Bischofspalast (Nysa)
Der Bischofspalast in Neisse (poln. Nysa, Woiwodschaft Oppeln) ist der ehemalige Sitz der Breslauer Bischöfe. Neuerdings dient er als Sitz des örtlichen Museums[1]. Er liegt am östlichen Rande des Stadtkerns. Das Gebäude misst im Grundriss etwa 50 × 50 Meter.
Geschichte
Am Ort des Palastes gab es im Mittelalter einen 1290 erwähnten Bischofssitz mit einer Befestigungsanlage umgeben, die den bisherigen Erdwall ersetzte. Außerdem gab es einen Burggraben. Diese Maßnahmen waren wegen des Streites zwischen dem Fürsten Heinrich dem Gerechten und dem Breslauer Bischof Thomas 1270–1292 nötig. Damals waren die Breslauer Bischöfe in Neisse, als der Hauptstadt des Fürstentums Neisse ansässig. Der Palast wurde vom Bischof Jost II. von Rosenberg 1459 erweitert. 1477 wurde der Sitz des Kollegiatstifts aus Ottmachau nach Neisse verlegt, und die Breslauer Bischöfe blieben dort ständig. Nach dem Brand 1524 wurde der Palast zwei Jahre später im Renaissancestil vom Bischof Jakob von Salza wiederaufgebaut. 1582 hat der Bischof Martin von Gerstmann einen Turm errichten lassen.
Daneben wurde 1615 ein neues Gebäude, der Empfangssaal, errichtet. Am Ende des 17. Jahrhunderts entstand außerhalb des Palastkomplexes das sogenannte Hauptgebäude. Der Bischofssitz bestand bis 1824.
Das 103 Meter lange Gebäude des Bischofshofes wurde 1842 in Artilleriewerke der Festung Neisse umwandelt. Der Erzherzog Karl von Österreich (1590–1624) begann 1620 den Bau einer neuen Residenz, doch nach seinem baldigen Tod wurde das Vorhaben verworfen. Wegen des Dreißigjährigen Krieges wurden die Bauarbeiten erst in den sechziger Jahren wiederaufgenommen und um 1680 beendet. Damals entstand der Nordostflügel, der Nordwestflügel und ein Teil des Südostflügels. 1722–1729 hat der Bischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg den Bau des Südwestflügels und eines Teils des Südostflügels nach dem Entwurf des Architekten Christoph Tausch durchgeführt, wodurch ein quadratisches Gebäude mit einem Innenhof entstand. Schon im Jahre 1742 wurde die Bischofsresidenz aufgrund einer Verordnung der preußischen Behörden dem Militär übergeben. Im Palast fand 1769 das historische Treffen des Friedrichs des Großen mit dem Römisch-deutschen König Joseph II. statt, was auf dem Gemälde von Adolph Menzel verewigt wurde.
Dank den geschickten Politik des Kardinals Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst gelang es der Kirche das Gebäude für einen kurzen Zeitraum (1796–1810) wiedergewinnen. 1807 nach dem Einmarsch der französischen Truppen hat sich im Palast der Oberbefehlshaber des 8. Württemberger Armeekorps Jérôme Bonaparte einquartiert.
Wegen der Säkularisation wurde der Palast erneut beschlagnahmt. Seit 1823 wurde er Sitz des Landgerichtes, seit 1849 des königlichen Militärgerichtes sowie des Katasteramtes. 1850–1852 diente das 2. Obergeschoss als Dienstwohnung des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, des Kommandanten der Neisser Brigade. 1881 wurde das ganze Gebäude für Gerichtsämter bestimmt.
Der Palast wurde 1927 renoviert. Im März 1945 ist der Palast total ausgebrannt. 1947–1948 wurde die Ruine notdürftigerweise überdacht. Im Brand ist die ganze Inneneinrichtung, mit Ausnahme zweier Kamine, verlorengegangen. 1962 begannen die Wiederherstellungsarbeiten. Am 30. März 1984 wurde der Palast dem Museum übergeben, am 1. Oktober 1986 feierlich eröffnet.
Architektur
Der dreigeschossige Palast ist im Stil des italienischen Barocks errichtet worden. Die vier Flügel umgeben einen Innenhof. Bis zum Brand 1945 waren die Palastinnenräume reich geschmückt.
Die Fassaden der einzelnen Bauetappen unterscheiden sich sichtbar. Die Frontfassade mit zwei Portalen hat im Erdgeschoss eine bossenwerkähnliche Aufteilung. Der Nordportal bildet den Haupteingang, der Südeingang hat nur eine dekorative Funktion. Die beiden Obergeschosse sind durch Pilaster gegliedert.
Auf den Innenhofwänden sind drei gemalte Sonnenuhren aus den Jahren 1708–1710 erhalten geblieben.
Der Palast wurde am 10. August 1958 unter 568/58 in das Verzeichnis der Baudenkmäler der Woiwodschaft Oppeln
Literatur
- Neisse : Texte und Bilder / Hrsg. von Wojciech Kunicki ; unter Mitarbeit von Marta Kopij und Gabriela Połutrenko : 2. durchges. Aufl. : Nysa : Oficyna Wydawnicza Państwowej Wyższej Szkoły Zawodowej, 2005 : ISBN 83-60081-00-X
- Marek Sikorski, "Nysa. Skarby sztuki i osobliwości", (Neisse – Kunstschätze und Sehenswürdigkeiten) 1999,: Silesiapress ISBN 83-909213-0-8
- J.Daniel, I.Zielonka, "Nysa-przystanek wędrowca", (Neisse – Einkehr eines Wanderers) 2004,: Inserat ISBN 83-912169-1-8
- Katalog zabytków sztuki w Polsce (Katalog der Kunstschätze in Polen), t. VII, Województwo opolskie, z. 9, Powiat nyski, Warszawa 1963
Weblinks
- Festung Nysa
- Fotos (PDF; 17 MB)
- Museum