Bahnstrecke Plzeň–Furth im Wald

Die Bahnstrecke Plzeň–Furth im Wald ist eine Eisenbahnverbindung in Tschechien und Deutschland, die ursprünglich von der k.k. priv. Böhmischen Westbahn (BWB) errichtet und betrieben wurde. Sie verläuft von Plzeň (Pilsen) über Nýřany (Nürschan), Staňkov (Stankau) und Domažlice (Taus) nach Furth im Wald, wo sie in die Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald einmündet.

Plzeň hlavní nádraží–Furth im Wald[1][2]
Bahnhof Domažlice
Bahnhof Domažlice
Streckennummer:5801 (Staatsgrenze–Furth im Wald)
Kursbuchstrecke (SŽDC):180
Streckenlänge:81,164 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D3 (Plzeň hl. n.–Staatsgrenze)[3]
D4 (Staatsgrenze–Furth im Wald)
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Zugbeeinflussung:LS (Plzeň hl.n.–Stod)[4]
Zweigleisigkeit:Plzeň hl.n.–Nová Hospoda
von Praha-Smíchov (vorm. BWB)
von (Duchcov–) Obrnice (vorm. EPPK)
von (Wien–) České Budějovice (vorm. KFJB)
109,665 Plzeň hlavní nádraží früher Pilsen 325 m
nach Železná Ruda (vorm. EPPK)
111,210 Plzeň-Jižní předměstí früher Pilsen Reichsvorstadt 330 m
nach Cheb (vorm. KFJB)
112,781 Plzeň-Skvrňany 335 m
Nová Hospoda
117,396 Vejprnice früher Weipernitz 335 m
120,584 Tlučná 335 m
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
von Plzeň-Valcha (vorm. Sulkover Montanbahn)
123,134 Nýřany früher Nürschan 340 m
nach Heřmanova Huť (vorm. Wilkischner Montanbahn)
127,780 Zbůch früher Zwug 350 m
130,200 vyh. Chotěšov u Stoda
130,900 Chotěšov u Stoda früher Chotieschau-Mantau 360 m
134,980 Stod früher Staab 360 m
137,495 Hradec u Stoda früher Hradzen 355 m
142,540 Holýšov früher Holleischen 365 m
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
144,564 Dolní Kamenice 365 m
148,819 Staňkov früher Stankau 375 m
151,265 Staňkov-Vránov
nach Poběžovice (vorm. LB Stankau–Bischofteinitz–Ronsperg)
152,925 Osvračín früher Wostratschin 375 m
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
156,958 Blížejov früher Blisowa 380 m
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
161,310 Milavče früher Milawetsch 395 m
162,210 vyh. Radonice
von Janovice nad Úhlavou
168,066 Domažlice früher Taus 425 m
169,446 Domažlice město früher Taus Stadt 435 m
ehem. Aquädukt Pastritzkanal
173,903 Domažlice vyh. 401 früher Odb. Pasečnice
nach Planá u Mariánských Lázní (vorm. LB Taus–Tachau)
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
176,171 Babylon 490 m
179,148 Česká Kubice früher Böhm. Kubitzen-Vollmau 520 m
180,000 Česká Kubice koupalište
184,102 Staatsgrenze Tschechien–Deutschland 465 m
186,075 Klöpfelsbergtunnel (100 m)
188,000 Anst
190,829 Furth im Wald 403 m
nach Schwandorf

Geschichte

Bereits am 21. Juni 1851 hatten Österreich und Bayern in einem Staatsvertrag den Bau der ersten grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindungen vereinbart.[5] Priorität genoss jedoch zunächst die direkte Verbindung zwischen Wien und München. Erst in einem weiteren Staatsvertrag vom 21. April 1856 vereinbarten beide Länder dann auch eine Eisenbahnverbindung von Prag über Pilsen zum Anschluss an die bayerische Strecke Regensburg–Nürnberg.[6] Am 20. September 1858 wurde mit der bayerischen Regierung als Verknüpfungspunkt Furth im Wald bestimmt.

Der Bau der Strecke begann am 7. Mai 1860. Am 15. Oktober 1861 wurde sie durch die Böhmische Westbahn eröffnet.

vereinfachtes Höhenprofil der Strecke

Nach der Angliederung des Sudetenlands an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zwischen Nürschan und Holleischen, bei Bilsowa und zwischen Babilon und Furth im Wald zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Regensburg. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als KBS 423 Nürnberg–Furth im Wald–Pilsen (–Prag) enthalten.[7] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke mit Ausnahme des auf bayerischem Gebiet gelegenen Abschnitts wieder gänzlich zu den ČSD.

Die Strecke wurde lange Jahre von den Fernverkehrszügen München–Praha befahren, ein Zugpaar verkehrte als Eurocity von Zürich. 2002 stellte die DB den Fernverkehr auf dem deutschen Streckenabschnitt jedoch ein und es verkehrten nur noch Regionalzüge zwischen Praha und Furth im Wald, wo dann in innerdeutsche Regionalzüge umgestiegen werden musste.

Hinten der Betriebsbahnhof Chotěšov u Stoda, vorne der Haltepunkt Chotěšov u Stoda, früher Chotieschau-Mantau, 2011

Vor allem von deutscher Seite wurde 2008 mit der Initiative Donau-Moldau-Bahn die Schaffung einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Pilsen und Regensburg gefordert. Hohe Kosten ließen dieses ambitionierte Vorhaben scheitern.

Von 2022 bis 2030 soll die Strecke weitgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden. Vollständige Neutrassierungen zwischen Pilsen und Holýšov sowie Blížejov und Domažlice ermöglichen dann abschnittsweise eine Streckengeschwindigkeit von 200 km/h.[8]

Am 5. Dezember 2019 wurde mit der Inbetriebnahme der neuen Haltestelle Plzeň-Skvrňany der Umbau des Streckenabschnittes im Pilsner Stadtgebiet nach zwei Jahren abgeschlossen. Die neutrassierte zweigleisige Strecke verfügt über aufgeweitete Gleisbögen und beschleunigt den Zugverkehr in Richtung Bayern wesentlich.[9]

Beim Eisenbahnunfall von Milavče kam es am 4. August 2021 kurz nach 8 Uhr an der Ausweiche Radonice zwischen Blížejov und Domažlice, nahe dem Ort Milavče, zu einem Frontalzusammenstoß zwischen zwei Reisezügen. Drei Personen starben, darunter die beiden tschechischen Triebfahrzeugführer.[10]

Fahrzeugeinsatz

Seit 2014 kommen im Regionalverkehr zwischen Plzeň und Domažlice neben den alten Wagen, welche mit Lok geführt werden, immer mehr niederflurige Regionaltriebwagen der ČD-Baureihe 844 („RegioShark“) zum Einsatz. Die früheren Schnellzüge, welche als Eurocity-Züge (EC) und Expresszüge (Ex) zwischen Praha hl. n. und München Hbf geführt wurden, verkehren seit Dezember 2017 vollends als Expresszüge (Ex) mit Diesellokomotiven des Typs Siemens ER20 der Länderbahn. Die Oberpfalzbahn setzt zwischen Schwandorf und Furth im Wald bzw. Domažlice Regioshuttle (Typ RS1) ein.

Literatur

  • Jaroslav Kocourek, Jiří Maurenz, Miroslav Petr, Václav Simbartl: Praha-Smíchov – Plzeň – Furth im Wald, 150 let žel. trati v hist. fotografiích a dokumentech. Starý most, 2012. ISBN 978-80-87338-19-3
Commons: Railway line 180 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah české republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
  2. Streckendaten in Stredax
  3. Prohlášení o dráze 2016 (Memento vom 5. Juli 2016 im Internet Archive)
  4. Vlakový zabezpečovač (ATP). Správa železnic, 19. November 2020, abgerufen am 5. August 2021.
  5. Artikel in: Staatsvertrag zwischen Österreich und Baiern vom 21. Juni 1851 betreffend den Anschluss der auf den beiderseitigen Gebieten zu erbauenden Eisenbahnen, Jahrgang 1852, S. 189 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb
  6. Artikel in: Staatsvertrag zwischen Österreich und Baiern vom 21. April 1856 wegen der Verbindung der beiderseitigen Eisenbahnen, Jahrgang 1856, S. 415 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb
  7. Deutsches Kursbuch, Jahresfahrplan 1944/45 – gültig vom 3. Juli 1944 an bis auf weiteres
  8. Beschreibung des Projektes „Modernisierung der Strecke Plzeň–Domažlice–Staatsgrenze“
  9. „Na domažlické trati v Plzni se začne jezdit po dvou kolejích“ auf zdopravy.cz
  10. U Domažlic se srazil Západní expres s osobním vlakem, 3 mrtví a desítky zraněných, škoda přes 100 milionů. In: Zdopravy.cz. 4. August 2021, abgerufen am 4. August 2021.
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