Andrij Wjaslow

Andrij Hryhorowytsch Wjaslow (ukrainisch Андрій Григорович В'язлов, russisch Андрей Григорьевич Вязлов Andrei Grigorjewitsch Wjaslow; * 1862 i​m Ujesd Wolodymyr-Wolynskyj, Gouvernement Wolhynien, Russisches Kaiserreich; † 16. Oktober 1919 i​n Kamjanez-Podilskyj, Ukrainische SSR) w​ar ein ukrainischer Jurist u​nd Politiker.

Andrij Wjaslow 1906
Signatur Andrij Wjaslow

Leben

Andrij Wjaslow k​am als Bauernsohn i​m Ujesd Wolodymyr-Wolynskyj i​n der h​eute ukrainischen Oblast Wolyn z​ur Welt (eine weitere Quelle n​ennt das Dorf Брониці Bronyzi i​m Ujesd Mohyliw-Podilskyj d​es Gouvernements Podolien a​ls Geburtsort[1]). Er absolvierte 1890 d​ie juristische Fakultät d​er St.-Wladimir-Universität i​n Kiew u​nd arbeitete anschließend a​ls stellvertretender Sekretär a​n den Amtsgerichten i​n Luzk u​nd Schytomyr u​nd als Sekretär d​es Bezirksgerichts i​n Schytomyr. Danach w​ar er a​ls Staatsanwalt i​m Ujesd Starokostjantyniw u​nd von 1899 a​n als Richter a​m Bezirksgericht Swenyhorodka i​m Gouvernement Kiew tätig. Außerdem w​ar er gesellschaftlich vielseitig engagiert u​nd wurde während d​er Revolution v​on 1905 Mitglied d​er Konstitutionell-Demokratische Partei (Kadetten).[2]

Am 21. April 1906 w​urde er z​um Abgeordneten d​es Gouvernement Kiew i​n die Erste russische Staatsduma gewählt. In d​er Duma setzte e​r sich, entgegen d​em Programm seiner Partei, für d​ie national-territoriale Autonomie d​er Ukraine ein. Außerdem befürwortete e​r die Autonomie Polens u​nd die Verstaatlichung v​on Land. Als e​iner der Unterzeichner d​es Wyborger Manifestes a​m 10. Juli 1906 w​urde er z​u einer dreimonatigen Haftstrafe, Entzug d​es Wahlrechtes u​nd dem Verbot gerichtlicher Tätigkeit verurteilt.[2]

Nachdem sich die Duma auflöste, kehrte er nach Kiew zurück wo er ab 1907 in einer privaten Versicherungsgesellschaft tätig und in der Kiewer Proswita sowie der Gesellschaft der ukrainischen Progressiven (Товариство Українських Поступовців „ТУП“)[3] und bei den Freimaurern (u. a. in der Großloge Grand Orient de France) aktiv war.[4][5] Zudem war er Mitglied des linken Flügels des Kiewer Ausschusses der Kadetten und vom 23. bis 28. September 1906 Abgeordneter auf dem 4. Kongress der Konstitutionellen Demokratischen Partei der Kiewer Kadetten.[2] Ab Sommer 1915 gehörte er dem vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft autorisierten Komitee der Allrussischen Union der Städte an der Südwestfront an und beteiligte sich während des Ersten Weltkrieges aktiv unter anderem an der Unterstützung von Flüchtlingen aus Galizien und der Bukowina, organisierte die Krankenversorgung für die Verwundeten und die Errichtung von Wohnhäusern für Waisenkindern.[6]

Während der Februarrevolution verließ er die Kadetten-Partei und schloss sich der ukrainischen Nationalbewegung an.[7] Nach der Ernennung der Provisorischen Regierung wurde er im März 1917 Gouverneurskommissar von Wolhynien. Im März/April 1917 war er Mitglied das vorläufigen Zentralkomitees der Union der autonomen Föderalisten und im Juni desselben Jahres wurde er Mitglied der Ukrainischen Partei der sozialistischen Föderalisten.[3] Im April 1918 wurde er Richter des obersten Gerichtes der Ukrainischen Volksrepublik. Im Ukrainischen Staat unter Pawlo Skoropadskyj war er von Juli 1918 an Generalrichter, Chef der Gefängnisverwaltung[3] und ab dem 26. Juli 1918 Senator des Verwaltungsgerichts.[8] Vom 24. Oktober bis 14. November 1918 war er, in Nachfolge von Mychajlo Tschubynskyj, Justizminister des ukrainischen Staates.[7] 1919 war er Vorsitzender des Ukrainischen Roten Kreuzes. Er starb im Oktober 1919 in der Stadt Kamjanez-Podilskyj an Typhus.[3]

Commons: Andrij Hryhorowytsch Wjaslow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Kurzbiografie auf studfiles.net; abgerufen am 27. April 2019 (ukrainisch)
  2. Biografie Andrei Wjaslow auf ibris.club; abgerufen am 27. April 2019 (russisch)
  3. Eintrag zu Andrij Wjaslow in der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine; abgerufen am 27. April 2019 (ukrainisch)
  4. https://allconspirology.org/books/BrachevV-S---SHubin-A-V-_Masony-i-Fevralskaya-revolyutsiya-1917-goda-/10
  5. http://samisdat.com/5/23/523r-kie.htm
  6. Eintrag zu Andrij Wjaslow auf history.franko.lviv.ua; abgerufen am 27. April 2019 (ukrainisch)
  7. Eintrag zu Andrij Wjaslow in der Enzyklopädie der modernen Ukraine; abgerufen am 27. April 2019 (ukrainisch)
  8. Humanressourcenunterstüzung für den staatlichen Senat des Ukrainischen Staates im Jahr 1918 auf der Webseite des ukrainischen Verwaltungsgerichtes; abgerufen am 27. April 2019 (ukrainisch)
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