der Gold-Lagerstätte Zolotaya Gora („Goldberge“), genauer im später als „Mine No. 9“ bezeichneten Bergwerk entdeckt, das zwischen den Schluchten Alekseevskii und Novyi am Bergrücken des Karabasch nahe der gleichnamigen Stadt in der russischen Oblast Tscheljabinsk (Südural) liegt. Die erstmalige Beschreibung dieser Lagerstätte und des kupferfarbenen Goldes erfolgte bereits 1908 durch A. Nikolaev. Eine genaue mineralogische Beschreibung des Kupfergoldes aus Karabasch folgte 1935 und 1939 durch M. P. Lozhechkin, der damit als Entdecker des Minerals gilt und die Bezeichnung Cuproaurid für das neue Mineral vorschlug. Eine erste chemische Zusammensetzung des Minerals ermittelte K. A. Nenadkevich mit einem Anteil von 74,33 Gew.-% Gold, 20,39 Gew.-% Kupfer und einem geringeren Anteil von bis zu 4,49 Gew.-% Silber,[2] wobei silberhaltige Auricupride inzwischen als Varietät (Argentocuproaurid) angesehen werden. Nach neueren Analysen ist die bereinigte, idealisierte chemische Zusammensetzung Cu3Au.
Als synthetisches Produkt war die Verbindung Cu3Au allerdings schon vor der Erstbeschreibung des Minerals bekannt. Der von Lozhechkin vorgeschlagene Name wurde 1950 durch Paul Ramdohr in Auricuprid geändert.[6]
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Auricuprid zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung der „Metalle und intermetallischen Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er zusammen mit Anyuiit, Bogdanovit, Gold, Hunchunit, Kupfer, Novodneprit, Silber, Tetra-Auricuprid und Yuanjiangit die „Kupfer-Reihe“ mit der System-Nr. I/A.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Auricuprid ebenfalls in die Abteilung der „Metalle und intermetallischen Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Auricuprid ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Kupfer-Cupalit-Familie“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 1.AA.10a bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Auricuprid in die Klasse und dort in die gleichnamige Abteilung der „Elemente“ ein. Hier ist er zusammen mit Tetra-Auricuprid und Yuanjiangit in der „Auricupridgruppe“ mit der System-Nr. 01.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ zu finden.
Kristallstruktur
Aurocuprid kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Raumgruppe Pm3m (Raumgruppen-Nr. 221) mit dem Gitterparameter a = 3,75 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]
Die Kristallstruktur besteht aus würfelförmigen Elementarzellen mit kubisch dichtester Kugelpackung, was einem kubisch flächenzentrierten Gitter entspricht. Jedes Goldatom ist dabei von je 12 Kupferatomen als direkten Nachbarn umgeben beziehungsweise jedes Kupferatom von je 4 Gold- und 8 Kupferatomen.
Eigenschaften
Auricuprid (Goldcuprid) ist deutlich dunkler als Gold, was auf Mineralproben auch gut zu erkennen ist, da er häufig mit Gold vergesellschaftet auftritt. In Öl reflektiert Auricuprid das Licht zudem mit einem auffälligen rosavioletten Farbton. Gegen Verwitterung und durch oberflächliche Oxidation verursachte Anlauffarben ist Auricuprid allerdings ähnlich beständig wie Gold.[1]
Auricuprid hat eine höhere Härte als reines oder silberhaltiges Gold und wird daher beim Transport zu den Seifenlagerstätten weniger zu dünnen Blättchen deformiert.
Modifikationen und Varietäten
Auricuprid bildet zwei Varietäten, den Argentocuproaurid und den Rozhkovit. Argentocuproaurid enthält zusätzlich zu Gold und Kupfer noch Silber.[7] Die palladiumhaltige Varietät Rozhkovit galt bis zu ihrer Diskreditierung durch die IMA im Jahr 2006 als eigenständiges Mineral.[8]
Bildung und Fundorte
Auricuprid bildet sich bei niedrigen Temperaturen durch Ordnung und Entmischung von Kupfer-Gold-Legierungen in Serpentiniten, wo er unter anderem in Paragenese mit Gold, Kupfer und anderen Gold-Kupfer-Legierungen auftritt.
Als seltene Mineralbildung konnte Auricuprid nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher (Stand 2018) rund 20 Fundorte[9] dokumentiert sind.
Neben seiner Typlokalität Zlatoya Gora im Ural konnte Auricuprid in Russland noch im Kondjor-Massiv in der Region Chabarowsk und im Aldanhochland in der Republik Sacha sowie bei Pawlowsk nahe dem Chankasee in der Region Primorje im Föderationskreis Ferner Osten, in der Kupfer-Nickel-Lagerstätte Talnach nahe Norilsk in der Region Ostsibirien und auf der Insel Alexandraland in Nordwestrussland gefunden werden.
Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist Weierfeld im Bezirk Rheinfelden (Kanton Aargau).[10]
Weitere bisher bekannte Fundorte sind Cajoncillo nahe Alemanía in der argentinischen Provinz Salta, am Wilson River auf der australischen Insel Tasmanien, die Kupfer- und Edelmetall-Lagerstätte El Indio in der Provinz Elqui (Región de Coquimbo) in Chile, das Gebiet um Korydallos im Pindosgebirge in der griechischen Region Epirus, Novodneprovsk auf dem Gebiet Aqmola in Kasachstan, Jidoştiţa im Kreis Mehedinți und Valea lui Stan im Kreis Vâlcea in Rumänien, Borovec bei Štěpánov nad Svratkou in der tschechischen Region Mähren, der Tagebau Sandsloot in der Provinz Limpopo und die Platin-Eisen-Magnesium-Lagerstätte Mooihoek (Mooihoek Farm) in der Provinz Mpumalanga in Südafrika sowie Pefkos im Bezirk Limassol und Laksia im Bezirk Nikosia auf Zypern.[10]
Siehe auch
Literatur
- M. P. Lozhechkin: The Karabash Deposit of copper-bearing gold. In: Tr. Ural'skogo filiala AN SSSR (Proceedings of the Ural Division of RAS). Band 4, 1935, S. 35–45.
- M. P. Lozhechkin: New Data on chemical composition of «copper-bearing gold». In: Doklady Academii Nauk SSSR. Band 24, 1939, S. 454–457.
- Michael Fleischer, Louis J. Cabri, Ernest H. Nickel, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 62, 1977, S. 593–600 (minsocam.org [PDF; 890 kB; abgerufen am 19. Februar 2018] Rozhkovite = palladian cuproauride).
Weblinks
Einzelnachweise
- Paul Ramdohr: Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen. 4., bearbeitete und erweiterte Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 363–365.
- Igor V. Pekov: Minerals first discovered on the territory of the former Soviet Union. 1. Auflage. Ocean Pictures, Moscow 1998, ISBN 5-900395-16-2, S. 32–33.
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 35.
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Aurocupride. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 60 kB; abgerufen am 19. Februar 2018]).
- Paul Ramdohr: Neue Erzmineralien. In: Fortschritte der Mineralogie. Band 28, 1950, S. 69–70.
- Mindat – Argentocuproaurid
- Mindat – Rozhkovit
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Auricuprid
- Fundortliste für Auricuprid beim Mineralienatlas und bei Mindat