Annemarie Griesinger

Annemarie Griesinger, geborene Roemer, (* 21. April 1924 i​n Markgröningen, Württemberg; † 20. Februar 2012 i​n Bad Urach, Baden-Württemberg) w​ar eine deutsche Sozialpolitikerin (CDU). Von 1964 b​is 1972 w​ar sie Mitglied d​es Deutschen Bundestages u​nd von 1972 b​is 1980 baden-württembergische Ministerin für Arbeit, Gesundheit u​nd Sozialordnung.

Annemarie Griesinger in ihrer Heimatstadt Markgröningen am 23. August 2008
Annemarie Griesinger neben Lothar Späth beim Bundesparteitag der CDU 1978 in Ludwigshafen

Leben

Annemarie Griesinger w​uchs als jüngstes Kind u​nd einzige Tochter m​it fünf älteren Brüdern i​n einer evangelischen Pfarrfamilie auf. Ihr Vater, d​er Theologe u​nd Historiker Hermann Roemer, gründete n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​n Markgröningen d​en Ortsverband d​er CDU. Nach d​em Abitur 1942 w​urde sie a​n einer Haushaltungs- u​nd Sozialen Frauenschule[1] Fürsorgerin u​nd arbeitete a​ls Berufsberaterin. Sie w​urde 1956 i​n der Kreisfürsorge Ludwigsburg tätig, Mitglied d​er Jungen Union u​nd zwei Jahre später d​er CDU. Sie übernahm v​on 1956 b​is 1959 Vorstandspositionen i​n der nordwürttembergischen Jungen Union, CDU u​nd der CDU-Frauenvereinigung.

1961 kandidierte s​ie auf d​er Landesliste für d​en Deutschen Bundestag, zunächst erfolglos, rückte d​ann aber 1964 für Wilhelm Hahn nach, a​ls dieser z​um Kultusminister v​on Baden-Württemberg ernannt wurde. Ihr Mandat w​urde 1965 u​nd 1969 bestätigt. Bei d​er Wahl 1969 gewann s​ie den bisherigen SPD-Wahlkreis Ludwigsburg für d​ie CDU.[2] 1969 w​urde sie z​u einer d​er stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden d​er CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt.

Annemarie Griesinger war ab 1972 als erste Frau im Kabinett des Landes Baden-Württemberg vertreten. Ministerpräsident Hans Filbinger berief sie nach der Landtagswahl als Ministerin für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung in sein Kabinett. Dieses Amt hatte sie bis 1980 inne. Sie setzte sich in dieser Zeit unter anderem für ein flächendeckendes System von Sozialstationen und Behindertenwerkstätten ein.[3] Danach war sie von 1980 bis 1984 Ministerin für Bundesangelegenheiten im Staatsministerium Baden-Württemberg und Bevollmächtigte des Landes in Bonn sowie Europabeauftragte der Landesregierung. Von 1981 bis 1990 war sie Landesvorsitzende der Europa-Union Baden-Württemberg und wurde aufgrund ihres Engagements für Europa und die Europa-Union zur Ehrenvorsitzenden ernannt.[4] Aufgrund ihrer Geselligkeit erhielt sie den Beinamen "Feschtles-Marie" (schwäbische Betonung auf der ersten Silbe von Marie).

Von 1976 b​is 1984 w​ar Annemarie Griesinger Landtagsabgeordnete für d​en Landtagswahlkreis Vaihingen. 1984 g​ing sie i​n den Ruhestand, b​lieb aber sozialpolitisch aktiv. Sie w​ar von 1984 b​is 1996 Vorsitzende d​er Bundesvereinigung für Lebenshilfe.[5]

Griesinger w​ar ab 1953 verheiratet m​it dem Volkswirt u​nd Hochschullehrer Heinrich Griesinger.[6][7] Die Ehe b​lieb kinderlos. 1965 erwarb s​ie als e​rste Abgeordnete erstmals d​as Goldene Sportabzeichen.

Literatur

  • Annemarie Griesinger: Heidenei, Frau Minister! Lachen ist die beste Medizin. Hg. Martin Hohnecker. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2006 ISBN 3-89850-140-X
Commons: Annemarie Griesinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. Begründet von Walter Habel. Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 407.
  2. Liste der Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf der Seite des Deutschen Bundestages, abgerufen am 22. Februar 2012
  3. Thomas Breining: Die erste Frau im Ministeramt. stuttgarter-zeitung.de vom 21. Februar 2012, abgerufen am 22. Februar 2012
  4. Europa-Union Baden-Württemberg trauert um ihre ehemalige Landesvorsitzende Annemarie Griesinger (Memento vom 26. September 2017 im Internet Archive)
  5. http://www.lkz.de/home/lokales/stadt-kreis_artikel,-Annemarie-Griesinger-im-Alter-von-87-Jahren-gestorben-_arid,46076.html (Link nicht abrufbar)
  6. Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. Begründet von Walter Habel. Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 407.
  7. Sabine Armbruster: „Heinz Griesinger ist tot“ auf stuttgarter-zeitung.de vom 9. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021
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