Anja Maier
Anja Maier (* 20. Oktober 1965 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Von 2012 bis 2020 war sie Bundestagskorrespondentin der taz und von 2012 bis 2018 Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz.
Leben
Anja Maier wuchs in Ost-Berlin auf. Sie lernte Schriftsetzerin und arbeitete für einen Verlag, ein Studium an der Fachschule für Werbung und Gestaltung Berlin brach sie wieder ab.[1] Nach dem Mauerfall ging sie zur taz und wurde dort Journalistin. Unter anderem war sie News-Redakteurin, Reporterin und „sonntaz“-Ressortleiterin.[2]
Die Wende 1989/1990 erlebte sie in der Oranienburger Vorstadt in einem Eckhaus an der Strelitzer Straße nur wenige Meter von der Berliner Mauer entfernt wohnend,[3] frisch geschieden vom Vater ihrer ersten Tochter.[4] Bis zur Jahrtausendwende lebte Maier im Prenzlauer Berg und zog dann ins Berliner Umland nach Oranienburg.[1] Ab 2012 war sie Parlamentskorrespondentin der taz, zuständig vor allem für die Union und das Kanzleramt.[2] Von 2012 bis 2018 gehörte Maier zudem dem Vorstand der Bundespressekonferenz an.[5][6] Nach drei Jahrzehnten bei der taz verließ sie diese Ende 2020. Seit 2021 ist sie Parlamentskorrespondentin bei die-korrespondenten.de, wo sie für Die Zeit, die taz, die Frankfurter Rundschau und den Weser-Kurier berichtet.[7][8][9]
Maier ist häufig Gast von Fernsehsendungen wie beispielsweise dem Presseclub,[2] bei Maybrit Illner,[10] dem ZDF-Morgenmagazin,[11] im Deutschlandfunk,[12] bei Fakt ist! sowie Gesprächsrunden bei Phoenix.[13][14][15][16][17]
2010 veröffentlichte Maier ihr erstes Buch „Die Pubertistin“, in der sie in der Ich-Form von einer Mutter einer pubertären Tochter im Berliner Speckgürtel erzählt.[18] Das Thema hatte sie zuvor bereits seit 2008 im zwei- bis vierwöchigen Rhythmus in ihrer Kolumne „Speckgürtel“ in der taz aufgearbeitet.[19][20] 2011 stieß sie mit ihrem Buch „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter“ eine Debatte an,[21] die sie gemäß der Frankfurter Rundschau zum „Sarrazin vom Prenzlauer Berg“ machte.[22] Ihr drittes Buch „Als Oma bist du ja ganz nett“ schrieb sie gemeinsam mit der älteren ihrer beiden Töchter, der 1988 geborenen Hanna Maier, die ebenfalls Journalistin wurde.[23]
Rezensionen
- Die Pubertistin
Für Uwe Badouin (Oberhessische Presse) war Maiers Buch „kein Ratgeber, sondern eine Art Zustandsbeschreibung. Alle, die mittendrin sind in der Pubertätsgrippe, wissen nach dem Lesen: Wir sind nicht allein. Das ist doch auch schon mal was.“[24]
Nicola Bardola (Börsenblatt) empfahl das Buch als „ideale Einführung in das Problemfeld“ Pubertät: Maier verfüge „über eine witzig-freche Sprache, die auf adäquate Art die Problematik erfasst, indem sie etwa von ‚Emotionsdiät‘ spricht oder einen Rollentausch beschreibt, bei dem die Tochter erfolgreich mütterliche Aufgaben übernimmt.“ „Als läse man einen humorvoll-rührenden Roman, so werden hier beim Schildern vieler Konfliktfelder en passant die wesentlichen Empfehlungen gegeben, die im Umgang mit dem rebellischen Nachwuchs wichtig sind.“[25]
Für Silke Teschner (Ärztezeitung) war das Buch ein „lustiger Lesestoff für Mütter und Töchter“ und „wunderbar ironisch und treffend“.[26]
- Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter
Gemäß Caroline Bock (Kölnische Rundschau) gehöre das von Maier beschriebene „Klischee von der Latte-Macchiato-Mutter mit teurem Kinderwagen […] zu Berlin wie früher Harald Juhnke.“ „Im kinderreichen ‚Pregnancy Hill‘“ würden „die Kleinen schon mit vier Jahren zum Yoga, lernen Klavier spielen“ gehen und hätten „ihre Eltern fest im Griff – wenn diese nicht gerade irgendwas mit Medien machen oder die Lehrerin tyrannisieren, dass beim Schulfest auch ja Ökowürste auf den Grill kommen.“[27]
Tanja Dückers (Die Welt)empfand, dass Maier „ein Image von ‚richtiger‘ Elternschaft“ gezeichnet habe und alle verspotte, die davon abwichen. „Auch wenn manches seine Berechtigung“ habe, störe „der Tonfall, in dem hier eine ‚erfahrene Mutter‘ anderen – wie sie meint: blöderen – Müttern den Spiegel vorhält.“[28] Tom Riens (Berliner Morgenpost) sah Maiers „mal akribisch, mal polemisch, mal trauernd“ in 43 Szenen aufgeschriebenes Buch als Beschreibung, „wie sich die Exheimat verändert“ hätte. Maier polarisiere mit ihrer Beschreibung der Prenzlauer Berg-Eltern mal als „postbürgerliche Eroberer“, mal als „Hedonisten“, der Mütter als „Sexymama“ oder „Rind“, der Väter als „späte Jungs“ oder „arglose Teilzeitväter“.[29]
„Schonungslos und satirisch“ gezeichnet fand Anna-Maria Kunath (Potsdamer Neueste Nachrichten) Maiers Beschreibungen des „modernen Mutterdasein im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg“. Als „hemmungslose Selbstgentrifizierung“ beschreibe Maier „eine Generation in angesagten Stadtvierteln, in denen nur noch Medienfuzzies und Macchiato trinkende Mütter das Sagen“ hätten und wo „antiautoritäre Erziehung […] die Kinder zu unselbständigen und egozentrischen Menschen heranwachsen“ lasse.[30]
Publikationen
- Die Pubertistin: eine Herausforderung. Baumhaus-Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-8339-3519-0, (eingeschränkte Vorschau).
- Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter: von Edel-Eltern und ihren Bestimmerkindern. Bastei Lübbe Taschenbuch, Köln 2011, ISBN 978-3-404-60299-5, (eingeschränkte Vorschau).
- mit Hanna Maier: Als Oma bist du ja ganz nett: wie meine Mutter ein Enkelkind bekam. Piper, München/Zürich 2014, ISBN 978-3-492-30377-4, (eingeschränkte Vorschau).
- Gucken ja. Bleiben auf gar keinen Fall. In: Moritz Kienast: I hate Berlin: Unsere überschätzte Hauptstadt. Bastei Lübbe, Köln 2011, ISBN 9783838710334, S. 47ff, (eingeschränkte Vorschau)
- mit Andreas Krase, Ute Mahler, Jörg-Uwe Neumann, Ulrich Ptak: Sibylle: Zeitschrift für Mode und Kultur, 1956-1995. Hartmann Stuttgart 2017, ISBN 978-3-96070-007-4.
- Wir Missvergnügten. Identität ist nichts, was man einfach so abstreift: 25 Jahre nach Mauerfall blickt eine Ostlerin zurück. In: TAZ. 23. August 2014, S. 11.
Weblinks
- Literatur von und über Anja Maier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Anja Maier in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Anja Maier in der Internet Movie Database (englisch)
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Anja Maier bei perlentaucher.de
Einzelnachweise
- Volle Bulette. In: Oranienburger Stadtmagazin. Juni/Juli/August 2012, S. 8.
- Anja Maier. In: Presseclub. 8. November 2019.
- Anja Maier: Der Spielplatz im Sperrgebiet. In: taz. 27. Dezember 2011.
- Anja Maier: Wir waren schon mal weiter. In: Süddeutsche Zeitung. 7. November 2019.
- Anja Maier. In: Emma.
- Vorstand. (Memento vom 29. August 2018 im Internet Archive) Bundespressekonferenz.
- Ex-taz-Führungskraft: Anja Maier berichtet für den Weser-Kurier aus der Hauptstadt. In: kress news. 12. Oktober 2020, abgerufen am 21. Oktober 2020.
- Anja Maier kressköpfe - Detail: kress.de. Abgerufen am 29. März 2021.
- Autorenprofil. In: Die Zeit. Abgerufen am 15. Februar 2022.
- Thomas Hummel: Sehnsucht nach frischen Köpfen. In: Süddeutsche Zeitung. 1. November 2019.
- Presseschau mit Anja Maier. In: ZDF-Morgenmagazin. 19. Juli 2019.
- Christine Heuer: Ist die Unzufriedenheit berechtigt? In: Deutschlandfunk. 26. August 2019.
- phoenix nachgefragt. In: Phoenix. 30. Januar 2019.
- phoenix nachgefragt. In: Phoenix. 7. Mai 2019.
- phoenix wahlrunde. In: Phoenix. 31. August 2019.
- phoenix runde: SPD nach links, CDU nach rechts – Koalition in der Krise?. In: Phoenix. 5. Juni 2018.
- phoenix runde: Seehofers Quote – Wende in der Flüchtlingspolitik?. In: Phoenix. 16. September 2019.
- Anja Maier, bei Bastei-Lübbe
- Anja Maier: Kolume Speckgürtel. In: taz.
- Vom Kind zur Terroristin. In: Main-Echo. 10. März 2011.
- Anja Maier. In: Die Zeit.
- Carmen Böker: Überall Milchschaum. In: Frankfurter Rundschau. 8. Dezember 2011.
- Ursula März: Und schon bist du Oma. In: Die Zeit. Nr. 17/2014, 16. April 2014.
- Uwe Badouin: Mama packt über „Pubertistin“ aus. In: Oberhessische Presse. 25. August 2017.
- Nicola Bardola: Nervenkrieg mit dem Nachwuchs. In: Börsenblatt. 28. September 2011.
- Silke Teschner: „Die willste nicht geschenkt haben!“ In: Ärzte Zeitung. 16. Dezember 2011.
- Caroline Bock: Von Edel-Eltern und Bestimmerkindern. In: Kölnische Rundschau. 14. November 2011.
- Tanja Dückers: Was ist nur so schlimm an Café Latte? In: Die Welt. 14. Dezember 2011.
- Tom Riens: „Zu viel Gütersloh, zu wenig Berlin“. In: Berliner Morgenpost. 2. November 2011.
- Anna-Maria Kunath: „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter!“ Anja Maier stellt ihr Buch im Cafe „11-line“ vor. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 7. März 2012.