BPP (Komplexitätsklasse)

In d​er Komplexitätstheorie s​teht BPP (engl. bounded e​rror probabilistic polynomial time) für e​ine Komplexitätsklasse v​on Entscheidungsproblemen. Ein Problem l​iegt in BPP, w​enn es e​inen polynomiell zeitbeschränkten probabilistischen Algorithmus gibt, d​er das Problem löst u​nd dessen Fehlerwahrscheinlichkeit höchstens 1/3 beträgt. Die Verwendung e​iner beliebigen anderen konstanten Fehlerschranke kleiner a​ls 1/2 ändert nichts a​n der Definition d​er Klasse BPP, d​urch mehrmalige Anwendung e​ines gegebenen BPP-Algorithmus lässt s​ich jede beliebige Fehlerschranke erreichen[1].

BPP-Algorithmen s​ind Monte-Carlo-Algorithmen, d​a sie m​it einer geringen Wahrscheinlichkeit e​in falsches Ergebnis liefern.

Definition

Eine Sprache liegt genau dann in der Komplexitätsklasse , wenn eine probabilistische Turing-Maschine existiert, für die gilt:[2]

  • läuft für alle Eingaben in polynomieller Zeit

Die Konstante 2/3 ist willkürlich gewählt. Jede Konstante echt größer als 1/2 und sogar für eine Konstante (wobei die Eingabelänge ist) führt zu einer äquivalenten Definition.[3]

Im Gegensatz zur Komplexitätsklasse ZPP wird hier gefordert, dass die Laufzeit der Turingmaschine für alle Eingaben polynomiell ist. Diese Forderung kann abgeschwächt werden, so dass wie bei ZPP nur noch gefordert wird, dass der Erwartungswert der Laufzeit durch ein Polynom beschränkt ist; die beiden Definitionen sind äquivalent.[4]

Eigenschaften

BPP ist abgeschlossen unter Komplementbildung, Vereinigung und Schnitt.[5] Das bedeutet, dass für zwei Sprachen auch . Es ist also co-BPP = BPP.

Es i​st kein BPP-vollständiges Problem bekannt u​nd es g​ibt Hinweise darauf, d​ass es k​eine BPP-vollständigen Probleme gibt.[6]

Beziehung zu anderen Komplexitätsklassen

Inklusionen zwischen probabilistischen Komplexitätsklassen

Die Klasse BPP liegt zwischen den Klassen RP und co-RP, bei denen nur einseitige Fehler erlaubt sind, und PP, bei der lediglich eine Fehlerschranke kleiner 1/2 gefordert wird, die auch von der Eingabelänge abhängen darf. Es gilt also (RP co-RP) ⊆ BPP ⊆ PP.[5] Es ist unbekannt, ob die Inklusionen echt sind, da P ⊆ RP und PP ⊆ PSPACE gilt.

Die Beziehung zur Klasse NP ist unbekannt, weder BPP ⊆ NP noch NP ⊆ BPP konnte bisher gezeigt werden, letzteres gilt aber als unwahrscheinlich. BPP liegt in der Polynomialzeithierarchie PH: [7][8] Falls P = NP, kollabiert PH vollständig zu PH = P, in diesem Fall wäre BPP = P.

Die Klasse BQP i​st das entsprechende Konzept z​ur Klasse BPP für Quantencomputer. Es g​ilt BPP ⊆ BQP.

Ein bedeutender Durchbruch i​n der Einschätzung v​on Zufallsalgorithmen gelang Avi Wigderson m​it Russell Impagliazzo i​n den 1990er Jahren.[9] Sie zeigten, d​as unter bestimmten Bedingungen schnelle Zufallsalgorithmen i​mmer in deterministische Algorithmen umgewandelt werden können (mit geeigneten Pseudozufallsgeneratoren): d​ie Komplexitätsklasse BPP i​st unter e​iner häufig a​ls zutreffend angenommenen Voraussetzung gleich d​er Komplexitätsklasse P.[10] Die Voraussetzung ist, d​ass die Komplexitätsklasse E exponentielle Schaltkreiskomplexität hat.

Einzelnachweise

  1. Christos H. Papadimitriou: Computational Complexity. Addison-Wesley, 1998, ISBN 0-201-53082-1, S. 259.
  2. Sanjeev Arora und Boaz Barak: Computational Complexity: A Modern Approach. Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-42426-4, S. 125.
  3. Sanjeev Arora und Boaz Barak: Computational Complexity: A Modern Approach. Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-42426-4, S. 132.
  4. Sanjeev Arora und Boaz Barak: Computational Complexity: A Modern Approach. Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-42426-4, S. 133.
  5. Daniel Pierre Bovet und Pierluigi Crescenzi: Introduction to the Theory of Complexity. Prentice Hall, 1994, ISBN 0-13-915380-2, S. 195.
  6. Daniel Pierre Bovet und Pierluigi Crescenzi: Introduction to the Theory of Complexity. Prentice Hall, 1994, ISBN 0-13-915380-2, S. 198,202.
  7. Clemens Lautemann: BPP and the polynomial hierarchy. In: Information Processing Letters. Band 17, Nr. 4. Elsevier, 1983, S. 215217, doi:10.1016/0020-0190(83)90044-3.
  8. Johannes Köbler, Uwe Schöning, Jacobo Torán: The Graph Isomorphism Problem - It's Structural Complexity. Birkhäuser, 1993, ISBN 3-7643-3680-3, S. 78.
  9. Kevin Hartnett, Pioneers Linking Math and Computer Science Win the Abel Prize, Quanta Magazine, 17. März 2021, anlässlich des Abelpreises 2021 zu einer Hälfte für Wigderson.
  10. R. Impagliazzo, A. Wigderson: P=BPP if E requires exponential circuits: Derandomizing the XOR Lemma. In: 29th STOC, 1997, S. 220–229

Literatur

  • J. Gill. Computational complexity of probabilistic Turing machines, SIAM Journal on Computing 6(4):675-695, 1977.
  • Christos H. Papadimitriou: Computational Complexity. Addison-Wesley, Reading/Mass. 1995, ISBN 0-201-53082-1.
  • BPP. In: Complexity Zoo. (englisch)
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