Billberge
Billberge gehört zur Ortschaft Storkau (Elbe) und ist ein Ortsteil der Stadt Tangermünde im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]
Billberge Stadt Tangermünde | ||
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Höhe: | 46 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,04 km²[1] | |
Einwohner: | 35 (2019)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 9 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 30. September 1928 | |
Eingemeindet nach: | Storkau (Elbe) | |
Postleitzahl: | 39590 | |
Vorwahl: | 039321 | |
Lage von Billberge in Sachsen-Anhalt | ||
Gut Billberge, früheres Schlossgebäude (Oktober 2018) |
Geografie
Das altmärkische Dorf Billberge liegt 10 Kilometer nördlich von Tangermünde an der Elbe.
Geschichte
Der Ort wurde 1427 als billeberge erstmals genannt, als Markgraf Johann den Ortel von Zehmen (Czemyn) mit den Dörfern Storkau (Elbe) und Arnim belehnte. In der Urkunde ist die Rede von einem See unter dem billeberge.[4][5] 1441 wird vom dorpe to Billeberge berichtet.[6] 1477 ist bei der Auflistung der Gewalttaten der Quitzows der Krüger zu Bilberge genannt. Es gab dort also einen Krug.[7] Danach wurde das Dorf zur Wüstung. Bereits 1544 wollte Friedrich Schenk von Lützendorf gegen Billeberge vf eine wuste veltmarck das Dorf neu errichten, was vom Kurfürsten abgelehnt wurde.[8] Lützendorf wirtschaftete und wohnte aber schon 1543 in Billberge, was sich aus Akten über Gerichtsprozesse mit seinen Bauern ergibt.[9]:S. 217, 338 Im Jahre 1588 gab es auf dem Gut Billberge einen Weinmeister, es wurde also Wein angebaut.[9]:S. 195 Aus dem Jahre 1590 ist ein Kriminalfall überliefert, eine Fehde mit Brandstiftung, in der das Gut nebst drei Bauernhöfen in Flammen aufging.[9]:S. 1313 Weitere Nennungen sind 1615 Vorwergk Bilbergk, 1687 Bilberge, 1711 Bilberge[1] und 1804 das adlige Gut Billberg.[10]
Das Rittergut hatte viele Besitzer, darunter 1615 bis 1686 die Gans Edle Herren zu Putlitz, bis 1694 den Hof- und Kammergerichtsrat Stephani, dann den Geheimrat und Vizekammerpräsident Samuel von Chwalkowski. Ab 1730 gehörte es, nach einem Teilungsrezeß der Töchter, der Witwe Geheime Etatsrätin von Chwalkowska, später ihren Erben, 1810 bis mindestens 1831 Johann Isaac Sieg,[11] seit 1846 oder 1848 bis 1928 der Familie Bethge. 1928 bis 1932 gehörte das Gut dem Rittmeister Ernst Barz und schließlich von 1933 bis zur Enteignung 1945 der Familie Rusche.[1]
Archäologie
Paul Kupka berichtet 1938, dass in der Gegend um Billberge zwei Steingeräte gefunden wurden: Eine aus schiefrigem Granit gearbeitete Axt mit angefangenem Schaftloch und eine etwas beschädigte Lanzenspitze aus Feuerstein.[12]
Herkunft des Ortsnamens
Heinrich Sültmann meint der Name 1444 billeberge, 1472 bileberg bezeichnet im Mittelhochdeutschen eine „Umhegung zum Fangen des Wildes“, abgeleitet aus „bilen“ für „verbellen“ des Wildes und „berge“ für „bergen“.[13][14]
Eingemeindungen
Billberge gehörte bis 1807 zum Arneburgischen Kreis, dann bis 1813 zum Kanton Arneburg. Danach kam das Rittergut Billberge zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Billberge mit der Landgemeinde Storkau und dem Gutsbezirk Storkau zu einer Landgemeinde Storkau zusammengelegt.[15] Seit der Eingemeindung von Storkau (Elbe) nach Tangermünde am 1. Januar 2010 ist Billberge ein Ortsteil von Tangermünde[16] und gehört zur Ortschaft Storkau (Elbe).[3]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Billberge mit der Gutskapelle Billberge, einer Staffelder Nebenkirche, gehörte 1903 zur Pfarrei Staffelde.[19] Seit 1998 gehört Billberge zum Kirchenkreis Stendal.[1] Die Evangelischen der Ortschaft Staffelde werden heute betreut vom Pfarrbereich St. Jacobi in Stendal[20] im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Billberge stammen aus dem Jahre 1726.[21]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die ehemalige Gutskapelle wurde 1840 auf den Grundmauern der alten Kirche unter Verwendung des alten Steinmaterials als neogotischer verputzter Feldsteinbau errichtet.[13] 1915 war die Kapelle so baufällig, dass sie der Deichhauptmann Friedrich Bethge vollständig erneuern ließ.[12] 1932 brannte sie nach einem Blitzschlag aus und wurde 1934 wiederhergestellt. Die letzte Renovierung erfolgte 1996/97. An der Südseite der Kirche befindet sich ein frei stehendes Mausoleum der Gutsbesitzerfamilie Bethge.[23]
- Der Ortsfriedhof liegt an der Kapelle.
- Das Gutshaus ist ein großzügiger klassizistischer Bau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der aus 11 Achsen besteht. Auf der Hofseite ist ein repräsentativer dreiachsiger Turm vorgesetzt.[24]
- Der Reit- und Sportverein mit über 100 Mitgliedern bietet unter anderem Reitkurse an. Der Verein entstand nach der Wende mit Unterstützung des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD), das auch als Träger agierte. Vorgänger des Vereins war die 1966 gegründete BSG Traktor Sanne-Billberge.[25][26]
Wirtschaft
Das Gut Billberge wurde nach 1945 in das Volkseigene Gut Arneburg eingegliedert. Bekannt wurde es nach 1951 als Lehrbetrieb für Melker, Pflanzenbauer, Schweinezüchter und Landmaschinenschlosser.[27] Seit 1991 ist der ehemalige Gutshof ein Standort des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands, das dort junge Menschen betreut und begleitet. Bis zum Sommer 2018 gab es dort eine überbetriebliche Ausbildung für Jugendliche, die aufgrund einer Lernbehinderung keinen Schulabschluss hatten und die deshalb keine normale Lehre aufnehmen konnten. Die Einstellung der beruflichen Ausbildung erfolgte wegen des nachlassenden Bedarfs. Im Jahre 2011 wurde berichtet, dass in der Einrichtung in 20 Jahren mehr als 1000 junge Männer und Frauen eine Berufsausbildung erhalten hatten. Seit 2019 plant der CJD den Umzug seiner Familienangebote in eine „städtische Umgebung“. Vorbereitet ist ein Umzug an seinen Standort in Genthin im Jahr 2021.[28][29][30]
Persönlichkeiten
Die deutsche Pädagogin und Schriftstellerin Eleonore Heerwart (1835–1911) war einige Zeit als Erzieherin auf dem Rittergut Billberge tätig.
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2179–2183, doi:10.35998/9783830522355.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 110.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 290, 11. Billberge ([Digitalisat Online]).
Weblinks
- Billberge im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2179–2183, doi:10.35998/9783830522355.
- Anke Hoffmeister: Stadt registriert ein Plus von 36. In: Stendaler Volksstimme. 11. Januar 2020, S. 20.
- Stadt Tangermünde: Hauptsatzung der Stadt Tangermünde. 4. Dezember 2019, §15 Ortschaftsverfassung (Online [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 478 (Digitalisat).
- Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 13–14, Nr. 14 (Online).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 203 (Digitalisat).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Supplementband. Band 5. Berlin 1865, S. 115, Nr. XCI ([Digitalisat Online]).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 229 (Digitalisat).
- Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, doi:10.35998/9783830522355.
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 292 ([Digitalisat Online]).
- Isaac Bonte, Johann Ludwig Wild, Louis Hagemann: Stamm-Register und Geschichte der Familie Bonte mit ihren Verzweigungen vom Jahre 1620 bis auf heutige Tage. Magdeburg 1844, S. 140 f., urn:nbn:de:bsz:14-db-id2849702637.
- Paul Kupka: Zur Geschichte des Kreises Stendal. Die zum Kreise gehörenden Orte der Vogtei Arneburg. Teil 2. Trommler-Verlag, Stendal 1938, S. 216–224.
- Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 24–25.
- nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 208.
- Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zwischen Stadt Tangermünde und der Gemeinde Storkau (Elbe). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 19, 9. September 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 253–254 (Online [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 110.
- Landkreis Stendal: Nahverkehrsplan 2017. (PDF) In: landkreis-stendal.de. 11. September 2016, abgerufen am 12. Dezember 2020.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 117 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Stendal, St.Jacobi. Abgerufen am 11. April 2020.
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen (= Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft). Leipzig 1925, S. 17 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 31. Dezember 2020]).
- Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 28. Dezember 2020.
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 51.
- Folkhard Cremer, Tillman von Stockhausen in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 104.
- Rudi-Michael Wienecke: Pferdenarren überspringen Hürden. In: Stendaler Volksstimme. 29. Juli 2020, S. 17.
- Reiten in Billberge. Abgerufen am 1. Januar 2021.
- MDR Sachsen-Anhalt, Dorfgeschichten, Fakten aus Billberge auf www.mdr.de. Abgerufen am 29. April 2017.
- Standort Billberge auf www.cjd-sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 1. Januar 2021.
- Anke Hoffmeister: CJD verschiebt Umzug. In: Stendaler Volksstimme. 14. August 2020, S. 19.
- Anke Hoffmeister: Festveranstaltung des Christlichen Jugenddorfs Billberge anlässlich des 20-jährigen Bestehens. In: Volksstimme Magdeburg. 7. September 2011 (Online).