Avemetatarsalia
Avemetatarsalia ist die Bezeichnung für eine Klade der Archosaurier. Diese ist definiert als stammbasiertes Taxon, das alle Avesuchia (Kronengruppen-Archosauria) einschließt, die näher mit den Dinosauriern als mit den Krokodilen verwandt sind.[1]
Avemetatarsalia | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Verschiedene Angehörige der Avemetatarsalia, im Uhrzeigersinn von links oben: Tupuxuara, Alamosaurus, Tsintaosaurus, Daspletosaurus, Pentaceratops, Kranich (Grus grus). | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Mitteltrias bis heute | ||||||||||||
237 bis 0 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
| ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Avemetatarsalia | ||||||||||||
Benton, 1999 |
Etymologie
Der Name Avemetatarsalia setzt sich zusammen aus dem lateinischen Wort avis für „Vogel“ und dem Wort Metatarsus, dem anatomischen Fachausdruck für den Mittelfuß (Bereich zwischen Fußwurzel und Zehen). Er bezieht sich auf den vogelähnlichen Bau des Mittelfußes (Metatarsus) als gemeinsames Merkmal der Gruppe und wurde von Michael Benton im Jahre 1999 geprägt.[1]
Merkmale
Die Halswirbelsäule ist S-förmig gekrümmt, wie es bei den Vögeln noch heute der Fall ist. Der typische Bau des Fußgelenks ist ein weiteres charakteristisches Merkmal der Gruppe. Die Gelenkung besteht hierbei zwischen den „oberen“, näher am Knie liegenden (proximalen) Fußwurzelknochen Astragalus und Calcaneus und den „unteren“, näher zur Fußspitze liegenden (distalen) Fußwurzelknochen. Diese Anordnung erlaubt, in Verbindung mit einer Verlängerung des Fußes, den Tieren eine digitigrade Fortbewegung (Gang auf den Zehen). Die Schwestergruppe der Avemetatarsalia sind die Crocodylotarsi (oder Crurotarsi), bestehend aus einigen ausgestorbenen Taxa wie den Phytosauria sowie den rezenten Krokodilen, bei denen das Fußgelenk zwischen Astragalus und Calcaneus liegt, was ihre Vertreter mit der gesamten Fußsohle auftreten lässt.[2]
Namensgebend für die Avemetatarsalia ist der Bau des Mittelfußes, der stark an den Fußwurzel-Mittelfußkomplex (Tarsometatarsus) der heutigen Vögel erinnert. Der Fuß ist hierbei sehr kompakt, da die Mittelfußknochen (Metatarsalia) I bis IV zwar noch nicht, wie bei Vögeln, miteinander und mit der Fußwurzel verschmolzen, aber doch eng aneinandergeschmiegt sind. Zudem ist der Mittelfuß sehr lang: die Länge der Mittelfußknochen II-IV beträgt mehr als 50 % der Länge des Schienbeines (Tibia). Außerdem sind die Avemetatarsalia durch das Fehlen dorsaler Osteoderme charakterisiert (nur bei einigen Dinosauriergruppen erneut entstanden).[3]
Systematik
Die Avemetatarsalia gehören zu den Archosauriern. Das Schwestertaxon sind die Crurotarsi. Kladogramm nach Benton (2007),[3] „Archosauria“ bezeichnet hier eine Klade, die rein fossile Gruppen mit einschließt und alternativ „Archosauriformes“ genannt wird. „Avesuchia“ bezeichnet hier die Kronen-Archosaurier:
Archosauria |
| ||||||||||||||||||||||||
Die Avemetatarsalia gliedern sich in zwei Taxa: Die basale Gattung Scleromochlus und die hochdiverse Gruppe Ornithodira. Die Ornithodira teilen sich wiederum in die Pterosauromorpha (Flugsaurier i. w. S.) und die Dinosauromorpha (Dinosaurier i. w. S.) auf. Kladogramm nach Ezcurra (2006):[2]
Avemetatarsalia |
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bei einigen Verwandtschaftsanalysen der basalen Archosaurier kam heraus, dass Scleromochlus nicht das Schwestertaxon der Ornithodira, sondern das Schwestertaxon aller Pterosaurier ist. In diesem Fall bezeichnen die Namen „Ornithodira“ und „Avemetatarsalia“ die gleiche Klade.
Einzelnachweise
- Michael J. Benton: Scleromochlus taylori and the origin of dinosaurs and pterosaurs. In: Philosophical Transactions of the Royal Society. Series B: Biological Sciences. Bd. 354, Nr. 1388, 1999, S. 1423–1446, doi:10.1098/rstb.1999.0489.
- Michael J. Benton: Origin and relationships of Dinosauria. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2. Auflage. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 7–19.
- Michael J. Benton: Paläontologie der Wirbeltiere. Übersetzung der 3. englischen Auflage durch Hans-Ulrich Pfretzschner. Pfeil, München 2007, ISBN 978-3-89937-072-0.