Martin von Gerstmann
Martin von Gerstmann (* 8. März 1527 in Bunzlau, Herzogtum Schweidnitz; † 23. Mai 1585 in Neisse, Fürstentum Neisse) war von 1574 bis 1585 Fürstbischof von Breslau und Oberlandeshauptmann von Schlesien.
Leben
Als Sohn des Tuchmachers und Bunzlauer Bürgermeisters Christoph Gerstmann wurde Martin protestantisch erzogen und studierte ab 1549 an der Brandenburgischen Universität Frankfurt. Etwa 1555 immatrikulierte er sich an der Universität Padua, wo er ab 1556 auch für die Fugger tätig war. Joachim vom Berge wohnte bei ihm auf seiner Kavalierstour.
Während seines Studiums in Padua konvertierte er zur katholischen Kirche.
Am 28. Mai 1561 erlangte er den Doktorgrad der beiden Rechte I. U. D. Im gleichen Jahr wurde er Kustos sowie Kanoniker des Breslauer Doms und 1568 Kanzler des Olmützer Bischofs. Als kaiserlicher Rat und Sekretär von Maximilian II. wurde er 1570 in den böhmischen Adelsstand erhoben.
Von 1570 bis 1572 war Gerstmann Sekretär der lateinischen Expedition und dort hauptsächlich für die Korrespondenz mit dem polnischen Hof zuständig. 1573 wurde er Erzieher der österreichischen Erzherzöge Matthias und Maximilian und erhielt die Ernennung zum Pfalzgraf.
Nachdem er seit 1571 Breslauer Dechant war, folgte 1574 die Wahl zum Bischof von Breslau. Nach der Wahl reiste sein Neffe Christoph von Gerstmann († 21. März 1598) als Abgesandter des Breslauer Domkapitels – zusammen mit dem Breslauer Kanonikus Theodor Lindanus – nach Rom um die Bischofswahl vom Papst bestätigen zu lassen.
Während seiner Amtszeit wurde 1575 das Priesterseminar von Breslau nach Neisse verlegt und 1577 nach längerer Unterbrechung ein Weihbischof berufen. Er unternahm Visitationen in seiner Diözese und hielt 1580 eine Diözesansynode ab. Außerdem wurde der Südturm des Breslauer Doms ausgebaut.
Martin von Gerstmann starb in Neisse und wurde in der Pfarrkirche St. Jakob bestattet. Andreas von Jerin wurde sein Nachfolger.
Martins Kanzler war Wenzel Cromer von Krippendorf aus Jena. Cromer heiratete Barbara Hiltprandt, die Schwester des Breslauer Domherrn Michael Hiltprandt. Deren Mutter war eine Schwester des übernächsten Bischofs Bonaventura Hahn.
Literatur
- Konrad Blažek: Der abgestorbene Adel der preussischen Provinz Schlesien (= J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch. Sechsten Bandes achte Abtheilung). Edition Garn, Brno 2000, ISBN 80-8634706-0 (Repr. d. Ausg. Nürnberg 1887) Bd. 1, S. 34f.
- Kurt Engelbert: Gerstmann, Martin von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 328 (Digitalisat).
- Erwin Gatz (Hrsg.): Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reichs, Bd. 2: 1448 bis 1648. Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08422-5, S. 226f.
- Joseph Jungnitz: Gerstmann. In: Gottfried Kliesch, Universität Frankfurt (Oder), S. 126–128;
- Joseph Jungnitz: Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe. Verlag Max, Breslau 1895.
- Joseph Jungnitz: Martin von Gerstmann, Bischof von Breslau. Ein Zeit- und Lebensbild aus der schlesischen Kirchengeschichte des 16. Jahrhunderts. Verlag Aderholz, Breslau 1898.
- Karl Kastner: Breslauer Bischöfe. Ostdeutsche Verlagsanstalt, Breslau 1929.
- Gerhard Zimmermann: Das Breslauer Domkapitel im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation (1500–1600). Böhlau, Weimar 1938, S. 267f. (zugl. Dissertation, Universität Breslau 1937)
- Colmar Grünhagen: Gerstmann, Martin von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 472–475.