Marius Cottier
Marius Cottier (* 14. April 1937 in Jaun; † 7. März 2019, heimatberechtigt in Jaun) war ein Schweizer Politiker (CVP) und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Seine Eltern waren Albert Cottier, Förster, und Lina geb. Vonlanthen, Wirtin. Er war das dritte von sieben Kindern, die alle studierten. 1966 heiratete er Ilsemarie Dechamps, von deutscher Staatsangehörigkeit. Das Paar hatte vier Kinder, die in Freiburg aufwuchsen. Sein Bruder Anton (1943–2006) war Ständerat, sein Cousin Max Aebischer war Freiburger Stadtamman, Staatsrat und Nationalrat.[1]
Nach der Primarschule in Jaun besuchte der 12-Jährige als Interner das Kollegium St. Michael und schloss es mit der lateinisch-griechischen Matura ab. Bei einem mehrmonatigen Aufenthalt in Grossbritannien lernte er Englisch.
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz absolvierte er die strenge Ausbildung zum Militärpiloten und erhielt 1960 sein Diplom. Seine Rechtsstudien an der Universität Freiburg schloss er 1966 mit einem Doktorat ab. Nach einem Praktikum erhielt er 1968 sein Anwaltspatent und eröffnete im Alter von 31 Jahren seine Kanzlei in der Stadt Freiburg. Seit 1968 Mitglied der Konservativen Volkspartei (CVP ab 1970), leitete er von 1970 bis 1972 die jungen Konservativen und zudem die CVP-Kommission für universitäre Fragen im Umfeld des «Mai 1968». 1972 wurde er in den Universitätsrat gewählt, nachdem er 1970 an der Gründung der Volkshochschule mitgewirkt hatte.
1976 kandidierte Marius Cottier für den Staatsrat. Im zweiten Wahlgang vom 5. Dezember, in dem acht Kandidaten um sechs Sitze kämpften, erzielte er mit 53 % der Stimmen das Spitzenergebnis und stand im Sense- und Greyerzbezirk an erster Stelle.
In der Regierung leitete er die Erziehungs- und Kultusdirektion, die 1980 zur Direktion für Erziehung und kulturelle Angelegenheiten wurde. Während seiner ersten Amtszeit unterbreitete er dem Grossen Rat neun Gesetze und acht Dekrete. Zu den Ersteren gehörten insbesondere jene über das Konservatorium, das zuvor eine private Institution war, über die Reorganisation der Universität (beide 1978) und über die Organisation der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Dekrete befassten sich insbesondere mit der Erweiterung des Museums für Kunst und Geschichte (1978) und des Kollegiums Heilig Kreuz (1980); das Letztere wurde in der Volksabstimmung mit 61 % der Stimmen angenommen.
1981 kandidierte Marius Cottier für eine zweite Amtszeit. Nachdem im ersten Wahlgang niemand die absolute Mehrheit erreicht hatte, wurde er im zweiten Wahlgang vom 6. Dezember als Zweiter von acht Mitbewerbern wiedergewählt. In der neuen Amtszeit legte er dem Grossen Rat fünf Gesetze und sechs Dekrete vor. Im Unterrichtsbereich lag der Akzent auf der obligatorischen Schule: Das hundertjährige Gesetz von 1884 wurde durch jenes von 1985 abgelöst, zu dessen Schwerpunkten die Orientierungsstufe und der Kindergarten gehörten. Im gleichen Jahr trat der Kanton dem interkantonalen Abkommen von 1984 über die Finanzierung der Hochschulen bei. Im kulturellen Bereich gewährte der Staat 1986 einen Kredit für die Erfolg versprechenden Ausgrabungen in Vallon (Broyebezirk); die erstaunlichen Funde bildeten die Grundlage des dortigen Römischen Museums.
In den 1980er Jahren befasste sich Staatsrat Cottier mit einem wichtigen, doch heiklen Dossier: der Zweisprachigkeit. Seiner Meinung nach war es an der Zeit, ein Gesetz zu erlassen, auf das man «das Volk vorbereiten» musste. In diesem Zusammenhang wünschte er sich einen Dialog zwischen den beiden wichtigsten Sprachvereinigungen: der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft und der Communauté romande du pays de Fribourg.
1986 wurde Marius Cottier für eine dritte und letzte Amtszeit wiedergewählt. Er investierte viel Energie in den Sport. Zwar wurde das Projekt der Einrichtung kantonaler Sportzentren am 25. September 1988 vom Volk verworfen, doch konnte «Monsieur Sport» in 15 Jahren 49 Sporthallen in allen Regionen des Kantons einweihen.
Während der beiden letzten Jahre seiner Amtszeit beschäftigte sich Marius Cottier mit wichtigen Gesetzen. Sie betrafen die Beziehungen zwischen den Kirchen und dem Staat und die Anerkennung der Israelitischen Gemeinde (1990) sowie den Mittelschulunterricht, die kulturellen Angelegenheiten, die kulturellen Institutionen und den Kulturgüterschutz (1991). Der Staat unterstützte finanziell die Gründung des Théâtre des Osses in Givisiez und der Freiburger Oper. Das kantonale Kulturbudget umfasste nun alljährlich den Ankauf mindestens eines Werks eines lebenden Freiburger Künstlers.
Nachdem Marius Cottier 1983 und 1990 den Staatsrat geleitet hatte, schied er im Alter von nur 54 Jahren am 31. Dezember 1991 aus der Regierung aus, blieb aber weiter sehr aktiv. So präsidierte er von 1992 bis 2002 den Verwaltungsrat des Verbands der Schweizer Raiffeisenbanken, dessen Geschäftssitz in St. Gallen ist, und der Stiftung des Instituts St. Joseph in der Gauglera, dessen Mission sozialer Natur ist. 1989 wurde er Mitglied, 1992 Vorstandsmitglied und dann Vizepräsident der Sport-Toto-Gesellschaft. 1997 war er einer der Mitgründer des Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle im Freiburger Stadtzentrum.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.
- Marius Cottier, alt Staatsrat auf der Website des Kantons Freiburg
Weblinks
- Publikationen von und über Marius Cottier im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek