Benediktinerkloster Schweinfurt
Das Benediktinerkloster Schweinfurt Stella Petri (deutsch: Peterstern) wurde für den Burgberg Peterstirn namensgebend. Es wurde im 11. Jahrhundert am Berg gegründet, auf dem sich bereits eine markgräfliche Burg befand. Unweit westlich lag die älteste Siedlung Schweinfurts, die 791 erstmals als Suuinfurtero marcu urkundlich erwähnt wurde. Siedlung und Burg wurden aufgegeben, nachdem zwei Kilometer weiter westlich die 1254[1] erstmals urkundlich erwähnte Reichsstadt Schweinfurt gegründet worden war. Unweit oberhalb der Peterstirn lag eine Reichsburg unbekannten Alters.
Auf dem Burgberg wurde 1874 eine Burganlage im Stil des Historismus errichtet, die seit den 1980er Jahren ein Weingut beherbergt. Schweinfurter Peterstirn ist der Name der Weinlage am steilen Abhang des Burgbergs zum Main. Sie ist großlagenfrei und gehört zum Fränkischen Weinbaugebiet, Bereich Volkacher Mainschleife.
Lage
Die Peterstirn liegt im Nordöstlichen Stadtteil, auf 235 m ü. NHN, auf einem Bergsporn des Hainbergs, der sich zwischen Main und Höllental entlang zieht. Die Peterstirn liegt oberhalb der Bahnstrecke Bamberg–Rottendorf und der alten Mainleitenstraße, einer östlichen Stadtausfahrt nach Bamberg, die seit Fertigstellung der Autobahn 70 nur noch lokale Bedeutung hat.
Geschichte
Mittelalter
Auf der Peterstirn lag die Stammburg der insgesamt zwölf Burgen der Markgrafen von Schweinfurt, deren Machtbereich um das Jahr 1000 das ganze östliche Franken und die Oberpfalz bis in den Bayerischen Wald nach Cham umfasste. Den Nordgau (Bayern), in etwa die heutige Oberpfalz, erhielt der erste Markgraf von Schweinfurt, Berthold, als Dank von König Otto. I. (936–973), ab 962 Römisch-deutscher Kaiser, da er ihm im Kampf gegen aufständische Stammesherzöge wertvolle Waffenhilfe gab.[2] Die Markgrafen hatten großen Einfluss auf die Römisch-deutschen Kaiser.[3] Nach der Niederlage des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt, Hezilo genannt, gegen König Heinrich II. stiftete Eilica, die Mutter Hezilos, um 1015 unterhalb der Burg ein Nonnenkloster. Nach einigen Besitzwechseln wurde das Frauenkloster um 1055 in ein Benediktinerkloster namens Stella Petri umgewandelt, zu deutsch Peterstern, worauf im Laufe der Zeit Peterstirn wurde.
Nach dem Tod des letzten Markgrafen übernahm mit päpstlicher Genehmigung 1283 der Deutsche Orden das heruntergekommene Kloster und die Burg und befestigte sie mit Türmen und Wehrbauten, was zu einem längeren Konflikt mit der nahe gelegenen Reichsstadt Schweinfurt führte. 1437 löste die Reichsstadt den Konflikt durch den Kauf des „Teutschhauses“. Gegen den Widerstand des Bistums Würzburg wurde die vormalige Klosterburg von den Schweinfurtern untergraben und mit Pulver gesprengt.[4]
Siehe auch: Schweinfurt, Frühmittelalter
Judith von Schweinfurt
Judith von Schweinfurt ist eine zentrale Figur der Alt-Schweinfurter Stadtgeschichte, in der sich historische Überlieferungen mit Legenden verbinden.
Der Sohn Hezilos Otto von Schweinfurt wurde 1048 Herzog von Schwaben. Eine der fünf Töchter Ottos, Judith, soll in zweiter Ehe Königin von Ungarn geworden sein. Sie heiratete zunächst Herzog Bretislav von Böhmen, was vermutlich eine reine Machtverbindung war. Die Schweinfurter pflegen folgende Legende: Als der verliebte Bretislav Judith vom Stammsitz der Familie, der Peterstirn, raubte, soll sie in der Eile an der steilen Straße hinunter zum Main einen roten Schuh verloren haben.[1] Daran erinnert auf halber Höhe an der Straße zur Peterstirn in einer Nische mit einer Sitzbank ein eingemauerter steinerner Schuh. In den 1980er Jahren brach ein Unbekannter den Schuh aus dem Denkmal heraus, seitdem ersetzt ihn eine Zementkopie.
Bretislav heiratete Judith, die zahlreiche Kinder bekam, unter anderen Spitignew, Herzog von Böhmen, Vratislaw II., König von Böhmen, Konrad, Herzog von Znaim, Jaromir, Bischof von Prag und deutscher Reichskanzler und Otto, Herzog von Olmütz. 1055 starb Bretislaw. Ob Judith danach den König Peter von Ungarn heiratete, ist nicht nachweisbar. Nur in Tschechien hält man an dieser Überlieferung fest. Wahrscheinlich zog sich Judith in ein Schloss im Fürstentum Znaim zurück, das von ihrem Lieblingssohn Konrad regiert wurde. Dort fand sie ihre erste Ruhestätte. Danach wurde sie in die Marienkapelle im Veitsdom von Prag überführt und an der Seite ihres Mannes Bretislaw beigesetzt.[5]
Neuzeit
Bei der Planung der Eisenbahn von Bamberg zum Schweinfurter Hauptbahnhof wurde erwogen, den Burgberg Peterstirn für eine Nordumfahrung der Stadt zu untertunneln, wovon man jedoch abkam. Im Jahr 1853 stieß man beim Bau der Eisenbahn auf die vormalige Krypta.
1873–1874[6] wurde eine historistische burgähnliche Anlage errichtet. Erbauer waren die Schweinfurter Magistrate Carl Sattler und Friedrich Herding.
Heute nutzt ein Schweinfurter Weingut die Räumlichkeiten auf der Peterstirn.[7] Reste der alten Anlage werden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Nummer D-6-62-000-23 zusammen mit einem Aussichtsturm verzeichnet. Im Boden liegende Reste des Burgstalls werden unter der Nummer D-D-6-5927-0002 geführt. Die Bauten aus dem 19. Jahrhundert erhielten die Nummer D-6-62-000-22.
Architektur und Ausstattung
Mittelalter
Im 11. Jahrhundert ist für die Klosterkirche ein Glockenturm bezeugt, ein Nonnenchor ist anzunehmen. Zwischen 1183 und 1195 wurden dem Kloster eine Kapelle sowie mehrere Altäre gestiftet. In der Krypta befand sich ein Sarkophag eines Abtes. Heute sind nur noch Reste der Halsgräben der alten Klosterburg erkennbar. Eine Steintafel verweist auf das Jahr 1621.[8]
Neuzeit
Die historistische Burganlage aus dem 19. Jahrhundert weist einen zweigeschossigen Turm (den sogenannten Karlsturm) auf. Er ist zinnenbekrönt. Im Norden der Anlage befindet sich ein weiterer Turm. Ein mächtiges Burgtor und eine Mauer aus dem Jahr 1874[6] umgeben das Gelände. Die restaurierten Deckengemälde stammen von Johann Ernst Sattler und Hans Thoma, einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts, von dem auch einige Werke im Museum Georg Schäfer ausgestellt sind.[9]
Veranstaltungen
Zweimal im Jahr, im Frühsommer und August, findet im Burghof und den angrenzenden Weinbergen ein Weinfest des ansässigen Weingutes statt.
Siehe auch
Literatur
- Walter Schilling: Die Burgen, Schlösser und Herrensitze Unterfrankens. 1. Auflage. Echter Verlag, Würzburg 2012, ISBN 978-3-429-03516-7, S. 30–31.
- Erich Schneider: „eine hübsche, zimlich grosze kirch“ – Zur Kunstgeschichte von Schweinfurt im Mittelalter. In: Erich Schneider, Bernd Schneidmüller (Hrsg.): Vor 1000 Jahren – Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain 1003. Schweinfurt 2004, ISBN 3-936042-01-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Schweinfurt Stadt|Kultur|Themen. Sonderausgabe des Schweinfurter Tagblatts für das Handelsblatt und DIE ZEIT: Mikroschauplatz der deutschen Geschichte, S. 4, 20. Mai 2009
- Rudolf Endres: Die Rolle der Grafen von Schweinfurt in der Besiedlung Nordostbayerns, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 1972, S. 7 und F. Stein: Das Markgräfliche Haus von Schweinfurt, S. 27 ff.
- Die bedeutende Rolle der Markgrafen von Schweinfurt von 973 - 1057 auf www.schweinfurtfuehrer.de, abgerufen am 9. Februar 2016
- Haus der Bayerischen Geschichte: Kloster Peterstirn, abgerufen am 4. April 2013.
- Fürstin Judith von der Peterstirn und die Markgrafen von Schweinfurt auf www.schweinfurtfuehrer.de, abgerufen am 10. Februar 2016
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
- Weingut Dahms: Geschichte des Weinguts, abgerufen am 4. April 2013.
- Schilling, Walter: Burgen, Schlösser und Herrensitze in Unterfranken, S. 30.
- http://www.schweinfurtfuehrer.de/sehenswertes/die-peterstirn/ abgerufen am 9. Februar 2016