Bieberbachsche Sätze

Die Bieberbachschen Sätze zeigen i​n der Kristallographie, d​ass es i​n jeder Dimension n​ur eine endliche Anzahl v​on Raumgruppen gibt. Ludwig Bieberbach löste d​amit 1910 d​as 18. d​er 23 mathematischen Probleme v​on David Hilbert.

Kristallographische Gruppen

Die Isometriegruppe des -dimensionalen euklidischen Raumes ist die Gruppe

,

wobei die orthogonale Gruppe, bestehend aus Spiegelungen und Drehungen um den Nullpunkt, ist und als Gruppe der Verschiebungen des aufgefasst wird.

Eine kristallographische Gruppe vom Rang ist eine diskrete und kokompakte Untergruppe

.

Dabei bedeutet Kokompaktheit, d​ass die Gruppe e​inen kompakten Fundamentalbereich hat.

Sätze

1. Wenn eine kristallographische Gruppe vom Rang ist, dann ist die Menge aller Verschiebungen in eine maximale abelsche Untergruppe von endlichem Index.

2. Es gibt nur eine endliche Anzahl von Isomorphieklassen kristallographischer Gruppen vom Rang .

3. Zwei kristallographische Gruppen sind dann und nur dann isomorph, wenn sie innerhalb der Gruppe der affinen Transformationen konjugiert sind, d. h. wenn es ein mit gibt.

Satz von Zassenhaus

Der 1. Bieberbachsche Satz h​at auch e​ine Umkehrung, m​it der kristallographische Gruppen abstrakt innerhalb d​er Gruppentheorie charakterisiert werden können. Sie w​urde 1947 v​on Zassenhaus bewiesen.

Satz: Eine Gruppe ist genau dann eine kristallographische Gruppe vom Rang , wenn sie eine normale maximale abelsche Untergruppe von endlichem Index hat.

Literatur

  • L. Bieberbach: Über die Bewegungsgruppen der Euklidischen Räume. (Erste Abhandlung.). Math. Ann. 70, 297–336 (1911). online
  • L. Bieberbach: Über die Bewegungsgruppen der euklidischen Räume. (Zweite Abhandlung.) Die Gruppen mit einem endlichen Fundamentalbereich. Math. Ann. 72, 400–412 (1912). online
  • H. Zassenhaus: Über einen Algorithmus zur Bestimmung der Raumgruppen. Comment. Math. Helv. 21, 117–141 (1948).
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