Antonio Cassano
Antonio Cassano (* 12. Juli 1982 in Bari) ist ein ehemaliger italienischer Fußballspieler.
Antonio Cassano | ||
Antonio Cassano (2012) | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 12. Juli 1982 | |
Geburtsort | Bari, Italien | |
Größe | 175 cm | |
Position | Sturm | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
–1999 | AS Bari | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1999–2001 | AS Bari | 48 | (6)
2001–2006 | AS Rom | 118 (39) |
2006–2007 | Real Madrid | 19 | (2)
2007–2011 | Sampdoria Genua | 96 (35) |
2011–2012 | AC Mailand | 33 | (7)
2012–2013 | Inter Mailand | 28 | (8)
2013–2015 | FC Parma | 53 (17) |
2015–2017 | Sampdoria Genua | 24 | (2)
2017 | Hellas Verona | 0 | (0)
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1998 | Italien U15 | 9 | (1)
1998 | Italien U16 | 2 | (0)
1999 | Italien U18 | 2 | (0)
2000 | Italien U20 | 8 | (2)
2000–2002 | Italien U21 | 19 | (7)
2003–2014 | Italien | 39 (10) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Seine bevorzugte Position ist im Sturm, er kann aber auch im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Er agiert beidfüßig.
Cassano galt als Teenager als eines der größten Talente Europas und zeichnete sich durch seine technischen Fähigkeiten und seine Spielübersicht aus. Aufgrund seiner teils spektakulären Auftritte trägt er den Spitznamen Fantantonio.[1] Allerdings sorgt er auch immer wieder mit Disziplinlosigkeiten und umstrittenen Äußerungen für Aufsehen.
Vereinskarriere
AS Bari
Ab seinem elften Lebensjahr spielte Cassano bei seinem Heimatverein AS Bari und feierte dort als Siebzehnjähriger sein Debüt im professionellen Fußball. Bereits in seinem zweiten Serie-A-Spiel wurde er schlagartig berühmt: Gegen Inter Mailand nahm er einen langen Pass mit der Hacke an, legte ihn sich mit dem Kopf vor, ließ anschließend zwei Verteidiger stehen und erzielte dann mit seinem ersten Treffer das 2:1-Siegtor für seinen Verein.[2]
AS Rom
Nach langen Spekulationen wechselte er zur Saison 2001/02 für die Ablösesumme von 28,5 Mio. Euro zum AS Rom. Er unterzeichnete dort einen Fünfjahresvertrag.
In seiner ersten Saison in Rom wurde Antonio Cassano überwiegend als Ergänzungsspieler eingesetzt und kam so auf lediglich drei Einsätze in der Startformation. Dabei erzielte er fünf Tore. In der folgenden Spielzeit 2002/03 erzielte er in 27 Spielen neun Tore, in der Saison darauf konnte er in 35 Spielen 14 Treffer erzielen.
Real Madrid
Am 4. Januar 2006 wechselte Cassano für eine Ablösesumme von rund 5,5 Millionen Euro nach Spanien zu Real Madrid, wo er einen Fünfjahres-Vertrag unterschrieb. Für Real entpuppte er sich jedoch als ein Fehleinkauf. Er wurde mehrfach wegen mangelnder Disziplin aus dem Kader verbannt und konnte in 19 Partien nur zwei Tore erzielen.
Sampdoria Genua
Im August 2007 wurde Cassano an Sampdoria Genua verliehen. Dort fand er schnell zu alter Stärke zurück und war maßgeblich am Erreichen des sechsten Platzes in der Saison 2007/08 beteiligt, was gleichzeitig die Qualifikation zum UEFA-Pokal 2008/09 bedeutete.
Zur Spielzeit 2008/09 wurde Cassano fest verpflichtet und bildete in der Folgezeit mit Giampaolo Pazzini, der sich den Blucerchiati im Januar 2009 anschloss, ein erfolgreiches Sturmduo, das in der Saison 2009/10 dafür sorgte, dass Sampdoria den vierten Tabellenplatz erreichte.
AC Mailand
Nach einem Streit mit Sampdorias Präsidenten Riccardo Garrone (siehe Charakter) wechselte der Stürmer zur Rückrunde der Saison 2010/11 zum AC Mailand. Sein Vertrag wurde bis zum 30. Juni 2014 datiert. Am Ende der Saison wurde Cassano mit den Rossoneri italienischer Meister.
Anfang November 2011 erlitt Cassano einen leichten Hirnschlag, der durch ein Loch in der Herzgegend verursacht wurde und zu Schwindel, Sprach- sowie Sehstörungen führte. Deshalb musste sich der Stürmer in Mailand einer Herzoperation unterziehen, die ihn zu einer fünfmonatigen Pause zwang. Cassano selbst sagte, er habe Todesängste gehabt und daran gedacht, seine Karriere zu beenden.[3][4] Im April 2012 gab er sein Comeback.
Inter Mailand
Während der Europameisterschaft 2012 kritisierte Cassano seinen Verein AC Mailand für dessen Transferpolitik und deutete an, dass er in der Saison 2012/13 möglicherweise nicht mehr für die Rossoneri auflaufen werde.[5] Im August 2012 wechselte er zum Stadtrivalen Inter Mailand und unterschrieb einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2014.[6] Im Gegenzug wechselte sein ehemaliger Sturmpartner Giampaolo Pazzini von Inter zum AC Mailand.
FC Parma
Nach nur einer Spielzeit bei Inter wechselte Cassano zum FC Parma, was der Verein am 3. Juli 2013 auf seiner Website bekannt gab.[7] Am 26. Januar 2015 wurde bekannt gegeben, dass sein bis 2016 laufender Vertrag aufgelöst wurde.
Sampdoria Genua
Im August 2016 nahm ihn sein Ex-Verein Sampdoria Genua wieder unter Vertrag. Für Sampdoria absolvierte er in der Spielzeit 2015/16 24 Partien, in denen er zwei Tore erzielte. Zu Beginn der Saison 2016/17 wurde er suspendiert und aus dem Kader gestrichen. Im Januar gab Sampdoria die Vertragsauflösung bekannt.
Hellas Verona
Nach der Saison 2016/17 wurde bekannt, dass Cassano einen Vertrag bei Hellas Verona unterschrieben hatte. Am 18. Juli 2017 verkündete er jedoch, den Vertrag nicht zu erfüllen und einige Stunden später wieder den Rücktritt von dieser Entscheidung. Am 24. Juli 2017 gab er den endgültigen Rücktritt vom Vertrag sowie sein Karriereende bekannt.[8]
Karriere in der Nationalmannschaft
Cassano wurde vom ehemaligen Nationaltrainer Giovanni Trapattoni als „Zukunft des italienischen Fußballs“ bezeichnet und er nominierte ihn prompt im November 2003 für einen ersten Einsatz in der italienischen Nationalmannschaft im Freundschaftsspiel gegen Polen, wobei er traf und sich so einen festen Platz für die EM 2004 in Portugal sicherte. Bei der EM konnte er zwei Tore in drei Spielen erzielen.
Für die WM 2006 wurde Cassano von Italiens damaligem Nationaltrainer Marcello Lippi nicht berücksichtigt, da das erste Halbjahr 2006 für Cassano bei Real Madrid alles andere als erfolgreich verlaufen war. Kurz nach der WM wurde er wieder in den Kader berufen und kam im September 2006 zu zwei Einsätzen. Nach Cassanos starken Leistungen in der Saison 2007/08 berief Roberto Donadoni ihn schließlich in den Kader für die Europameisterschaft. In der darauffolgenden Saison wurde Cassano trotz starker Leistungen vom neuen Nationaltrainer Marcello Lippi aus disziplinarischen Gründen nicht mehr berücksichtigt, wofür Lippi heftig kritisiert wurde.
Trotz einer Herzoperation im November 2011 und fünfmonatiger Pause wurde er 2012 von Nationaltrainer Cesare Prandelli in den italienischen Kader für die Europameisterschaft berufen. Im Turnier war Cassano neben Mario Balotelli Stammspieler im italienischen Sturm. Im letzten Vorrundenspiel gegen Irland (2:0) erzielte Cassano das erste Tor und wurde anschließend zum Man of the Match ernannt. Mit seiner Mannschaft erreichte der Stürmer das Finale, in dem Italien Spanien unterlag.
Cassano wurde zunächst nicht mehr von Prandelli berücksichtigt, kam im Mai 2014 jedoch zu seinem Comeback, als er im Freundschaftsspiel gegen Irland eingewechselt wurde. Auch in der darauffolgenden Partie gegen Luxemburg kam er zum Einsatz und schaffte den Sprung in den Kader für die Weltmeisterschaft 2014. Bei der WM wurde er in den Spielen gegen Costa Rica und Uruguay eingewechselt, schied mit Italien allerdings in der Vorrunde aus. Seither wurde Cassano nicht mehr nominiert.
Charakter
Trotz seines Talents gilt Cassano als schwieriger und streitbarer Charakter. Er selbst bezeichnet sich als „Hurensohn von der Straße“ und gibt in seiner Autobiographie an, mit 600 bis 700 Frauen geschlafen zu haben. Während seiner Zeit beim AS Rom geriet er mit den Trainern Rudi Völler und Luciano Spalletti aneinander. Nachdem er schließlich zu Real Madrid „abgeschoben“ wurde, fiel er dort vor allem aufgrund mangelnder Disziplin auf. Von seinem Mitspieler Ronaldo erhielt er den Spitznamen Gordito (Dickerchen).[2]
Bei Sampdoria Genua handelte sich Cassano eine Sperre von fünf Spielen sowie eine Strafe von 15.000 Euro ein, weil er – zornig über einen Platzverweis – einem Schiedsrichter sein Trikot ins Gesicht geschleudert und ihn bedroht hatte. Anschließend schien es, als habe sich Cassanos Verhalten gebessert.[2] Im Oktober 2010 wurde gegen ihn aber auf Initiative seines Vereins ein Disziplinarverfahren eingeleitet, nachdem er zuvor den Vereinspräsidenten Riccardo Garrone vor Spielern und Funktionären beschimpft hatte. Eine schriftliche Entschuldigung habe der Stürmer verweigert. Anlass des Streits war die Weigerung Cassanos, mit seinem Verein an einer Preisverleihung teilzunehmen. Der Stürmer wollte den Abend lieber mit seiner schwangeren Frau verbringen.[9]
Nachdem ihn sein Klub suspendiert und beim Verband um eine Auflösung seines Vertrages angesucht hatte, entschuldigte sich Cassano doch noch bei Garrone. Der Verein wich aber nicht von seiner Haltung ab.[10] Als Cassanos Gehalt eingefroren wurde, forderte der Stürmer eine Entschädigung in Höhe von einer Million Euro. Schlussendlich entschied ein Schiedsgericht, dass Sampdoria Cassano weiterbeschäftigen muss, wenn auch zu halbiertem Gehalt. Bereits wenige Tage nach diesem Urteil trennten sich die Wege von Spieler und Verein und im Januar 2011 wechselte Cassano zum AC Mailand.[1]
Während der Europameisterschaft 2012 sorgte Cassano erneut für einen Skandal, als er öffentlich sagte, er hoffe, dass keine Homosexuellen in der Nationalmannschaft seien.[5] Später entschuldigte er sich hierfür schriftlich: „Ich bin nicht homophob, ich wollte niemand verletzen, ich will die sexuelle Freiheit aller nicht zur Disposition stellen. Ich erlaube mir nicht, über andere zu urteilen.“[11] Für seine homophobe Äußerung wurde er von der UEFA zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt.[12]
Am 20. November 2012 wurde Cassano für zwei Spiele gesperrt, weil er nach einem Ligaspiel von Inter Mailand gegen Cagliari Calcio das Schiedsrichterteam im Spielertunnel beleidigt hatte.[13]
Mit Inter-Trainer Andrea Stramaccioni geriet Cassano am 1. März 2013 aneinander: Die Auseinandersetzung habe nach einer Trainingseinheit als normale Diskussion begonnen und sei dann in wütende Beschimpfungen ausgeartet. Als sich Cassano und Stramaccioni laut Medienberichten auch körperlich attackierten, wurden sie von anderen Spielern getrennt.[14] Stramaccioni selbst bezeichnete den Vorfall als normale Auseinandersetzung und bestritt, dass es zu „physischem Kontakt“ kam. Dennoch wurde Cassano für das folgende Ligaspiel gegen Catania Calcio nicht in den Kader von Inter berufen[15] und mit einer Strafe von 40.000 Euro belegt.[16]
Erfolge
Im Verein
In der Nationalmannschaft
Persönliche Auszeichnungen
- Nachwuchsspieler des Jahres in der Serie A: 2001, 2003
Verweise
Weblinks
- Antonio Cassano in der Datenbank von weltfussball.de
- Einsatzdaten bei der italienischen Spielervereinigung (italienisch)
- Einsatzdaten beim italienischen Ligaverband (italienisch)
- Einsatzdaten beim italienischen Verband (italienisch)
Einzelnachweise
- kicker.de: Cassano zu Milan - Ronaldinho nach Hause (abgerufen am 21. August 2012)
- spiegel.de: Wie ein Kobold auf Ecstasy (abgerufen am 21. August 2012)
- focus.com: Loch in der Herzgegend – Cassano wird operiert (abgerufen am 25. August 2012)
- focus.com: Cassano nach Herz-OP: „Hatte Angst zu sterben“ (abgerufen am 21. August 2012)
- stern.de: Antonio Cassano sorgt für Wirbel bei den Italienern (abgerufen 22. August 2012)
- inter.it: Transfers: Antonio Cassano signs for Inter (abgerufen am 22. August 2012)
- fcparma.com: Cassano al Parma! Domani alle 18.30 al Tardini la presentazione a stampa e tifosi (Memento vom 12. Oktober 2014 im Internet Archive) (abgerufen am 3. Juli 2013)
- Cassano verkündet: "Cassano wird nicht mehr Fußball spielen". kicker.de, 24. Juli 2017, abgerufen am 25. Juli 2017.
- kicker.de: Cassano droht der Rauswurf (abgerufen am 21. August 2012)
- focus.com: Sampdorias Cassano entschuldigt sich für Ausraster (abgerufen am 21. August 2012)
- sueddeutsche.de: Italiens Kabine mieft nach Homophobie (abgerufen am 21. August 2012)
- queer.de: UEFA: Cassano zu 15.000 Euro Geldstrafe verurteilt (abgerufen am 21. August 2012)
- football-italia.net: Inter hit by Cassano ban (abgerufen am 20. November 2012)
- football-italia.net: Strama-Cassano in locker room brawl! (abgerufen am 2. März 2013)
- inter.it: Stramaccioni: "Catania, traditionally tough" (abgerufen am 2. März 2013)
- football-italia.net: Cassano fined €40,000 by Inter (abgerufen am 5. März 2013)