Andreas Radbruch
Andreas Radbruch (* 3. November 1952 in Celle[1]) ist ein deutscher Immunologe. Er leitet das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) und ist Professor für Experimentelle Rheumatologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Leben
Andreas Radbruch erwarb 1976 an der Universität Bonn das Diplom im Studienfach Biologie, 1980 promovierte er an der Universität zu Köln. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter beziehungsweise Hochschulassistent arbeitete er – unterbrochen von einem Forschungsaufenthalt an der University of Alabama at Birmingham 1987 – bis zu seiner Habilitation 1988 am Institut für Genetik der Uni Köln. Hier blieb er auch zunächst als Dozent, bevor er 1990 an der Uni Köln eine Professur für Genetik und Immunologie erhielt.
Radbruch ist seit 1996 Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) in Berlin. An der Humboldt-Universität zu Berlin hat er seit 1998 eine Professur für experimentelle Rheumatologie inne.
2007/2008 war Radbruch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 2009/2010 der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Stand 2019 ist Radbruch Präsident der European Federation of Immunological Societies (EFIS).
Wirken
Schwerpunkte von Radbruchs Forschungen sind Autoimmunität, Entzündung und Immunpathologie, die Biologie von T- und B-Lymphozyten und Plasmazellen und die Entwicklung und molekulare Prägung des immunologischen Gedächtnisses. Besondere Verdienste hat er sich um die Entwicklung von Zytometrie und Zellsortierung erworben, insbesondere auch mit Magnetpartikeln (siehe Magnetic Cell Separation). Er konnte außerdem die molekularen Grundlagen des Antikörper-Klassenwechsels in B-Lymphozyten aufklären. Radbruch entdeckte, dass langlebige Gedächtniszellen (insbesondere Antikörper-produzierende Plasmazellen aber auch T-Helferzellen, aus denen sich die T-Gedächtniszellen entwickeln) in speziellen Nischen im Knochenmark überleben, von wo aus sie sowohl die verstärkte Immunantwort bei einer erneuten Infektion leisten können, als auch krankhafte Entzündungserscheinungen wie bei Rheuma oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen aufrechterhalten.
Am DRFZ förderte Radbruch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Kooperation mit klinischen Institutionen wie der Charité. Unter seiner Ägide entstanden erfolgreiche kommerzielle Ausgliederungen des DRFZ wie Miltenyi Biotec oder Amaxa (später von der Lonza Group aufgekauft).
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1994 Karl Heinz Beckurts-Preis[2]
- 2000 Aronson-Preis des Berliner Senats[3]
- 2003 Mitglied der Leopoldina[4]
- 2008 Bundesverdienstkreuz am Bande[5]
- 2009 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften[6]
- 2010 Mitglied der European Molecular Biology Organization
- 2014 Avery-Landsteiner-Preis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie[7][8]
- 2017 Franziskus Blondèl-Medaille der Stadt Aachen
Weblinks
- Wissenschaftlicher Direktor beim Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (drfz.de)
- Lebenslauf (PDF, 162 kB) bei der Leopoldina (leopoldina.org)
Einzelnachweise
- Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. In: dgrh.de. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Preisträger (1994) der Karl Heinz Beckurts-Stiftung (beckurts-stiftung.de); abgerufen am 1. November 2014.
- Verleihung des Aronsonpreises im UKBF an zwei herausragende Wissenschaftler. Pressemitteilung vom 18. Februar 2000 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de).
- Mitgliedseintrag von Andreas Radbruch bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 1. November 2014.
- Bundesverdienstkreuz für Andreas Radbruch. (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive) (PDF, 47 kB) Pressemeldung vom 12. März 2008 bei der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (dgrh.de).
- Andreas Radbruch bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (bbaw.de); abgerufen am 1. November 2014.
- Deutsche Gesellschaft für Immunologie verleiht Avery-Landsteiner-Preis für Immunologie an Andreas Radbruch, Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin bei der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (dgfi.org); abgerufen am 1. November 2014.
- Deutsche Gesellschaft für Immunologie verleiht Avery-Landsteiner-Preis für Immunologie. Pressemitteilung vom 18. September 2014 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de); abgerufen am 1. November 2014.