BVG-Stadion
Das BVG-Stadion (auch: BVB-Stadion) ist eine Sportstätte im Berliner Ortsteil Lichtenberg des gleichnamigen Bezirks. Es wurde zwischen 1920 und 1922 erbaut und diente zuerst unter der Bezeichnung „Straßenbahnerplatz“ der sportlichen Ertüchtigung der Mitarbeiter des in der Nähe gelegenen Straßenbahnhofs Lichtenberg.
BVG-Stadion | ||
---|---|---|
2009: Blick auf die 2015 abgerissene Tribüne des Stadions[1] | ||
Daten | ||
Ort | Berlin-Lichtenberg, Deutschland | |
Koordinaten | 52° 31′ 46,8″ N, 13° 30′ 8,1″ O | |
Eröffnung | ca. 1922 | |
Abriss | Tribüne: 2015[2] | |
Oberfläche | Naturrasen | |
Architekt | Jean Krämer (Tribüne) | |
Kapazität | ca. 2000 Plätze | |
Spielfläche | 106 m × 80 m | |
Heimspielbetrieb | ||
Lage | ||
|
Lage und Ausstattung
Das Stadiongelände befindet sich im Norden des Ortsteils Lichtenberg an der Siegfriedstraße 71. Begrenzt wird es im Westen durch die Siegfriedstraße, im Norden durch ein Gewerbegebiet und im Osten sowie im Süden durch die Gleise der stillgelegten Industriebahn für die Großbetriebe in der Herzbergstraße. Früher befand sich östlich in direkter Nachbarschaft zum BVG-Stadion das Lichtenberger Stadion, das 1990 aufgegeben wurde und bis zur Erweiterung des Landschaftsparks Herzberge stückweise von der Natur zurückerobert wurde. Seit den 2010er Jahren ist es total beseitigt, seine Fläche wurde in den Landschaftspark mit einbezogen.
Neben dem eigentlichen Hauptstadion gibt es auf dem Gelände noch zwei Kunstrasenplätze (ein Groß- sowie ein Kleinfeld), einen Tennisplatz, zwei Beachvolleyballanlagen, zwei Badmintonfelder sowie mehrere Funktionsbauten. Das Stadion beinhaltet neben dem Rasenfußballplatz eine 400-Meter-Laufbahn und mehrere Leichtathletikanlagen.
Geschichte
Stadion
Das Stadion wurde um 1920 direkt neben dem ebenfalls 1920 fertiggestellten Lichtenberger Stadion erbaut. Die überdachte Zuschauertribüne an der östlichen Längsseite des Stadions wurde dabei vom Architekten Jean Krämer errichtet und stand bis zu ihrem Abriss 2015[1] unter Denkmalschutz. Als die BVG 1928 gegründet wurde, ging das Stadion in deren Besitz über und erhielt den Namen BVG-Stadion.
In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs wurden auf dem Stadiongelände Fliegerabwehreinheiten der deutschen Wehrmacht stationiert und ein Munitionslager angelegt. Die von der Frankfurter Allee vordringenden Kämpfer der Roten Armee konzentrierten sich bei ihren Straßenkämpfen auf diesen Abschnitt.[3] Zur Beseitigung der Trümmer, die durch Kämpfe und Bombenabwürfe an den großen benachbarten Industriebetrieben entstanden waren, richtete die Bezirksverwaltung Lichtenberg zwischen 1945 und 1948 eine kleine Trümmerbahnstrecke vom Stadiongelände über die Reinhardsbrunner Straße bis zur heutigen Straße Am Wasserwerk ein. Die alten Flakstellungen wurden dabei mit Trümmern eingeschüttet.[4]
Nach der Schuttkippung übernahm ab 1948 die BVG ihren Platz wieder. Er diente nun als Betriebssportplatz für die neu gegründete SV Berliner VG 49.[5] In den 1970er Jahren wurde die Sportanlage in BVB-Stadion umbenannt, was aus Namensstreitigkeiten zwischen den Ost- und West-Berliner Verkehrsgesellschaften resultierte.
Ende der 1990er Jahre wurde das BVG-Stadion saniert; bei den Erdarbeiten fand man über fünf Tonnen teilweise noch scharfer Munition sowie eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe, die beseitigt wurden.[6][7] Danach erhielt das Stadion eine neue Rasenfläche und kann wieder uneingeschränkt bespielt werden.
Im Jahr 2015 wurde die Tribüne mit Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde abgerissen und somit aus der Berliner Denkmalliste entfernt.[2]
Freibad
Bei der Anlage des BVG-Stadions wurde auf einer Fläche von ca. 20.000 m² nördlich des Stadionrunds im Jahr 1928 auch ein Freibad gebaut. Es diente ausländischen Schwimm-Wettkämpfern als Trainingsstätte für die Olympischen Sommerspiele 1932 und 1936.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte zunächst keine sportliche Nutzung des Schwimmbeckens, bis die DDR in den 1960er Jahren die Anlagen überarbeiten ließ und das Freibad wieder eröffnete. Als Sommervolksbad war es bis in die späten 1980er Jahre in Benutzung und wurde BVB-Freibad genannt. Die jugendlichen Teilnehmer an den Zeltlagern auf dem früheren Gelände des Lichtenberger Stadions waren häufig zu Gast im Schwimmbad. Ab den 1990er Jahren war es ohne Totalsanierung nicht mehr nutzbar und wurde deshalb abgetragen. Auf der Fläche des ehemaligen Freibades wurden 2019 zwei Beachvolleyballanlagen, ein Kleinspielfeld für Fußball mit Trainingsplatzbeleuchtungsanlage und zwei Badmintonfelder errichtet. Das Kleinspielfeld ist mit einem sandverfüllten Kunstrasen ausgestattet. Das Bauvorhaben kostete rund 795.000 Euro.[8]
Andere Bauten auf dem Stadiongelände
Im südlichen Eingangsbereich des Sportstadions steht ein kleines Backsteinhäuschen neben einem Pförtnergebäude, beide müssen auch dringend saniert werden.
Der Trägerklub des BVG-Stadions errichtete bis 2010 ein mehrgeschossiges Klubhaus auf dem Gelände, das den Anforderungen an eine weitere sportliche Nutzung voll genügt.[9]
Weblinks
- Technische Daten der Anlage. Auf: lsb-berlin.net
- Fotos und Daten zum Stadion. Auf: die-fans.de
- Bilder vom Stadion auf einer privaten Homepage
- Bilder vom BVB-Freibad Lichtenberg auf einer privaten Homepage
Einzelnachweise
- Informationen zur Tribüne im Stadion. Fotograf Wiesel; abgerufen am 22. Oktober 2018.
- Antwort des Senats auf die Anfrage eines WP-Nutzers im Jahr 2017 auf das Fehlen des Baus in der Denkmalliste (siehe Diskussionsseite).
- Richard Lakowski, Klaus Dorst: Berlin. Frühjahr 1945, Militärgeschichtliche Skizzen. Militärverlag der DDR, S. 44 f: Antifaschisten erleben die Befreiung Lichtenbergs
- Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke. Selbstverlag, 2002, S. 124/125.
- Vorbei der Feuerbrand… / Kriegsende und Neubeginn in einem Berliner Bezirk (Ausstellungskatalog). Hendrik Bäßler Verlag, Berlin 1995
- Bombenfund auf dem Sportplatz. In: Berliner Zeitung, 20. Januar 2000.
- Noch mehr Munition im Stadion gefunden. In: Berliner Zeitung, 7. April 2000.
- Zwei Sportflächen pünktlich zu Weihnachten fertig. Bezirksamt Lichtenberg, Pressemitteilung, 18. Dezember 2019.
- Ronald Gorny: Lichtenberg rettet Schulen. In: Berliner Kurier, 7. Januar 2009.