Anton Georg Apponyi
Anton Georg Graf Apponyi von Nagy-Apponyi (* 4. Dezember 1751[1] in Preßburg, Königreich Ungarn; † 17. März 1817 in Wien) war ein ungarischer Großgrundbesitzer, Politiker, Diplomat und Obergespan.
Leben
Herkunft
Die Apponyis sind ein altes ungarisches und später auch österreichisches Adelsgeschlecht. Ihre Herkunft geht bis ins frühe 14. Jahrhundert zurück. Sie gingen aus dem Adelsgeschlecht der Peczh (auch unter den Namen Peech bekannt) hervor. Ein Abraham Rufus de Peczh war Gefolgsmann König Ludwigs I. Im Jahre 1392 tauschte er mit Kaiser Sigismund seine Güter in der Umgebung Preßburgs (Cseklész) gegen die Herrschaft Appony (deutsch: Groß-Apponitz) im Komitat Neutra. Seither leitete die Familie von dieser Ortschaft auch ihren Namen ab[2].
Biographie
Anton Georg Graf Apponyi (ung. Apponyi Antal György) war der Sohn des Grafen Georg Ladislaus Apponyi (ung. Apponyi György László; * 5. November 1734 in Nagyappony, Komitat Neutra, † 5. Oktober 1782 in Wien), des Obergespans des Komitates Tolna[3] und der Gräfin Maria Franziska Josefa von Lamberg-Sprinzenstein (* 6. September 1734; † 15. August 1796 in Preßburg).[4]
Die Schulbildung absolvierte Anton Georg im Wiener Theresianum. Danach trat er in den Österreichischen Staatsdienst, ab 1774 als Regierungsbeamter in Galizien, welches in der damaligen Zeit zu den Österreichischen Erblanden gehörte. Im Jahre 1778 wurde er nach Fiume versetzt, welches 1779 als Corpus separatum der Habsburger Krone unterstellt wurde. Im Jahre 1790 wurde er zum Obergespan des Komitees Tolna gewählt. Er war in dieser Position Nachfolger seines Vaters.
Nach dem Tod seines Vaters erbte Anton Georg riesige Güter im Königreich Ungarn. Unter Anderem das Schloss Hőgyész samt Herrschaft im Komitat Tolna welches sein Vater im Jahre 1772 erwarb. Anton Georg ließ das Schloss[5] durch den österreichischen Architekt Franz Anton Hillebrandt in Barockstil umbauen und im 26 (ungarische) Joch[6] großem Park ein Arboretum anlegen. Das Schloss diente Apponyi als Hauptwohnsitz.
Anton Georg Apponyi war ein Mann von außerordentlicher Bildung, ein begeisterter Musikliebhaber und hervorragender Geiger. Er war 1812 Gründungsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, gehörte seit 1813 dem Direktorium dieser Gesellschaft an und war von 1814 bis zu seinem Tod deren Präsident. Zudem war er Förderer von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. Haydn widmete ihm die Streichquartette Hob. III: 69–74. A.[7][8]
Apponyi war auch ein begeisterter Büchersammler. Um das Jahr 1770 gründete er in Wien eine Anfangs aus 30 000 Bänden bestehende Bibliothek, die als Bibliotkeca Apponiana ('Apponyi Bibliothek')[9] bekannt wurde. Sein Sohn Anton verlegte diese Familienbibliothek nach Preßburg[10].
Auch auf dem Gebiet der Wohltätigkeit war Apponyi tätig. Er stiftete Kirchen in Pálfa[11] und Hőgyész, wo er auch ein Armenhaus gründete. Anton Georg Apponyi starb am 17. März 1817 in Wien im Alter von 65 Jahren.
Familie und Nachkommen
Im Jahre 1779 heiratete Anton Georg Apponyi heiratete er die Gräfin Caroline von Lodron-Loterano (* 1756, † 1825). Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, von denen jedoch nur sieben das Erwachsenenalter erreichten:
- Georg (* 1780, † 1849) ∞ Anna Gräfin Zichy (* 1780, † 1866)
- Anna (* 1781, † 1852) ∞ Pfalzgraf Alexander Piatti († 1831)
- Anton (* 1782, † 1852) ∞ Gräfin Theresia Nogarola (* 1790, † 1874)
- Joseph (* 1784, † 1863) ∞ Therese Gräfin Pajachevics (* 1799, † 1877)
- Karoline (* 1789, † 1872) ∞ Herzog Anton von Collalto (* 1784, † 1854)
- Maria Barbara (* 1791, † 1844) ∞ Baron Leopold von Hackelberg
- Franziska (* 1793, † 1863) ∞ Graf Joseph von Tige (* 1788, † 1870)
Literatur
- Magyar életrajzi lexikon, Budapest 1981; Bd. 1, S. 47 ISBN 963-05-2498-8 (ungarisch)
- Elisabeth Th. Hilscher-Fritz: Apponyi, Anton Georg Graf. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
Einzelnachweise
- Anderen Angaben zufolge wurde er am 1. Dezember 1751 geboren.
- Die Burg und Herrschaft Appony besaß die Familie von 1392 bis 1935.
- Apponyi wurde am 22. September 1777 zum Obergespan des Komitats Tolna gewählt und dieses Amt behielt er bis zu seinem Tode im Jahre 1782 bei.
- Anton Georg hatte noch eine Schwester Maria Josefa († 1790), die mit den Baron Imre Perényi verheiratet war.
- Das Schloss blieb bis zum Jahre 1939 in Familienbesitz. Der letzte Inhaber war Graf Geisa Apponyi (* 1853, † 1927) der das Schloss ständig bewohnte und dort auch verstarb. Sein Sohn, Graf Karl (* 1878, † 1959) verkaufte das Schloss samt Gutsbesitz im Jahre 1939 für 120 000.-- Pengő an eine ungarische Versicherungsgesellschaft. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich im Schloss ein Militärhospital. Heute dient das Schloss als Schlosshotel.
- Ein ungarisches Joch beträgt 43,16 Ar.
- https://www.capriccio-kulturforum.de/forum/index.php?thread/7089-joseph-haydn-streichquartette-opp-71-und-74-apponyi-quartette/
- Liste der Streichquartette Haydns#Opus 71/74 „Apponyi-Quartette“ (1793)
- In der Bibliotheca Apponiana befanden sich über 400 Wiegendrucke wie z. B. die 'Göttliche Komödie' von Dante Alighieri oder eine 'Gutenberg-Bibel' aus dem Jahre 1455.
- Zwischen den Jahren 1827 und 1846 diente sie als "öffentliche Bibliothek". Die in Preßburg angesiedelte Bibliothek war die erste öffentliche Bibliothek in Oberungarn. Nach Meinungsverschiedenheiten mit der Stadtverwaltung Preßburg ließ Anton Apponyi (der Sohn des Gründers) die Bibliothek auf das eigene Herrengut nach Groß-Opponitz verlegen. Im Jahre 1948 wurde die Bibliothek von den damals an die Macht gekommenen Kommunisten "verstaatlicht". Die Bücher, die sich zwischenzeitlich in einem desolaten Zustand befanden, wurden 1972 in ein Depositorium der Matica slovenská nach St. Martin an der Turz gebracht. Erst nach der Samtenen Revolution erfolgte eine Rekonstruktion der Bestände, die in den inzwischen renovierten Schlossbau nach Groß-Opponitz zurückkehrten.
- Mit dem Bau der Kirche in Pálfa erfüllte er einen testamentarischen Wunsch seines Vaters.