Arznei-Mohn

Der Arznei-Mohn (Papaver bracteatum), auch Armenischer Mohn genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Diese Pflanzenart mit bis zu 18 cm großen, tiefroten Blüten ist in Gebirgsregionen im nördlichen Iran und im Kaukasusraum beheimatet. In den gemäßigten Breiten werden Sorten und Züchtungen des Arznei-Mohns als Zierpflanzen verwendet. Wegen ihres hohen Gehaltes am Alkaloid Thebain wird sie als Arzneipflanze kultiviert. Vom nahe verwandten und sehr ähnlich aussehenden orientalischen Mohn (Papaver orientalis) unterscheidet er sich hauptsächlich durch seine scharlachrote Blütenfarbe. Der Namenszusatz bracteatum nennt bereits ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, die drei bis acht Vorblätter (Brakteolen) direkt unterhalb der Kelchblätter. Damit sind nicht die direkt am Blütenstiel ansitzenden Laubblätter gemeint, die auch beim Orientalischen Mohn direkt unterhalb der Blüte auftreten können.[1][2]

Arznei-Mohn

Arznei-Mohn (Papaver bracteatum)

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Papaveroideae
Gattung: Mohn (Papaver)
Art: Arznei-Mohn
Wissenschaftlicher Name
Papaver bracteatum
Lindl.

Beschreibung und Ökologie

Illustration
Blütenknospen: die zwei Kelchblätter schützen die Kronblätter
Unreife Kapselfrüchte
Arznei-Mohn (Armenischer Mohn) bei Mineralnyje Wody im Kaukasus
Vorkommen im Iran

Vegetative Merkmale

Der Arznei-Mohn wächst als ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen bis 120 Zentimetern. Aus der grundständigen Blattrosette wachsen mehrere aufrechte oder aufsteigende, robuste Stängel mit 3 bis 5 Millimetern Durchmesser mit je einer einzelnen Blütenknospe an der Spitze. Am Stängel entlang wachsen aus fünf bis acht Knoten wechselständig angeordnete Laubblätter. Sie sind in Blattstiel sowie Blattspreite gegliedert. Die Laubblätter in der Blattrosette sind 15 bis 30 Zentimeter lang und am Stängel nach oben hin kürzer. Die graugrünen, fiederspaltigen Blattspreiten sind in lanzettische parallele Segmente unterteilt und sind gesägt. Die Stängel und Blätter sind mit langen weißen Borsten behaart.[1][2]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Unterhalb der Blüte wachsen ein bis vier kelchblattartige, 2 bis 5 cm lange, ovale Blätter (Vorblätter), die der Pflanze ihren wissenschaftlichen Namen gaben. Am Ende der Stängel befinden sich aufrecht sitzend, eine schüsselförmige, zwittrige Blüte, die mit einem Durchmesser von 10 bis 18 Zentimetern radiärsymmetrisch ist. Die breiten, in der Regel fünf, verkehrt-eiförmigen, tiefroten oder scharlachroten Kronblätter sind 7 bis 12 Zentimeter lang. Am Grund besitzen sie einen etwa 1 Zentimeter großen schwarzen Fleck, der „länger als breit“ ist. Um den oberständigen Fruchtknoten sitzen dicht die dunklen Staubblätter mit den violett-schwärzlichen Staubbeuteln.[1][2]

Die Samen reifen im Juli. Aus den Öffnungen, unter dem Deckel der kugel- bis eiförmigen, 2 bis 4 Zentimeter langen Porenkapsel fallen die Samen, wenn der Stängel im Wind schwankt.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[3]

Ähnliche Arten

Der Arznei-Mohn ist dem Orientalischen Mohn (Papaver orientale) sehr ähnlich, er unterscheidet sich aber durch folgende Merkmale:

  • die 3–8 Vorblätter direkt unterhalb der Kelchblätter. Beim Orientalischen Mohn sind diese nicht vorhanden. Es sind hier nicht die gelegentlich auch direkt unterhalb der Kelchblätter am Blütenstiel ansitzenden Laubblätter gemeint, die auch beim orientalischen Mohn gelegentlich auftreten.
  • die tiefrote Färbung der Blüte, verglichen mit der eher orangeroten Blüte des Orientalischen Mohns
  • der robuste Stiel
  • beim Arznei-Mohn sind die Blütenknospen immer aufrecht, wohingegen sie beim Orientalischen Mohn leicht nickend sind (nicht so deutliche ausgeprägt wie beim Klatschmohn). Die voll entwickelte Blüte steht aber bei beiden Arten aufrecht.

Die Verbreitungsgebiete von Arznei-Mohn und Orientalischem Mohn überschneiden sich an einigen Stellen. Dort kommt es zur Entstehung von natürlichen Hybriden.[1][2]

Vorkommen

Der Arznei-Mohn ist in der nordöstlichen Türkei, im nördlichen Iran, Armenien, Aserbaidschan und im südlichen Russland beheimatet. Er wächst in trockenen Steppen und Gebirgen in Höhenlagen zwischen 500 und 2000 Metern. Er gedeiht am besten auf Böden vulkanischen Ursprungs.

Botanische Geschichte

Der Arzneimohn wurde 1818 durch Fischer, einem Mitarbeiter des kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg nach Europa eingeführt. Die Samen stammten vermutlich aus dem Kaukasus. 1821 verfasste John Lindley die Erstbeschreibung.[2]

Verwendung

Die dekorativen Sorten werden weltweit als Zierpflanze genutzt, oft auch Kreuzungen mit dem sehr ähnlichen Orientalischen Mohn (Papaver orientale). An sonnigen Plätzen ist der Arznei-Mohn sehr einfach zu kultivieren.

Der Milchsaft der Kapselfrucht enthält um die 6 % Alkaloide, deren wichtigste Vertreter das Oripavin und das Thebain sind. Beide sind strukturell mit Morphin verwandt, das aber selbst in der Pflanze nicht nachgewiesen werden konnte. Aus dem Alkaloid Thebain lassen sich auf industriellem Weg Codein und andere Analgetika herstellen. Bei gezüchteten Kultursorten des Arznei-Mohns macht Thebain bis zu 98 % des Alkaloidgehalts aus.[4]

Zur Morphingewinnung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Anbau von Arznei-Mohn. Im Gegensatz zum Schlafmohn (Papaver somniferum) kann das medizinisch notwendige Morphin aus dieser Mohn-Art nur mit Hilfe industrieller Verfahren gewonnen werden. Missbrauch soll auf diese Weise erschwert werden. Von einer erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahme ist man heute aber weit entfernt.[4]

Das Betäubungsmittelgesetz verbietet den ungenehmigten Anbau und Vertrieb aller Teile der Pflanze. Mit der zweiten Verordnung (2. BtMÄndV) wurde 1986 die Nutzung als Zierpflanze und der freie Vertrieb der Samen zugelassen.

Einzelnachweise

  1. Masako Aragane, Daisuke Watanabe et al.: Rapid identification of a narcotic plant Papaver bracteatum using flow cytometry In: J Nat Med, 2014, 68, S. 677–685, PMC 4158180 (freier Volltext)
  2. Peter Goldblatt: Biosystematic Studies in Papaver Section Oxytona. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 61, Nr. 2, 1974, S. 264–296, JSTOR 2395056
  3. Papaver bracteatum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  4. B. Bös: GIFTPFLANZEN.COMpendium abgerufen im Februar 2008.
Commons: Arznei-Mohn (Papaver bracteatum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.