August Bauer
August Bauer (* 14. November 1868 in Düsseldorf; † 9. August 1961 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.
Leben
August Bauer, Sohn des Schreinermeisters Peter Bauer (1832–1901) und der Wilhelmine (1833–1910), besuchte nach einer Lehrzeit bei Bildhauer Gustav Rutz[1] ab Ende 1886 die Kunstgewerbeschule Düsseldorf und belegte die Fächer Holzschnitzerei und ornamentales und figurales Modellieren bei Clemens Buscher.[2] Dort erhielt er für seine Leistungen in den Jahren 1887 bis Winter 1888/1889 ein Stipendium aus dem städtischen Fond.[3] 1889 ging Bauer nach Berlin, trat dort in das Atelier von Otto Lessing ein und besuchte gleichzeitig die Schule des Kunstgewerbemuseums. Ab 1892 folgte ein Studium an der Königlichen Akademie der Künste,[4] dort unter Peter Breuer, Ernst Herter und Gerhard Janensch.
Als 1895 Bismarcks 80. Geburtstag anstand, wurde am 19. März 1895 die „Vereinigung Düsseldorfer Bürger zur Errichtung eines Bismarck-Denkmals in Düsseldorf“ ins Leben gerufen. Man entschied sich, das Bismarck-Denkmal in Sichtweite zum einige Jahre zuvor eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal vor der Kunsthalle an der Alleestraße zu platzieren. Schließlich wurde ein Allgemeines Preisausschreiben durchgeführt. Zum Einsendeschluss der Ausschreibung am 1. Februar 1896 lagen insgesamt 40 Entwürfe von 36 Künstlern vor. Ein erster Preis wurde nicht vergeben, den zweiten, mit 3000 Mark dotierten Preis erhielt der Entwurf von August Bauer und Johannes Röttger aus Berlin unter dem Motto „In patria“ (Für das Vaterland). Allerdings mussten sie den Sockelentwurf überarbeiten, bevor sie mit dem Bau des Monuments beginnen durften. Unter künstlerischer Beobachtung änderten Bauer und Röttger ihre Skizze und konnten am 18. Mai 1897 mit der Arbeit am Bismarck-Denkmal beginnen. Der Bronzeguss fand in der Kunstgießerei Lauchhammer statt. Die Fertigstellung und den Aufbau des Standbildes wurde von der Düsseldorfer Firma „Opderbecke & Neese“[5] ab dem 4. April 1899 übernommen. Die Einweihungsfeier des Düsseldorfer Bismarckdenkmals fand am 10. Mai 1899 statt.
Zurück in Düsseldorf übernahm Bauer zum Wintersemester 1902/1903 bis zum Sommersemester 1903 kommissarisch die Fachklasse für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule,[6] mietete sich ein Atelier in der Goethestraße 63[7] und bezog alsbald sein Haus auf der Grafenberger Allee 32/34, in welchem um 1904 die Maler Hugo Zieger und Richard Vogts ihre Malerateliers hatten.[8]
Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Girardet-Brücke über dem Stadtgraben an der Königsallee baufällig geworden war, wurde diese 1905/1906 erneuert. August Bauer übernahm die künstlerische Gestaltung an der steinernen Brückenkonstruktion mit unterschiedlichen Wasserspeiern.[9] In einer Maske soll sich der als humorig und lebensfroh beschriebene August Bauer auch selbst mit Schnauzbart ein ewiges Andenken geschaffen haben.[10] Die Pylonen der Brücke stellen „das Feuer“, „das Wasser“, „die Erde“ und „die Luft“ dar.
Um 1906 wurde Bauer mit der Modellierung sämtlicher Fassadenornamente einschließlich der Figuren des Hauptgiebels am Oberlandesgericht Düsseldorf, Cecilienallee 4, beauftragt.[11][12]
Bis 1935 war August Bauer Eigentümer des Hauses an der Grafenberger Allee 32/34, in welchem er zwei Ateliers an Bildhauer und Räumlichkeiten an Maler vermietete, darunter Josef Körschgen und Gregor von Bochmann.[13] Um 1936 wurde dann Richard Vogt, Direktor der „Eos & Excelsior Deutsche Volks- und Lebensversicherungs-AG“,[14] Eigentümer des Hauses; Bauer hatte noch für ein Jahr sein Atelier im Hinterhaus.[15] Ab 1935 bewohnte August Bauer das Haus der Familie, erbaut von seinem jüngeren Bruder Richard Bauer, Am Wehrhahn 97,[16] welches zwischen der Worringer Straße und der Bahnüberführung lag.[17]
August Bauer war Mitglied im Malkasten und im heutigen Verein zur Förderung der Bildhauerkunst in Nordrhein-Westfalen, von 1904 bis 1912 Schriftführer.
Sein Œuvre umfasst öffentliche Denkmäler, baugebundene Plastiken und eine Vielzahl an Grabmonumenten, aber auch etliche Kleinskulpturen, zumeist aus Bronze.
Familie
Verheiratet war August Bauer mit Gustel (* 10. Juni 1880; † 20. Juni 1959), Tochter des Industriellen Peter Klein. Die Grabstätte der Familie des Bildhauers befindet sich auf dem Nordfriedhof Düsseldorf.
Werke
- 1897–1899: Bismarck-Denkmal, Düsseldorf[18]
- nach 1903: Grabstätte Zigarettenfabrikant Klingspor, Marmor, Neuer Friedhof, Gießen[19]
- vor 1910: Brunnenfigur aus Bronze im Haus Ahnfeldstraße 15, Düsseldorf (abgegangen)[20]
- 1910: Oberlandesgericht, Giebelrelief mit preußischem Staatswappen, umgelegter Kette des Schwarzen-Adler-Ordens; flankiert von zwei weiblichen Figuren (diese abgegangen), die das Zivil- und Strafrecht darstellen.
- 1920: Kriegerdenkmal 1870/71 in Eschweiler, Gemeinschaftsarbeit mit Regierungsbaumeister Curt Gabriel, enthüllt am 4. Oktober 1910
- 1914: Grabstätte Familie Hettlage Düsseldorf, Nordfriedhof Düsseldorf
- 1925: Grabstätte Poetter mit einer sitzenden nackten Frauengestalt
- 1929: Büste Paul von Hindenburg, Bronze
- 1958: Bronzerelief an der Grabstätte der Familie Rosdeck, Nordfriedhof Düsseldorf
- Statuette des Industriellen Peter Klein, Bronze[21]
- Engelsfigur, Marmor, auf dem Erbbegräbnis Bolze (A Ost), Friedhof Wilmersdorf
Literatur
- Hermann Board: Bauer, August. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 3: Bassano–Bickham. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1909, S. 66 (Textarchiv – Internet Archive).
- Bauer, August. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 7, Saur, München u. a. 1993, ISBN 3-598-22747-7, S. 538.
Weblinks
- Literatur von und über August Bauer in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- August Bauer, auf Artnet
Einzelnachweise
- Stipendiengesuche - Bewerbungsschreiben (teilweise mit Lebenslauf, Zeugnissen): Bauer, August, Webseite im Portal archive.nrw.de, abgerufen am 6. Dezember 2020
- „Aus der Schule Buschers gingen verschiedene talentvolle Künstler hervor. So unter Anderen (…) August Bauer und Johannes Röttger, die allerdings später noch eine Zeitlang in Berlin studirt hatten.“ In: Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im XIX. Jahrhundert. XV. Kapitel: Die Bildhauerkunst. Verlag des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, 1902, S. 383 (Digitalisat).
- Bericht über die Kunstgewerbeschule Düsseldorf 1883–1893, Verzeichnis der Stipendiaten: Aug. Bauer 1887/88; 1888/89 (Digitalisat).
- Kurzvita: August Bauer, in Alexander Emil Schroedter: Festschrift zur Enthüllung des Denkmals für den Fürsten Bismarck in Düsseldorf am 10. Mai 1899. S. 11 (Digitalisat).
- „Opderbecke & Neese“, Damf-Marmor-Sägerei, Schleiferei und Polieranstalt, Steinmetzgeschäft, Baumaterialhandlung, Düsselthalerstr. 30/36 In: Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1891, S. 234 (Digitalisat).
- Lehrerpersonal Wintersemester 1902/1903. In: Kunstgewerbeschule Düsseldorf: Jahresbericht für das Schuljahr 1902/03. S. 7 (Digitalisat); Lehrerpersonal Sommersemester 1903. In: Kunstgewerbeschule Düsseldorf: Jahresbericht für das Schuljahr 1903/1904. S. 6 (uniDigitalisat).
- Bauer, August, Bildhauer, Düsselthalerstr. 15; Atelier Goethestr. 63 In: Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf. 1903. S. 89 (Digitalisat).
- Grafenberger Allee 42/43, E. Bauer, August, Kunstbildhauer; Zieger, Hugo, Maleratelier; Vogts, Rich., Porträtmaler, In: Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf. 1905, III. Teil, S. 157 (Digitalisat).
- Die Kö-Brücke. In: Rheinische Post. online, (rp-online.de).
- Thomas Bernhardt, Alexander Schulte: Die Girardet-Brücke wird fein gemacht. In: Westdeutsche Zeitung. 17. Februar 2014 (wz.de).
- Prof. Dr. Knopp: Das Oberlandesgericht Düsseldorf. 4. Grundriss und Außenbau. In: Rheinische Kunststätten, Heft 429, 1. Auflage, 4. (olg-duesseldorf.nrw.de).
- Die Oberlandesgerichtsbauten in Düsseldorf. In: Zeitschrift für Bauwesen. Band 61, 1911, Sp. 371 (Digitalisat).
- Grafenbergerallee 32/34, E. Bauer, August, Kunstbildhauer; Atelier von Josef Körschgen, Atelier von Gregor von Bochmann, in Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf. 1907, S. 179 (Digitalisat); Bauer, August E., Grafenberger Allee 32/34, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf. 1935, II. Teil, S. 24 (Digitalisat).
- Gründung 1926 in Berlin als „Excelsior Lebensversicherungs-AG“. 1933 Fusion mit der „Eos Deutscher Bestattungs- und Lebensversicherungs-Verein AG“ zur „Eos und Excelsior Deutsche Volks- und Lebensversicherungs-AG“ und Sitzverlegung nach Düsseldorf.
- Grafenbergerallee 32/34, E. Vogt, Richard (Grimmstraße 20 – siehe dann dort); Bauer, Aug., Bildhauer HU, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf. 1936, S. 172 (uni-duesseldorf.de).
- Am Wehrhahn 97, E Bauer, Rich., Architekt 2; Bauer, August, Kunstbildhauer 1, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf. 1935, S. 463 (Digitalisat).
- Bauer, August, Kunstbildhauer, Am Wehrhahn 97, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1936, S. 25 (Digitalisat); Am Wehrhahn 97, E Bauer, Geschw. 2; Bauer August 2; Bauer, Hugo 2 (Anmerkung: in 1936 waren die Eigentümer Erben der Familie Bauer), in Adressbuch der Stadt Düsseldorf. 1940, S. 476 (Digitalisat).
- Alexander Emil Schroedter: Festschrift zur Enthüllung des Denkmals für den Fürsten Bismarck in Düsseldorf am 10. Mai 1899. Bagel, Düsseldorf 1899 urn:nbn:de:hbz:061:1-170367.
- Marmor strahlt wieder: „Das Grabmal der Zigarrenfabrikantenfamilie stammt vom Düsseldorfer Bildhauer August Bauer. Neben dem verwendeten weißen Marmor fallen die beiden lebensgroßen Figuren auf. Das Paar stellt idealtypisch den trauernden Arbeiter und die trauernde Gattin dar.“ In: Gießener Allgemeine Zeitung. 11. Juli 2008 (giessener-allgemeine.de).
- Architektonische Rundschau, Heft 7, 1910, Abbildung S. 64 (Digitalisat).
- Statuette des Industriellen Peter Klein (Vater der Ehefrau des Künstlers), Bronzeguß, Schenkung des Künstlers, (in der Datierung des Objekts ist ein Fehler) Sammlung Kunstpalast mkp.P 1955-2 duesseldorf.de.