Ausbildungszentrum für abbildende Aufklärung der Luftwaffe
Die Ausbildungszentrum für abbildende Aufklärung der Luftwaffe (AZAALw) ist eine Ausbildungseinrichtung der Luftwaffe der Bundeswehr, die derzeit der II. Lehrgruppe der Offizierschule der Luftwaffe nachgeordnet ist. Seit dem 1. November 2007 ist sie eine eigene militärische Dienststelle[1] und seit 1969 auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck stationiert.[2] Die Verlegung nach Kropp in Schleswig-Holstein, an den Standort des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“, sollte bis 2019 erfolgen.[3] Im Dezember 2019 teilte das Bundesamt für Dienstleistungen der Bundeswehr mit, dass der Standort Fürstenfeldbruck erst 2026 vollständig geschlossen werde, da sich die Verlegung zweier Dienststellen, darunter auch des Ausbildungszentrums, bis dann verzögere.[4][veraltet]
Ausbildungszentrum für abbildende Aufklärung der Luftwaffe | |
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Aufstellung | 1. November 2007[1] |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Unterstellung | OSLw |
Standort | Fürstenfeldbruck |
Netzauftritt | OSLw |
Aufgaben
Das Ausbildungszentrum ist die zentrale Ausbildungseinrichtung für den Bereich der abbildenden Aufklärung der Bundeswehr. Daneben wird in den Bereichen Bildbearbeitung und Fotografie ausgebildet. Am Ausbildungszentrum werden Angehörige von Heer (z. B. Aufklärende Artillerie), Luftwaffe, Marine und dem Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum ausgebildet. Zusätzlich werden ressortübergreifende Lehrgänge angeboten und es finden enge Kooperationen mit NATO-Partnern, österreichischen und schweizerischen Streitkräften und Armeen anderer Nationen wie Indien statt.
Ausbildung
Bildauswerter
Bildauswerter interpretieren die Luft-, Satelliten- und Bewegtbilder sämtlicher luft- und raumgestützter Aufklärungsträger. Dabei werden alle Sensortypen in diesem Bereich der Aufklärung betrachtet. Dazu gehören optische und elektrooptische, Infrarot- und Radarsensoren. Die können sich auf den verschiedenen Aufklärungsträgern befinden: Kleinstdrohnen wie Mikado, Luna, Kleinfluggerät Zielortung (KZO), Aufklärungsdrohne Heron, Aufklärungstornados, SAR-Lupe und zukünftig SARah.[5]
In der kompetenzorientierten Ausbildung werden angehende NATO-zertifizierte Luft- und Satellitenbildauswerter in 19 Kategorien unterrichtet. Diese sind zu Themenblöcken, welche in einzelne Lehrgänge zergliedert sind, zusammengefasst. Vorgeschaltet ist ein Basislehrgang, in dem die Lehrgangsteilnehmer die Grundlagen wie beispielsweise Sensorplattformen, Vor- und Nachteile von Senkrecht- und Geneigtbildern aber auch das Zusammenspiel mit anderen Aufklärungsträgern und im Verbund mit dem Militärischen Nachrichtenwesen, vermittelt bekommen. Die Ausbildung ist komplett digital, gestützt auf eine moderne IT-Lerninfrastruktur. Die Zeiten des Nassfilms sind vorbei. Sämtliche Luft- und Satellitenbilder sind digital, die Auswerteergebnisse werden in Produkten, welche auch im Einsatz eingesetzt werden könnten, abgegeben.[6]
Fotografen
Der Fachbereich Bilddatenbearbeitung bildet angehende Fotounteroffiziere und Fotofeldwebel in Laufbahnlehrgängen aus. Ergänzende Lehrgänge befassen sich mit der militärischen Einsatzfotografie und Bildbearbeitung. Der Schwerpunkt liegt beim Umgang mit schlechten Witterungsbedingungen bzw. schlechten Lichtverhältnissen wie in der Dämmerung oder Dunkelheit sowie von bewegten Plattformen oder bewegten Objekten. Dabei ist eine Verwendung im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit nicht zwingend notwendig. Für die Beweisführung und Dokumentation von Vorfällen aller Art im In- und Ausland sind häufig aussagekräftige Bilder von hoher Bedeutung. Daher sind die Lehrgänge „Fotografische Einsatzdokumentation Modul I u. II“ für Teilnehmer aus infanteristischen Verwendungen, Spezialeinheiten oder aus dem Bereich Feldjäger zugeschnitten. Auf den Laufbahnlehrgängen „Fotografie Modul I u. II“ werden neben den theoretischen Kenntnissen auch Bildbearbeitung, Layouttechnik und das Arbeiten im Studio ausgebildet. Die Teilnehmer lernen verschiedene Aufnahmeformate und hochwertige Kameratypen kennen und sicher zu handhaben.[7]
OSZE
Im Jahr 2017 führte das Ausbildungszentrum den ersten Lehrgang für Mitarbeiter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) durch, die den Waffenstillstand in der Ost-Ukraine überwachen. Der Pilot-Lehrgang wurde nur mit deutschen Lehrgangsteilnehmern besetzt. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus diesem wurden bei einem weiteren Lehrgang im Jahr 2018 verfeinert. Im Januar 2019 fand der erste Lehrgang mit rein internationaler Beteiligung in englischer Sprache statt. Die Teilnehmer kamen aus Finnland, Bosnien und Herzegowina, Moldawien, Montenegro, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika. In diesem speziell für die OSZE-Lehrgangsteilnehmer gestalteten Lehrgängen wurde nicht nur die Basis der Luftbildauswertung gelehrt. Vielmehr ging es um die Fahrzeugerkennung aus der Luft. Daher wurde dies in enger Verbindung zur Heerestaktik unterrichtet. Dies sollte den Lehrgangsteilnehmern ermöglichen, ihren Blick zu weiten und eine mögliche taktische Aufstellung nicht eines, sondern mehrerer Gefechtsfahrzeuge in einem größeren Verbund zu erkennen. Das Manövrieren von Drohnen und der Umgang mit einer Auswertesoftware für Bewegtbilder wurden ebenfalls gelehrt. Ergänzend wurde auf die Auswertung von Industrieanlagen eingegangen. Ein weiteres Thema war die Auswertung von Multi- und Hyperspektralbildern.[8]
Geschichte
Das heutige Ausbildungszentrum ging aus der Luftbildlehrstaffel der Waffenschule der Luftwaffe 50 hervor. Aus dieser ging am 1. Oktober 1978 das Jagdbombergeschwader 49 hervor. Dort war die Staffel Teil der Lufttaktischen Lehr- und Versuchsgruppe. Nach Auflösung des Geschwaders zum 31. März 1994 wurde die Staffel der II. Lehrgruppe der Offizierschule der Luftwaffe unterstellt. Den heutigen Namen erhielt das Ausbildungszentrum am 1. Oktober 2002.[1][2]
Lehrsammlung Luftaufklärung
Neben der Schulungseinrichtung verfügt das Ausbildungszentrum über eine „Lehrsammlung Luftaufklärung“. Sie ist eine permanente und einmalige Ausstellung von Exponaten zu den Themenbereichen Militärische Luftbildauswertung, Geschichte der Luftaufklärung und Luftbildkameras sowie abbildende Luftaufklärungssysteme, die dazu dient, den nationalen und internationalen Lehrgangsteilnehmern einen Einblick in die historische Entwicklung des Luftbildwesens zu geben.[9]
Weblinks
- Offizierschule der Luftwaffe
- Broschüre Offizierschule der Luftwaffe. (PDF) In: luftwaffe.de. 2007 (S. 35 f.).
- Die Welt von oben betrachtet. In: luftwaffe.de. 9. August 2011 .
- Oliver Hettling: Eye in the Sky. Im kurzen Filmbeitrag Eye in the Sky wird die Ausbildung der Luftbildauswerter beim AZAALw dargestellt. In: cir.bundeswehr.de. 16. August 2019 .
- Oliver Hettling: Radar-Bildauswerter. Im kurzen Filmbeitrag Radar-Bildauswerter wird die Ausbildung der Radarbildauswerter beim AZAALW dargestellt. In: cir.bundeswehr.de. 16. August 2019 .
Einzelnachweise
- Standortdatenbank Bundeswehr. In: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Broschüre Offizierschule der Luftwaffe. (PDF) In: luftwaffe.de. 2007 (S. 35).
- Stefan Beuke: Die Truppe im Norden wächst. In: shz.de. 23. September 2017, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Zwei Dienststellen ziehen später um. Süddeutsche Zeitung, 12. Dezember 2019, abgerufen am 23. Februar 2020.
- Christoph Manthey: „Willkommen Neugier“ – Fast schon eine Jobbeschreibung! In: luftwaffe.de. 3. Juli 2019, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Ausbildung zum Luftbildauswerter. (PDF) In: luftwaffe.de. November 2018, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Ausbildung zum Fotografen. (PDF) In: luftwaffe.de. März 2019, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Christoph Manthey: Deutschlands Beitrag zur Überwachung des Waffenstillstands. In: luftwaffe.de. 5. Februar 2019, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- Hans Peter Eisenbach: Die Lehrsammlung Luftaufklärung im Ausbildungszentrum für abbildende Aufklärung der Luftwaffe (AZAALw). In: freundeskreis-luftwaffe.de. Abgerufen am 20. Oktober 2019.