Böhringen (Radolfzell)

Das Dorf Böhringen l​iegt nordwestlich d​es Untersees, e​inem Teil d​es Bodensees, unweit d​er Mündung d​er Radolfzeller Aach, u​nd ist d​er mit Abstand größte Stadtteil d​er baden-württembergischen Stadt Radolfzell a​m Bodensee i​m Landkreis Konstanz i​n Deutschland. Mit e​twa 4200 Einwohnern entspricht d​ie Einwohnerzahl Böhringens m​ehr als e​inem Fünftel d​er Einwohnerzahl d​er Kernstadt, d​er Großen Kreisstadt, selbst.

Böhringen
Ehemaliges Gemeindewappen von Böhringen
Höhe: 400 m ü. NHN
Einwohner: 4200
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 78315
Vorwahl: 07732

Geographie

Nördlich v​on Böhringen befindet s​ich der Böhringer See.

Zur Ortschaft Böhringen gehören d​as Dorf Böhringen, Schloss u​nd Gehöft Rickelshausen, d​ie Höfe Am Kreuzbühl (Rettighof), Haldenstetten, Pachthof (Polenhof), Reutehöfe u​nd Weiherhof u​nd die Wohnplätze Bei d​er Sandgrube (Kiesgrube) u​nd Ziegelfabrik.[1]

Geschichte

Eine frühe Siedlung i​m heutigen Ort s​ind durch zahlreiche Reihengräberfunde belegt.

Das i​m Jahr 1243 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Böhringen Beringen, d​as heißt, Wohnsitz d​er Angehörigen d​es Sippen- o​der Ortsoberhauptes Bero, w​ar vom 8. Jahrhundert b​is 1421 i​m Besitz d​es Klosters Reichenau. 1420 gehörte Böhringen z​um Ammannamt Radolfzell u​nd um 1300 z​um habsburgischen Amt Aach.

1805 k​am Böhringen z​u Württemberg, 1810 z​u Baden. Böhringen gehörte v​on 1810 b​is 1872 z​um Bezirksamt Radolfzell, seither z​um Bezirksamt/Landkreis Konstanz.

Der Ort Rickelshausen w​urde 1892 eingemeindet.[2]

Nach d​em Ersten Weltkrieg l​itt auch d​ie Böhringer Bevölkerung u​nter der Inflation, e​ine der radikalsten Geldentwertungen, d​ie in d​er Hyperinflation d​es Jahres 1923 i​hren Höhepunkt erreichte.

Bis z​um Ende seiner Selbständigkeit h​atte sich Böhringen z​u einer f​ast 3.000 Einwohner zählenden Wohngemeinde entwickelt. Am 1. Januar 1975 w​urde Böhringen i​n die Stadt Radolfzell eingegliedert.[3]

Einwohnerentwicklung

Jahr1852187118801890190019101925193319391950195619611970Ref.
Einwohner51658562062472710211107118212171508176921442601[4]
00weiblich 25529831232235049055758760578390810461287[5]
00männlich 26128730830237753155059561272586110981314
00evangelisch109270478562[6][7]
römisch-katholisch997121516211909
00sonstige Religionen12345130

Politik

Wahlergebnisse

Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung
Partei[8]1919
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)32,9 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP)26,3 %
Zentrumspartei (Z)39,5 %
Bürgerpartei (BP) / Deutschnationale Volkspartei (DNVP)1,2 %
Reichstagswahl
Partei[9]1932
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)11,3 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP) / Deutsche Staatspartei (DStP)2,2 %
Zentrumspartei (Z)28,3 %
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) / Christliche Volkspartei (CVP)1,2 %
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)42,5 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)12,2 %
Sonstige Parteien2,3 %
Landtagswahlen
Partei[10]19521956196019641968
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)30,9 %48,5 %49,5 %44,7 %49,3 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)36,8 %36,4 %36,6 %42,8 %26,3 %
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP)11,3 %7,8 %4,2 %8,5 %11,3 %
Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE)11,7 %5,0 %7,1 %1,6 %
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)10,5 %
sonstige Parteien9,3 %2,3 %2,6 %2,4 %2,6 %
Bundestagswahlen
Partei[11]194919531957196119651969
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)49,4 %57,9 %55,2 %47,3 %50,2 %55,6 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)33,5 %23,6 %26,9 %37,4 %35,3 %32,2 %
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP)8,1 %5,2 %7,6 %10,4 %10,7 %7,2 %
Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE)9,2 %7,4 %
Sonstige Parteien9,0 %4,1 %2,9 %4,9 %3,8 %5,0 %

Ortsvorsteher

Als Ortsvorsteher (seit 2. Dezember 1999) i​st Bernhard Diehl (CDU) s​eit Juli 2014 a​uch Mitglied i​m Radolfzeller Gemeinderat.[12]

Wappen

Blasonierung: In gespaltenem Schild vorne in Silber ein rotes Kreuz, hinten in Blau über silbernem Schrägbalken ein nach oben schreitender, rot bezungter goldener Löwe.
Erklärung: Das rote Kreuz steht für die Abtei Reichenau, der goldene Löwe über dem silbernen Schrägbalken steht für die Herren von Friedingen. Das Kreuz ist auch Teil des Wappens der Stadt Radolfzell, zu der das Dorf historisch bis 1810 und wieder ab 1975 gehörte. Die Herren von Friedingen hatten ihr Gut im Dorf und spielten somit eine wichtige Rolle in der Ortsgeschichte.[13]

Tierwelt

In Böhringen findet s​ich eine d​er größten Storchenkolonien Süddeutschlands.[14] 2017 zählte m​an 37 Brutpaare.[15]

Commons: Böhringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Radolfzell am Bodensee. In: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden.
  2. Böhringen im Historischen Ortslexikon bei www.leo-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 519.
  4. Bevölkerungsentwicklung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  5. Geschlechterverteilung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  6. Religionszugehörigkeit bei leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  7. Religionszugehörigkeit 1858 und 1925 bei leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  8. Ergebnisse der Wahl zur deutschen Nationalversammlung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  9. Ergebnisse dere Reichstagswahl am 31. Juli 1932 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  10. Ergebnisse der Landtagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  11. Ergebnisse der Bundestagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  12. Bernhard Diel auf www.radolfzell.de; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  13. Das Böhringer Wappen bei Heraldy of the world; abgerufen am 1. Dezember 2018.
  14. Diana Specht: Böhringen. Abgerufen am 13. Februar 2017.
  15. http://www.swr.de/swraktuell/bw/friedrichshafen/immer-mehr-nester-in-radolfzell-37-storchenpaare-auf-einmal/-/id=1542/did=19645900/nid=1542/1pskyo6/index.html
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